Sonntag, 8. April 2018

Kranke Technik oder Krankentechnik


Während ich mit Grippe im Bett lag, hat sich das Virus offenbar auch auf meinen PC übertragen. Von der Vogelgrippe weiß man das ja, bei PCs habe ich das noch nie gehört. Kleiner Scherz am Rande. Denn als ich mich einmal aus dem Bett quälte, um mein Schlaftagebuch wieder an die Organisatoren dieser Diagnostik für non 24 zu schicken, hat mein PC gestreikt. Er machte beim  Einschalten nur noch merkwürdige Geräusche und fuhr auch danach nicht wieder ordentlich herunter.   Wenn ich nach  diesem  ersten  Missglückten  Einschaltversuch den Strom dann wieder einschaltete, hörte ich immer dieses merkwürdige Pulsieren. Denn ich habe einen Hauptschalter, da ich alle Geräte an einer langen Steckdosenleiste habe, wobei dann von dieser Hauptsteckdosenleiste wieder andere mehrfach Stecker abgehen, an denen dann die ganzen Geräte meiner Peripherie hängen. Dazu gehört mittlerweile ein Lesegerät, eine Braillezeile, ein Mikrofon, ein Kopfhörer, ein Kartenleser, zwei aktive USB- Hubs, da passive USB-Hubs bei mir zusammenbrechen würden, weil  so viel dranhängt. Hinzu kommt dann noch oder kam zu dieser Zeit, eine externe Festplatte, und es sind auch noch Lautsprecher angeschlossen, die ebenfalls aktiv sind und somit auch am Stromnetz hängen. Für das Telefon und das Kombigerät mit Fax , Drucker, Scanner und Kopierer, die Klemmlampe für die sehenden und eine normale Schreibtischlampe muss natürlich auch noch für Strom gesorgt werden.

 

Daher habe ich dann jemanden vom Tauschring geholt, der sich gut mit PCs auskennt und mir  zuvor  schon viel geholfen hatte. Dem habe ich dann die Symptome geschildert, wobei er meinte, dieses komische Geräusch aus den Lautsprechern hätte mit dem Problem nichts zu tun, Lautsprecher würden immer  so  machen. Ich erklärte ihm aber, dass dieses Geräusch in  den Lautsprechern vorher, als der PC noch funktionierte, nicht vorhanden war. Da meinte er nur, das wisse er nicht. Ich fand dieser Aussage etwas merkwürdig, denn selbst verständlich konnte er das ja nicht wissen, er musste es mir halt einfach glauben. Ich sagte ihm,  dass ich es aber weiß, da ich ja die ganze Zeit  dabei war, und deswegen gäbe ich  ihm ja diesen sachdienlichen Hinweis .   DA wurde er auch noch böse und meinte, ich würde ihm widersprechen, wenn er mir erklärt, dass dieses Geräusch aus den Lautsprechern nicht mit dem defekten PC zusammenhängt, schließlich könne er es ja auch bleiben lassen und mir einfach sagen, ich verstehe nicht genügend von PCs, und wieder nach Hause gehen. Dann kam er irgendwann zu dem Schluss, dass es wahrscheinlich das Netzteil war, weil das Geräusch  aufhörte, wenn er das  Netzteil ausschaltete. Als ich ihn fragte, was denn so ein Netzteil kostet, meinte er erst noch ziemlich genervt, zwischen 20 EUR und 200 EUR. Es käme ja schließlich drauf an, welche Ansprüche ich hätte. Irgendwann wurde er dann wieder vernünftig und meinte, so um die 40 EUR müsste ich dafür schon hinlegen, es gebe diese Netzteile aber auch gebraucht.

 

Ein paar Tage später rief ich dann bei dem Hilfsmittelgeschäft an, wo ich den PC her hatte, und der PC Fachmann unkte dann etwas und meinte, Du nimmst aber auch alles mit, diesen Fall habe ich erst einmal gehabt. Als ich ihn aber fragte, was denn los sei, hüllte er sich in Schweigen. Dies war noch beunruhigender. Ich lag noch im Bett, aber es wurde mir angekündigt, dass von den Assistenten des Hilfsmittelgeschäftes jemand vorbeikommen würde, um den PC abzuholen. Dies geschah dann auch, und nach einigen Tagen erhielt ich dann die freudige Nachricht, dass es lediglich die Stützbatterie gewesen sei, die aber noch auf Garantie ausgetauscht werden konnte, da der PC erst drei Jahre alt war. Ich dachte, das ist gar nicht so typisch für mich, dass ich dieses Mal so glimpflich davonkommen würde, das kann doch nicht wahr sein. Ich teilte dann freudig diese Diagnose meinem Bekannten mit, der den PC angeschaut hatte, und er wunderte sich, denn normalerweise fährt selbst bei defekter Stützbatterie der PC noch hoch, dies ist aber heutzutage nicht mehr der Fall. Somit konnte er auf diese Vermutung nicht kommen. Nach einigen Tagen wurde mir dann der PC wieder zurückgebracht und angeschlossen. Doch bei mir ging er wieder nicht. Sie wollten ihn dann wieder mitnehmen und beteuerten, dass er bei Ihnen schließlich funktioniert hätte. Daraufhin meinte ich, das macht keinen Sinn, einen PC, der außerhalb der Wohnung funktioniert und hier nicht, wieder mitzunehmen, der Fehler müsse also hier vor Ort liegen. Somit suchte der PC Mensch so lange, bis er dann einige Fehlerquellen fand. Mein älterer USB-Hub war zuvor schon nicht mehr ganz in Ordnung gewesen, irgendetwas muss wohl nicht funktioniert haben. Daher war auch mein Bekannter schon zuvor einmal während der Anfangszeit  meiner Grippe dagewesen, um sich diesen Hub anzusehen. Damals war ihm aber nichts besonderes aufgefallen. Es stellte sich dann heraus, dass das Kabel zwischen PC und externer Festplatte irgendwie defekt war. Ich hatte den bekannten noch gefragt, ob vielleicht eine Überspannung stattgefunden haben könnte, und er meinte damals nur, ich solle doch nicht mit Begriffen um mich werfen, von denen ich nichts verstünde. Ich habe schließlich schon einmal eine Überspannung mitgemacht, da zu meiner Studentenzeit in der Nähe meiner Wohnung der Blitz in einen Stromkasten eingeschlagen war, und dadurch mein 56 K Modem, welches damals noch 450 DEM gekostet hatte, komplett innen verkohlt war. Ich habe aber jetzt überall Blitzschutzstecker und Überspannungsschutz. Was mich am meisten geärgert hatte war, dass ich diese externe Festplatte niemals benutzt hatte. Ich hatte sie einmal aus einer alten internen Festplatte erstellen lassen, und in dem Hilfsmittelgeschäft hatten sie mir dafür ein Gehäuse gebastelt. Ich wollte eigentlich meine Daten darauf sichern, wusste aber nicht, wie das geht, ob man das genauso wie bei jedem anderen Laufwerk machen kann, oder ob man hier eine spezielle Sicherung vornehmen muss. Das wollten wir dann irgendwann mal in Angriff nehmen, sind aber niemals dazugekommen. Jetzt war es sowieso zu spät. Als Der  PC-Spezialist dann den PC einschaltete, ging dieser immer noch nicht. Somit stellte sich heraus, dass das Verlängerungskabel, welches über USB zwischen meinem Computer und meinem Kartenleser eingesteckt war, da das Kabel des Kartenlesers sonst nicht ausgereicht hätte, ebenfalls einen Defekt hatte. Auch dieses wurde noch entfernt. Der ältere  der beiden USB-Hubs hat aber immer noch nicht funktioniert, und da stellte sich heraus, dass beide USB-Hubs nicht jeder  für sich über einen USB Port am PC angesteckt waren, sondern dass nur einer von ihnen am PC angesteckt war, und der andere mit seinem USB- Stecker im anderen USB -Hub steckte. Somit waren beide hintereinander geschaltet, was ziemlich unsinnig war. Keine Ahnung, wie das zugegangen war, und wer das gemacht hatte. Bei mir herrscht aber ein Kabelsalat, den man aber auch nicht bändigen kann. Zumindest ist der Mensch von dem Hilfsmittelladen fast verzweifelt. Irgendwann ging dann alles wieder, und nun wollten wir uns noch daran machen, dass ich scannen konnte. Zuerst behauptete er, es sei nicht möglich, von meinem Kombigerät aus über den Computer zu scannen. Normalerweise legt man das Papier ein, und Sehende können dann mit Hilfe des Displays am Drucker selbst den Scanvorgang starten. Dies klappt aber bei mir nicht, obwohl mir mein Helfer zwar gesagt hat, dass man siebenmal auf o. k. drücken muss, und dann würde er scannen. Aber wenn man nicht sieht, wann genau man drücken muss, verstellt man versehentlich Dinge am Menü, sodass manche Ausdrucke dann in DIN A5 herauskamen, wobei dann zwei DIN A4 Seiten im DIN A5 Format nebeneinander auf einer DIN A4 Seite herauskamen. Somit entschied ich mich, da die Software des Druckers auch nicht barrierefrei war, über ein von mir irgendwann mal kostenlos erworbenes Scanprogramm den Scanvorgang einzuleiten. Aber er meinte, ich hätte damals meinen Flachbettscanner nicht hergeben sollen, ich sei zu voreilig gewesen, von diesem Gerät hier könne man nicht scannen. Ich sagte ihm, dass die Firma selbst mich damals zum Saturn geschickt hatte, da diese zu dieser Zeit einen für blinde gut bedienbaren Scanner hatten, und die Beratung dort sehr gut gewesen sei. Andere hätten auch schon diesbezügliche positive Erfahrungen berichtet, und daher ging ich damals dorthin und wurde auch dementsprechend gut beraten. Ich dachte mir aber, wenn man vom PC aus ein Fax senden kann, oder wenn man vom PC ausdrucken kann, muss man auch vom PC aus den Scanvorgang einleiten können. Warum soll das eine gehen und das andere nicht? So öffnete ich das kopierte Scanprogramm, suchte mir den Scanner heraus und stellte ihn als Standard ein. Aber natürlich schaffte ich es nicht, gleich zu scannen. Somit rief ich dann den PC Mann noch einmal an, und er war erstaunt, dass es ging. Sonst hätte er mir einen Dokumentenscanner für 200 EUR empfohlen, was ich aber nicht einsah, denn schließlich hatte ich einen Scanner, und das muss ein Dokumentenscanner sein, da ich nur einen Schwarzweiß Laserdrucker habe, und der scannt ja meistens Dokumente ein, während man bei einem Farbscanner er mit dem Scannen von Graphiken  oder Fotos rechnet.

 

So richtete er mir in stundenlanger Arbeit dann den Scanner ein, und hinterher erhielt ich dann eine Rechnung von 150 EUR, da zum einen die Fehler mit den Kabeln und den falsch gesteckten USB-Hubs behoben werden mussten, und da er vor Ort eben auch noch das Scanprogramm einrichten und den Scanner dementsprechend einstellen musste. Wahrscheinlich hätte jemand, der von den sehenden gründlicher gesucht hätte, und der mir meine Schilderungen mit den merkwürdigen Geräuschen geglaubt hätte, die defekten Kabel zwischen Computer und externer Festplatte und zwischen Computer und Kartenleser entdeckt. Auch die falsch gesteckten USB-Hubs  hätte man wahrscheinlich sehen können. Mein PC Mensch machte dann noch einen Probeausdruck, alles ging, und er ging wieder nach Hause. Ich schluckte zumindest sehr, als ich dann diese 150 EUR zahlen musste, weil ich so ein Problem mit dieser blöden Technik hatte.

 

Nun kam ja auch wieder die lästige Zeitumstellung, die meines Erachtens völlig unnütz ist, denn die Stunde, die man am Abend einspart, muss man dann am Morgen wieder vergeuden, das war mir schon als Kind nicht klar, was die Einführung der Sommerzeit eigentlich bringen sollte. Früher musste ich noch sieben verschiedene Uhren umstellen, das war zwar umständlich, doch es schärfte eben auch das Bewusstsein dafür, dass morgen der Tag 1 Stunde früher beginnen würde. Ich verließ mich also darauf, dass meine elektronischen Uhren und meine Funkuhren sich alleine umstellen würden. Da ich ja sehr lange krank war, hatte ich meine sprechende Armbanduhr mit Funk und Solar ziemlich lange in einem Kästchen aufgeräumt, und erst ein paar Wochen später fiel mir auf, dass ich sie vielleicht mal wieder ans Licht legen müsste, damit sie sich wieder auflädt, oder damit sich die Batterien eben nicht komplett entladen. Ich wartete also darauf, dass sie sich dann zu Sommerzeit umstellen würde, aber nichts geschah. Im Wohnzimmer habe ich nun  eine Uhr, die jede Stunde eine andere Melodie spielt, und die immer andere Instrumente zu jeder vollen Stunde ertönen lässt, damit ich eben dort auch weiß, wie spät es ist, denn meine sprechende Uhr mit dem Thermometer im  Schlaf-Arbeits-Zimmer geht nur bis 22:00 Uhr. Ich bleibe aber meistens länger auf. Und dann sitze ich im Wohnzimmer und schaue fern. Diese Uhr mit den Melodien hat keinen Funk, die muss man von Hand umstellen. Das hat dann meine Helferin erledigt. Danach fing sie aber an zu leiern, und irgendwann blieb sie stehen. Ich dachte auch, diese Uhr ist nun ebenfalls Opfer der Zeitumstellung geworden, genau wie meine Armbanduhr, die sich  noch immer nicht umstellen wollte. Diese brachte ich dann  mit meiner anderen Assistentin, der Mutter meiner anderen Helferin, zu meinem Lieblingsuhrmacher in der Hoffnung, dass sie die Uhr wieder zum Laufen kriegen. Die Uhrmacherin hat mich schon am Telefon getröstet, dass sie mehrere Funkuhren umstellen mussten, die sich nicht von alleine gestellt hatten, daher hegte ich die berechtigte Hoffnung, dass es bei mir auch so sein würde. Als ich dann mit meiner Helferin in den Laden kam, stellte die Uhrmacherin erst mal fest, dass die Batterie fast leer war. Dadurch, dass die Uhr sich so lange nicht aufladen konnte, war die Stützbatterie eben auch fast leer. Sie vermutete also, dass die Uhr schlichtweg nicht mehr die Kraft hatte, sich mit dem bisschen Strom noch selber umzustellen. Sie meinte, wenn man eine neue volle Batterie einlegt, würde die Uhr das dann schaffen. Somit legte sie eine zehn Euro teure Lithium Batterie in die Uhr, aber nichts passierte. Sie meinte, es gäbe jetzt zwei Möglichkeiten, entweder wir warten, ob sich die Uhr noch umstellt, und ich zahle die zehn Euro, oder sie baut die Batterie wieder aus, damit ich nicht diese teure Lithium Batterie kaufen müsste, und wir legen die alte Batterie wieder rein. Denn sie meinte, wenn ich die Uhr tatsächlich einschicken muss, dann würde die Garantie erloschen sein, wenn die sehen, dass jemand anderer schon etwas verändert hatte. Ich fand das sehr nett, somit baute sie die alte Batterie wieder ein, und sie nahm mir dann auch noch das Armband von der Uhr ab, damit ich die Uhr ohne dass teure Armband einschicken konnte. Damals hatte ich mir die Uhr zur Transplantation geschenkt, und ich wollte unbedingt eine Funkuhr mit Solar, die ein schönes Zifferblatt hat und außerdem sprechen kann. Danach hatte ich lange gesucht. Später hat sich herausgestellt, dass es dieselbe Uhr im Landeshilfsmittelzentrum in Dresden sogar billiger gibt. Beim Uhrmacher hatte ich dann eben noch das dehnbarer Zugarmband gekauft, da ich mir immer sehr schwertue, eine schnalle zu öffnen und zu schließen. Und da die Uhr einen goldfarbenen Rand hatte, nahm ich ein Zugarmband mit Gold und silberfarbenen Gliedern. Das sah sehr schön aus.

 

Meine Helferin und ich gingen dann nach Hause, um die Uhr einzuschicken. Ich hatte sie schon einmal vor einem Jahr einschicken müssen, da ich lediglich eine etwas gröbere Bewegung machte, mit der Faust auf den Tisch klopfte, und dabei schon der Glasdeckel abging, und die Uhr wollte nicht mehr funktionieren. Damals wurde die Uhr ohne Probleme ausgetauscht, denn normalerweise müsste man schon auch härtere Bewegungen ausführen können, ohne, dass die Uhr gleich kaputt geht. Der Funkempfänger scheint etwas empfindlich  zu sein. Aber mit dieser Uhr bin ich seither sehr vorsichtig gewesen. Wir riefen also bei dem Versandhandel an, und die erklärten uns, dass Sie mir jetzt per E-Mail einen Retourenschein zuschicken würden, den ich ausdrucken könnte, um die Uhr dann kostenlos an die Firma zurückzusenden. Als ich dann am PC saß, um diesen Retourenschein auszudrucken, ging der Drucker nicht. Ich wäre fast ausgeflippt. Ich war nun wirklich überfordert, und ich war schließlich komplett dekompensiert , ich hätte fast mit dem Kopf auf den Boden geschlagen vor Verzweiflung.

 

Ich rief dann meinen PC Mann an ,  der  über  Fernwartung  das Problem  ermitteln wollte. und Dabei fragte ich ihn, ob der Fehler beim Ausdrucken vielleicht daran läge, dass er den Scanner eingestellt hatte, doch er wurde wütend und meinte, das kannst Du so sehen, wenn Du willst, aber ich habe doch schließlich damals einen Probeausdruck gemacht. Das war nicht als Beschuldigung gemeint, ich traue PCs nur einfach nicht so weit über den Weg, ich dachte, vielleicht sei der PC im Nachhinein noch durcheinander gekommen, da jetzt auch noch der Scanner dazu eingestellt worden war, und der PC verkraftet das vielleicht nicht und wurde dann eventuell beim nächsten Neustart verwirrt. Aber er war ziemlich sauer und meinte, das stimmt nicht. Ich wollte ihn eigentlich damit auch nicht angreifen, ich dachte nur, vielleicht kann man da den Fehler suchen. Er riet mir dann, mit meinem Handy zur Post zu gehen, denn ich hätte ja schließlich den Retourenschein per Mail bekommen, und daher sei er ja auch auf meinem Handy, und ich könnte ihn dort bei der Post vorzeigen. Das war  ein  sehr  nützlicher  Vorschlag. Ich war aber nicht in der Lage, vor lauter Aufregung, den Anhang in der Mail zu öffnen, so dass ich dann das Handy erst einmal am PC anschloss, um dann eben den dort abgespeicherten Retourenschein aufs Handy zu kopieren. Irgendwie hatte sich dann doch der Retourenschein von selbst aufs Handy runtergeladen, ohne, dass ich etwas machen musste. Endlich  war der Retourenschein  also auf dem Handy. Wir nahmen schnell ein Taxi, da die Post bald zu machen würde.

 

Bei der Post war ein junger Mann, der die Ruhe weg hatte. Wir haben das dann über NFC ausgedruckt, denn mein Handy hat diese Funktion, und wir konnten über diese Möglichkeit dann das Dokument auf deren Drucker senden. Ich musste mich deren Drucker auf ziemlich kurze Distanz nähern, und dann haben wir erst einmal ein Druckerprogramm heruntergeladen. Dieses würde ich dann auch für den heimischen PC nutzen können. Ich habe dann schon in meiner Verzweiflung gebetet und laute Stoßgebete gen Himmel geschickt, dass es jetzt klappen möge. Tatsächlich wurde der Retourenschein ausgedruckt, der Mann füllte ihn dann noch aus, gab uns die Kopie mit und klebte die nötigen Aufkleber dann auf das Päckchen. Er war wirklich sehr lieb und sehr ruhig, und endlich konnte die Uhr auf ihrem Weg geschickt werden. Das war doch eine Serie von Pech, die man nicht so schnell verkraftet.

 

Somit habe ich mich erst einmal damit abgefunden, dass mein Drucker nicht ordentlich mit dem PC verbunden ist, aber mein Helfer und ich haben es geschafft, dass ich auch bei meinem heimischen Drucker über die NFC-Funktion Dokumente vom Handy aus ausdrucken konnte. DA hätte ich dann jedes Dokument erst auf mein Handy kopieren und von dort aus dann über NFC an  den Drucker senden  und ausdrucken können. Damit gab ich mich zunächst mal zufrieden, ich war ja froh, dass überhaupt etwas funktionierte. Mein Drucker hatte schon seit Monaten rot  geblinkt, da aber alles funktionierte, habe ich das ignoriert. Ich vermutete, dass vielleicht die Kartusche mit dem Toner zur Neige ging, wunderte mich aber schon, da ich ja wenig Drucke. Aber wenn man einen neuen Drucker kauft, wird nur eine zu einem Drittel volle  Kartusche mitgeliefert.   Daher hat sie nur drei Jahre gehalten. Mein Helfer stellte dann fest, dass die  Kartusche nur noch  zu 5 % voll  war,  und er besorgte mir eine neue. Leider konnten wir kein namenloses Produkt nehmen, da sich das nicht viel genommen hätte, und dieses namenlose Teil dann auch erst hätte bestellt werden müssen, so dass jemand dann  nochmal zu dem  Laden hätte laufen müssen. So habe ich dann leider doch das Original gekauft. Ich bestelle nichts mehr im Internet, dazu habe ich keinen Nerv mehr, wir haben immerhin einen speziellen Laden für solche Dinge bei uns in der Stadt.

 

Am Samstag vor Ostern wollte ich dann noch Wäsche waschen, wobei dann auf einmal meine Waschmaschine nicht mehr ging. Da ich einen Waschturm habe, wo Waschmaschine und Trockner übereinander gestellt sind, brauche ich eigentlich dort auch zwei Steckdosen. Es ist aber nur eine Steckdose vorgesehen, und wenn man eine Mehrfachsteckdose anschließt, um dann Waschmaschine und Trockner dort einzustecken, fliegt jedes Mal die Sicherung heraus, wenn man beide Geräte gleichzeitig betreibt. Somit müsste man jedes Mal den Trockner außer Betrieb lassen, während man wäscht, aber dann könnte man die nächste Ladung nicht trocknen, damit dann die nasse Wäsche aus  der Waschmaschine  gleich wieder in den Trockner könnte, wenn die andere Ladung fertig ist. Ich habe aber am Spiegel auch noch eine Steckdose, die nicht mit diesem Stromkreis sondern mit dem allgemeinen Stromkreis des Badezimmers verbunden ist. Somit legten wir ein Verlängerungskabel mit Mehrfachsteckdose von dieser Steckdose zur Waschmaschine, und der Stecker der Waschmaschine ist dann in dieser Mehrfachsteckdose drin. Ich muss dann den Stecker der Zahnbürste rausziehen, um, wenn ich waschen möchte, dann den Mehrfachstecker reinzustecken. Die Waschmaschine war zuvor noch eingeschaltet gewesen, da mein Haushaltshelfer meinte, dass einer meiner Badevorleger endlich mal gewaschen werden müsste. Da hatte ich vergessen, den Hauptschalter der Waschmaschine auszuschalten, und ich habe einfach den Stecker rausgezogen. Als ich dann am Samstag waschen wollte, reagierte die Waschmaschine nicht mehr, sie ging weder auf, noch gab sie sonstige Geräusche von sich . In meiner Panik rief ich dann einen anderen bekannten an, der jetzt etwas weiter weg wohnt, nachdem ich umgezogen bin. Er war schon häufiger bei mir gewesen, aber er kann manchmal ziemlich ungeduldig und aggressiv werden, wenn ich zum Beispiel Panik schiebe, wenn etwas nicht geht oder zu weinen anfange. Daher hat er mich einige Monate zuvor so angeschrien, dass ich ihm sagte, in meiner Wohnung möchte ich das nicht haben, und ich habe ihn eine Zeit lang nicht mehr geholt. Jetzt dachte ich, das Gras über die Sache gewachsen ist, und daher rief ich ihn an. Zwischenzeitlich hatten wir auch einige andere Tauschringangelegenheiten geregelt,  da ich einige Angebote und Nachfragen hatte. Er kam dann auch sofort, und er stellte fest, dass ich lediglich etwas länger auf den Knopf der Waschmaschine hätte drücken müssen, und dass ich einfach zu schnell war, und die Waschmaschine  es irgendwie krumm genommen  hatte, dass ich   ohne auszuschalten den Stecker gezogen hatte. Da er nun schon mal da war, bat ich ihn, auch nach meiner Uhr im Wohnzimmer zu sehen, die stehen geblieben war, und sich mal meinen PC anzuschauen, bei dem der Drucker nicht mehr ging. Als er sich die Uhr vornahm, stellten wir fest, dass die Batterien, die mit der Uhr mitgeliefert waren, die meine Mutter bei eBay für mich erstanden hatte, schon ziemlich leer waren, und eine der drei Batterien war sogar ausgelaufen. Daher wechselten wir die Batterien, und es stellte sich heraus, dass die Melodien auch total falsch eingestellt waren. Das ist  eine Uhr für Hühner oder  für   leute, die berufstätig sind, um 6:00 Uhr beginnt sie, und um 9:00 Uhr abends hört sie schon wieder auf. Das ist aber nicht gerade meine Zeit, und somit verschoben wir dann einfach die Melodien um 3 Stunden, zuvor waren sie um ganze 6 Stunden falsch eingestellt gewesen. Jetzt beginnt sie um 9:00 Uhr morgens, und um Mitternacht hört sie auf, das ist passend. Sie leiert auch nicht mehr, die Melodien spielen sich wieder ganz normal ab. Dann schaute er noch nach meinem PC, und es stellte sich heraus, dass der Drucker lediglich offline war. Da haben zwei Leute drauf geschaut, der Mann vom PC Laden über Fernwartung, und mein Helfer, und beide haben die Ursache nicht gefunden. Aber der bekannte von mir meinte, dasselbe Problem hätte er auch schon mal gehabt, daher hätte er das sofort gewusst.  Wir mussten aber noch mal in die FRITZ!Box, und ich hätte fast das Passwort vergessen, zumindest habe ich die Datei, wo alles abgelegt war, beinahe nicht mehr gefunden, da wir unter einem anderen Namen gesucht hatten. Wir konnten dann über die FRITZ!Box zumindest einstellen, dass ich den Drucker, der jetzt über  ein LAN-Kabel über  die Fritz! Box mit dem PC verbunden war, auch über WLAN betreiben konnte. Er wusste allerdings nicht, wie man das WPA-Passwort  am Drucker so eingibt , dass sich Buchstaben und Zahlen abwechseln, da diese Tastatur nicht ganz so wie eine alte Handytastatur funktioniert. Das hat aber mein Helfer gewusst, somit habe ich mir beschreiben lassen, wie man an diese Stelle kommt, damit er dann das Passwort eingeben kann. Der Drucker funktioniert jetzt wieder, man konnte ihn sowohl über das Handy via NFC als auch über den Computer via LAN zum Laufen bringen. Neulich habe ich auch etwas gescannt, auch das hat funktioniert.

 

Mittlerweile habe ich auch angerufen, wo meine Uhr geblieben sei, ob sie nun gut angekommen sei, und was sie denn hätte. Ja, die Uhr sei da, es liefe aber auf einen Austausch hinaus, die Uhr sei defekt. Schade, dass diese Uhr während der Garantiezeit schon zweimal kaputtgegangen ist, ich fürchte, wenn im Oktober 2018 die Garantie erlischt, dass ich dann auch keine Uhr mehr haben werde, denn wenn sie dann noch mal kaputt geht, kann ich sie nicht mehr kostenlos austauschen. Die Gewährleistung reicht nur für zwei Jahre, d.h., die 150 EUR teure Uhr hält dann auch dementsprechend nur zwei Jahre, weil mehr nicht gewährleistet ist. Mein Bekannter aus dem Schwarzwald meinte, Solar, Funk, Sprachausgabe und Zifferblatt in einem so kleinen Gehäuse, das könne nicht gut gehen. Leider hat er recht. Und wer recht hat, gibt einen aus.

 

Auf den ersten Blick war ich zunächst  einmal total verzweifelt, wie schrecklich all das war, welche Pechsträhne ich hatte. Am Ende hat sich dann herausgestellt, dass das ganze auch sein Gutes hatte. Ich weiß jetzt, wie NFC funktioniert, ich habe jetzt dieses Programm für den mobilen Ausdruck  auch auf meinem Handy, meine Uhr funktioniert wieder, zumindest die im Wohnzimmer, und mein Drucker lässt sich jetzt mit all seinen Funktionen über den PC steuern. Wäre die Waschmaschine nicht ausgefallen, hätte ich meinen Bekannten nicht angerufen , und das Problem  mit dem  Drucker  und der Wohnzimmeruhr  würde  noch immer bestehen. Hätte ich das Problem mit meinem heimischen Drucker nicht gehabt, hätte ich bei der Post nicht die Funktion mit dem NFC kennengelernt und hätte jetzt nicht das mobile Programm. Jedes Problem und jede Panne, jeder Rückschritt haben dazu geführt, dass es sogar danach einen Schritt weiter gegangen ist. Jetzt muss nur noch die Armbanduhr zurückkommen, dann sind diese technischen Probleme auch wieder überwunden. Ich kann nur hoffen, dass jetzt endlich mal Ruhe einkehrt mit all dieser Technik. Je schlechter man sieht, umso mehr von dieser Technik braucht man, und manchmal denke ich, man vergeudet mehr Zeit damit, die Technik zu reparieren, als dass man von ihr profitiert.

 

Das war alles kurz nach meiner noch abklingenden Grippe und während der Zeit, als ich auch noch um mein  Eisenpräparat kämpfen musste, was  in  meinem  Blogeintrag  über  die Grippe beschrieben wird.  Und  so war ich da ganz schön eingespannt und angespannt. Viele können das nicht verstehen und denken, was macht die für ein Theater wegen eines Druckers, aber es kommen halt auch ganz viele Dinge immer auf einmal zusammen. Und je mehr Baustellen man hat, desto mehr kann eben  halt auch schief gehen. Jetzt funktioniert alles fürs Erste wieder, ich kann nur hoffen, dass das jetzt eine Weile so anhält.

Samstag, 7. April 2018

Grippe im Maßanzug


Am 15. Februar wollte ich eigentlich einige Dinge unternehmen, aber ich habe gemerkt, dass ich was ausbrüte. Am Tag zuvor habe ich es in der Physiotherapie ziemlich übertrieben. Denn wir wollten besonders das linke beinkräftigen, da ich häufig etwas schräg laufe, und wir vermuteten, dass vielleicht das eine Bein etwas schwächer ist als das andere. Das kommt zwar bei vielen Leuten vor, aber bei mir ist ja das Nierentransplantat an die linke Beinarterie angenäht, vielleicht liegt es auch daran. Zumindest hatte ich auf dieser  Seite schon immer Wadenkrämpfe, besonders dann, wenn ich lange nichts gegessen hatte. Es stört mich sehr, dass ich häufig etwas diagonal laufe, weil  ich das  ja mangels  ausreichendem Sehvermögen  kaum noch korrigieren kann, und genau das wollten wir eben beheben. Wir haben auch festgestellt, dass mein Becken etwas schief steht, und so haben wir überlegt, das beim nächsten Mal nachzumessen, ob  entweder das eine Bein etwas kürzer ist, was bei vielen Leuten  vorkommt, oder  ob  ich die Hüfte verdrehe, woran man ja arbeiten könnte. Zumindest haben wir an diesem Tag dann die Beinpresse nur mit einem Bein gemacht, und anstatt 40 habe ich nur 20 Kilo , aber  das nur auf einer Seite, gestemmt. Das habe ich aber dann auch mal mit dem anderen Bein gemacht, um das schwächere etwas ausruhen zu lassen. Dann haben wir noch ziemlich viele andere Übungen gemacht, und schon da begannen die Glieder mir weh zu tun. Häufig ist es bei mir so, dass ich, wenn ich mich über anstrenge, dann eine Erkältung bekomme. Das habe ich, seitdem ich das Pfeiffer'sche Drüsenfieber hatte. Somit hoffte ich, dass mir die Erkältung und längere Bettruhe erspart blieben, aber leider war dem nicht so.

 

Am Donnerstag den 15. wollte ich eigentlich noch zum gemeinsamen Singen der evangelischen Blinden Seelsorge, aber da musste ich schon absagen. Am Freitag war ich dann so kaputt, dass ich sogar fast erbrochen hatte, als ich ein Glas Wasser trinken wollte. Das hat sich dann zum Glück gelegt, denn ich muss ja meine Medikamente einnehmen können.

 

So habe ich die nächsten Tage und auch die nächste Woche im Bett verbracht. Ich dachte eigentlich, da bei mir Krankheiten meistens zwei Wochen dauern, dass es damit getan sein würde, und ich die zweite Woche dann wieder langsam auf die Beine kommen könnte.

 

Da ich häufig  schlecht schlafe, mitten in der Nacht aufwache, auf  die Toilette gehe, und dann nicht mehr einschlafe , habe ich mich Anfang des Jahres in ein Schlaflabor begeben. Denn ich hatte über die Erkrankung von Blinden bezüglich zirkadianer Rhythmusstörungen gehört, die sich Non24 nennt. Dabei kommt es zu einer mangelnden oder fehlenden Weiterleitung des  Lichts seitens lichtempfindlicher, nicht für das Sehen verwendeten Netzhautzellen , die normalerweise das Licht über die Sehbahn an einen bestimmten Knoten senden, der den Tag-nach-Rhythmus regelt. Dies kann sowohl bei sehenden als aber auch vermehrt bei Blinden vorkommen. Darüber gab es einen telefonischen Vortrag, nach welchem man sich dann an zwei Krankenpfleger wenden konnte, die telefonisch die Koordination für die Diagnostik übernehmen. Somit bin ich bei uns im Klinikum zu einer Ärztin, die sich schon  mit  diesem noch relativ neu  entdeckten  Krankheitsbild  auskannte,  recht verständnisvoll war, auch schnell auf E-Mails antwortete, und die mich zu einem psychophysischen Labor auf dem Klinikgelände schickte, wo man mir eine Armbanduhr, ein sogenanntes Aktimeter,  anlegte, das die Aktivitäten über eine Zeit lang aufzeichnen sollte. Die Batterien dieser Uhr reichen aber nur für zwei Wochen. Somit musste ich alle zwei Wochen eine neue Uhr erhalten, da wir diese Aktigraphie über mehrere Wochen durchführen wollten, um dann eben zu sehen, ob sich der Tag-nach-Rhythmus verschiebt, weil  jeder Mensch  24  Stunden plus  x läuft,    dies aber  wie bei einer Funkuhr  bei gesunden  Menschen  immer wieder  entsprechend den 24 Stunden justiert  wird.  Bei  Menschen ohne  diese  Justierungsmöglichkeit  verschiebt  sich  so der 24-Stunden-Rhythmus  immer um  x  Minuten, so dass  sie irgendwann müde sind, wenn  man eigentlich wach sein sollte und umgekehrt.  Das Aktimeter zeichnet die Bewegungen und den Puls auf. Da ich aber nun die ganze Zeit im Bett lag, und die Uhr abgedeckt war und somit kein Licht über  ihren  Lichtsensor empfangen konnte, waren die Aufzeichnungen über diese Zeitperiode verfälscht und somit unbrauchbar. Daher brachte meine Assistentin die Uhr zum vereinbarten Zeitpunkt zurück, allerdings erhielt ich dann keine neue. Wir wollten dann mit diesen Aufzeichnungen weitermachen, sobald ich wieder gesund wäre.

 

Während ich im Bett lag, hat mir auch jemand den Tipp gegeben, dass es eine App gibt, mit der man Fernsehsendungen vor programmieren und aufzeichnen und hinterher dann aus einer klaut herunterladen und auf dem Handy anschauen kann. Das gibt es auch für Hörfilme, man kann also bei der Auswahl der Filme bewusst Filme mit Bildbeschreibung  auf dem zweiten Tonkanal aussuchen. Somit konnte ich mir im Bett etwas die Zeit vertreiben.

 

Nach zwei Wochen war aber noch keine Besserung in Sicht. Ich war froh, wenn ich überhaupt mal ein paar Stunden einfach so auf dem Sofa in eine Decke gewickelt legen konnte. Danach zog es mich sofort wieder ins Bett. Wenn ich mal irgendetwas Anstrengenderes machte, wie zum Beispiel Kaffee kochen und trinken, war ich hinterher total kaputt und erschöpft. Die Fenster machte ich in der Zeit überhaupt nicht auf, denn ich fürchtete, mir noch eine Erkältung zusätzlich einzufangen. uZu der Zeit  waren es draußen  -6-  -8°.  

 

Da ich Angst um meine Niere hatte, und da ich sowieso einen Termin in der Transplantationssprechstunde hatte, den ich schon wegen Krankheit um eine Woche verschoben hatte, bat ich meine Assistentin, mit mir zusammen ein Köfferchen zu packen, sprich meine Reisetasche, um diese dann gleich in die Ambulanz mitzunehmen, falls man entschied, mich im Klinikum zu behalten. Vorher hatte ich schon telefonisch mit einem Arzt dort gesprochen, der riet mir aber ab, da das Krankenhaus ziemlich voll sei. Viele Leute hatten zu dieser Zeit die Grippe, und ich hätte nur einen Platz auf dem Gang bekommen, das wäre meiner Erkältung nicht gerade zuträglich gewesen. Dennoch dachte ich, sicher ist sicher, ich nehme mal alles mit, was ich für ein paar Tage brauche. Mein Arzt meinte aber ebenso, ich würde mich dort nur noch zusätzlich anstecken, ich hätte ja sowieso schon genug, aber wenn ich schon seit dem 15., also am Tag des Termins am 28. Februar, schon 13 Tage krank sei, und jetzt auch Schwindel und Kopfschmerzen dazugekommen waren, sollte ich mich mal beim HNO vorstellen, um eine Nebenhöhlenentzündung abzuklären. Ich meinte, ich sei ja gegen Grippe geimpft gewesen, daher hatte ich keine Angst, mich im Krankenhaus anzustecken, aber der Arzt meinte, ich sei zu Hause besser aufgehoben.

 

Am Freitag den 2. März ging ich also zum HNO, der feststellte, dass die Nebenhöhlen komplett voll seien, zumindest die rechte Seite. Er empfahl mir, nachdem ich immer Nasenduschen mache, das Wasser künftig ab zu kochen, denn es bestehe die Gefahr von Pseodomonaden in den Leitungen, die doch manchmal recht alt seien, insbesondere in unserem Stadtteil. Man hat ja sonst nichts zu tun, daher musste ich notgedrungen versprechen, mein Wasser künftig ab zu kochen. Womöglich hatte ich mir die Keime auch noch selber eingeladen, da ich es gut mit mir meinte und die Nasenduschen mit Salzwasser wieder angefangen hatte, gerade, um mich vor Erkältungen zu schützen. Er meinte, wenn es nicht besser würde, müsste ich ins CT, denn es könnten sich Polypen in den Nebenhöhlen befinden. Diese wurden ja 2006  extra  entfernt  und die Nasennebenhöhlen daher  ja gefenstert, bevor man mich auf die Transplantationsliste setzen konnte, um genau solche Probleme während einer Zeit der Transplantation mit Immunsuppression zu vermeiden. Daher war ich schon etwas besorgt, doch der HNO meinte, dass nur bei 10 % der Patienten die Polypen wieder nachwachsen, die bei mir 2006 aus den Nebenhöhlen entfernt worden waren.

 

Ich war jetzt schon wirklich in Sorge, da ich überhaupt nicht mehr auf die Beine kam. Zu dieser Zeit rief ausgerechnet meine Schwester an und klagte mir ihr leid, dass sie so starken Schnupfen und so starke Allergien hätte, und dass sie doch endlich mal wieder durch zwei Nasenlöcher atmen können wollte. Ich dachte, die hat wirklich Sorgen. Ich lag da mit einer wahrscheinlich abgeschwächten Form der Grippe, vielleicht sogar der klassischen Influenza, kam  einfach  nicht mehr auf die Beine, nachdem ich zehn Jahre auf eine Niere gewartet hatte, das erste Jahr der Transplantation ziemlich hart verlaufen war, und ich nun endlich aus dem gröbsten raus war, und sie klagte und jammerte, dass sie nur durch ein Nasenloch atmen kann. Nach meinem Befinden hat sie sich nur ganz kurz und lapidar erkundigt, um dann gleich ihr Klagelied anzustimmen. Ich hatte insgesamt vier Nasenoperationen gehabt, und ich erzählte ihr, dass ich unter Umständen noch einmal gefenstert werden müsste, weil sich eventuell wieder Polypen in den Nebenhöhlen angesiedelt hatten. Die hätte man extra vor der Listung für eine Transplantation entfernt, um derartige Komplikationen zu vermeiden. Statt aber nun auch etwas besorgt zu sein, erkundigte sie sich nur danach, wie so eine Operation verläuft, da bei ihr ja die Polypen lediglich in der Nase entfernt worden seien, und sie wollte genau wissen, wie so eine Operation denn abläuft, vermutlich eher  mit dem Tenor, falls Sie selbst mal in so eine Lage kommen würde. Der Hammer war dann auch noch, als sie mir sagte, sie käme jetzt in die Wechseljahre, sie sei schon fast mittendrin, und erst wenn man alt würde, würde man ja wissen, wie es sei, krank zu sein. Ich warf ein, dass manche Menschen das auch schon in jungen Jahren erfahren würden, aber das quittierte sie nur mit einem Ja ja, das stimmt, sowas gibt's auch, und jammerte dann weiter. Ich sei ja noch jung, ich wüsste ja noch nicht, wie das sei, aber erst dann, wenn man alt würde, würde man wissen, wie es sei, krank zu sein. Nun denn, wenn ich mal in die Wechseljahre komme, werde ich dann am eigenen Leibe erfahren, wie das ist, wenn man krank ist. Kein Mensch im gesamten Universum kann meine Verzweiflung darüber verstehen, wie sehr mich diese Äußerungen quälen.

 

So lag ich tagaus tagein herum. Die Assistentin, die mir geholfen hatte, meine Tasche zu packen, meinte, ich sähe doch ganz gesund aus, was ich denn wolle, ich sei doch nicht krank, ich  würde doch hier herumlaufen. Während des Packens war ich allmählich so kaputt, und sie saß mitten auf meinem Bett, sodass ich mich nicht reinlegen konnte, und notgedrungen in meiner Schwäche legte ich mich mitten auf meinen Bettvorleger, weil ich einfach nicht einmal mehr sitzen konnte. Da endlich hat sie gemerkt, dass ich nun  langsam mal wieder ins Bett zurück muss. Dennoch meinte sie, mach Dir keine Sorgen, Du bist doch gesund. Als ich zwei  Wochen später dann noch verzweifelter war, da ich überhaupt nicht mehr auf die Füße kam, hat eine Bekannte von mir in ihrer Panik Kontakt mit meiner Assistentin aufgenommen, da sie sie auch einmal als Assistentin hatte, sodass diese mich dann anrief. Statt mich aber konkret zu fragen, was ich brauche, und wie sie mir helfen könnte, beschwichtigte sie mich nur permanent, das sei das Wetter, das hätten jetzt alle, das ginge allen Menschen so, auch den gesunden und dann  natürlich  erst recht mir. Dass ich 15 verschiedene Medikamente nehme, immunsupprimiert bin, eine Transplantation hinter mir habe und eine Niere zu verlieren habe, und wahrscheinlich mit einer Grippe im Bett liege, die einfach nicht verschwindet, liegt dann wohl auch am Wetter. Da wurde ich dann wütend, aber verstanden hat sie das nicht.

 

Im Altenheim, wo ich eine Zeit lang Gitarre spielte, und wo ich mir wahrscheinlich die Grippe vermutlich eingefangen hatte, ohne nun falsche Mutmaßungen anzustellen, habe ich dann ebenfalls angerufen, um abzusagen. Dort wurde mir dann auch gleich wieder erklärt, man habe ja schließlich auch schon mal eine Erkältung über mehrere Wochen gehabt, dass ginge jedem so, und da bräuchte ich mir keine Sorgen zu machen. Andere seien ja auch so  anfällig usw…. Das hörte ich dann noch von mehreren Leuten. Es ist halt wesentlich besorgniserregender, wenn man nur durch ein Nasenloch Luft kriegt, oder wenn man in die Wechseljahre kommt, als wenn man  als  Nierenpatient nach  einer Infektion einfach  nicht mehr hochkommt.

 

Meine Putzfrau war dann auch noch da, und sie jammerte mir die Ohren voll, dass sie sich niemals ins Bett legen durfte, als sie krank war, denn sie hat ja zwei Kinder, und sie hat arbeiten müssen, da hätte sie es sich nicht leisten können, sich auch noch ins Bett zu legen. Ich entgegnete ihr, dass bei mir die Frage eher darin bestünde, ob ich es mir leisten kann, mit meiner Niere mit einer Grippe herumzulaufen. Ich meinte dann, gut, ihr seid alle wesentlich tapferer als ich, ihr geht auch noch mit Krankheit arbeiten, ich bin eben eine faule Sau, ich gebe es zu, ihr verdient alle den Tapferkeitsorden. Sie meinte nur, nein nein, Du bist nicht faul, das stimmt nicht. Das ist aber genau das, was mir gespiegelt wird, wenn mir alle immer erzählen, es ginge ihnen genauso, aber sie würden sich nicht ins Bett legen, und sie würden unter Umständen noch wesentlich länger mit einer Grippe herumlaufen als ich . Denn sie dürften sich ja nicht hinlegen, weil sie arbeiten müssen und Kinder haben, das habe ich jetzt von einigen so gehört. Wie hab ich es doch gut.

 

So ging das tagelang hin und her, manchmal ging es mir etwas besser, dann war ich schon froh, wenn ich mal im Wohnzimmer eine Weile sitzen konnte, dann zog es mich wieder ins Bett. Ich konnte anfangs noch nicht einmal am Telefon meiner Spanierin mit ihren Deutschaufgaben helfen, so  geschwächt  war ich.   Allmählich  ging das dann aber wieder ,wobei ich dann vor meinem Besuch bei der Transplantationsambulanz mit meiner Helferin telefonierte, die mir alles Mögliche über ihren Hund erzählte, und die mit mir absprach, dass wir jetzt ein Training machen, wo uns jemand zeigt, wie wir mit ihrem Hund spazieren gehen können. Das hätten wir zwar auch noch ein andermal besprechen können, aber ich hatte keine Ausrede, ich konnte schlecht sagen, ich hab jetzt keine Lust zu telefonieren, denn ich war ja schließlich da und hatte ja Zeit. Und irgendwann möchte ich auch mal mit ihrem Hund und ihr zusammen rausgehen können, ohne, dass er an der Leine zieht. Nach dem Telefonat fragte sie mich dann auch noch, wie oft hast Du jetzt an Deine Krankheit gedacht? Als ich sagte, überhaupt nicht, meinte sie, siehst Du, das war ein Test, ich habe Dich abgelenkt, ich wollte nur mal sehen, ob Du dann auf andere Gedanken kommst. Ich machte ihr ziemlich deutlich klar, dass ich nun mal jetzt krank bin, und ob ich da abgelenkt werde oder nicht, die Krankheit bleibt trotzdem. Ich habe den Eindruck, dass man mich eher für psychisch krank hielt oder für eine Hypochonderin, die man nur etwas auf andere Gedanken bringen muss, und wo dann gleich alle Symptome verschwinden, sobald sie nicht mehr dran denkt. Hinterher ärgerte ich mich nur, dass ich die Zeit nicht damit verbracht hatte, auf dem Sofa auszuruhen und Kräfte zu sammeln und mir einen schönen Hörfilm reinzuziehen.

 

Ein Bekannter von mir rief dann auch noch an, und ich äußerte meine Befürchtung, bettlägerig zu bleiben. Er meinte, ich gehöre ins Krankenhaus, aber ich sagte ihm, dass die Ärzte davon lieber Abstand nehmen würden, da ich mir sonst noch mehr Viren einfangen würde. Ein paar Wochen später, nachdem ich dann so um den 15. März herum wieder  einigermaßen  fit am  Kaffeetisch saß, rief mich dann besagter Bekannter an und meinte mit etwas spöttischem Unterton, na, bist Du noch bettlägerig? Daran hatte ich auch gemerkt, dass er sich über meine Ängste nur lustig gemacht hatte.

 

Irgendwann schaffte ich es dann auch wieder, mich ab und zu mal anzuziehen, besonders dann, wenn ich zum Arzt musste. Dann legte ich mich wieder aufs Sofa und wickelte mich in der Decke ein. Meine Erkältungssymptome waren schon längst weg, und mein HNO war begeistert und meinte, die Nebenhöhlen sehen super aus. Die CT blieb mir also erspart. Dennoch fühlte ich mich total schlapp und kam einfach nicht auf die Beine. Somit machte ich einen Termin bei meiner Hausärztin, um den Kreatininwert, der die Nierenfunktion anzeigt, messen zu lassen, um auszuschließen, dass die Niere etwas abgekriegt hat. Zum Glück hat mir ja der HNO auch ein Antibiotikum gegeben, was manchmal auch den Heilungsprozess etwas beschleunigt, und dem Körper hilft, mit den Bakterien fertig zu werden, die sich unter Umständen angesiedelt haben. Dieses Mal half das Antibiotikum wenig, entweder war die Grippe so stark, oder waren es hauptsächlich Viren, die an der Erkrankung beteiligt waren. Hätte man aber nichts gemacht, wäre ich wahrscheinlich jetzt noch im Bett. Auf jeden Fall hat die Hausärztin festgestellt, dass die Nierenwerte ganz gut sind, sie hatten sich ganz gut gehalten, aber das Hämoglobin war ziemlich niedrig geworden, der rote Blutfarbstoff. Es muss noch erwähnt werden, dass ich zuvor bei uns in der Uniklinik anrief, wo die Hauptzentrale der Transplantationsambulanz ist, und dort riet man mir, bei der Hausärztin eben noch mal den Kreatininwert messen zu lassen, und diesem Arzt gegenüber sagte ich dann auch ziemlich temperamentvoll, ich habe doch nicht zehn Jahre auf eine Niere gewartet, um jetzt nur im Bett herum zu liegen. Er hatte sogar Verständnis und meinte, absolut! Er schickte mich also zu Hausärztin, die aber zum Glück am Kreatinin nichts auszusetzen hatte, doch das ohnehin schon geringe HB war noch weiter gesunken. Ich machte sie auf einen Eisenmangel aufmerksam, der bereits im Schlaflabor im Rahmen einer größeren Blutuntersuchung festgestellt worden war. Und das war schon Anfang Februar, als ich dort wegen Schlafstörungen und dem Verdacht auf non 24, einer zirkadianen Rhythmusstörung, vorstellig geworden war. Aber die Hausärztin meinte nur, das müssen die entscheiden, mit die waren wahrscheinlich die Nephrologen gemeint, und als ich ihr sagte, dass dieser Wert nicht von den Nephrologen sondern aus dem Schlaflabor kam, hat sie mich trotzdem abgeblockt. Dabei kann doch eine Hausärztin auch mal den Eisenwert nachmessen, um mir dann ein ordentliches Eisenpräparat zu geben, es sei denn  die Hausärzte  degradieren  sich  wirklich langsam  zu  Lotsen im Gesundheitswesen. Ich hatte meinen Nephrologen schon einmal auf das niedrige HB hingewiesen und ihm auch gesagt, dass ich einen Eisenmangel habe. Doch meinte er, die roten Blutkörperchen seien noch recht groß, und es sei noch genug drin, man müsse noch nichts machen. Außerdem bräuchten Menschen mit einer Nierentransplantation nicht so einen hohen HB-Wert. Ich frage mich dann immer, was passiert, wenn die Niere genügend Erythropoetin produziert, um ein gutes HB herzustellen, wird einem dann das HB rausgezogen, wenn es über zwölf ist, weil der Richtwert bei Nierenpatienten  nur zwölf ist? Manchmal denke ich auch, dass diese Erypo-Präparate  wie Aranesp  oder Epo  oder Neorecommon recht teuer sind, und daher wollen die das HB möglichst niedrig halten. Aber  bei  mir lag es ja am Eisen. Was nützt denn  die Anregung der Blutbildung mit Epo und Co., wenn  kein Eisen da ist?  Ich überlegte schon, mir Kräuter Blutsaft aus der Apotheke zu holen, doch dachte ich, dann ist mein Eisenwert  wieder gut, und die wissen nicht, dass ich was genommen habe, und denken, ich hätte kein Problem, und ich bekomme dann kein Eisen mehr verschrieben. Bei meiner Indikation kriege ich nämlich das Eisen auf Rezept, denn Eisenmangel gehört zu einer Niereninsuffizienz dazu.

 

Somit rief ich noch einmal in der nephrologischen Ambulanz an und bat sie, dem Arzt zusätzlich zu dem Fax, dass ich Ihnen mit den aktuellen Werten der Hausärztin geschickt hatte, auch die Eisenwerte vom Schlaflabor vorzulegen, um ihn zu bitten, mir ein Eisenpräparat zu verordnen. Sie schauten noch nach, ob denn die Blutwerte vom Schlaflabor bei  ihnen vorhanden sein, dann würden sie sie dem Arzt  mit vorlegen. Nach einer Weile kam dann ein Anruf, nein, der Arzt hätte gemeint, ich bräuchte noch kein Eisen. Ich fragte nach, ob sie denn auch die Eisenwerte aus dem Schlaflabor dem Arzt mit dem Laborbefund der Hausärztin gezeigt hätten, oder ob er nur das aktuelle Laborblatt der Hausärztin gesehen hätte. Da fragte mich die Sprechstundenhilfe, "ja, hätte ich denn das mit vorlegen sollen?"   Ich blieb ruhig und meinte, ja, wir hatten doch noch extra nachgeschaut, ob sie den Befund vom Schlaflabor haben. Wir fanden dann heraus, dass er bereits vom 5. Februar war, wo das HB allerdings noch bei 10,3 war. Mittlerweile war es bei 9,8. Und da wundert man sich, dass man nach einer Grippe nicht mehr auf die Beine kommt. Nach einer Weile rief sie dann wieder an und meinte, der Arzt hätte nun zugestimmt, ich würde ein Eisenpräparat kriegen. Während ich krank war, hatten wir es immer so gehalten, dass sie die Rezepte direkt an die Apotheke schicken, damit diese mir die Medikamente gleich vorbeibringen können. Denn diese nephrologische Ambulanz ist ziemlich weit weg von mir, und aufgrund meiner schlechten Mobilität schaffe ich es auch nicht, mit dem öffentlichen Nahverkehr dorthin zu kommen. Die Sprechstundenhilfe fragte noch, ob sie vorab das Fax mit dem Rezept schon mal an die Apotheke schicken sollte, damit die Apotheke das Medikament vorbestellen kann, doch ich meinte, nein, es eilt ja nicht. Auf  drei Tage  hin oder her kam  es jetzt  auch  nicht mehr an.  Wenn mir ein Medikament recht knapp zu Ende geht, dann bitte ich immer um ein Fax vor ab, damit die Apotheke schon mal bestellen kann, bis das Rezept dann per Post ankommt. Diesmal erschien mir dies nicht notwendig, denn ich dachte, auf einen Tag hin oder her kommt es nun mit dem Eisen auch nicht mehr an. Ich rief in der Apotheke an, um die Ankunft des Rezepts für das Eisen zu avisieren, und sie meinten, sobald das Rezept da sei, und sie das Eisen hätten, würden sie sich bei mir melden, dann könnte ich es abholen. Mittlerweile hatte ich es schon wieder geschafft, den Weg zur Apotheke zu bewältigen, war aber hinterher komplett außer Atem und kaputt, wenn ich zu Hause wieder ankam, obwohl die Apotheke wirklich nur um die Ecke war. Ich war schon froh, dass ich mich immerhin schon wieder anziehen und ein bisschen rausgehen konnte. Während meiner Grippe hat mich dann meine Spanierin immer zu Hause besucht, denn ich konnte ja nicht zu ihr kommen, und wir saßen dann bei mir in der Küche und machten Spanisch und übten Deutsch. Dann kam meine Assistentin, nahm die Bestellung für den Einkauf entgegen und brachte dann später die Sachen.  Bald  darauf war ich auch schon wieder in der Lage, zu Carmen zu fahren.

 

Ich ahnte schon, dass das mit dem Rezept und der Apotheke wahrscheinlich nicht geklappt hat, und so hatte ich keine Kraft mehr, nach all diesem Kampf, das Rezept  überhaupt  durchzuboxen, jetzt schon wieder in der Apotheke anzurufen und nachzuharken. Somit schrieb ich eine Mail an meine Betreuerin und bat sie, dass für mich zu übernehmen. Tatsächlich rief sie mich dann an und sagte mir, dass leider die Apotheke kein Rezept erhalten hatte. Ich war total verzweifelt, obwohl ich mir so etwas schon gedacht hatte. Die Betreuerin hatte erst am Nachmittag in der nephrologischen Ambulanz anrufen können, und da waren die Sprechstundenhilfen schon weg. Am nächsten Tag sei sie nicht in ihrem Büro, sie könne also lediglich ein Fax an die nephrologische Ambulanz schicken mit der Bitte, mir doch das  versprochene Rezept über  Ferrosanol  duodenal auszustellen, und dass sie dieses Rezept wie  besprochen bitte direkt an die Apotheke schicken sollten. DAS hatte ich ja alles auch schon gemacht, ich hatte mir eigentlich gewünscht, dass sie einfach der Sache noch mal nachgeht und anruft und so lange dran bleibt, bis es klappt. Ich schrieb an Facebook und war total verzweifelt und fragte nach, ob mir jemand helfen könnte, und ich sei wirklich am Ende, ich hätte einfach keine Kraft mehr, jetzt schon wieder einem meiner 15  Medikamente nachzulaufen und schon wieder und wieder irgendwo anzurufen. Lediglich eine gleich Betroffene hat sich dann ziemlich wütend gemeldet und gemeint, ich solle doch bitteschön meinen Arsch heben und mich in ein Taxi setzen und gefälligst dieses Rezept dort selber abholen. Ich schrieb ihr dann zurück, wenn Du mir das Taxi zahlst, mache ich das. Denn nur, um ein Rezept abzuholen, bekomme ich keinen Transportschein von der Kasse, und über den Bezirk darf man keine Krankenfahrten machen. Mir hat zwei jetzt jemand gesagt, dass dies unter Bürokratie fällt, wenn man nur ein Rezept abholt, aber mir war das dann etwas zu riskant. Außerdem hat mich diese Art geärgert, mich dermaßen ohne jedes  Mitgefühl  und Verständnis aufrütteln zu wollen, als sei ich einfach nur passiv und würde jammernd in der Ecke hocken und  meinen  Hintern  nicht  hochbekommen. Ich schrieb außerdem, Du kennst ja gar nicht die Vorgeschichte, Du weißt ja gar nicht, wie viel ich jetzt schon gekämpft habe. Einige nette und liebe Kommentare kamen auch, wie können wir Dir helfen, ich bin leider kilometerweit weg, meine Ärztin kann Dir das Rezept ausstellen usw. Hauptsächlich kamen aber lauter solche Ratschläge wie, ruf halt noch mal dort an, und als ich dann sagte, ich bin wirklich fertig, ich schaff das nicht mehr, wurde mir dann auch gleich zu einem Psychologen geraten. Als ich meinte, das sei kein Fall für einen Psychologen, schließlich geht es hier um Entlastung, und ich habe einfach manchmal die Arbeit von einer Mutter mit Drillingen, das ist kein seelisches Problem oder eine Frage von Depressionen, ich  sei  einfach  ausgebrannt, aber dann hieß es nur, ich würde mich bemitleiden und nach Mitleid suchen, und ich wolle nur, dass die anderen mich bedauern. Ich möchte einfach nur, dass die schwere meiner Situation endlich mal gesehen wird, und dass jemand auch mal sieht, wie sehr ich kämpfe, und dass es manchmal einfach nicht mehr geht, und ich daher Hilfe brauche. So einfach, wie manche Leute denken, man bräuchte doch einfach nur in die Apotheke zu gehen, warum stellt die sich so an, ist es manchmal nicht.

 

Irgendwann hatte ich dann doch die Kraft, noch mal in der nephrologischen Ambulanz anzurufen. Denn ich hatte auch Angst, dass ich denen auf die Nerven gehe, und dass ich irgendwann dort als schwierige Patientin gelte. Tatsächlich hatte sich herausgestellt, dass es der Teufel wollte, und das Rezept bei der Apotheke nicht angekommen war. Auf das Fax meiner Betreuerin hin haben sie also eine Zweitschrift an die Apotheke gesendet. Als ich darum bat, dieses Mal nun doch lieber ein Fax vorab an die Apotheke zu senden, meinte aber die Sprechstundenhilfe, jetzt sei das Original schon im Umschlag und auf dem Weg, jetzt können sie es nicht mehr faxen. Sie gab mir aber Packungsgröße, Dosierung, Namen und Firma und Darreichungsform des Medikaments durch, sodass ich alles vorab der Apotheke telefonisch durchgeben konnte. Das Präparat habe ich dann noch am Abend erhalten. Ob die nun das Original mittlerweile gekriegt haben, ist mir egal, nicht, dass mich das nicht kümmern würde, aber meine Kraft reicht auch nur bis hierhin. Wenn die es nicht bekommen haben, werden die sich schon noch mal melden. Auffällig war halt nur, dass die Nierenambulanz schon  mindestens zwei oder drei Mal nachfragte, ob es immer noch dieselbe Apotheke sei, und ich erklärte ihnen schon zum  gefühlten  zehnten  Mal, da ich ja mittlerweile umgezogen bin, dass ich jetzt bei einer anderen Apotheke bin. Die Adresse hatte ich Ihnen auch schon mehrfach durchgegeben. Und dabei muss man natürlich immer noch ruhig, geduldig und gelassen bleiben, sonst gilt man gleich als Querulant oder als Stinkstiefel.

 

Ich wollte eigentlich alles nach meiner Grippe etwas langsamer angehen lassen, aber ich wurde wieder voll in den Stress hineingeworfen. Ich war schon wieder auf Veranstaltungen und Vorträgen, ich bin froh, dass ich wieder so weit hergestellt bin, dass alles wieder klappt. Meine Ergotherapie und Physiotherapie musste ich in der Zeit absagen  und daher verschieben, sodass ich noch 4 Stunden übrig hatte. Leider haben wir es nicht mehr geschafft, einen Termin für beide Therapieformen hintereinander zu kriegen, damit ich mir den Weg mit dem Taxi das eine Mal spare und alles in einem Aufwasch machen kann. Ich entschied also, die letzten vier Termine für die Physiotherapie sausen zu lassen und nur noch die Ergotherapie wahrzunehmen. Ich sagte, mir sei das sonst zu viel, und die Rezeptionistin meinte, vielleicht ist das auch insgesamt zu viel für sie. Wir haben dann also die letzten vier Termine für die Ergotherapie noch ausgemacht, und jetzt habe ich auch noch die Nachricht erhalten, dass meine Ergotherapeutin, an die ich mich so gewöhnt habe, mit der ich eine gute Bindung aufgebaut habe, nun in Mutterschutz geht. Somit ist die Entscheidung, ob ich mit der Ergotherapie noch weiter mache oder nicht, so gut wie gefallen. Normalerweise muss man nämlich nach einer bestimmten Stundenzahl eine Pause von drei Monaten einlegen, ehe man wieder weitermachen darf. Daher musste ich mehrmals dahinter her sein, dass sie das Kreuz auf dem Rezept für außerhalb des Regel falls an der richtigen Stelle machen, und dann bei Korrektur das Fax noch einmal an das Rehabilitationszentrum senden, um nahtlos weitermachen zu können. Denn ich fürchtete, eine zu lange Pause würde mich in meinen Fertigkeiten wieder zurückwerfen. Jetzt aber denke ich, eine Pause kann mir nicht schaden, ich habe sowieso immer so viel um die Ohren, meine Therapeutin ist nicht mehr da, und ich muss mit Physiotherapie sowieso noch vorsichtig sein und langsam  tun, somit fällt beides flach, und da tut eine Pause auch mal ganz gut zur  beginnenden  Ferienzeit  im Frühling  und Sommer. Das erspart mir dann wieder die Lauferei nach weiteren Rezepten.

 

Den Beförderungsschein zu diesem Rehabilitationszentrum hätte ich nämlich am 3.  April schon holen müssen, da ich an  diesem Tag schon einen Termin gehabt hätte, der aber ausfiel. Normalerweise darf man ohne einen Beförderungsschein in Händen überhaupt nicht mit dem Taxi eine Krankenfahrt machen, somit hätte ich noch gar nicht fahren dürfen, da meine Hausärztin erst um 10:00 Uhr aufmacht, die Ergotherapie aber schon um 9:45 Uhr gewesen wäre. Ich habe aber zum Glück einen kulanten Taxifahrer, der Chef  des  Taxiunternehmens entschied, dass wir das Rezept auf der Rückfahrt von der Ergotherapie schnell abholen. Diesen Schlenker zu meiner Hausärztin hätte ich mir eigentlich auch mit einem Transportschein von der Hausärztin genehmigen lassen müssen, aber nur, um einen Beförderungsschein abzuholen, bekommt man keinen Transportschein. Das wäre dann ein Antrag auf den Antrag eines Antragformulars. Daher hat er entschieden, diesen kleinen Umweg jetzt mal so zu machen. Das Problem hat sich aber zum Glück in Wohlgefallen aufgelöst, da meine Therapeutin krank war, und ich sowieso nicht hin konnte.

 

So kann ich auch mit Kranksein einen ganzen Arbeitstag ausfüllen. Entweder ich liege im Bett, oder ich renne irgendwelchen Formularen wegen meiner Erkrankungen hinterher. Zum glück  bin  ich jetzt wieder  auf.  Und dann gibt es noch die Beschäftigung, meinen Rezepten hinterher zu jagen. Eines habe ich aber gelernt, jedwede Sicherheitsvorkehrung, die nur irgendwie zu treffen ist, muss getroffen werden. Das nächste Mal werde ich immer ein Fax vorab schicken lassen, egal, ob es notwendig ist oder nicht. Meine Betreuerin hat jetzt zumindest schon mal veranlasst, dass meine Überweisung an die nephrologische Ambulanz von meiner Hausärztin dorthin gefaxt wird, obwohl der Termin erst am 18. April ist. So  konnte ich mir den Beförderungsschein und die Überweisung im Original und noch ein Rezept bei der Hausärztin  in Ruhe abholen.

 

Zum Glück bin ich dann doch nicht bettlägerig geworden, aber ich hatte berechtigte Ängste, schließlich hatte ich früher schon einmal das Pfeiffer'sche Drüsenfieber, und da hatte ich alle vier Wochen einen Schub mit Erkältungen, sodass ich über mehrere Jahre hinweg dauernd krank war, und heute habe ich noch Gelenkschmerzen und Muskelprobleme davon, und ich werde bei Anstrengungen wesentlich schneller krank, weil wahrscheinlich noch dieses persistente Virus sich irgendwo versteckt  und  bei  geschwächtem  Immunsystem  dann  gleich arbeitet. Es war zwar jetzt nicht erhöht, und auch nicht das CMV, aber seitdem ich das EBV hatte, bin ich laufend krank. Ganz langsam habe ich dann auch immer mehr machen können, und jetzt merke ich so gut wie gar nichts mehr  von der Grippe . Ob es tatsächlich die Influenza war, da der Impfstoff dieses Jahr nicht ganz so gut gepasst hat, oder ob es ein fieser grippaler Infekt war, der mich so lange lahmgelegt hat, weiß ich nicht. Meine Hausärztin meinte, diesesmal würde es bei allen drei mal so lange dauern. Das hat mich dann irgendwie beruhigt, da ich wusste, wenn es normalerweise zwei Wochen dauert, darf es jetzt auch wirklich etwas länger dauern, es liegt also nicht an meiner Niere, aber bei meiner Konstitution dauert es dann wahrscheinlich länger als bei einem gesunden Menschen, was also dann nicht unbedingt gleich bedeutet, dass meine gesamte körperliche Verfassung für immer so schlecht bleiben würde. Endlich ist es überstanden, die Grippe ist wieder im Abzug, manchmal habe ich noch das Gefühl, es kommt wieder was, ich brüte wieder was aus, aber solange ich es nicht übertreibe mit dem mich Bewegen, und solange ich nicht zu viel mache, bleibe ich konditionell gesund, also bedingt gesund, abgesehen von meiner Grunderkrankung.