Sonntag, 25. März 2012

Alle Katzen auf den Mond!

Nur vorweg: Ich liebe meine Katzen, aber es gibt Tage, würde da eine gute Fee kommen und mir anbieten, alle Katzen dieses Planeten auf den Mond zu befördern, ich würde sofort zustimmen.

Leider habe ich keine Katzenklappe mehr, da im Zuge der Dämmung keine Katzenklappen mehr erlaubt sind. Vor einiger Zeit wurde meine Nachtruhe massiv durch das Klingeln meiner Katzenmatte gestört, so daß ich laufend die Balkontüre öffnen mußte, in der Annahme, daß einer meiner beiden Kater draußen wäre und reinwollte. Aber außer einem Maunzen passierte nichts, und die Katze blieb draußen. Dasselbe Spiel wiederholte sich mehrfach. Eines Abends sah ich beide meine Kater auf dem Sessel liegen, und trotzdem ging die Katzenklingel. Ich öffnete, wieder vernahm ich nur ein Maunzen, und weiter geschah nichts. Da wußte ich, daß es sich um eine andere Katze handelte. Ich hoffte, es könnte vielleicht Stoffel sein, der heimgekehrt wäre. Ich versuchte, die Katze reinzulocken, aber sie traute sich nicht. Nach einer Weile stellte ich fest, daß die Matte vollgepinkelt wurde, was furchtbar stank. Als ich die Katze einmal kurz zu fassen bekam, fühlte sich das Fell sehr struppig und dick an. Es könnte sich also durchaus um eine wilde Katze handeln. Drinnen hätte ich die Katze gesehen, aber draußen in der Dunkelheit war es so nicht möglich, und er ließ sich nicht reinlocken. Ich vermutete stark, daß es sich um einen Kater handelt. Nach ein paar weiteren Störungen wurde es mir zu bunt, und ich kam auch zu dem Schluß, daß es nie und nimmer Stoffel sein kann, da dieser kastriert ist und daher nicht auf fremde Matten markiert. Ich rief bei der Tierärztin an, um Rat zu bekommen. Die Sprechstundenhilfe meinte, daß es ein nicht-kastrierter Kater ist, und meine Kater sind Neutren für ihn, daher lassen sie es nicht auf einen Kampf mit ihm ankommen. Als ich ihn neulich wieder vor der Türe bemerkte, scheuchte ich ihn weg. Ich sprühte Feliway, das sind Feromone, die bewirken sollen, daß die Katze nicht kratzt oder hinpinkelt, aber es hilft wenig. Die Nachbarin erzählte mir, daß es sich um eine schwarze Katze handelt, die aber sehr gepflegt seinsoll. Wenn das so weiter geht, muß ich den Besitzer ausfindig machen oder den Tierschutz aktivieren, damit der Kater kastriert wird. Denn er produziert ja immer neue Streuner, und es geht nicht an, daß er vor sämtliche Balkontüren pinkelt.

Neulich hatten meine Kater Durchfall, und als ich das Katzenklo leerte, muß wohl ein Brocken auf meinen Schuh gefallen sein. So genau kann man das nicht mehr rekonstruieren. Ich ging danach raus zum Bäcker. Als ich dann später mit meiner Helferin vom Einkaufen aus dem Supermarkt zurückkam, bemerkte ich, daß es furchtbar nach Kacke stank. Ich suchte mit ihr alles ab. Zufällig zeigte ich ihr dann meine Schuhe, und oben drauf lag ein Stück Scheiße. Ich wollte es wegwischen, aber ich verteilte es nur noch mehr. Ich war total aufgelöst, weil das meine heißgeliebtesten Schuhe sind, die ich mal in München gekauft habe vor 6 Jahren, und die ich so lange wie möglich noch tragen will. Sie meinte, ich solle mir andere Schuhe anziehen. Da ich grade so schöne passende Sachen anhatte und auch prinzipiell Bedenken hatte, ob die Schuhe wieder werden, wollte ich sie unbedingt sauber kriegen. Sie meinte, ich solle die Schuhe rausstellen, damit die Putzfrau sie sauber macht. Ich bat sie, mal eben schnell mit einer Bürste drüber zu gehen. Da meinte sie: "DAS ist NICHT meine Aufgabe. Es ist IHRE Entscheidung, Haustiere zu haben!" Ich fand das ziemlich schnippisch, denn Katzen gehören für mich zur Teilhabe am Leben, und sie soll mich darin unterstützen, am Leben teil zu haben bei meinem Vorhaben. Außerdem ist es ja was Anderes, ob jemand alle Arbeiten auf einen anderen abwälzt, wenn er Tiere hat und keine Lust verspürt, sich um sie zu kümmern, oder ob einer 99,9% der Aufgaben selbst bewältigt und nur bei einigen bestimmten Punkten Schwierigkeiten hat. Wenn eine Entscheidung, sich Haustiere anzuschaffen, davon abhängt, ob man in der Lage ist, einmal im Jahr Vögel aus der Wohnung zu schaffen oder Scheiße vom Schuh weg zu kriegen, dann dürfte sich kein Behinderter ein Tier anschaffen. Ich hätte es noch eher akzeptiert, wenn sie einfach gesagt hätte, daß sie das nicht kann, weil es für sie zu eklig ist. Zwingen kann man ja schließlich niemanden. ABer ihre Aufgaben so definitiv abzugrenzen nach dem Motto, ist doch DEIN Problem, wenn DU unbedingt Tiere haben willst, finde ich schon grenzwertig. Meine Putzfrau hat es dann am nächsten Tag gemacht, und sie fand es ziemlich doof, daß die Helferin so reagiert hat. Und hinterher stellte sich noch raus, daß es ein Kaugummmi war, und die Scheiße genausogut von einem Hund draußen hätte stammen können. Ist es dann auch meine Entscheidung, rauszugehen, und daher soll ich auch gefälligst selbst die Hundekacke wegkriegen, ob ich es kan oder nicht, und dann eben daheim bleiben, wenn es nicht geht?

Zu dieser Zeit hat es auch angefangen, in der Küche furchtbarzu stinken. Wir dachten erst, es sei der Abfluß. Ich suchte alles ab, und ich fand schon, daß es nach verwesender Maus riecht, da ich den Geruch kenne. Aber es fand sich nirgendwo eine Maus! So suchte ich hinterm Kühlschrank, der bei mir in der Eßecke außerhalb der Küche frei steht. Er ist nneu, so dachte ich, daß er vielleicht kaputt ist, oder daß das Brackwasser, das hinten dran ist, umgekippt ist. Ich rief einen guten Nachbarn an, der aber nicht daheim war. So wandte ich mich an unseren Handwerker-Laienhelfer von der Organisation, wo ich meine Helfer her habe. Der hatte Urlaub und machte mit mir einen Termin aus, wenn ich von der Preisverleihung des HÖrfilmes zurück sei. Dannn rief mein Bekannter an. Ich machte ihm einen Espresso und bat ihn, mal nachzuschauen, was los ist. Er fand hinter dem Kühlschrank nichts. Aber er meinte, der Geruch käme vom Türrahmen her. Und tatsächlich, da roch es am meisten. Und als er genau hinsah, lag etwas zwischen Waschturm und Wand. Ich holte eine Vorhangstange, und er angelte eine tote Maus heraus! Die warf ich sofort in den Abfall draußen, und die Vorhangstange kam auf den Balkon, falls wiedermal wo eine Maus rauszufischen ist. Wir sprühten noch alles mit Anti-Geruchsspray ein, so daß der Gestank weg war. Gott sei Dank, denn am Donnerstag fand ich den Geruch schon so ekelig, daß ich nicht mehr kochen konnte und nur eine Müslistange zum Abendessen verzehrte, die ich schnell aufgebacken habe. Dem Laienhelfer konnte ich dann wieder absagen. Es ist schon schwierig mit den Katzen, da sie alles anschleppen: Vögel, Mäuse usw. Auch riecht es ab und zu sehr nach Pipi. Ich finde sowieso, daß die ganze Straße momentan sehr nach Katzen-Pipi riecht, da die offenbar gerade alle rollig sind.

Isidor kommt momentan immer erst um sechs Uhr morgens nach Hause. Anfangs konnte ich vor Sorge die ganze Nacht nicht schlafen. Dann gewöhnte ich mich dran. Aber wenn die Klingelmatte geht, und ich aus tiefstem Schlaf gerissen werde und die Türe aufmache, rennt Jakob auch gleich nochmal raus. Aber dann, nach fünf Minuten, will er auch gleich wieder rein. Daher läuft das Ritual immer so ab: einmal klingeln, Isidor kommt, ich leg mich wieder hin, nochmal klingeln, und Jakob komt wieder rein. Dann bin ich wach, und Jakob meint, wenn sie eh wach ist, kann es auch gleich was zu Fressen geben. Er rennt um meinenKopf herum, schnurrt, kratzt, zwickt, zupft und läßt sich nicht aus dem Bett schmeißen. So habe ich dann bis acht oder halb neun genug Zeit, um langsam wach zu werden. Aber es wäre mir lieber, ichkönnte einmal durchschlafen, würde einfach wach und könnte aufstehen. So verkürzt sich mein Schlaf, und ich brauche ewig, bis ich wach werde! Jede Nacht, die Isidor vor dem Zubettgehen drin ist, und ich die Klingel abstellen kann, ist ein Segen!

Manchmal könnte ich alle Katzen von dieser Erde verbannen, aber lieb sind sie halt doch. Jetzt schnarcht der dicke Jakob gerade so laut, daß ein ganzes Sägewerk damit betrieben werden könnte. Isidor mußte mal wieder gekämmt werden, da er so viele Knoten wegen seiner langen Haare hat, und das geht nicht ohne Beißen und ohne Verletzungen auf beiden Seiten ab. Daher habe ich auch immer schreckliche Angst, wenn er lange nicht kommt, daß er nicht mehr nach Hause kommt, weil ich ihn so gequält habe, und daß er sich lieber ein anderes Zuhause sucht, wo er nicht dauernd gekämmt wird. Katzen können immerhin aussuchen, wo sie leben wollen, sie können ja gehen. Wenn sie wieder kommen, ist das rein freiwillig, weil das Futter hier gut ist, oder weil sie's gemütlich und bequem haben. Daher will ich ihnen auch was bieten, damit sie wissen, wo sie daheim sind.

Ein Tag im Hotel zur Preisverleihung des Hörfilmes wird mir Katzenruhe schenken, und dann werde ich sie auch wieder vermissen und froh sein, sie wieder zu sehen, wenn ich heimkomme, und mich zwei hungrige Mäuler begrüßen.

Gewonnen!

Vor Kurzem wurden die 10 Hörfilme von den verschiedenen Sendern eingereicht, die am diesjährigen Wettbewerb für den Hörfilmpreis teilnehmen wollten. Es gibt hier einen Jurypreis und einen Publikumspreis. Beim Publikumspreis darf jeder mit abstimmen und seinen Favoriten bestimmen. Ich stimmte für "Weißensee", eine mehrteilige Sendung über das Leben in der DDR, dargestellt durch zwei miteinander verwobene Familiengeschichten. Ich wollte unbedingt, daß diese Serie gewinnt. Nebenbei hieß es auch noch, daß einer der Abstimmenden ausgelost wird, um an der Verleihung des Hörfilmpreises teilnehmen zu dürfen. Ich schob diesen Gedanken recht schnell beiseite, da es mir hauptsächlich um meinen Lieblingsfilm ging. Nach einer Weile kam dann noch eine Mail vom Deutschen Hörfilm, und ich dachte, was wollen die denn noch? Da kam dann der Text: "Wir freuen uns, Ihnen mitteilen zu dürfen, daß Sie ausgewählt wurden, um an der Gala für den Deutschen Hörfilmpreis teilzunehmen." Ich dachte, mich trifft der Schlag! Ich mailte sofort hin, daß ich wegen der Dialyse einen flug bräuchte, um nicht in Berlin dialysieren zu müssen, sondern daß ich eben schnell wieder zur Dialyse an mein Heimatzentrum zurückkehren könnte. Ich dachte auch nicht daran, daß ich die Fahrt und das Hotel bezahlt kriegen würde. Dann kam eine weitere Mail, daß der Zug und das Hotel bezahlt würden. Wir telefonierten dann noch, daß sie mir doch einen Flug raussuchen könnte, und ich würde dann die Mehrkosten draufzahlen. Aber leider geht nur ein Flug um sechs Uhr morgens oder um fünf Uhr am Abend! Da hätte ich dann auch gleich um fünf aufstehen und um sieben zur Dialyse in Berlin gehen können, um danach heimzufahren. Das wäre aber viel zu stressig. Wir fanden dann eine gute Verbindung für die Heimreise um ca. 8:40, und da komme ich auch noch rechtzeitig zur Dialyse. Ich bin schon total aufgeregt.
Das Prozedere soll folgendermaßen ablaufen. Ich werde hoffentlich an meinem Abfahrtsort in den richtigen Wagen gesetzt, dann in Berlin hoffentlich von der Mobilitätshilfe abgeholt und zum Ausgang "Europaplatz" gebracht. Dort wartet dann eine weiße Limousine mit der Aufschrift "Deutscher Hörfilm", und die bringt mich ins Concorde. Dort kann ich mich dann frischmachen und in Schale werfen. Die Schale wird aus einer schwarzen Cordsamthose und einer Bordeaux-farbenen Bluse mit Pailetten bestehen. Dann holt mich die Limousine um 19 Uhr ab und bringt mich mit einigen anderen Blinden, die beispielsweise Hörfilmbeschreiber sind oder Funktionäre des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbandes (DBSV) zum Atrium der Deutschen Bank. Dort werden wir dann auf einem roten Teppich von einer Hostess empfangen und erhalten ein Bändchen. Dann wird jeder vom Vorsitzenden des DBSV begrüßt. Wir müßten eigentlich selbst den Weg zu unseren Plätzen finden, aber ich sagte gleich, bevor ich in alles reinrumpele, was im Wege steht, einschließlich Schauspieler, möchte ich eine Hilfe haben. Die wird hoffentlich organisiert. Dann sollen "fliegende Tabletts" kommen, der "catering Service" sei "gebrieft" worden, den Blinden alles zu erklären,was auf den Tabletts ist. Danach fängt die Gala an. Wer den Jurypreis und wer den Publikumspreis gewonnen hat, ist eine Überraschung. Ich darf auch aufnehmen, da ich ja bei Radio Ohrenblicke arbeite, das ist ein Radioteam, welches in mehreren Städten Europas in freien Radios mitmacht. Es kommt natürlich auch die Schirmherrin des Deutschen Hörfilmes, die niemand Geringres ist als Christine Neubauer. Da es das 10. Jubiläum dieser Preisverleihung ist, wird auch Mario Adorf, der vorherige Schirmherr, zugegen sein, und auch einige andere Schauspieler werden erwartet, die unter anderem auch im concorde übernachten sollen. Ich habe mich sofort erkundigt, ob ich Aufnahmen machen darf, und ob ich Frau Neubauer und Herrn Adorf interviewen darf. Ich darf Aufnahmen machen, aber es wurde mir per Mail mitgeteilt, daß Interviews mit diesen Herrschaften leider nicht möglich sind. Wenn ich ihnen zufällig begegne, und wenn ich sie an der Stimme oder am Äußeren noch erkenne, wenn sie vorbeidefilieren, darf ich ihnen mal guten Tag sagen, wenn sie Zeit haben. DA bin ich gespannt. Vielleich tkriege ich im Concorde ein paar unbedeutendere Schauspieler vors Mikro, und in 10 Jahren sage ich dann, wenn die mal was geworden sind: DIE hab ich mal interviewt! Aber ich sehe zu, daß ich ein paar der Gewinner des Preises oder ein paar andere Hörfilmbeschreiber vors Mikro bekomme. Primär bin ich natürlich da, um das selbst zu genießen!

Es wird sicher spannend, aber auch stressig. Als ich nämlich die Fahrkarte gekauft habe, die ich hinterher einreichen kann, um das Geld zu kriegen, wurde mir von der Mobilitätszentrale mitgeteilt, daß ich in Kürze eine Mail mit der angehängten Fahrkarte erhalten würde. Aber es kam und kam keine Mail. Nun mailte ich nochmal hin, da ich glaubte, womöglich haben die meine Mailadresse falsch verstanden, und die Mail ist woanders angekommen. Da meinte die Frau, sie würde die Karte nun so vorbereiten, daß ich sie zusammen mit dem Bahnpersonal vor dem Einsteigen aus dem Automaten holen könne, und da bräuchte ich dann die BahnCard zur Authentifizierung. Hoffentlich klappt das, denn als ich die letzten Male bei einer Reise bei unserem Info-Point stand, wußte keiner vom Bahnpersonal etwas von einer Hilfeleistung, und es mußte schnell ein Helfer aus dem Hut gezaubert werden. Aber die Frau meinte, der Bahnof habe bereits zugesagt und die Anfrage bestätigt. Hoffen wir das Beste. Wenn alle Stricke reißen, muß ich im Zug nachlösen.
In Berlin muß ich dann auch noch recht früh raus und hoffe, daß ich im Hotel so bald schon Frühstück kriege. Dann müssen die mir ein Taxi zum Bahnhof bestellen, und der Taxifahrer muß mich zum Infopoint bringen. Ob er das für ein Trinkgeld macht, weiß ich nicht, da in Berlin alle etwas schnippisch sind, was ich von früheren Berlinreisen her noch kenne, die hier in diesem Blog auch schon beschrieben wurden.

Am Montag packe ich, und am Dienstag geht es los. Das ist das ALLERERSTE MAL, daß ich SO einen großen Gewinn erhalten habe! So ein Glück!