Donnerstag, 25. Mai 2017

Krankheiten im Kabarett

Immer wieder kommt es mir unter, dass ich irgendwelche Kabarettisten höre, die Politiker beleidigen wollen, indem sie diese mit irgendwelchen Behinderungen belegen. So sagte einmal ein Kabarettist, bei jener Veranstaltung fühle man sich schon fast wie bei Aktion Mensch, oder das Privatfernsehen seien die Paralympics des deutschen Fernsehens. Nun schaue ich keine Sportsendungen, aber selbst ich weiß, dass die Olympiade für Menschen mit Behinderungen ungeheure Leistungen zeigt. Ich habe schon häufiger an solche Kabarettisten geschrieben oder versucht, meine Bemerkungen irgendwo zu veröffentlichen. Ich habe jetzt bewusst meine Kommentare nicht anderen Betroffenen gezeigt oder sie in solchen Foren veröffentlicht, da man häufig von anderen Betroffenen, die vielleicht besser angepasst sind, als Mimose dargestellt wird. Viele möchten ja Anführungszeichen integriert Anführungszeichen werden und meinen, sie würden es sich sonst mit der Nichtbehinderten Welt verscherzen, und daher müsste man sich alles Mögliche gefallen lassen und dürfe nicht zu empfindlich sein. Man hat ja schließlich Humor zu haben. Dennoch habe ich mich nicht gescheut, unten stehenden Brief mit der Bitte um Weiterleitung an die zuständige Stelle zu schicken: Sehr geehrter Herr Kabarettist (Name geändert), neulich habe ich ihre Glosse gehört . Übrigens war ich einmal auf der Gala für die Verleihung des Deutschen Hörfilmpreises(Siehe auch Beitrag hier im Blog) , wobei ich den Zuschauerpreis gewonnen hatte und somit die Reise nach Berlin und daher auch die Teilnahme an der Gala vom DBSV geschenkt bekam, und sie als damaliger Moderator der Veranstaltung auch mich als Gewinnerin aufgerufen haben. Ich war aber etwas zu schüchtern -- obwohl das normalerweise nicht meine Art ist -- , mich zu präsentieren. Mir ist in Ihrem Kommentar bei ttt etwas übel aufgestoßen. Sie haben in der letzten Sendung von Donald Trump als ADHS- Präsidenten gesprochen. Davon abgesehen, dass ich es eine Beleidigung finde, mit diesem Mann in einen Topf geworfen zu werden, da ich auch von dieser Erkrankung betroffen bin, finde ich es schon mutig, wenn auch im Scherz, eine Ferndiagnose zu stellen. Ich finde es nicht schön, dass ernsthafte Diagnosen laufend als Schimpfwörter oder als Metaphern hergenommen werden. So wird auch von Politikern häufig als autistisch gesprochen, wenn sie irgendetwas tun, was irgendjemandem nicht gefällt. Dauernd werden Krankheiten als Metaphern benutzt, so spricht man auch vom Krebsgeschwür der Gesellschaft. Wer ernsthaft krank ist, finde dies nicht lustig. Ich finde es witzig, wenn man mit den Menschen lacht, und wenn man auch einmal einen Scherz über eine Erkrankung macht, wenn man die Leute dabei mitnimmt, weil man weiß, was Sache ist, und wie es den Leuten geht. Dauernd aber irgendwelchen Leuten irgendwelche Ferndiagnosen an zu heften und irgend ein unerwünschtes Verhalten mit irgend einer Erkrankung zu assoziieren, finde ich ein falsches Signal. Denn so werden Menschen, die diese Erkrankung tatsächlich haben, in eine Ecke gestellt. Auf der anderen Seite werden Menschen, die diese Diagnose dringend bräuchten, dann nicht diagnostiziert, da sie nicht das typische Klischee dieser Erkrankung erfüllen, wie Klein Nick sich so jemanden vorstellt, und wie diese Störung in den Medien dauernd kolportiert und dargestellt wird. Es gibt so viele Formen von ADHS, wie es Menschen mit ADHS gibt. Und ob Donald Trump dazugehört, können nur Psychiater entscheiden, und das sind sie ja wahrscheinlich nicht. Die Politik dieses Präsidenten ist höchst riskant, er hat ziemlich unangenehme Eigenschaften, trifft fürchterliche und folgenschwere Entscheidungen, handelt unüberlegt, führt sich auf wie der letzte Henker, all dies kann man im Rahmen der demokratischen Grundordnung sagen, ohne eine Klage wegen Beleidigung zu riskieren. Was jemand tut, kann man kritisieren, aber man sollte ihm kein Etikett anheften, und schon gar kein falsches, das dann wieder negativ auf Personen zurückfällt, die wirklich diese Störungen haben und durchaus der Hilfe bedürfen. Übrigens haben Menschen mit ADHS auch wunderbare Eigenschaften. Viele berühmte Menschen waren wahrscheinlich von dieser Variante des Menschseins betroffen, die allerdings Besseres und mehr geleistet haben als ausgerechnet Donald Trump. Ohne Menschen mit ADHS gäbe es wahrscheinlich viele Erfindungen nicht, da sie oft quer denken, etwas riskieren oder auch einmal die Konventionen durchbrechen. Das würde ein positives Bild auf diese Menschen richten, anstatt sie, die es sowieso schon schwerer haben, durch falsche Klischees und Assoziationen mit irgendwelchen unangenehmen Menschen auch noch in irgend eine blöde Ecke zu stellen. Denken Sie mal darüber nach, bevor immer wieder Krankheiten als Metaphern oder Vergleiche oder Etikettierungen hergenommen werden, was eine Unsitte sowohl des Journalismus als auch des Kabaretts ist, oder dass laufend irgendwelche sperrigen Persönlichkeiten mit irgendwelchen Labels wie Tourette oder Autismus belegt werden. Meines bescheidenen Wissens hat Suzan Sonntag, oder wie immer man diese Dame schreibt, einmal einen Essay über Krankheit als Metapher geschrieben. Solche Metaphern finde ich äußerst unglücklich. Mit freundlichen Grüßen

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