Montag, 17. Februar 2014

Katzenjammer

Am Dienstag, den 21. Januar ließ ich Isidor abends wie immer aus der Wohnung. Am Morgen des 22. Januar stand er nicht wie üblich vor der Türe, als ich ihn zum Frühstück hereinlassen wollte. Am Sonntag dem 26. Januar meldete ich ihn bei TASSO als vermisst. Er war schon einmal ganze zwei Wochen weg gewesen, daher schöpfte ich noch Hoffnung. Am Dienstag den 4. Februar klingelte das Telefon, und es meldete sich eine Frau von TASSO. Da wusste ich bereits, das nichts Gutes kommen würde. Die Straßenmeisterei hatte ihre monatliche Liste von überfahrenen Katzen ans Tierheim weitergegeben, und dieses leitete die Liste der überfahrenen und gechippten Katzen an TASSO. Der vermutliche Hergang: Isidor hat so um 6:30 Uhr am Morgen eine große Verkehrsstraße überquert, um heim zum Fraule zu gehen. Dabei ist es dann passiert. Lieber Gott, was hast Du dir dabei gedacht? Warum hast Du so ein schönes Tier geschaffen, nur, damit es nach drei Jahren überfahren wird. Warum hast Du Isidor, der bei mir 20 Jahre hätte leben können, schon nach drei Jahren aus dem Leben gerissen? Warum hast Du ein Tier, das es so gut hatte, so sinnlos sterben lassen? Lieber Isidor, warum musstest Du soweit laufen? Warum hat dir die Umgebung, die so voll von Gras, Bäumen und anderen Tieren ist, nicht ausgereicht? Du warst einfach eine Spur zu neugierig. Du warst etwas zu unternehmungslustig. Du hattest es doch so gut bei mir. Warum musstest Du soweit gehen? Warst Du schon öfter so weit bis zu dieser Straße gegangen? Warum musstest Du so schnell laufen, ohne auf die Autos zu achten? Warum hast Du dich in so einem gefährlichen Gebiet aufgehalten? Das Schlimmste ist es jedes Mal, wenn eine Katze verschwindet oder überfahren wird, den Napf zu entfernen, da dies etwas Endgültiges ist. Dann ist klar, diese Katze kommt nie wieder. Daher habe ich die Entfernung seines Napfes anstelle einer Beerdigung mit einem Ritual begangen. Napfentfernung von Isidor Bei überfahrenen Tieren liegt es in der Natur der Sache, dass man sie nicht begraben kann. Zum einen würde man sie nach diesem grauenvollen Tod sowieso nicht mehr wieder erkennen, zum anderen trägt die unbefriedigende Praxis der Straßenmeisterei dazu bei, die Nachricht ziemlich zeitversetzt an den Katzenbesitzer zu bringen. Daher fand ich es angebracht, stellvertretend für Isidor als Symbol des Abschiedes den Napf zu entfernen. Da Jakob nun mal schon sehr alt ist, und bei ihm nun zusätzlich zum Lungenödem und der Herzschwäche auch eine Schilddrüsenüberfunktion festgestellt wurde, und ich mir nicht vorstellen kann, ohne eine Katze zu leben, habe ich mich dazu entschlossen, ein Katzennetz anbringen zu lassen, damit ein neues Kätzchen sicher und geschützt bei mir leben kann. Allerdings musste ich noch einige Hürden nehmen. Meine Vermieterin hat bereits zugestimmt. Wie es sich mit den anderen Eigentümern verhält, weiß ich noch nicht. Erst dann kann ein Profi den Balkon begutachten, ob ein Katzennetz überhaupt angebracht werden kann. Vor Jahren hat jemand Sehr Stümperhaft ein Netz angebracht, welches sehr leicht von meinen Katzen aufgebrochen werden konnte. Dieses Mal soll es sogar eines mit Verbiss- Schutz sein. Ich hoffe, Isidor nimmt es mir nicht übel, wenn ich mir so schnell einen Nachfolger für ihn anschaffe. Ich möchte, dass dieser mindestens ein so gutes Zuhause hat, wie Isidor es hatte, abgesehen von der Freiheitsberaubung durch das Katzennetz. Aber leider müssen hier Abstriche gemacht werden. Ich werde nach einer Rasse suchen, die von Haus aus nicht so sehr nach der Freiheit strebt. Isidor war ein Maine-Coon-Perser-Mix, und Maine-Coons, so habe ich mir sagen lassen, sind Waldkatzen. Somit erklärt sich auch, warum Isidor so sehr nach Freiheit gestrebt hat, und immer mit ganzer Fauna und Flora im Fell zurückgekommen ist. Ich werde ihn in lieber Erinnerung behalten, besonders seine Schönheit, sein aristokratisches Benehmen, seinen Freiheitsdrang, seine Empfindsamkeit und die Fähigkeit, Dinge zu spüren.