Sonntag, 17. Juni 2012

Musikerkarriere gescheitert

Heute ist ein trauriger Tag für meine „Laufbahn“ als Musikerin, sie ist nämlich mit dem heutigen Tag beendet. Als wir auf dem Sommerfest spielten, von dem hier auch ein Mitschnitt eingestellt ist, sprach uns eine Frau an und fragte, ob wir auf dem Afrikafest spielen wollten. Dies sei ein integratives Fest, und die Philosophie bestünde darin, unter dem Aspekt der Inklusion auch Behinderte mitwirken zu lassen. Die Lebenshilfe würde ebenfalls da sein und trommeln. Sie hätten noch keine „Band mit Handicap“, und sie wollten gerne eine, ob wir nicht Lusthätten, dort zu spielen. Ich sagte, daß wir das gerne tun würden, aber daß ich wegen der Dialyse nur sonntags könne oder am Donnerstag. Sie bot uns sogar 150 Euro Gage an und sagte, daß sie dies erst noch mit ihren Kollegen besprechen müsse, uns aber dann Bescheid geben würde. Unser Medienpädagoge, der dabei war, als wir das Gespräch führten, warf noch ein, daß, wenn es an einem Tag sein würde, an dem ich Dialyse hätte, ja auch die Band der anderen beiden Jungs, in der sie spielten, auf das Fest kommen könnte. Ich hörte eine Zeit lang nichts mehr und versuchte nachzuharken. Leider fand ich keine Mailadresse auf der Visitenkarte, die die Dame mir in die Hand gedrückt hatte. Ich versuchte, über das Online-Formular ihrer Website mit ihr Kontakt aufzunehmen. Aber leider hieß es am Ende der Prozedur, daß das Formular nicht abgeschickt werden könne. So dachte ich, daß es nun gelaufen sei. Als ich vom Louis-Braille-Festival zurück kam, fand ich eine Mail der Frau im Kasten, da ich ihr auch meine Visitenkarte gegeben hatte. Sie sagte uns für den 17. Juli zu. Bei unserem Gespräch hatte sie „Mitte JuNi“ gesagt, und so überlas ich das genaue Datum. Außerdem war der 17. 6. ein Sonntag, und so stimmte alles überein. Ich mailte alles sofort an die Jungs. Doch von denen kam nur: „Sorry, wir sind auf einem Bandworkshop, wir können nicht kommen.“ Als ich ihnen sagte, daß sie doch am 7. Juni, Fronleichnam, zum Proben kommen könnten oder auch am Sonntag den 10., kam die Mail: „Wir sind am Feiertag nicht da, und am Sonntag auch nicht, da kommen wir erst zurück vom Bandworkshop. Wir können erst am nächsten Sonntag proben.“ Ich schrieb ihnen, daß da ja schon das Konzert sei. Da kam die Mail: „Das ist doch erst im JULI.“ Da las ich meinen Newsletter der Veranstaltungen in unserer Stadt, wo das Afrika-Fest bereits in der Juniausgabe zwischen dem 14. und dem 17. Juni angekündigt war. Der 17. JuLI wäre ein Dienstag gewesen, und das machte keinen Sinn. So fragte ich bei der Dame nochmals an, ob sie JUNI oder JULI meinte. Sie gestand, sich vertippt zu haben, und daß es schon im JUNI stattfand. So hatte ich wenigstens eine gute Ausrede, daß wir nicht spielen konnten, da ich somit sagen konnte, die Jungs seien zu einem Bandworkshop abgereist, da sie JULI gelesen hätten. In Wirklichkeit wären die auch so weggefahren, aber ohne diesen Tippfehler hätte ich irgendwas erfinden müssen, meinetwegen, daß sich der Lead-Guitarist die Hand gebrochen hat, damit wir uns nicht blamieren, denn ich hatte ja sofort zugesagt, um uns diesen schönen Auftritt nicht durch die Lappen gehen zu lassen. Ich bot ihr dann an, daß ichdie Jungs fragen würde, ob sie mit ihrer eigenen Band kommen könnten, da sie ja durch den Bandworkshop jetzt gut im Training seien und nicht mehr extra zu proben bräuchten. Da kam die Mail der Jungs, daß wir ja unter der Woche noch proben könnten. Diese KREUZTE sich aber mit meiner Mailanfrage, ob sie nicht mit ihrer eigenen Band kommen könnten. Dann kam nur noch: „Sorry, da müssen wir halt absagen.“ Ich fragte nochmals nach: „Proben wir unter der Woche, oder spielt Ihr mit Eurer Band?“ Wieder kam nur: „Sorry, wir können nicht.“ Ich sagte der Frau, daß also auch die Jungs mit IHRER Band nicht kommen würden, schlug ihr aber mutig vor, daß ich ja für umme, also für lau, eine halbe Stunde alleine spielen könnte, und daß ich dabei gleichzeitig anfragen könnte, ob jemand Lust hätte, mit mir eine Band zu gründen, oder daß sie vielleicht jemanden kennt, der mit mir eine Stunde zusammen spielt. Vielleicht hätte sie einen einzelnen Musiker gekannt, der gerne mit jemandem zusammen spielt. Da kam dann nur noch: „Schade, wie stellen Sie sich denn das vor, alleine zu spielen?“ Da man aus einer Mail schlecht den Tonfall heraushören kann, wußte ich nicht ob das so gemeint war: „Wie stellen Sie sich denn DAS vor!!!!?“ Oder einfach nur ganz schlicht die Frage: „OK, wie stellen Sie sich’s vor, wie sollen wir’s machen.“ So hängte ich ihr ein Stück von mir an, das ich alleine gespielt und gesungen habe, und sagte ihr, daß sie entscheiden solle, ob ich gut genug sei für eine halbe Stunde Soloauftritt. Es kam keine Antwort mehr. Also war wohl doch eher die Tonfallvariante eins gemeint gewesen. Ich schrieb ihr nochmals und fragte, ob wir dann nicht nächstes Jahr spielen könnten. Ich erklärte ihr, daß ich ja nicht alleine an den Mißverständnissen schuld sei, und daß ich ja schließlich auch schwerbehindert bin und daher überfordert mit solcher Organisation, und daß sie bei einem inklusiven Fest mit sowas rechnen müsse, daß dann auch Sachen schiefgehen. Ich bat sie, daß wir wenigstens einen „würdigen und sauberen Abschluß“ hinter dieser Sache machen könnten, und daß ich sehr hoffe, daß wir nicht im Bösen auseinandergehen, sondern, daß uns für nächstes Jahr eine Chance vorbehalten bliebe. Auch hierauf kam keine Antwort mehr. Als ich dann zum Redaktionstreff unserer Radiosendung kam, erfuhr ich, daß die Jungs seit SAMSTAG, dem NEUNTEN Juni schon wieder da seien. Da war ich dann doch geschockt, denn dann hätten wir ja am Sonntag den 10. Locker proben können! Warum sie mir dann so etwas schrieben, weiß ich nicht. Vielleicht hatten sie einfach keine Lust, aber für 150 EURO! Unser Medienpädagoge meinte natürlich gleich, hätte ich angerufen und nicht gemailt, wäre das nicht passiert. Denn so ein Hin und Her würde am Telefon schnell geklärt. Darauf konterte ich, hätte ich angerufen, hätte es genauso Mißverständnisse geben können, und dann hätte es hinterher geheißen, daß man solche Sachenbesser schriftlich macht, denn dann kann man es nachlesen wegen der vielen Daten, und JULI und JUNI kann man am Telefon noch viel eher verwechseln. Die Jungs hängen den ganzen Tag mit ihrem iPhone herum und tippen alle Nas‘ lang irgendwelche SMSen oder Mails. Meine mails hingegen wurden tagelang nicht beantwortet. In der heutigen Zeit kann man relativ schnell und gut erreichbar sein, wenn man will. Außerdem wollte ich sie beim Probeln auf dem Bandworkshop mit Telefonaten nicht stören. Eine Mail kann man dann in Ruhe beantworten, sobald man Zeit und wann, vorallem WENN man Lust hat. Ich bin der Meinung, wenn etwas schiefgehen soll, dann geht das schief, das ist dann schon so geplant, und da hätte ich vorgehen können,wie ich will. Oft ist es so, daß es vorher schon irgendwie vorbestimmt ist, daß es schiefläuft, und dann tue ich etwas, und alle sagen, hättest Du es anders gemacht, wäre das nicht passiert. Daran sehe ich, daß, egal, was ich gemacht hätte, es in jedem Falle schiefgegangen wäre. Wenn ich nämlich das nächste Mal anders verfahre, dann läuft es genauso schief. Hier waren so viele Sachen im Spiel, die schiefliefen, daß ganz deutlich hervorkkmmt, daß es nicht sein sollte, und daß das festgelegt und vorher schon bestimmt war. Es waren Fehler an allen Ecken und Enden, so daß klar war, daß ganz sicher gehen sollte, daß es nicht klappt. Wenn wir da gespielt hätten, hätte uns wieder jemand gesehen und gehört, uns gut gefunden und für das nächste Festchen engagiert, und so hätte das ewig weiter laufen können. Wir hätten auf kleineren Festen oder auf inklusiven Veranstaltungen spielen können, hätten unsre Band gefestigt und auch einen richtigen Namen gefunden, hätten öfter geprobt und wären zusammengewachsen. Nun ist da keine Chance mehr, denn nun entdeckt uns keiner mehr für sein nächstes Fest oder für die nächste Veranstaltung. Nun hat es sich totgelaufen. Ich mag auch nicht mehr, ich habe so viel getan. Ich habe so viele Inserate in Zeitungen geschaltet, habe im Internet bei Radio Aena eine Anzeige gemacht, und alles, was ich zurück erhielt, war eine anzügliche Antwort: „Ich habe blaue Augen, und bei einem Glas Rotwein können wir mal…“ Dann hatte ich die Idee, jemanden zu bezahlen, damit er mit mir spielt. Aber die kam dann auch nicht mehr. Es gibt noch eine Gruppe von Behinderten und Nichtbehinderten, die einige Bands zusammengestellt haben. Als ich mit dem Sozialpädagogen sprach, behauptete der, daß da soviele Knackis und Behinderte drin seien,die könnten alle kein Instrument, Behinderte könnten das nicht. Ich sagte ihm, daß viele Blinde Musik machen, und daß mein Bruder sogar Musik studiert hat. Er meinte, ich würde das nur subjektiv so sehen, und das seien alles Ausnahmen. So sagt man das ja bei mir immer, das sind ja die bekannten Automatischen Ausstoßungen, die immer kommen, die schon (wie) vorbestimmt sind. Ich wollte dann da nicht mitmachen, weil ich den so blöd fand. Einmal habe ich mit einem Bekannten Straßenmusik gemacht. Zuvor habe ich 5 DM zahlen müssen, um eine Spielerlaubnis für einen Tag zu kriegen. Wir haben genau diese FÜNF DM eingenommen, obwohl wir lange gespielt haben. Es hat geregnet, niemand hörte uns zu und keiner gab etwas, außer einmal eine DM und bei meinem Sologesang (Tracy Chapman) gab mir ein Kind VIER DM, so waren genau die fünf Mark wieder drin! Einmal habe ich zusammen mit zwei Straßenmusikern gespielt, die im Rahmen einer Übernachtungsbörse bei mir ein paar Tage gewohnthaben. Da haben wir in der Zeit, wo ich mitgespiel thabe, SIEBEN EURO eingesungen, da war ich richtig stolz! Mit einer Freundin habe ich mal so, ohne Geld, ein paarmal auf der Straße gespielt, und alles, was wir erreichten war, daß ein Ami uns photographiert hat. Wir kamen uns ganz schön blöd vor in unseren Röcken, mit den Hüten und unseren leider sehr dicken Brillen. Wir müssen wirklich zum Piepen ausgesehen haben. Ansonsten habe ich höchstens mal auf einer Hochzeit, einer Geburtstagsfeier oder einmal sogar auf einer Vernissage des Schwagers meines Schwagers gespielt, das war recht gut. Bei uns im Tauschring habe ich genau viermal gespielt. Beim ersten Mal haben wir eine ganz tolle Weihnachtsfeier vorbereitet, wo wir auch mit verteilten Rollen gesungen haben, sogar ein paar Volks-Weihnachtslieder vortrugen mit Flöte und Gitarre und das auch noch mit Vee-Harfe, einer Art Psalter, einem Instrument, das ein Vater extra für sein behindertes Kind konzipiert hatte. Keiner hat uns hinterher gelobt oder was gesagt, stattdessen haben sich alle aufs Essen gestürzt, wir wurden nicht weiter beachtet und bekamen nichts mehr ab. Das zweite Mal habe ich ein paar Lieder gespielt, bei denen alle mitsingen konnten, das ging ganz gut. Beim dritten Mal sollte ich ein Lied über den Tauschring schreiben und vortragen zur Jubiläumsfeier. Dazu habe ich mir Hilfe von einem älteren Mitglied geholt, der dann so eine Art „G’stanzl“ gemacht hat, zwischen denen ich dann herumgezupft habe. Das klang furchtbar. Meine Bekannte hat auch gesungen, und ich habe sie begleitet. Da sie aber fast nichts sieht, fiel sie obendrein auch nochvon der Bühne. Wir gaben ein furchtbares Schauspiel ab. Beim vierten und letzten Mal sollte ich bei der Weihnachtsfeier spielen. Einer bat mich, zwischen seinen Gedichtvorträgen immer ein Zwischenspielzu machen. Aber dazu kam ich gar nicht, da er so schnell las, daß für mich kein Platz war. Dann wollte ich mit den anderen etwas singen, aber keiner schlug etwas vor. Als ich merkte, daß alle anfingen zu reden und zu essen, packte ich die Gitarre weg, was nicht einmal irgendjemandem überhaupt auffiel. Der Clou war, daß ich auf der Titelseite unserer Tauschringzeitschrift groß mit Gitarre drauf war. Ich beschwerte mich sofort und sagte, daß das so aussieht, als sei ich voll dabei, und ich wäre mir zu schade, nur als Aushängeschild herzuhalten, und wenn sie jemanden mit Gitarre photographieren wollten, sollten sie mir das vorschlagen, dann könnte ich mich auch einfach nur so hinsetzen und mich mit Gitarre ablichten lassen, denn es sei ja gar nicht wahr, daß ich da gespielt hätte, das würde ja Tatsachen vorspiegeln, die gar nicht stattgefunden hatten. NIE wieder spiele ich für unseren Tauschring, und auch so nicht mehr! Ich habe auch mal bei Demos gegen die Schließung bestimmter Werke gespielt, wo wir mit dem Frauenverband waren. Eine konnte recht gut Akkordeon, und ich spielte Gitarre. Das hat teilweise sogar funktioniert. Sie machten zumBeispiel eine Art „politische Modenschau“, wo ich einfach improvisieren sollte als Hintergrundmusik. Dann fragte mich die Akkordeonspielerin, ob ich bei einer Veranstaltung vor Schülern das Lied „Brot und Rosen“ vortragen bzw. ihren Gesang (ohne Akkordeon) begleiten wollte. Ich kam mit, stimmte die Gitarre und stellte sie in die Ecke, da noch etwas Zeit blieb, bis die Veranstaltung losging. Als ich dann mit Spielen dran war, war die Gitarre urplötzlich total verstimmt. Ich konnte aber nicht einfach anhalten und sagen, daß wir nochmal nachstimmen müssen. So habe ich so leise wie möglich mitgespielt, und es klang furchtbar. Dann sagte auch noch der Direktor mitleidig: „Naja, Ihre Kollegin hat das ja durch ihren schönen Gesang wieder ausgeglichen.“ WER die Gitarre verstimmt hat, ob da Schüler dran herumgespielt haben, oder ob das mal wieder so was war, was „von oben“ nicht sein sollte (oder „von unten“), weiß ich nicht. Neulich war ein Bekannter bei mir zu Besuch. Der hatte mich mit der Band auf dem Sommerfest spielen hören und ist auch in unserem Redaktionsteam. Er meinte, ob ich ihm nicht was vorspielen könnte, und ich tat es. Als ich dann beim dritten Lied war, und als ich ihm sagte, daß das von BOTS sei, sagte er: „Ach leg doch mal deren CD auf.“ Ich fragte, ob ich die Gitarre nun wegpacken sollte, und er meinte, ich könne ja nachher noch was spielen. Aber er erinnerte mich nicht mehr dran, und ich wollte mich auch nicht aufdrängen. Wahrscheinlich hat ihm mein Spiel nicht sonderlich gefallen, oder er hat sich gelangweilt. Vielleicht war es das, was die Frau meinte, als sie sagte: „Wie stellen Sie sich denn das vor, alleine zu spielen?“ Ich weiß schon, daß ich das Charisma nicht habe, um die Zuhörer zu fesseln. Aber ich dachte, vielleicht klappt es ja. Ich habe auch schon im Dunkelcafé gespielt. Ein Bekannter, der dies zusammen mit einer anderen Frau im Rahmen der Agenda 21 aufgebaut hatte, fragte mich, was ich beitragen könne. Da schlug ich ihm vor, daß ich ja Gitarre spielen könne. Er engagierte mich für ein paar Lieder, wobei ich als Rahmenprogramm auftreten sollte, da wir beide überein kamen, daß ich noch kein ganzes Programm stemmen könnte. Als ich dann gesungen habe, gestand er mir, daß er mir das nicht zugetraut hätte, und als er gerade etwas anderes zu tun hatte und weg wollte und mich hörte hätte „es ihn gerissen“, und er sei zurückgekommen. An dem Tag waren noch drei Gitarristen und Trommler da, die aber sehr seltsame Musik gemacht hatten, die sehr unmelodisch und laut klang. Der Ehemann einer Bekannten meinte auch zu mir: „Das war viel schöner als diese Radaubrüder.“ Ich hab dann noch ein paarmal gespielt, als sie einige Dunkelessen veranstaltet hatten. Einmal fragte mich jemand, als ilch zu einem Kabarettabend im Dunkeln kam, ob ich heute auch spiele. Da meinte ich, nein, und ich hörte, wie jemand im Hintergrund sagte: „Gott sei Dank!“ Warum jemand so böse Kommentare abließ, wußte ich nicht, denn eigentlich hatte ich niemandem damit geschadet, und ich kannte die Stimme auch nicht, die da so geätzt hat. Und einmal fragte mich eine Zuhörerin ganz frech: „Kennste auch das Stück: ‚Sie mag Musik nur, wenn sie laut ist‘?“ Ich weiß nicht, wie das gemeint war. Dieses Dunkelcafé gibt es leider nicht mehr. Ein blinder Bekannter von mir, der irische Musik macht und schon einige CDs in Eigenregie aufgenommen hat,mittlerweile in zwei Formationen spielt und auch im Dunkelcafé auftrat, kam einmal nach langem Bitten und Betteln zu mir nach Hause und spielte mit mir. Ich sagte, er solle einige seiner irischen Sachen spielen, die er auf seinenCDs hat. Da wäre ich leicht mitgekommen. Er fing an, und ich sagte, er solle nur einfach spielen, ich käme schon rein, da ich recht gut höre, welche Akkorde gespielt werden müssen . Da spielte er nur noch ganz schräge Sachen und sehr schwere Dinger, und als ich nicht mitkam, meinte er: „ Ach so, ich muß ja solche Sachen spielen, wo DU auch mitspielen kannst.“ (Arschloch!) Und er sagte mir auf den Kopf zu: „Nein, für eine Band reicht’s bei Dir nicht.“ Dabei hätte ich ja rein als Begleitung schon in einer Band spielen können, muß ja nicht gleich die Lead-Gitarristin sein sondern spiele eben nur die Akkorde, gezupft oder geschlagen, je nachdem, dazu reicht es allemal. Aber jetzt mag ich nicht mehr. Ich habe immer wieder nur dasselbe für mich alleine gespielt, das ist langweilig. Außerdem habe ich schon das Querflötenspielen an den Nagel gehängt, da ich nicht weiter komme und über eine bestimmte Tonlage nicht hinauskomme. Jetzt lasse ich die Gitarre in der Ecke stehen und hole sie vorerst nicht merh heraus. Sollte jemandem aufgefallen sein, daß es hier Parallelen zu meiner Arbeitssuche gibt, die auch systematisch mit Hindernissen gespickt war und am Ende aufgegeben werden mußte, dann könnte es durchaus sein, daß hier ein Prinzip dahinter steckt.

Freitag, 15. Juni 2012

Louis-Braille-Festival in Berlin

Gleich vorweg, meine Berlinreise zum Louis-Braille-Festival hat wie am Schnürchen geklappt. Ich bin mit meinem Trolly los, der mehrmals umkippte, bis ich an der S-Bahn war. Dort war die S-Bahn weg, die ich nehmen wollte, um planmäßig am Bahnhof 20 Minuten vor Abfahrt zu sein. Ich hatte mich in der Zeit geirrt, da ich mich immer noch nicht an die neuen Abfahrtszeiten der S-Bahn gewöhnt habe, die seit Anfang dieses Jahres gelten. Ich rief bei der Mobilitätszentrale an, die meinten, es mache nichts, wenn es etwas später würde. Ein Bahnangestellter fischte mich an der kaputten Schiebetür auf und brachte mich zum Infopoint, wo ich von der Bahnhofsmission bereits erwartet wurde. Ich wurde in den Zug gesetzt, nachdem ich mir vorher noch zwei Teilchen für die Fahrt besorgt hatte. Im Zug telefonierte ich erst mal ausgiebig mit meiner Schwester, die Geburtstag hatte. Da meckerten gleich zwei Tanten: „GEHT’S nicht etwas LEISER, man versteht ja sein eigenes WORT nicht mehr!“ Ich hatte extra Handyzone gebucht und nicht sehr laut gesprochen, aber ich habe immer eine durchdringende Stimme. Dann hörte ich mir den Festivalkompaß auf dem MP3-Player an, wo alles genau beschrieben wurde, inklusive der Lage der einzelnen Stände und Zelte. Ich kapierte gar nichts und gab’s auf. In Berlin wurde ich dann auch sofort abgeholt und in ein Taxi gesetzt. Wir fuhren durch einen langen Tunnel hinter einem stinkenden Laster her, so daß mir schlecht wurde. Es war der Tiergartentunnel, und der Taxifahrer meinte, daß das nicht so oft vorkomme, daß man hinter einem Brummi herfährt, es also sonst nicht so stinkt. Im Hotel bekam mich mein Zimmer, und als ich sagte, daß ich morgens vor der Dialyse noch frühstücken wollte, wurde mir auch gesagt, daß dies möglich sei. Als ich sie fragte, ob sie mich vom Zimmer abholen könne, meinte sie, sie sei da alleine, und da müsse ich warten. Ich mußte aber um 7:35 fertig sein, denn da kam ja das Taxi. Die andere zeigte mir dann den Weg vom Zimmer zum Aufzug, der sehr leicht war wegen der vielen Schwellen auf dem Gang, die man leicht zählen konnte, und so konnte ich mit dem Lift nach unten fahren, da auch bei E ein Schild war, das man erfühlen konnte. Im Zimmer zappte ich erst mal durch alle Kanäle und konnte mich mal wieder in Spanisch üben, da ich mindestens 3 spanische Programme fand. Ich packte aus und ging zum Essen. Es gab dort ein kleines Bistro im Hotel, was ich vorher schon ausgekundschaftet hatte, als ich mich anmeldete, damit ich nicht abends noch durch Berlin laufen mußte, um was zu Abend zu essen. Dort gab es dann Flammkuchen, der sehr lecker war, denn früher hatte ich mal Flammkuchen aus dem Supermarkt gegessen, der furchtbar schmeckte. Einen Salat gönnte ichmir dann auch noch. Als ich im Zimmer war, hatte ich furchtbaren Durst, da der Flammkuchen doch sehr salzig war. Eigentlich darf ich ja nicht viel trinken wegen der Dialyse. Da stand eine Flasche auf dem Tisch, von der ich annahm, daß sie eine Begrüßungsflasche Mineralwasser sei. Ich entfernte die Folie und fürchtete schon, daß es Sekt war und kein Wasser. Es war WEIN, und so hatte ich was Verkehrtes geöffnet. Ich nahm einen Schluck, aber es löschte den Durst nun gar nicht. So rief ich unten an und fragte, wo in der Minibar denn das Mineralwasser stehe, denn ich könne das nicht lesen. Er erklärte, es sei links das mit den Kronkorken. Als ich ihn fragte, ob ich den Wein zahlen müsse, meinte er, ja,er kostet 5 Euro. Ich ärgerte mich, daß ich etwas zahlen sollte, was ichgar nicht haben wollte, aber ich dachte, das muß wohl so sein, obwohl sie ja mehrere Blinde zu der Zeit im Hotel hatten. Ich hatte so wahnsinnigen Durst, daß ich die ganze Flasche (wohl 0,3) Mineralwasser auf einen Zug leerte. Nach einem seichten Film ging ich ins Bett. Am nächsten Tag stand ich um kurz vor sieben auf. Ich konnte die ganze Nacht fast nicht schlafen, weil ich Angst hatte, daß ich den Wecker nicht hören würde. Ich stelle immer den Wecker an meiner Uhr und den an meinem Notizgerät. Ich fuhr mit dem Lift nach unten und wurde über einen Innenhof zum Frühstücksraum gebracht. Dort aß ich nur ein Brot, damit ich an der Dialyse noch Hunger hatte, aber damit ich es bis zum Frühstück dort aushielt. Der Taxifahrer kam dann ins Foyer und holte mich ab. Er erklärte mir, daß viele extra in die Dialyse an der Sonnenallee gehen, da es dort so gut sei. An der Dialyse wurde ich in die Umkleide gebracht, wo man sogar einen Euro oder einen Chip in den Schrank werfen muß wie im Schwimmbad, damit man den Schlüssel abziehen kann. Der Pfleger, ein Schwabe, was ich sofort hörte, hängte mich an und erklärte mir, daß es auch hier zur Zeit keine HDF gäbe, da die Schläuche wegen Veränderungen der Weichmacher alle zurückgerufen worden seien, und sie dieselben Maschinen hätten. Es sei zu Fällen von Hämolyse gekommen, wo die roten Blutkörperchen platzen, dann eine Immunreaktion stattfindet, und es zum Schock oder Tod kommen kann. Daher gab es zur Zeit auch hier nur eine normale HD. Ich machte vier Stunden, da ich ja auf das Festival wollte, und da der Taxifahrer schon seine Abholzeit durchgab, der aber meinte, daß er warten würde, bis ich fertig bin. Da dort die Dialyse erst um acht beginnt, wären fünf Stunden zu lang gewesen, um den Anfang des Festivals nicht zu versäumen. Das Frühstück war super, es gab viele verschiedene Wurstsorten und sogar EIER und Joghurt. Ich bestellte zwei Brötchenhälften mit Leberwurst und Salami, was es bei uns sehr selten gibt. Dafür war das Mittagessensangebot nicht so prickelnd mit Rinderrouolade, Kartoffeln und Gemüse, so daß ich beschloß, auf dem Festival zu essen. Dasselbe Essen sollte es am nächsten Tag nochmals geben. Nach der Dialyse holte mich dann das Taxi, wobei wir gleich zum Tempodrom fuhren, wo das Festival stattfinden sollte. Ich suchte erst mal was zu Essen. Es liefen viele Helfer in blauen Jacken herum, die einen überall hinbrachten, wo man hin wollte. So erkundigte ichmich nach etwas Eßbarem. Es gab das ganze Wochenende über: Kuchen, Muffins, Brezen (für ZWEI EURO!), Sandwiches, Currywurst, Bratwurst, Halumi (ein arabischer Käse) im Fladenbrot und Kuskus. Das war für drei Tage nicht gerade die größte Auswahl, und teuer war es obendrein! Aber es gab neben Kaffee sogar verschiedene Teesorten wie Jasmintee usw. Ich setzte mich extra in die Nähe der Außenbühne, die in einem Zelt sein sollte. Aber als ich um 14 Uhr rein wollte, hieß es, es käme zu Verzögerungen. Ich hatte mich gerade so auf die Liedermacher gefreut, die als erste vor der Eröffnung angekündigt waren. Ich hörte zwei Frauen schimpfen, die offenbar dort hätten auftreten sollen und nun für unbestimmte Zeit auf ihren Auftritt warteten. Ich lief herum und sah mir die Ausstellung mit einer Helferin an. Es gab einige Bilder mit Relief, wo irgendwelche Materialien hingeklebt waren, die mir nichts sagten. Die Tonvögel und andere Tiere waren faszinierend, auch die Specksteinfiguren fand ichtoll. Es gab auch ungegenständliche Kunst, wie ein großes Gebilde mit lauter Falten oder Stacheln oder so etwas. Wir waren schnell durch. Dann war mir langweilig. Das Eintreffen der Tandemstaffel in Sternform war jetzt nicht so mein Fall, da kann ich eh wenig sehen. Eine Frau aus Kroatien sprach, da ja „Tandemhilfen“ vorwiegend in osteuropäische Länder Geld oder Sachen schickt, und daher einige von dort gekommen sind. Ich suchte vergebens nach Zerstreuung und wäre am liebsten gleich wieder heimgefharen. Eine Helferin nahm mich mit rein, und auf einmal sagte sie: „Da ist Joana Zimmer!“ Ich wollte ja einige Interviews für unsere Radiosendung machen. So wartete ich, bis der Gesprächspartner von Frau Zimmer fertig war und fragte sie, ob ich sie interviewen dürfe. Sie sagte sofort zu. Sie war total natürlich und nett, fragte, welches Blindennotizgerät ich hätte usw. Dann stellte ich ihr aus dem Stegreif einige Fragen. Zum Glück wußte ich einiges über sie, das ich so de la main herausbrachte und sie danach fragte, beispielsweise, daß sie schon für die Christoffel-Blinden-Mission gesungen hat, was sie damit verbindet, daß sie schon in Filmen war, was sie da gespielt habe usw. Sie wußte aber sehr geschickt, die Antworten auf ihre neuesten Projekte zu lenken, erzählte von ihrer neuen CD und ihrem Buchprojekt, ihrer Tournee und von ihrem Auftritt bei Let’s dance. Ich war total happy, daß ich die Dame vors Mikro gekriegt habe. So hatte sich das Warten auf den Einlaß doch noch zu etwas Positivem umgewandelt und sein Gutes gehabt. Ich traf einige Leute aus Nürnberg, die mir erklärten, daß der TÜV nicht gekommen sei, um das Zelt abzunehmen, und daher dürfe keiner rein. Die Auftritte würden dann über die nächsten Tage verteilt. Ich war etwas enttäuscht. Auch die Punktschriftlesungen warenerst später, so daß ich nichts zu tun hatte. Aber endlich ging es los! Das Erste, was wir dargeboten bekamen, war Joana Zimmer mit einem kurzen Konzert. Das war sehr schön. Der Zweite war Richard Bastion, ein blinder Singersongwriter aus England, der schon länger in Berlin lebt. Dann kam Overbeck, eine Band miteinem blinden Sänger, der total lustig war. Die sangen Cover-Versionen, veränderten sie aber etwas. Nachdem ich zu Abend gegessen hatte, Kuskus mit ziemlich schlechter arabischer Pfefferminzsauce und Gemüse aus der Dose, wartete ich auf den Einlaß in die große Arena, um das Abendprogramm zu genießen. Als Erstes kam Robbi Sandberg, ein blinder Kabarettist, den ich schon kannte, und der auch bei einer Ohrenblicke-Redaktion mitmacht. Er stellte uns sein Blindenköfferchen vor, das man UNBEDINGT immer mit dabei haben sollte, mit Blindenbinde, Stock, Sonnenbrille und sonstigen Utensilien. Er beschrieb einige Typen von Sehenden: Den beherzten Einschreiter oder die „Ertrinkende“, Leute, die entweder sofort anpackten, egal, ob man es wollte, oder diejenigen, die selbst total hilflos waren. Wir lachten alle fast Tränen! Dann kamen Plückchahn und Vogel, ein Duo bestehend aus einem Sänger und einem Pianisten, wobei sie diesmal noch Verstärkung in Form einer kleinen Percussion und eines Basses dabei hatten. Ich dachte, die würden Kreisler-Lieder singen, aber sie boten ihr aktuelles Programm aus eigenen Liedern dar. Ich war begeistert. Der eine von ihnen ist Jurist, Comedian, Hörfilmbeschreiber, Sänger und auch noch promoviert, also der hat alles, wovon ich auch gerne einiges gehabt hätte, und das alles in Personalunion. Die Gaben sind doch SEHR ungerecht verteilt! Ein bißchen davon hätte auch ich abbekommen können. Ich war voller Bewunderung. Die Lieder waren auch total lustig und tief- sowie hintersinig. Danach kam Horst Evers, ein sehender Belriner Kabarettist. Ich fiel fast vom Stuhl vor Lachen. Der Abend war wirklich gelungen. Ich hatte ja den Bringedienst bestellt, der Behinderte mit dem ÖPNV durch die Stadt begleitet. Der kam auch sofort zum abgemachten Treffpunkt. Das war eine komische Type. Er hatteein Tempo drauf, duzte mich einfach und war so ein richtiger Berliner Urtyp. Ich sagte zu ihm: „Hier riecht es gut nach Flieder.“ – Er: „Det riech icknich mehr, ick roch zuvielle.“ -- Ich: Ich hab das vor 10 Jahren aufgegeben. -- Er „Na, Du bis ja auch Blind, Du triffs ja den Aschenbecher nich, da sieht ja der Tisch hinterher aus wie’n Biertisch.“ Tolles Argument, warum mir das Rauchen-Aufgeben viel leichter falle als anderen. Die Blindheit muß ja schon für so Manches herhalten. Ich erklärte ihm, daß ich immer den Aschenbecher getroffen habe, und daß ich wegen der Gesundheit aufgehört hätte. „Naja, ick will Der ja nich zu nahe tret’n.“ Er begleitete mich noch bis zu meiner Zimmertüre, da ich ihn darum gebeten hatte, weil ich diese blöden neumodischen Türkarten nichtbenutzen kann, die ja keine Markierung haben,wo hinten,vorne, oben und unten ist, und ich so acht Varianten hätte ausprobieren müssen, wie man die Karte in das Kästchen an der Türe steckt, um in mein Zimmer zu kommen. Der Mann konnte die Tür problemlos öffnen, verabschiedete sich, und ich ging Schlafen. Am nächsten morgen klingelte der Wecker an meinem Notizgerät nicht. Ich war zum Glück schon wach. Als ich das Gerät einschalten wollte, tat es keinen Mucks mehr. Ich ging zum Frühstück und dann zur Dialyse. Dort mußte ich auf jedweden Hörgenuß verzichten, da keiner das Gerät mehr zum Laufen brachte. Ich war in Sorge,zumal ich ja auch das Interview mit Frau Zimmer auf dem Internen Spreicher hatte, statt es auf die Speicherkarte aufgenommen zu haben. So konnte ich weder hören noch weitere Aufnahmen machen. Nach der Dialyse mit dem wieder sehr guten Frühstück, vergaß ich leider, mein Einkaufsmärkchen aus dem Schacht im Aufbewahrungsschrank herauszunehmen, und nun fehlt es mir beim Einkaufen. Der Taxifharer brachte mich zum Tempodorm, und wir konnten nirgendwo halten, da überall Lastwären reinfuhren oder jemand meckerte, daß wir da nicht anhalten können. Der Taxifahrer blieb ruhig und erklärte, daß er eine blinde Frau im Auto habe und sie ausladen müsse. Irgendwann schafften wir es daann doch. Ich aß wieder etws von den Ständen, an denen überall dasselbe angeboten wurde, dann ging ich, um mir den Chor anzuhören. Der erste Chor, den ich hörte, war etws langweilig, denn der Sprecher der Gruppe lobhudelte laufend den ehemaligen Chorleiter, wieviele Sachen der schon für Chor umgesetzt habe, was sie jetzt wieer singen, was er alles archiviert habe usw. Es wren auch vorwiegend ältere Leute, und am Ende sangen wir dann gemeinsam irgendwelche Quod-libets, von denen er ebenfalls HUNDERTE gesammelt habe, wobei dies Lieer waren wie „Berliner Luft“ und andere Schandtaten, bei denen ich mich am liebsten verkrochen hätte, denn es fehlte nur noch, daß alle zu schunkeln anfingen. Dann aber kam ein anderer Chor. Die Sänger bekommen alle ihre Stücke auf CD zugeschickt, müssen ihren Part einstudieren, dann treffen sich die bundesweiten Chormitglieder und üben alles gemeinsam. Der Chor heißpt Blind Date. Ich war total berührt, die strahlten so eine Freude und Begeisterung aus, brachten soviel Emotion rüber, sangen sogar afrikanische Lieder, und am Ende kamen mir die Tränen, so schön und so begeistert sangen sie., wobei das letzte Lied für mich hätte geschrieben sein können. Danach beschloß ich, mir mal die Sachen auf dem Auüengeände anzusehen. Ich stand etwas hilflos herum, so daß mich sofort ein Helfer ansprach. Ich fragte, ob er mit mir zum Schießen gehen würde. So stellten wir uns in die sehr lange Schlange und warteten eine Dreiviertelstunde. Während dessen hörte ich eine bekannte Stimme, und das war niemand Geringeres als der ehemalige Landesvorsitzende von Thüringen, Rechtsanwalt und Macher der Hörzeitschrift für Thüringen, die ich ja über die CD erhalte, wo alle oder Auszüge aller Landesverbandszeitschriften des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbandes draufsind. Dem klagte ich mein Leid über die verlorengegangene Datei mit dem Interview, und daß mein Notizgerät schlapp gemacht hätte. Er erklärte mir, daß maneinen Reset machen könne, wenn man alle vier Pfeiltasten drückt. Ich gab ihm dasDing in die Hand, damit ich nicht noch mehr kaputt mache. Das klappte, aber das Gerät hatte sich so lange aufgehängt, daß der Akku leer war. Ich war erleichtert und froh, daß das Interview gerettet war, und daß ich bald wieder Aufnahmen machen konnte. Das Schießen konnte ich nun nicht aufnehmen. Da ertönten immer Töne in unterschiedlicher Höhe, und je höher der Tun wurde, u mso n#her war man an der Mitte mit der 10. Das Gewehr war nicht echt, sondern aus Plastik, und es sendete Infra-Rot-Licht in Richtung einer Scheibe, die mit einem elektronischen Sensor verbunden ist. So hört man die Töne, sobald man das Gewehr bewegt, und wenn man schießt, registriett es dann die Zahl, auf die man getroffen hat. Im Kokpfhöerer ertönt „Links“ oder „Rechts“, wobei man aber in die entgegengesetzte Richtung gehen muß, da das Gerät sagt, WO man ist, nicht, wo man hinmuß. Aber die Ansage hörte man nicht, da es außen herum zu laut war. So half die Trainerin und „führte in den Ton“, so daß man nichtewig suchen mußte, ab wann das Gepiepse los ging. Das Gewehr lag auf, sie hielt mich etwas fest, um meine Körperhaltung zu stützen, und ich bewegte das Teil. Sobald es höher wurde, drückte ich ab. DREIMAL hab ich die 10 getroffen, allerdings auch ein paarmal komplett daneben geschossen, zu früh abgedrückt oder beim Drücken das Gewehr verzogen. Es ist gar nicht so einfach, aber ganz gut, eben Anfängerglück. Anfägnerglück hatte ich dann auch beim Showdown, auch Tischball genannt, einer Art Tischtennis für Blinde. Als ich dort hinkam, wobei mich der Helfer begleitete, war es furchtbar laut, denn der Ball hatte eine Rassel und KNALLTE gegen die Bande . Der Tisch ist mit einer Umrandung versehen, an jeder Stirnseite ist ein Lo ch mit einem Netz. In der Mitte ist über die Platte eine Mittelbande angebracht, durch die der Ball rollen muß, und die er nicht berühren darf. Ziel ist es, den Ball in das gegnerische Tor zu bekommen, indem man mit einem Holzschläger den Ball abschlägt, wobei man aber schräg abschlagen muß, damit der Ball einmal an die Bande haut. Der Ball kommt mit solcher Wucht, daß man einen Lederhandschuh an der Schlaghand tragen muß. Die andere darf nicht im Spielfeld sein, um nicht zu manipulieren. Ich merkte gar nicht, daß die Schiedsrichterin ebenfalls blidn war. Sie urteilte nach Gehör, vergab Tore und Strafpunkte. Wenn man ein Tor schießt, bekommt man zwei Punkte, wenn der andere einen Fehler macht, bekommt man einen Punkt. Ich war also an der Reihe. Ich fing an, machdem ich die Augenbinde aufgesetzt hatte, damit Gleichstand herrschte. Der erste Abschlag war schon ein Tor, der zweite, der dritte. Dann sagte sie, so, jetzt kannst Du es, jetzt geht eslos. AB diesem Moment hatte ich kein Glück mehr und KEINERLEI Geschick. Mein Gegner brachte ein Tor nach dem anderen bei mir in Netz. Ich mußte einerseits abwarten, von wo der Ball kam und stillhalten, damit ich es h öre, andererseits mußte ich aber schnell regieren, damit der Ball nicht um meinen Schläger rumgeht und ins Tor rollt. Manchmal lag der Ball da, na chdem ich ihn abgeschlagen hatte und rührte sich nicht mehr, das war dann „toter Ball“. Wenn er kam fuchtelte ich wie wild mit dem Schläger, um ihn nur rechtzeitig zu treffen, und dabei rollte er gemütlich ins Tor. Ich schoß ein einziges Tor, und zwei Schoß der Gegner in sein eigenes, so daß ich sechs Punkte bekam. Die 12 Punkte, die der Gegner erhielt, waren schnell erreiciht. Wenn einer 11 Punkte hat, ist das Spiel zu Ende. Der, der absclägt, „hat den Service“, der muß also den Ball Schräg an die Bande hauen und so fest, daß er abprallt u nd weiter in Richtung Gegnertor rollt. Immer der, der das Tor gemacht hat, „hat den Service“. Wenn also der Ball bei mir im Tor war, schoß ich ihn ab und vergaß, daß der andere ja den Abschlag machen mußte. Ich durfte den Ball nur vorrollen, damit er ihn zum Abschlagen hatte. Da hätte ich im Ernstfall sicher noch eine Menge Strafpunkte erhalten. Ich war sauer, zumal es am Anfang so hervorragend geklappt hat. Da hat der Gegner, der erst einmal zuvor Showdown gespielt hatte, sicher noch nlicht so mitgemacht und mich erst mal probieren lassen. Ich hab schon immer vrloren, ich kann sows nicht. Da mein Bruder ebenfalls auf dem Festival war, um mit einem Ensemble dort eine Bach-Motette zu singen, wollte ich ihn jetzt mal treffen. Ich rief aufseinem H andy an, aber erreichte nur die Mailbox. Ich sprach ihm eine Nachricht mit der Bitte um Rückruf auf. Der Helfer und ich standen vor der kleinen Arena, wo gerade ein klassisches Konzert war, und wo ich meinen Bruder vermutete. Ich beschrieb ihn dem Helfer, aber er fand ihn nicht. So ging ich erst mal zum Abendessen, da probierte ich den H alumi. Der hatte eine seltsame Konsistenz und war so zäh wie Gummi und schmeckte etwas komisch aber nicht schlecht. Ich hockte auf der Treppe herum und wartete auf den Einlaß in die Große Arena, wo die Abendshow stattfinden sollte. Am Nachmittag hatte ich noch zwei CDs von Plückhahn und Vogel gekauft und diese im Festivalbüro mitsamt meinen Dialyseklamotten abgegeben, damit ich sie nicht rumtragen mußte. Die Sachen mußte ich jetzt in einer Tüte mitnehmen, da das Festivalbüro nicht so lange auf haben würde. Dann brachte mich ein Helfer in die große Arena, wo ich ziemlich weit vorne, in der Reihe der VIPs noch einen unreservierten Platz fand. Es nahmen sechs Leute an dem Quiz teil, das etwas im Stil von Dalli-Dalli oder Einer wird Gewinnen gehalten war: Im Team nummer eins waren der Sportreporter Marcel Reif und eine Größe aus dem Blindenfußball. Im Team zwei waren eine sehende Autorin und eine blinde Gärtnerin, über die sie in „Magdalenas Blau“ geschrieben hatte. Team Nummer drei bestand aus einem Soldaten, der im Afghanistan-Krieg erblindet ist und dem Leiter von Aktion Mensch. Durch die Show führten Nina Ruge und als Comodertor Herr Dr. Plückhahn, das Tausendsasa. In der Jury saß der langjährige Ex-Vorsitzende des bayerischen Landesverbandes, Gustav Doubrava und noch zwei andere aus Belrin, die ich nicht kannte. Es wurden Fragen aus dem Blindenwesen gestellt, die man mit multiple choice beantworten mußte. Ich kann sehrr schlecht raten, entweder, ich weiß es, oder ich weiß es nicht. So hatte ich ein paar richtige Antworten, die ich im Geiste mit beantwortete oder sogar mal mit meinem Nachbarn durchdiskutierte, einem VIP aus dem Berliner Blindenverband. Zwischendurch spielte die Gruppe „Blind Foundation“, wobei Joana Zimmer ihre Hits sang. Am Ende hatte zwar ein Team gewonen, aber dennoch wurde das Geld, um das sie für eine gute Sache spielten, bei allen auf dieselbe Summe aufgerundet. Der Abend war sehr spannend und informativ. Leider hatte ich ja den Begleitdienst wieder bestellt, und so mußte ich so schnell wie möglich zum Festivalbüro, dem Treffpunkt für alle, die sich begleiten lassen wollten. Am Freitag hatte ich auch den Dienst auf 22:30 bestellt, da ich aufgrund einer Fehlinformation annahm, alles sei um22 Uhr zu Ende, und weil ich ja auch wieder früh aufstehen mußte. So hatte ich Corinna May am Freitag verpaßt. Am Samstagabend fand ich ich um 22:25 am Festivalbüro ein. Wir warteten auf den Begleitservice, aber keiner kam. Dann ging eine los, um ihn zu suchen. Sie kam mit einem jungen Mann wieder. Der sagte, er habe d a gewartet, wo’s hell ist, und ich „hätte mich an ihm vorbeigeschmuggelt.“ Ich sagte, daß al sTreffpunkt das Festivalbüro abgemacht worden sei. Er entgegnete, er sei da schon gewesen, und ich sei nicht dagewesen, woraufhin ich sagte, daß ich sogar schon fünf Minuten früher da war. Ich ärgerte mi ch, daß, wie immer, wenn ein Treffen nicht richtig funktioniert, mal wieder ICH die Schuld habe. Der Typ fand das Hotel gar nicht, und mir war etwsa mulmig mit ihm zumute. Das wr auch so eine etwasseltsame Type. Er fand es aber schließlich dann doch noch und brchte mich ebenfalls wieder bis zur Tür und half mir, mit der Karte aufzuschließen. Ich ging sofort ins Bett, nachdem ich das Notitzgerät an die Steckdose geklemmt hatte. Am nächsten Morgen konnte ich etwas länger schlafen, hatte aber vorsichtshalber die Dame ander Rezeption gebeten, mich zu wecken, denn ich hatte den Begleitservice auf 9:30 bestellt. Ich ging zum Frühstück und freute mich auf das Rührei, das es in Hotels immer gibt. Da gab es sogar Würstchen, Fleisch und Kartoffeln, das konnte ich zum Frühstück noch nicht essen. Ich bekam Hörnchen, Paprika, Rührei und den schon öfter genossenen Obstsalat. Da setzte sich eine Frau mit ihrem Mann an meien Tisch. Ich überlegte schon, ob die auch zum Festival ging. Da sprach sie mich auch schon an, ob ich auch zum Louis-Braille-Festival da sei. Es stellte sich h eraus, daß sie sehend war, sowie ihr Mann, und daß er Blindenpädagoge war, und sie daher aus reinem Interesse auf das Festival gekommen waren. Das fand ich total klasse. Ich hätte mich noch Stunden mit ihr unterhalten können, da ich zuvor wenig Ko ntakt e knüpfen konnte, wenn ich mal versuchte, mit jemadem ins Gespräch zu kommen, außer eben dem Thüringer und seiner Freundin in der Warteschlange. Aber ich mußte auf mein Zimmer, um die Sachen zu holen, und um nochmals nachkontrollieren zu lassen, ob ich auch nichts vergessen habe. Als ich in Richtung Aufzug gebracht wurde, stand da auch scho nder Helfer vom Freitg, der Urberliner, mit dem ich dann schnell aufs Zimmer ging, da er etwas früher gekommen wr, damit er die Kontrolle durchführen konnte, daß nichts liegen geblieben war. Dann ging es ans Zahlen. Es stellte sich heraus, daß ich die Weinflasche doch nicht zahlen mußte, die ich versehentlich geöffnet hatte. Ich war total froh, daß sie da Kulanz gezeigt haben. Ich gab ein Trinkgeld von 20 Euro. Sosnt erwähne ich solche Sachen ja icht, aber der Begleiter schimpfte mich hinterher aus. „Wenn Du nochmal so viel gibst, ick hau dir. Du mußt doch auch Dein Jeld verdienen. Die hatten doch wegen Euch det Haus voll!“ Ich erklärte ihm , daß sie mich üäberall führten und mir h alfen, und daü das ja für Zimmermädchen und anderes Personal zusammen wr. Er erzählte mir, daß der Begleitservice ab Juli gestrichen sei, da die Gelder nicht weiter bewilligt würden. Sie hatten lauter Hartz-Vier-Empfänger eingestellt, die sich so einen Tausender monatlich verdienen konnten und jetzt wieder in Hartz-Vier fallen. Schon schade. Das werdendie im Rahmen der „Bürgerarbeit“ sicher wieder aufbauen, wo Arbeitslose für den Sozialhilfesatz von 900 Euro und abzüglich der Versicherungskosten für 750 Euro 30 Stunden pro Woche arbeiten müssen, da sie ja kein Angebot ablehnen dürfen, um nicht die Sozialleistungen gestrichen zu kriegen. Auf dem Festival suchte ich mir erst mal eine Helferin. Dann gingen wir zu der Führhundelounge, wo ich ein Interview mit einer Tierphysiotherapeutin machen konnte. Sie zeigte mir dann auch, wie man einen Hund massiert. Der Führhundereferent, dessen Freundin einst meine Arbeitskollegin war, stellte seinen Hund zur Verfügung, der es sichtlich genoß. Die Tierphysiotherapeutin sagte, ich soll drauf achten, ob es für den Hund angenehm ist. Er hob mehrfach den Kopf, und sie dachte, er wolle n icht mehr, aber mir war klar, daß er das jedesmal tat, wenn wir aufhörten, zu dritt an ihm herumzumassieren, da er wollte, daß wir weitermachen. Dann stand der Hund auf, und sie sagte, nun wolle er nicht mehr. Ich aber merkte sofort, neinen, der dreht sich nur auf die andere Seite, damit wir da weitermachen. Nach einer halben Stunde hörte ich dann auf und ging weiter, um och ein paar Töne für unser Radioprojekt einzufangen, da ja das Gerät am vorherigen Tag nicht funktioniert hatte. So ging eine Helferin mit mir zum Showdown, wo ich ein kurzes Interview mit der blinden SChiedsrichterin führte, die mir das Spiel für die H örerschaft beschrieb und die Turnierdaten durchgab. Danach wollten wir zum Schießen, um dort noch einige Aufnahmen zu machen, aber leider war der Schießstand schon abgebaut. Aber ich dachte, ich könnte ja eine Helferin interviewen und sie über ihre Motivation befragen. Die Dame, die mich führte, wollte das nicht machen, brachte mich aber zu zwei anderen Frauen in blauen Jacken,die mir bereitwillig Auskunft gaben. Ich befragte sie abwechselnd über ihre Gründe für das Helfen, was sie besonders beeindruckt hat, was sie von dem Festival mitnehmen, ob sie auch etwas von dem Festival selbst mitbekommen hätten, wie sie zu dieser Aufgabe gekommen sind. Sie waren von der Firma BAYER, die ein neues Medikament für Patienten mit Makuladegneration auf den Markt brachte, wobei es zwei weiter Firmen gibt, die bereits ein Medikament mit derselben Wirkungsweise entwickelt haben. BAYER hat also das Festival gesponsert, indem es Helfer zur Verfügung stellte, die die blinden Besucher herumführen sollten. Da viele Besucher mit eigener Begleitperson angereist waren, hatten sie wenig zu tun und waren sogar froh, jemandem behilflich sein zu können. Danach ließ ich mich zu der gorßen Arena bringen, da dort mein Bruder mit anderen eine Bachmotette singen wollten. Es wurde vorher ein Gottesdienst direkt vom RBB übertragen, und ich kam genau rechtzeitig, als dieser zu Ende war, und die Türe geöffnet wurde, um Zuhörer für die Motette einzulassen. Ich hatte meine Berln-Rückfahrt eine Stunde zu früh angesetzt und mußte sie nochmals umbuchen, zum Leidwesen des Mobilitätsservices, der nun alles erneut eingeben mußte. Aber es hat geklappt. So hörte ich die Motette an, die von zwei Ensembles dargeboten wurde, die sich für diesen Zweck zusammengeschlossen hatten. Ich nahm auch auf, obwhl ich zuvor dafür nicht um Erlaubnis gefragt hatte, da ich hier nicht in der Eigenschaft als Ohrenblickerin sondern als Schwester eines Sängers privat aufnahm, so h ätte ich das gegebenenfalls auch begründet, wenn mich jemand ermahnt hätte. Die Aufnahme ist gut gelungen. Als die Motette zu Ende war, nahm mich eine Helferin mit nach vorne, um meinen Bruder zu begrüßen. Ich rief laut seinen Namen. Das hörte ein Mann neben mir und sagte: „DU bist die Schwester? Ich such ihn auch!“ So riefen Helferin, ich und der Mann neben mir. Mein Bruder rief kurz herüber, stellte mir den Mann neben mir vor und erklärte mir, wer das sei. Dann redete er weiter mit den anderen, lud den Mann zu sich her ein und beachtete mich nicht weiter. Ich zog von dannen und war verärgert, daß ich so abgefertigt wurde. Ich hatte noch etwas Zeit und wollte daher noch etwasMusik hören. Glücklicherweise hatte die irische Band, die aus meiner Stadt kam, und die ich bereits kannte, verspätet begonnen, und so hatte ich die Möglichkeit, sie auch noch kurz zu hören. Dann kam aber schon die Helferin, die ich darum gebeten hatte, mich rechtzeitig zu holen, um zum nahegelegenen Taxistand zu gehen. Ich konnte noch ein paar Minuten herausschinden, da sie zu früh da war. Aber dann mußte ich gehen, und mit viel Wehmut löste ich mich von meinem Platz als Zuhörerin und ging mit der Helferin vom Festivalgeände, mit dem Gedanken: „Wenn’s am schönsten ist, muß man gehen.“ Es war so eine tolle und gelungene Veranstaltung, und ichhoffe, daß sie sie, wie leisee gemunkelt wurde, das nächste Mal in meiner Region stattfinden lassen, damit ich nicht so weit fahren muß. Das Taxi war sehr früh schon am Bahnhof, aber das war auch gut so, denn vor uns am Infostand, an dem ich wieder 20 Minuten vor Abfahrt des Zuges sein mußte, war eine Menge los. Dann kamen gleich zwei Helfer von der Bahn, die mich zum Zug brachten. Zuvor ließen wir noch die Platzkarte aus dem Automaten, da ich ja die zugeschickte Platzkarte wegen der Verschiebung der Abfahrtszeit um eine Stunde nicht mehr gebrauchen konnte, und wir die neue am Automaten hinterlegt hatten. Dies ist eine super gute Möglichkeit, wenn es mit dem Zumailen oder Zuschicken nicht klappt. Danach gingen wir noch zum Bäckerstand, damit ich mit Teilchen für die Fahrt versorgt war. Im Zug hörte ich mir no chmals meine Errungenschaften an, die Aufnahmen, die ich vom Festival gemacht h atte. Dann hatte ich Glück, und ein Kaffeewatgen kam vorbei, so daß ich nicht, wie auf derHinfahrt, durch den ganzen Zug schwanken mußte, um im Bistro einen Kaffee zu trinken. Als ichzu Hause ankam, war es „gesäß“-kalt, wie man höflicherweise sagt. In Berlin hatte sich das Wetter gerade so gehalten, es hat mal geschüttet, als ich im Zelt saß, der Wind ging, zuweilen war aber auch Sonne zu sehen. So hatten wir halbwegs Glück mit dem Wetter und mit allem anderen auch.

Dienstag, 12. Juni 2012

Er hat sich gestellt

Heute saß ich in meinem Zimmer beim Fernsehen, da mein Nachhilfeschüler einfach wegblieb, wie das bei mir oft der Fall ist, wenn ich Nachhilfeschüler habe, daß sie einfach irgendwann wegbleiben. Ich hörte schon seit Tagen ein Miauen, das ich nicht zuordnen konnte, war es Jakob, war es ein anderer Kater? Es klang sehr rollig und sehr laut. Einmal kam auch ein Kater ganz nahe an meinen Schreibtisch heran. Heute wollte ich dann eine vorbeistreifende Katze anfassen, aber, nanu, er ließ sich nicht berühren und flitzte vorbei. Als ich also dann auf dem Sofa saß, lagen beide meine Kater neben mir. Dennoch hörte ich ein lautes und deutliches Miauen in der Nähe der Balkontüre. Ich dachte, das hätte ich mir nur eingebildet und schaute weiter meine Sendung zu Ende. Dann ging ich in Richtung Balkontüre und tastete hinter den Vorhang. Da saß ein Kater mit dichtem Fell, kurzem Schwanz und ohne Halsband. Das war ein fremder Kater. Ich tastete ihn ab, er ließ sich streicheln und anfassen, und ich fand eine Zecke. Ich stand auf, nahm den Katzenkorb vom Schrank, ging wieder zum Kater, hob ihn hoch und setzte ihn in die Katzenkiste, Deckel zu und fertig! Sofort rief ich beim Tierschutz an und sprudelte los, daß ich ihn hätte. Die Frau am anderen Ende wußte von nichts. Ich erklärte ihr, daß hier ein unkastrierter Kater herumläuft, der alles vollpinkelt, und wenn ein Nachbar ihn angefüttert hätte, wir dann erneut eine Falle kriegen würden. Sie meinte, in einer halben bis dreiviertel Stunde wäre sie bei mir. Ich wartete und wartete und dachte schon, daß sie nicht kommt. Da hätte ich den Kater, der sich nun selbst so mühelos gestellt hatte, einfach wieder laufen lassen müssen! Ich war total verzweifelt. Nach eineinviertel Stunden rief ich nochmals an, sie würde gleich da sein, sagte sie mir. In der Zwischenzeit stellte ich die Kiste in die Küche, wo ich die Türe zumachen konnte, falls er sich, wie es mein Kater Fridolin immer getan hatte, aus dem Korb befreien würde. Die Frau kam, wir gingen ins Bad, wo wir ebenfalls die Türe hinter uns zumachen konnten. Sie schaute sich den Kater an und meinte, der sei unkastriert. Sie würde ihn nun mitnehmen. Ich fragte sie, ob sie nicht erst mal ablesen wolle, ob er einen Chip hätte. Nein, sie würden ihn morgen gleich kastrieren. Als ich sie fragte, was passiert, wenn er doch einen Besitzer hätte, sagte sie lakonisch: "Dann hat er Pech g'habt." Sie meinte aber, daß er recht dreckig sei. Wahrscheinlich gehört er niemandem. Sie würde mir morgen die Katze wieder mitsamt Korb bringen, damit ich ihn in seiner gewohnten Umgebung rauslassen könne. Ich teilte ihr noch meine Befürchtung mit, daß ein eventueller Besitzer mich anzeigen könnte, da ich seine Katze zur Kastration gebracht hätte, aber sie meinte, daß ja niemand wissen müsse, wer ihn dem Tierheim zugeführt hat. Ich hätte halt einen möglichen Besitzer höflich gebeten, ob er seinen Kater nicht kastrieren lassen will, aber nun kriegt er es kostenlos vom Tierheim, auch gut! Ich muß Gott sei Dank auch nichts zahlen, wie es der Mann, der mir damals die Falle gebracht hatte, behauptet hatte. Nun bleiben noch Fragen offen: War der Schwarze wohl doch nicht schwarz, denn dieser hier war weiß mit Tigerstreifen. Hatte ich mich damals verguckt, als ich am hellichten Tag einen schwarzen Kater auf meinem Balkon herumlaufen sah? Das erste Mal, als ich einen Kater bei mir sah, meinte ich auch, helles Fell gesehen zu haben, aber sicher kann ich das nicht sagen. Ich habe ja jetzt im Radio diesen Aufruf gemacht, wer einen roten Maine-Coon-Perser-Mix öfter mal bei sich aufnimmt, und daß dies mein Kater sei , und derjenige sich bitte melden möge, damit ich beruhigt bin, wenn Isidor wieder mal so lange weg ist . Im Zuge dieses Anrufes habe ich dann auch gleich noch erwähnt, daß bei uns ein schwarzer Kater herumläuft, der alles vollpinkelt, und wenn jemand ihn anfüttern könne, dann eine Falle hingebracht werden kann, damit man ihn einfangen kann. Nun haben wir ja einen Kater gefaßt, aber ob das ein- und derselbe ist? Auf jeden Fall ist es gut, wenn er kastriert wird, und wenn ein Schwarzer noch rumläuft, wird der auch irgendwann mal kastriert, damit sich die Katzen nicht unkontrolliert vermehren. Meine Bekannte, die mir damals den Stoffel gebrachth hat, erzählt noch von einer weiteren Katze, die ebenfalls weiß und getigert sei. Die sei aber ganz dünn und noch ganz jung. Ich hingegen ertastete eine recht gedrungene Figur. Ist das derselbe Kater, oder haben wir es mit einem DRITTEN zu tun? Warum hat DER Kater, der sich heute so leicht einfangen ließ, nicht gepinkelt? Die Frau vom Tierschutz meinte, es sei Streß, da habe er nicht markiert. Pinkelt der Schwarze? Geht der Weiß-Getigerte auch auf das Grundstück des Drohanrufers, der ihn dann möglicherweise mit meinem Jakob verwechselt? In Sachen Drohanruf hat sich nichts Neues mehr getan, die Polizei muß nun Stimmen abgleichen, wie sie das macht, keine Ahnung, vielleicht kommen sie nochmal, um einige Verdächtige auf Band aufzunehmen und die Stimmen zu vergleichen. Meine Helferin erzählte, daß der Polizist ihr gesagt hat, daß es langwierig und teuer würde. Ich befürchte, daß sie dann aufgeben, da die Untersuchungen in keinem Verhältnis stehen zu einem Drohanruf. Die Abschreckung ist ja wirksam, weil er nun gewarnt ist, daß er sich das nicht nochmals leisten darf, weil er ja die Polizei im Haus gesehen hat, die ihn befragte. Als ich meiner Helferin gegenüber erwähnte, daß der Polizist schon etwas komisch war an dem Tag, als ich ihn fraggte, wie das gelaufen ist, meinte sie, er habe es sehr eilig gehabt. So etwas spüre ich halt nicht, da habe ich ja diesese Defizit, daß ich solche nonverbalen Anhzeichen nicht so mitbekomme, und zwar nicht wegen der Blindheit sondern wegen eines von mir vermuteten Asperger-Syndromes, das ich ja endlich diagnostiziert haben möchte. Ich habe diesen Titel erxtra gewählt, damit es spannend wird, denn es gibt ja immerhin zwei, die sich stellen könnten, der Kater und der Droher. Sehen wir, wie's weitergeht, mit dem Katzenkrimi und dem Menschenkrimi!

Donnerstag, 7. Juni 2012

Ein kleines Wunder

Am Donnerstag vor meiner Fahrt nach Berlin um fünf Uhr morgens miaute es aufeinmal ganz laut und hoch. Isidor rannte ins Zimmer. Er war durch die Öffnung im Rollo geschlüpft, die ich einen Spalt breit gelassen hatte. Er kam einfach wieder herein. Er war nicht verzottelt, war nicht extrem durstig, fraß aber wie üblich sofort alles, was ich ihm hinstellte. Ich bin so froh, daß er wieder da ist! Er war ganze 4 1/2 Tage weg. Ich vermute, daß er nicht eingesperrt war, sondern, daß er sich eine Zweitfamilie leistet. Oder er hat ein gutes Außenversteck und macht einen auf Camper, fängt sich die Mäuse und Vögel zum Verzehr und hat einen "out-door-Urlaub" genommen. Vielleicht war es ihm zu stressig daheim. Ich war auch sehr aufgeregt und nervös wegen der Drohungen des Nachbarn und daher nicht gut drauf. Vielleicht spürt er das und haut dann ab und an einfach ab. Ich werde dies mal im Auge behalten und mal beobachten, wann er sich diese "Aus-Zeiten" nimmt, die auch obendrein noch immer länger werden. Ich habe vor, mal im Radio einen Aufruf zu machen, wer ihn kennt, und ob er eventuell einige Tage bei einer Patchwork-Familie ist. Machen kann man da wenig, denn Katzen suchen sich ihr Zuhause selbst aus. Aber ich wäre beruhigt, wenn ich wüßte, wo er ist. Der schwarze Kater ist weg. Die Rolligkeits-Zeit ist wohl vorbei, jetzt, wo der Frühsommer kommt. Jedenfalls haben die vom Tierschutz die Falle wieder abgeholt, ich durfte sie nicht länger behalten. Nun schlug auch die Dame vom Tierschutz vor, ich hätte ihn anfüttern sollen, PRIMA, das hätte sie mal früher sagen können. Aber mein Jakob hätte eh alles aufgefressen. Wenn wir nun einen Nachbarn finden, der ihn kennt, werde ich mit dem abmachen, daß der oder die ihn anfüttert, und dann kriegen wir den Käfig nochmal. Die Polizei hat nun eine Spur. Mehr schreibe ich hier nicht, ehe nicht alles amtlich ist. Die Helferin mußte den Balkon zeigen, wo eine der Hauptakteure drauf stand und schimpfte. Sie gingen dann wohl ins Haus und sprachen mit einem Mann. Als ich dann den AB vor dem Polizisten abspielte, meinte er, er habe die Stimme schon gehört. Als ich ihn fragte, wie er denn an den Mann gekommen sei, sagte er: "Durch die Tür!" Ich war sauer, denn ich fühlte mich veralbert. Der merkte doch, daß ich wegen meiner Behinderung vielleicht etwas "dümmer" gefragt habe, oder etwas unsicherer war. Vorher habe ich noch ganz hektisch die CD gebrannt, auf der der Drohanruf sein sollte, und da standen Helferin und Polizist schon da und gackerten und flüsterten die ganze Zeit miteinander. Der fand das wohl komisch, daß ich so unsicher war. Ich finde das unsensibel, so mit einer Frau umzugehen, die grade bedroht wurde und zudem in der Kommunikation eingeschränkt ist. Ich hätte zu gerne gewußt, wie sie die Leute gefunden haben. Aber es ist noch nichts offiziell. Ich werde meine Helferin nochmals löchern. Sie hat auch hier wieder nicht geschaltet und mir nicht beigestanden, als der Polizist so doof geantwortet hat. Sie hätte ihm ja sagen können, daß ich das gerne wissen will und vielleicht unsicher bin. Nun wird das Kapitel hoffentlich bald beendet sein, und der Typ soll eine Strafe kriegen. Mein Wunsch wäre, daß sie ihm aufbrummen, eine Summe an das Katzenhaus zu zahlen, sozusagen an seine natürlichen Feinde, zu deren Schutz. Das würde ihm auch ein bißchen wehtun. Aber, daß der Isidor so pünktlich vor meiner Fahrt zurückkam, als hätte er gewußt, daß ich dann weg will. Wer weiß, was die Tiere alles so mitkriegen. Ich glaubte ihn schon verloren, weil es diesmal sehr lange war. Aber er kam wieder, und das ist ein kleines Wunder!