Montag, 26. November 2012

An Hedschie

Hallo Hedschie, aus technischen Gründen kann ich keine KOmmentre mehr auf Deiner Seite schreiben. Ich lese aber noch fleißig mit. Ich drücke Dir die Daumen wegen Dimitrij und den anderen Igeln. Viele Grüße vom Steinböckle!

In "höherer" Mission unterwegs

Vom 23. Bis 28. Oktober bin ich in eine Stadt m it Universitätsklinik gefahren, um mich auf Asperger untersuchen zu lassen. Außerdem hatte ich mit einer Pädaudiologin einen Termin, Da ich oft Dinge nicht verstehe, obwohl ich gut höre. Die saß ebenfalls in dieser Stadt, und so konnte ich beide Dinge verbinden. Am Dienstag fuhr ich mit dem Taxi zum Bahnhof los und wurde dort in den Zug gesetzt. Zuvor haben wir die vorbestellte Karte wie immer reibungslos aus dem Automaten holen können. Beim Umsteigen wurde ich mal wieder vom Mobilitätsservice vergessen. Eine Schaffnerin suchte jemanden, die mich zum Infopoint brachte. Dort kam dann eine Frau von der Bahnhofsmission. Sie setzte mich in ein Café, da ich sehr lange Aufenthalt hatte. Das Dauergebäck, welches ich ausgesucht hatte, schmeckte furchtbar. Ich hatte so etwas schon einmal, hatte es aber vergessen. Dann ging es mit dem Zug weiter. Am Bahnsteig wurde ich wie abgemacht vom Dialysefahrer abgeholt, der mich auch ins Hotel brachte. Ich hatte mir nach Recherche einer Freundin vor Ort dass B & BI Hotel ausgesucht, da es am allernächsten zur Dialyse war. Zuvor hatte ich mehr noch etwas vom Bahnhof zu Essen mitgenommen. Ich überlegte, ob ich auch einen Sprudel am Bahnhof kaufen sollte, dachte aber, dass es im Hotel sicher so etwas gibt. Als wir ankamen, erklärte mir der Taxifahrer, wo alles war, und zeigte mir, wie ich die PIN an meiner Zimmertüre eingeben muß. Als ich mir einen Sprudel aus dem Automaten ziehen wollte, gab es alle Getränke, nur das Mineralwasser war ausgerechnet alle. An der Rezeption versprach man mir, mir ein Mineralwasser aufs Zimmer zu bringen. Dies geschah nicht. So ging ich zur Rezeption und blieb so lange dort stehen, bis ich meinen Sprudel bekam. Der Fernseher funktionierte nicht, bzw. ich konnte auf die Fernbedienung drücken, aber es geschah nichts. Ich tastete an dem an der Wand hängenden Fernseher entlang, und fand die Knöpfe. Als ich dem Mann an der Rezeption sagte, daß die Fernbedienung nicht funktioniert, zeigte ich ihm am Gerät, daß es nicht ging. Auf einmal war auch der Ton weg. Wir konnten nichts mehr machen. Der Mann von der Rezeption holte einen Techniker, der musste das Gerät von der Wand nehmen, da ein Kabel sich gelöst hatte. Ich habe Probleme mit der Feinmotorik, habe zwar keine Kraft, aber alles, was ich anfasse, geht sofort kaputt. So hatte ich beim Bedienen der Knöpfe zu fest am Gehäuse gewackelt. Der Techniker konnte die Fernbedienung nutzen. Bei mir ging es nicht. Er gab mir eine andere Fernbedienung. Damit hat es dann geklappt. Es ist schon schwierig, wenn man so behindert ist, dass man auf solche Dinge achten muss. Am nächsten Morgen kam das Taxi etwas zu spät. Ich hatte schon Angst, dass dann die Dialyse sich nach hinten verzögert, und der Termin bei der Ohrenärztin nicht eingehalten werden kann. Es war dieses Mal ein anderer Taxifahrer. Ich fragte ihn, wie ich es auch in Berlin getan hatte, ob das Frühstück an der Dialyse gut sei, und was man lieber nicht essen sollte. Damals in Berlin wusste der Taxifahrer genau Bescheid, da der viele Patienten fährt. Er riet mir damals, die Brötchen nicht zu essen, die beschissen schmecken würden. Dieser Taxifahrer hier machte sich nur über mich lustig und erzählte mir, es gebe Champagner und nur Rockfort-Käse, da man ja in der Nähe von Frankreich sei. Eine vernünftige Antwort war aus ihm beim besten Willen nicht herauszubekommen. Das Frühstück entpuppte sich als zwei Brötchen mit Wurst und Käse und einem Einback. Es war zwar gut, aber es wiederholte sich jeden Tag. Im Hotel schmeckte der Kaffee furchtbar, aber die Brötchen waren in Ordnung, wobei es hier wenig Auswahl an Belag gab. An der Dialyse war ich sehr zufrieden. Nach der Dialyse wollte ich sofort in das Café fahren, wo ich einen Bissen einnehmen wollte, da dieses Café ganz in der Nähe der Arztpraxis war, und meine Freundin diesen Tipp von ihrer Helferin an mich weitergegeben hatte. Sie hatte mir zuvor so genau wie möglich den Weg vom Café zu der Praxis beschrieben. Dies stellte sich als schwierig heraus, da sie oft etwas anders beschrieb, und dann noch einmal mit mir abklären mußte, wo es nun wirklich genau hin geht. Mit dieser Beschreibung im Kopf saß ich im Taxi, und zitterte schon, da es wieder Stau gab. Von meinem Wohnort zu meiner Dialyse daheim gibt es dauernd Stau. Der Taxifahrer meinte, daß es sehr ungewöhnlich sei, dass hier ein Stau entsteht. Es sei äußerst selten der Fall, aber gerade dieses mal passierte es. Persönliches Karma. Er nahm einen anderen Weg, und so konnte ich noch halbwegs in der Zeit zu diesem Café kommen, um noch etwas zu essen. Danach machte ich mich auf den beschriebenen Weg. Es waren ein paar Abweichungen, und so mußte ich ein paar mal fragen. Aber Insgesamt stimmte die Beschreibung. Ich überquerte genau an der richtigen Stelle, obwohl die Straße, die ich noch hätte passieren müssen, noch nicht in Sicht war. Es gab eine kleine Straße, die ich aber als solche nicht wahrnahm, aber es war dann doch die von der Freundin beschriebene. Die Praxis sollte in einem großen Schuhhauss sein. Allerdings war sie eher hinter diesem Haus, wobei man durch einen Hof mußte, und zwar schon vor dem Schuhgeschäft. Ich wurde von einem netten Mann dorthin geführt. In der Praxis kam ich sofort dran. Ich musste in eine Kabine, wo ich sofort einen Lautsprecher um warf. Danach kam ein hörtest. Nach dem Hörtest wurden die Lautsprecherboxen gebraucht, da ich herausfinden mußte, woher ein Geräusch kommt. Allerdings habe ich kein Richtungs-Hören mehr . Warum das so ist, weiß man nicht. Ich mußte noch Zahlen nachsprechen, danach kam der Test für das sogenannte Dichotische Hören. Hierbei bekommt man auf jedes Ohr ein anderes Wort, und man muss beide Wörter hören. Die Wörter waren so einfach, und alle hatten immer drei Silben. Somit hatte ich 100% bei dieser Aufgabe. Danach wurde mein Hören im Störgeräusch getestet. Von hinten aus dem Lautsprecher kam Lärm, und aus dem Vorderen Lautsprecher kamen Wörter, die ich erkennen musste. Diese Aufgabe hatte ich schon einmal bei unserer HNO-Ärztin daheim machen müssen, da ich bei ihr auch so einen Test für das Hören und Wahrnehmen gemacht hatte. Allerdings hatte sie nur Tests, wo man Töne unterscheiden mußte. Darin hatte ich aber sowieso kein Problem. Auch bei ihr wie jetzt im aktuellen Test schnitt ich unter Störgeräuschen sehr schlecht ab. Nun wurde noch die Trommelfellspannung gemessen und einige Untersuchungen am Ohr gemacht. Das Schlimmste stand mir noch bevor. Es sollte der Hörnerv überprüft werden. Hierzu mußte ich auf einer Liege Platz nehmen und bekam Elektroden auf die Stirn und hinter beide Ohren. Ich mußte Kopfhörer aufsetzen, aus denen 20 Minuten lang ein lautes Knattern zu hören war. Da in unserer Familie jemand Epilepsie hat, und ich Angst hatte, dass das auch bei mir So etwas auslösen könnte, sicherten wir uns bei der Ärztin ab. Außerdem musste ich ganz allein in diesem Raum bleiben mit dem Knattern im Ohr. Die Sprechstundenhilfe versprach mir, einmal kurz nach mir zu sehen. Wenn ich dann nicht mehr könnte, würde sie abbrechen. Das Geräusch kam einmal aus dem linken und einmal aus dem rechten Kopfhörer. Es war gerade noch auszuhalten. Als die Sprechstundenhilfe nicht kam, dachte ich, daß sind aber lange zehn Minuten. Als sie erschien, waren schon 20 Minuten herum, denn sie hatte vergessen, in der Halbzeit einmal vorbei zuschauen. Nun war ich erlöst. Die Ärztin sah sich die Ergebnisse an und meinte, Daß Richtungs-hören hätte mit der Konzentration und der Verarbeitung zu tun. Da ich sehr konzentriert war, hängt es eher mit der Verarbeitung zusammen. Sie meint, die Wahrnehmung sei in Ordnung, es läge eben an der Weiterleitung. Auch im Störgeräusch Kämme das vor, und ich solle mir immer eine Umgebung schaffen, wo es keine Störgeräusche gibt. Diese Ratschläge sind ziemlich weltfremd. Alleine schon das Problem mit den Captchas, auf das ich hier schonmal in einem Blogeintrag eingegangen bin, zeigt, wie schwierig das ist, da diese entweder optisch als Graphik oder akustisch unter Störgeräusch angegeben werden, so daß ich zweifach beeinträchtigt bin und beide Lösungen nicht nutzen kann. Sie meinte auch, meine Sensibilität sei normal, denn es wurde ein Ton immer lauter, und ich sollte "Stop" sagen, sobald ich es nicht mehr aushielt. Da ich aber manche Geräusche nicht mag, riet sie mir, mich bewußt diesem auszusetzen und eine Sensibilität nicht zu pflegen. Ich solle gerade die Musik hören, die ich nicht mag. Nicht unbedingt Tech no, aber vielleicht Klassik. Mich stört Klassik aber nicht, ich finde sie einfach nur langweilig. Somit ergibt sich hier kein Trainingseffekt. Sie sagt denn noch irgend etwas von Störgeräusche seien subjektiv. Das nützt mir wenig, wenn ich die Stimmen nicht von dem Geräusch filtern kann. Sie gab mir einige Zettel mit, auf denen die Ergebnisse standen. Allerdings waren es nur Tabellen und Kurvendiagramme, mit denen keiner etwas anfangen kann. Nach dem Termin in der Praxis lief ich etwas auf der Einkaufsstraße der Innenstadt entlang. Dann fiel mir ein, dass ich meinen Neffen, mit dem ich mich um 17 Uhr in besagtem Kaffee verabredet hatte, ja schon eher treffen könnte. Ich rief ihn an und fragte, ob er jetzt schon kommen könne, da der Termin beim Arzt früher als gedacht vorbei sei. Eher meinte, er müsse nachsehen, wann ein Zug fährt. Ich lief in der Zwischenzeit die Straße entlang, und ab und zu warnte mich jemand vor einem "Bächle". Den Taxifahrer hatte ich zuvor über die Bächlein befragt, aber auch hier war nichts Vernünftiges aus ihm herauszubekommen. Er erzählte mir etwas von reißenden Strömen, die biszuzwei Meter tief sein könnten. Ich fand nur ganz schmale Bächlein, in die nicht einmal ein Fuß hinein gepasst hätte. Allerdings erzählte mir später meine Freundin, dass Helmut Kohl mit seinem Wagen in einem dieser Bächlein gelandet sei. Ich traf sogar auf meinem kleinen Stadtbummel zweimal denselben netten Holländer, der mich jedesmal vor einem Bächlein zurückhielt. Dem Geruch nach fand ich mich vor einer Drogerie, und dachte, ich brauche sowieso einen neuen Kulturbeutel. So ging ich hinein und fand einen, der sogar heruntergesetzt war. Ich war ganz stolz, daß mir das wieder einmal in einer fremden Stadt gelungen war. Danach fand ich sogar ganz allein zu dem Café zurück. Dort saß ich dann sehr lange, da mein Neffe das Café nicht fand. Als er wieder anrief, gab ich der Bedienung mein Handy in die Hand, damit sie ihm den Weg zum Café beschreiben konnte. Er meinte, hätte ich fünf Minuten früher angerufen, hätte eher noch den früheren Zug nehmen können. Nun konnte er nur wie verabredet um 17 Uhr kommen. Eher beschrieb mir genau sein Studium, wo und mit wem er wohnte, wie es ihm gefiel, wie die Professoren waren, was er damit machen konnte usw.. So hatten wir doch einigen Gesprächsstoff. Um ca. 18.30 Uhr schloss das Café. Er mußte wieder in seinen STudienort zurückfahren, da er dann noch mit dem Fahrrad nach Hause musste. So begleitete er mich noch ein Stück, Da ich etwas zum Abendessen suchte. Niemand wusste, wo es regionale Küche gab. In diesem Café kannten sie sich nicht aus. Auf der Straße konnte uns niemand Auskunft geben. So landete ich bei einem Italiener und wollte nur eine kleine Portion essen. Ich bat um Nudeln mit Spinat und Käse. Es kam ein riesengroßer Teller, auf dem die Nudeln hauchdünn aufgetragen waren. Der Spinat war nicht püriert, und er schmeckte, als hätten sie einfach Gras von der nächstbesten Wiese geholt. Auch War die Portion nun doch A klein. Allerdings kostete das Ganze mit Apfelsaft (wohl auch aus der Tüte) nur 5,00 €. Ich fuhr dann mit dem Taxi ins Hotel zurück. Hätte ich ein Hotel in der Stadt genommen, wäre es wesentlich teurer gewesen, aber ich hätte nicht diese horrenden Taxikosten gehabt. Später erzählte mir meine Freundin, daß dies der schlechteste Italiener vor Ort war. Am nächsten Tag war es also soweit. Heute war der Termin für die Asperger-Diagnostik. Ich mußte dem Untersucher zuvor versprechen, nichts im Internet über ihn und über Details der Diagnostik zu berichten. Denn ich bin auch in einem Forum, wo sich Leute wie ich austauschen können. Da befürchtete er, man könne trotz Anonymität leicht seine Identität feststellen. So halte ich mich hier sehr knapp und füge hinterher noch eine Geschichte bei, die ich mir einfach ausgedacht hatte. Zunächst befragte er mich genau über meine Augen- und Nierenerkrankung. Er wollte genaou wissen, ob mein Syndrom genetisch abgesichert sei. Denn es gebe bei diesem Syndrom keinen Autismus. Dann gab es noch einen Test, wo mir Phantasiewörter vorgespielt wurden, und ich den Tonfall heraushören mußte. Er meinte, ich sei unterdurchschnittlich, aber es seien noch ganz gut, für eine blinde aber nicht sonderlich, da Blinde das normalerweise besser können. Auch, dass ich viele Sachen wörtliche nehme oder mir die Dinge bildlich vorstelle sei autistisch. Ich hätte aber keine Routinen, könne reisen und sei auch flexibel, wenn sich Dinge ändern. Am meisten sei die Kommunikation auffällig, ich würde nicht merken, wann man unterbrechen darf, und der Sprecherwechsel sei nicht wie bei anderen automatisch. Dazu muss ich allerdings sagen, Daß ich immer von anderen unterbrochen werde, und mich dann nicht durchsetzen kann, weiterreden zu dürfen. Umgekehrt, wenn ich andere unterbrechen will, lassen sie sich nicht ins Wort fallen. Wenn beide Menschen gleichzeitig anfangen, bin auch immer ich die Verliererin. Er meinte, daß andere erkennen, dass ich da unsicher bin, und die Dominanteren das dann ausnutzen. Außerdem könne ich nicht gut mitschwingen. Das hat mir schon einmal jemand gesagt. Ich kann mir darunter wenig vorstellen. Auch, daß ich von anderen oft unterschätzt werde, nahm er mir ab, wobei er der ERSTE war, der mir das auf Anhieb glaubte. Dann kam noch der Professor, stellte einige Fragen, und ging auch wieder. Ich fragte nun, ob ich lieber eine Autismustherapie oder eine andere Therapie machen solle, da ich damals im Internat sehr gequält wurde, und dies nicht verarbeitet habe. Ich meinte, das könne ein Trauma sein. Er entgegnete, das sei zwar etwas Schlimmes, aber es sei kein Trauma. In dieser Frage kamen wir demnach nicht weiter. Aber immerhin, ein anderer Arzt, den ich Jahre zuvor konsultiert hatte, gestand mir nicht mal zu, daß das im Internat Mobbing war, sondern berichtete: "Sie FÜHLTE sich gemobbt." Da bin ich HIER ja schon mal einen Schritt weiter, nach ca. 8 Jahren. So wurden autistische Züge festgestellt. Anstatt die zweite reservierte Zeit für weitere Gespräche zu verwenden, bat ich ihn, die noch nicht gelesenen Infos über mich, die ich ihm zuvor geschickt hatte, durchzuarbeiten. Am nächsten Tag rief ich nochmals an und fragte, ob wir das als atypischen Autismus bezeichnen könnten, da dieser Begriff auch handlicher sei, und für eine Diagnose praktischer, da ich dann auch besser eine Therapie finden könnte. Er meinte, das habe er auch von Anfang an so verstanden und könne dies mit tragen. Ich schickte ihm später noch ganz viele Fragen, die ich allerdings auf eigene Kosten beantworten lassen muss, da sonst der bewilligte Zeitraum nicht mehr ausreicht. Insgesamt bin ich schon einmal zufrieden, dass nach zehnjähriger Suche endlich eine Diagnose fest steht. Insgesamt war ich auch mit der Untersuchung zufrieden. Nähere Details spare ich ja aus, da sie zu persönlich sind. Bevor ich zu dieser Diagnostik fuhr, sagte jemand, ich solle dorthin kommen und müsse mich dann eben einfach "verhalten", und man würde dann herausfinden, ob ich Asperger hätte oder nicht. Die Vorstellung fand ich ziemlich komisch, denn was versteht man unter " einfach verhalten". So habe ich mir zuvor folgende Geschichte ausgedacht und nur einige Details nachträglich hinzugefügt: Ich wurde in ein großes Zimmer mit einem Haufen Kinderspielzeug und anderen Utensilien gesetzt, dort sollte ich warten. Die Tür ging auf. "Guten Tag," hörte ich ein geziertes Stimmchen. Ich schaute in die Richtung, aus der es kam, und da saß ein Igel. "Mein Name ist Doktor Doktor Rigel. So, nun verhalte dich." Ich saß eine Weile da und musterte das kleine Tier. Es hatte dunkle Stacheln und eine kleine Brille auf der Nase, die an seinen kleinen Uhren befestigt war. "Darf ich mal Deine Stacheln anfassen?" -- "Ja, aber vorsichtig!" -- " Hast du aber schöne Füßchen. Wie alt bist du?" -- "Vier Jahre" -- "Worin hast du denn promoviert?" -- "In Igel kunde und Menschenkunde." -- "Wie lange hat das gedauert?" -- "Igelkunde ein Jahr, Menschenkunde zwei Jahre." -- "Ui, interessant!!" -- "Wobei man mit der Menschenkunde niemals fertig wird." -- "Was frißt du?" -- "Alles! Und DU, was ißt DU so?" -- "Ich mag viele Sachen nicht, ich esse oft dasselbe, aber dennoch ist es abwechslungsreich. Warum hast du eine Brille auf?" -- "Nun, weil ich kurzsichtig bin." -- "Sehen alle Igel so schlecht?" -- "Ja." -- "Kannst Du denn auch lesen?" -- "Nein." -- "Wie hast du dann promoviert?" -- "Ich habe Fragen gestellt und die Antworten später jemandem diktiert." -- "Hast Du auch Leute mit Asperger befragt?" -- "Ja." -- "Und was ist dabei herausgekommen?" -- "Daß sie sich fast nie langweilen, daß sie Fehler schnell finden, und daß einige ziemlich gerne streiten." -- "Darf ich mal deine Brille anfassen ?" -- "Nnnein, lieber nicht!" Das Telefon klingelte, der Igel trippelte zu einer Konsole, drückte auf einen Knopf und sagte: "Hier ist der Rigel. … Nein, wir sind noch nicht fertig." -- "Wie kannst du telefonieren, Kennst du die Zahlen?" -- "Auf dem Display sind Bilder." -- "Wohnst du auch hier?" -- "Ja. Du stellst viele Fragen." -- " Ich frage immer so viel. " ich wusste nicht, was ich noch tun sollte, und schaute mich im Zimmer um. Links von mir entdeckte ich einen venezianischen Spiegel. Offenbar saß jemand dahinter und schaute uns zu. Ich zog noch etwas nervös an mir herum und überlegte mir, was ich noch alles fragen könnte. Ein richtiges Gespräch kam irgendwie nicht in Fluß. Und so fing ich an, die Muster auf dem Boden zu analysieren, die Fenster gegenüber zu zählen und die Deckenmuster zu untersuchen. "Machst du das öfter?" -- "Ja," antwortete ich. "Deine Antworten sind manchmal zu kurz." -- "Echt?" Ich zappelte nervös mit den Fingern, rieb mit dem kleinen Finger an der Oberlippe und überlegte mir weitere Fragen. "Kommen hier auch Kinder her?" -- "Ja." -- "Und was machst du mit denen?" -- "Wir spielen." -- " was kannst du mit denen machen?" -- "Die Kinder denken sich meistens etwas aus. Manche sind auch grob, besonders, wenn Sie ein Problem haben." -- "Rollst du dich dann zusammen?" -- "Ja, besser ist das." -- "Und lassen sie Dich dann in Ruhe?" -- "Manche schon, aber andere stören die Stacheln nicht. Bevor sie anfangen, mich durch die Gegend zu werfen, greift aber jemand ein." -- "Kannst Du Dich mit Brille zusammenrollen." - "Manchmal fällt sie dann runter." -- "Und kannst Du sie alleine wieder aufsetzen?" --"Ja, ich stecke einfach die Nase durch. Du willst alles ganz genau wissen." -- "Ja, wenn mich was interessiert, dann will ich alle Details wissen." Nach einer weiteren Weile sagte er: "So, jetzt machen wir eine kleine Pause." Aus dem Nebenraum kam ein Mann, nahm den Igel mit, und ich saß eine Weile alleine in dem Zimmer. Nach ungefähr einer Viertelstunde kam der Beobachter mit dem Igel auf dem Arm zusammen mit dem Professor. "Wir haben genug beobachtet. Wir können sagen, daß Sie autistische Züge haben." Ich verabschiedete mich von den zwei Herren und schüttelte auch dem Igel die Pfote. In zwei Wochen sollten die Ergebnisse dann bei mir zuhause eintreffen. Ich fuhr mit dem Taxi wieder in die Innenstadt zu einem Café. Nun geht es wieder normal weiter. Am Morgen hatte ich festgestellt, Daß die Spitze von meinem Blindenstock abgegangen war. Ich bat jemanden vom Personal, im Zimmer zu schauen, ob die Stockspitze irgendwo hin gerollt war. Sie fanden sie aber nicht. So mußte ich ohne Stockspitze zu der Diagnostik gehen und mich führen lassen. Als ich danach nun mit dem Taxi zu einem Café fahren wollte, überlegten wir, wo ich eine neue Stock Spitze her bekommen könnte. Der Taxifahrer beharrte darauf, dass es so etwas in einem Sanitätsgeschäft geben müsse. Ich konnte ihn wie bei mir üblich wieder einmal nicht überzeugen, daß es Stockspitzen nur beim Blindenverband gibt. Die Frau Im Sanitätsladen wusste die Telefonnummer des Blindenverbandes. Der Taxifahrer setzte mich in einem Café ab, in dem ich einen recht guten Kuchen bekam. Als es 14 Uhr war, rief ich beim Blindenverband an. Der Taxifahrer holte mich wieder in dem Café ab, und wir gingen zum Blindenverband. Die Stockspitze kostete ganze 40,00 €. Ich war schon sauer. Das Viertel, in dem der Blindenbund ist, ist wunderschön. Es ist erstaunlich, dass ich, auch wenn ich nicht viel sehe, doch die Schönheit von so etwas wahrnehmen kann. Überall roch es sehr gut, die Luft war sauber, und die Atmosphäre war wunderbar. Die Sonne schien, und ich hätte noch ewig dort sitzen bleiben können. Aber ich mußte ja wieder irgendwie ins Hotel zurück kommen. Im Hotel gab es leider nur eine Terrasse, die zur Nordseite hinaus zeigte. So setzte ich mich in mein nun sonnendurchflutetes Zimmer und hörte mein Hörbuch weiter. Zuvor hatte ich mit dem Taxifahrer bei einem Geschäft Halt gemacht, wo man sehr gutes Sandwich es bekommt. Es sind nicht die üblichen mit der Mayonnaise und dem zahlreichen vermatschten Gemüse darauf. Diese waren mit Butter und nur einem Salatblatt an gemacht. Das war genau nach meinem Geschmack. Da es im Hotel ja kein Abendessen gab, mußte ich immer schon rechtzeitig in der Stadt dran denken, mir was für den Abend mitzunehmen. Am Freitag ging es wieder zur Dialyse. Als ich im Foyer auf dasTaxi wartete, erwähnte ich der Rezeptionistin gegenüber, daß ich meine Stockspitze verloren hatte. "Sind Sie in Zimmer 1?" -- "Ja, warum?"-- "Ach DAS ist eine Stockspitze! Ich hab mich schon gewundert, was das ist. Das hat die Zimmerfrau abgegeben!" Man hatte die Stockspitze am Donnerstag, während ich weg war, doch noch gefunden, und ich hatte umsonst eine neue gekauft. Am Nachmittag traf ich mich mit der Freundin, die mir im Vorfeld bei der Logistik geholfen hatte. Sie ist zwar blind, aber sie kommt erstaunlich gut in der Stadt zurecht. Mit Hilfe unserer Nase fanden wir alles, was wir suchten. Einmal konnte ich ihr sogar helfen, da ich neben dem intensiv riechenden Seifenladen das Teegeschäft erschnuppern konnte. Dann gingen wir um das Münster herum und bemerkten etwas, das ziemlich nach Feuer roch. Wir gingen hin, und beinahe wäre ich in einen Maroni-Ofen gefallen. Als wir fragten, was das sei, keifte der Mann, das riecht man doch, daß das Maroni sind. Ich sagte ihm, daß es hier mehr nach Feuer als nach allem anderen riecht. Aber er beharrte nur böse darauf, dass man das doch riecht, daß das Maroni sind. Ich sagte nur: "ist recht" und drehte mich abrupt und verärgert um, und wir gingen weiter. Meine Freundin war ziemlich sauer, wie blöd der sich verhalten hatte. Wir gingen dann weiter und schauten noch etwas die Stadt an. Sie sagte mir, dass sie sich sogar alle Wege in der Stadt selbst erarbeitet hätte. Ich habe sie sehr bewundert, denn ich sehe noch wesentlich besser, habe aber nicht diese Fertigkeiten. Wir gingen dann in den Schweizer Supermarkt, wo ich mich mit Käse und Schokolade eindeckte.. Darauf hatte ich mich schon besonders gefreut. In dem Café, das sie mir empfohlen hatte, konnte man Schokolade mit Schriftzügen bestellen. Da ich wieder einmal jemanden hatte, die meine Katzen daheim beaufsichtigte und ihr danken wollte, ließ ich eine Schokolade mit ihrem Namen und einem Danke bedrucken. Diese sollte ich dann am Samstag abholen. Am Abend fuhren wir dann in die Nähe des blinden Bundes, wo es ein Restaurant gab, in dem man regionale Küche bekam. Ich bestellte erst eine Kürbissuppe, da ich ja am nächsten Tag sofort wieder an die Dialyse konnte, und somit nicht so sehr auf die Flüssigkeit achten mußte. Die Kürbissuppe schmeckte aber zu meiner Enttäuschung nicht sehr gut. Die Leute dort kümmerten sich rührend um uns, sagten uns immer, wo sie etwas hinstellten, fragten immer nach, ob wir etwas wollten, und waren sehr fürsorglich. Das gefiel mir sehr gut. Ich bestellte als Hauptspeise Käsespätzle, Aber die Kruste fand ich sehr hart. Ich bin eher die fettige Variante mit viel Käsesauce gewöhnt, wo der Käse sich zwischen den Nudeln befindet, richtige Fäden zieht und nicht so fingerdick oben draufgelegt wird, und dann fein geraspelte glasige Zwiebeln darauf gestreut werden. Die Zwiebeln waren hier aber riesengroße Ringe. Sie waren auch nicht sehr durch gebraten. Nach der Hälfte des Gerichtes war ich satt. Ich bin etwas verwöhnt. Wir unterhielten uns eine Weile, und dann fuhr jede in eine andere Richtung mit dem Taxi nach Hause. Am Samstag war wiedereine Dialyse angesagt. Diesmal mußte ich auf einer Liege Platz nehmen. Die sind sehr schmal, und meine Beine baumelten auf den Boden. Dann bekam ich ein Brett unten an die Füße. Es gab auch nur eine dünne Decke, und ich fror ziemlich . Danach fuhr ich wieder in dasselbe Café. Mein Taxifahrer meinte schon, ob mir das nicht langsam langweilig wird. Aber ich hatte mich ja dort mit dem Bekannten verabredet, mit dem ich schon länger E-Mails schreibe, und da hätte ich das jetzt nicht auf die Schnelle abändern können. Da der Fahrer aber noch jemanden zur Dialyse abholen mußte und keine Zeit hatte, mich ins Café zu fahren, schlug ich vor, da ich noch viel Zeit hatte, mit ihm zu der Dame zu fahren, die er zur Dialyse bringen mußte, und danach könnte er mich dann ins Café fahren. Er hatte auch seinen Hund dabei, und so hatte ich viel Spaß auf der Fahrt. Im Café, in dem es nur wenige Tische gab, wurde mir aber schnell ein Platz zugewiesen, da sie mich mittlerweile kannten. Ich holte erst mal die bestellte Schokolade für meine Katzenmutti ab und wartete dann bei Quiche und Cappuccino auf mein "Date". Da sprach mich auch schon einer an, ob ich das sei. Er hatte sogar ein Hemd mit Krawatte angezogen, ganz schick! Wir unterhielten uns eine Weile, und es stellte sich heraus, daß er vier Stunden mit dem Zug gefahren war. Ich dachte, sein Ort sei wesentlich näher an deser Stadt, daher hatte ich dasTreffen hier vorgeschlagen, da ich ihn erst mal an einem neutralen Ort kennenlernen wollte. Es war an dem Tag bitterkalt. Diese "Stadt von der Sonne verwöhnt" zeigte sich nicht sehr von ihrer so berühmten sonnigen Seite. Am Morgen hatte es geschneit, und ich hatte nur meine Wildlederjacke sowie eine Regenjacke dabei. Wir konnten also nicht draußen spazierengehen. Was macht man da, wenn das ganze Café voller wartender Leute auf Plätze ist? Wir gingen zu einem anderen Café. Der Cappuccino dort schmeckte grauenvoll, und da ich eh nicht viel trinken darf, ließ ich ihn stehen. Der Typ nuschelte entsetzlich, so daß ich bei den Hintergrundgeräuschen fast nichts verstand und laufend nachfragen mußte. Jedesmal seufzte er auf, wenn ich nachfragte, und so ließ ich es irgendwann einfach. Mir tat schon der Nacken weh, weil ich mich so anstrengen mußte, mich mit ihm zu unterhalten wegen der schlechten Aussprache. Später wollten wir dann in ein schönes Restaurant gehen. Allerdings wußte mal wieder KEIN Mensch, wo das sein sollte. Ich hörte etwas von einem Restaurant mit guten Kartoffelgerichten und bat ihn, auf seinem Iphone mal nachzugucken und im Internet den Namen einzugeben. Da wurde auch prompt eine Adresse angezeigt, und die gab er nun in sein Navi ein. So eine Idioten-Kachel ist doch praktisch, wenn man damit umgehen kann. Wir steuerten also in Richtung Kartoffelhaus und mußten mehrfach nach dem Weg fragen, da er die Kachel nicht laufend in der Hand halten und dabei lesen und laufen konnte. Meine Hände waren mittlerweile so kalt, daß sie wie Nadeln stachen! Endlich kamen wir an. Dort wwar es proppenvoll. Man muß da an einem Samstagabend eigentlich reservieren. Der Kellner bot jemandem hinter uns für 30 Minuten einen Platz an. Das hörte ich und wies meinen Bekannten darauf hin, und schon kam auch der Kellner zu uns. Wir nahmen an und setzten uns an einen Tisch, wo uns noch zwei andere Leute zugewiesen wurden. Leider kann mein Bekannter nicht gut lesen, jammert auch dauernd, daß er eine Lesebrille aufsetzen muß. LEIDER hatten sie die Speisekarte AUSNAHMSWEISE mal NICHT in Blindenschrift, so daß ich meinem armen presbiopen Bekannten aus der Patsche hätte helfen können, was wir Blinden ja sonst immer bei unseren ARMEN sehenden Leidensgenossen tun… (Ja nicht, daß das hinterher noch jemand GLAUBT, das sollte sarkastisch gemeint sein.) Er fand dann ein Kartoffelgratin und schlug mir das vor, da er es, wie er angab, "nicht so mit dem Lesen" habe. Später hörte ich dann von meinen Tischnachbarn, die sich unterhielten, was für tolle Sachen es noch gegeben hätte. Das Gratin war eher als Beilage geeignet, aber als alleiniges Gericht war es etwas langweilig. Ich brauchte auch zehnmal so lang, bis ich alles aufgespießt hatte, da die Scheiben sehr groß und sperrig waren. Da es so kalt war, hatte ich einen heißen Grapefruitsaft bestellt. Ich hätte gerne ein kleines Glas gehabt, aber die wollten das NUR in 0,3l-Gläsern servieren. Der Grapefruitsaft schmeckte wie Hagebuttentee und war pappsüß, so daß ich das meiste stehenließ. Wir durften dann doch länger als 30 Minuten sitzen bleiben, aber ich hatte nunmal solches Bauchweh, daß ich dann ins Hotel zurückfahren mußte. Ich bestellte also wieder "mein" Taxi (der Chef des Unternehmens war sehr nett), und wir verabschiedeten uns draußen. Ich fand es etwas komisch, daß mein Bekannter sich gar keinen Zug herausgesucht hatte, wo er doch so lange unterwegs sein würde. Das fand er nun wieder seltsam, daß ich mir da Sorgen machte. Aber er hatte ja die Kachel dabei zum Nachsehen. Später erzählte er mir dann, daß er den Rest des Weges nach Hause laufen mußte und versucht hatte, irgendwo auf dem Boden zu übernachten. Das wäre bei der Kälte nicht gut ausgegangen…. Er hat mich mittlerweile bei mir zu Hause besucht, und ich fahre in den nächsten Tagen zu ihm. Er ist ganz lieb, aber ich will eigentlich nur eine gute Freundschaft, was ich ihm auch gesagt habe. Er hätte schon gerne was anderes, aber dafür bin ich irgendwie nicht so zu haben, was man aber nie kategorisch ausschließen sollte, soviel dazu. Während er von Freiburg nach Hause fuhr, schrieben wir noch einige SMS, damit ich sicher war, daß er auch gut heimgekommen war und umgekehrt. In meinem Fall war es ja wesentlich leichter, aber ich mußte mich erst mal um meine Bauchschmerzen kümmern … Wenn ich ein paar Tage morgens zur Dialyse gehe, kommt mein Rhythmus durcheinander. Am Sonntag frühstückte ich noch im Hotel, packte alles zusammen und hatte tags zuvor das Taxi bestellt. Freilich wollte mich da wiedereiner hochnehmen und behauptete, daß sonntags in Freiburg keine Taxen fahren, aber da er zuvor so eifrig nachgefragt hatte, wann ich zum Bahnhof müsse, hab ich ihm das mal nicht geglaubt. Diesmal holte mich seine Mutter ab und brachte mich zum Infopoint, wo mich jemand abholte und in den Zug setzte. Es war bitterkalt auf dem Bahnsteig. Der Zug hatte schon Verspätung, als er ankam, und während der Fahrt häuften sich noch weitere Minuten an Verzögerungen an. Ich hatte schon Bedenken, daß ich dann wieder vergessen würde, und wenn der Zug zu spät eintraf, würden sie mich nicht finden. Ich bat die Schaffnerin, doch bitte mal am Umstiegsort bei der 3S-Zentrale anzurufen, aber sie behauptete, das ginge nicht. Meine Sitznachbarn, mit denen ich mich schon etwas unterhalten hatte, fanden das auch komisch von ihr. Die Nachbarin gab mir ein "Weckle", da sie so viele übrig hatte, da ich (ohne Hintergedanken) meine Befürchtung geäußert hatte, mir beim Umsteigen nichts mehr holen zu können, wo ich planmäßig eigentlich ziemlich viel Aufenthalt gehabt hätte, der jetzt aber bedenklich zusammengeschrumpft war. Ich hab mich erst mal geziert, da ich ihr ja nix wegessen wollte, aber sie wollte es mir unbedingt geben. Ich fand das total nett. Die Abholerin und ich blieben gleich auf dem Bahnsteig, da der Zug auf dem Gleis gegenüber kommen sollte. Im Zug nach Hause konnte ich dann einen absolut leckeren Schokoladenkuchen im Bistro kaufen, wobei ich das "Weckle" dann zum Abendessen daheim verzehrte. So ging diese Reise doch ganz gut zu Ende, und ich kann zusammenfassend sagen: mission accomplished.

Sonntag, 16. September 2012

IQ-Test und alles drum herum

Vor einigen Wochen habe ich einen IQ-Test gemacht. Zum einen ist es laufend anderen und mir aufgefallen, dass ich oft Dinge nicht kapiere, die mir andere erklären. Außerdem stelle ich fest, dass ich seit meiner Dialyse geistig etwas nachgelassen habe. Ich kann mich schlechter konzentrieren, und ich kann mir Dinge schlechter merken. Außerdem habe ich immer nur Tests für Sehende machen müssen, wobei dann einige Aufgaben nicht gelingen, weil ich schlicht und einfach nicht genug Saar. So mußte ich im Arbeitsamt als zwanzigjährige einen IQ-Test machen, da waren so viele Aufgaben mit Bildern, daß ich unterdurchschnittlich abschnitt. Damals wurde dann noch ein Test gemacht, da man einsah, dass ich mehr könnte, wenn ich es sehen würde. Die Crux war aber, dass es wieder ein Bild-Test war. Nach dieser Testung hätte ich eigentlich nicht studieren können. Ich habe dann im Internet nochmals ein paar Tests gemacht, allerdings waren die Ergebnisse sehr widersprüchlich. Bei uns im Internat war eine Lehrerin, die auch Psychologin war. Bei der habe ich ebenfalls einmal einen Test gemacht. Der war allerdings ziemlich realistisch bei 110. Da ich aber nun zur Asperger-Diagnostik gehen will, da ich diesen Verdacht habe, und auch schon mehrere Untersuchungen diesbezüglich gemacht habe, und bei Asperger oft ein sehr unterschiedliches Profil in unterschiedlichen Teilbereichen vorkommt, wollte ich dann den jetzigen Test zur Diagnostik mitnehmen. Aber ich mußte ja einen Test finden, der für Blinde geeignet ist. Über meine Helfer vom persönlichen Budget ließ ich eine Stelle suchen, wo ich so einen Test machen könnte. Ich hatte bereits an unsere ortsansässige Blindenschule gedacht. Die Helfer haben eine Anlaufstelle bei der Blista in Marburg gefunden. Da hätte ich aber hinfahren müssen, und die hätte mich auch nur genommen, wenn das Arbeitsamt gezahlt hätte. Dies ist aber ja mein Privatvergnügen gewesen. So verwiesen sie mich wieder an unser Blindi. Dort haben wir dann mit der Psychologin Kontakt aufgenommen. Später rief mich ein Psychologe an, dem sie diese Aufgabe übertragen hatte. Er fragte, was ich denn genau wissen wollte, und welche Untertests ich bräuchte. Ich erklärte ihm das, was ich vorhatte bezüglich Asperger-Diagnostik und berichtete von meinen vor Erfahrungen mit IQ-Tests. Außerdem hatte ich ja den Verdacht, bei räumlichen Dingen eine Teilleistungsstörung zu haben. So machten wir einen Termin aus zu Beginn der großen Ferien. Wir hatten das ganze Haus für uns und konnten in einem großen Raum, der schön Helber und luftig, die Tests machen. Zuerst musste ich mir Muster merken und sie dann mit Würfeln nachlegen, ähnlich dem Spiel Tangram. Danach bekam ich in Punktschrift eine Liste mit Wörtern, bei denen immer mehr Buchstaben fehlten. Hierzu gab es dann Beschreibungen, die immer schwieriger wurden. Zum Beispiel hieß es: es steigt mit der Sonne. Gemeint war ein Thermometer. Bei dem Wort waren aber ganz viele Buchstaben weggelassen. Ich hatte ungefähr 26 von 30 Wörtern. Danach musste ich mehrere Texte auf CD anhören und den Inhalt wiedergeben. Der letzte Text war so schwer und lief so schnell, dass ich fast nichts verstand. Dennoch konnte ich einige Fragen beantworten. Dann wurde noch ein anderer Worttest gemacht, Und man kam wieder auf das Gehörte zurück, umzutesten, was ich mir inzwischen noch davon merken konnte. Da war doch noch einiges dar. Der schwierigste Teil war dann der haptische, wo ich verschiedene Muster ertasten mußte, die als Relief auf ein Papier geprägt waren. Einmal sollte ich aus vier Figuren die heraussuchen, die einer Modellfigur am ähnlichsten war. Dann sollte ich weiterführen, welche Figur jetzt wohl als nächstes in der Reihe kommt. Als drittes mußte ich Beziehungen setzen, z.B.: Kreis mit Streifen zu Kreis ohne Streifen verhält sich wie Dreieck mit Streifen zu Dreieck ohne Streifen. Das wurde dann allerdings immer schwieriger. Es gab dann noch einige Fragen zum Allgemeinwissen. Hierbei ergaben sich einige Differenzen, Denn ich sollte alle Kontinente aufzählen. Ich zählte also auf: Amerika, Asien, Australien, Afrika, Europa. Aber er meinte, das sei falsch. Es seien: Nordamerika, Südamerika, Asien, Afrika, Australien, Europa, und die Antarktis. Meine Proteste halfen alle nichts, und ich versuchte klarzumachen, dass dies eine reine Glückssache war, welcher geographischen Schule man anhing. Denn ich hatte ja die ganze Erde abgedeckt. Die Einteilungen sind dann nur willkürlich. Es gab noch andere Fragen, z.B.: Wer war Kleopatra, wer war Katharina die Große, bei wieviel Grad kocht Wasser, wieweit Ist die Erde vom Mond entfernt usw.. Einige Fragen konnte ich beantworten. Es gab dann auch solche Fragen des gesunden Menschenverstandes, z.B.: Warum bekommen Verbrecher Hafturlaub, warum ist es wichtig, die Geschichte eines Landes zu kennen, was muss man tun, wenn man sich im Wald verlaufen hat. Der Teil, wo es ans Rechnen ging, hat mir schon am meisten Angst gemacht. Ich konnte allerdings erst einmal die Gedächtnis-Aufgaben ganz gut bewältigen. In dem Rechenteil konnte ich auch einiges beantworten, aber auf einmal hatte ich bei einer Aufgabe Mattscheibe. Da musste man berechnen: acht Maschinen brauchen zwölf Tage, wie viele Maschinen bräuchte man, um einen Tag zu brauchen? Ich habe alles schön geteilt und auf der anderen Seite mal genommen, Aber am Ende habe ich dann versehentlich versucht, 32 durch drei zu teilen, anstatt einfach 32 mal drei zu nehmen oder gleich 8x12. Da es ein Zeitlimit gab, bin ich zwar aufs Ergebnis gekommen, aber es war zu spät. Ich habe mich oft ziemlich geärgert, wenn ich etwas nicht wußte. Das wurde dann auch in der Testbeurteilung angemerkt. Ich war allerdings schneller fertig, als wir gedacht hatten. Es waren sechs Stunden mit Pausen anberaumt. Ich war aber nach fünf Stunden schon fertig. So ging ich nach Hause, um auf die Testergebnisse zu warten. Ich hatte den Psychologen gefragt, was passiert, wenn wir nicht in einem Tag fertig werden. Ich hatte für die ganze Testung 600 € bezahlt. Er meinte, dann würden wir nochmals einen Termin machen, und das sei im Preis inbegriffen. Außerdem sagte er mir, ich könne ihn jederzeit anrufen, er würde mir noch Fragen beantworten, auch wenn das nicht im Preis drin sei. Ich wußte ja, daß Ferien waren, dachte aber, irgendwann wird er einmal seine Mails abrufen. Eine Woche später erhielt ich dann die Ergebnisse. Im sprachlichen Bereich war ich, wie zu erwarten war, überdurchschnittlich. Bei Allgemeinbildung und Mathematik reichte es noch für durchschnittlich. Bei den anderen Dingen war es durchschnittlich bis überdurchschnittlich. Damit war es besser ausgefallen, als ich erwartet hätte. Den Gesamt-IQ kann man nicht berechnen, da die Aufgaben für jüngerer Blinde aufbereitet sind. Somit kann man nur innerhalb meiner Person vergleichen, wo ich besser oder nicht so gut bin. Aber das war ja auch die Absicht. Ich hatte allerdings noch einige Fragen an den Psychologen, und mailte ihm diese zurück. Da eher Jahr von dem PC der Schule schrieb, nahm ich an, er würde ab und zu einmal ins Büro gehen. Ich erhielt keine Antwort. Ich stellte fest, dass die E-Mail nicht hinausgegangen war. Daraufhin schrieb ich eine Woche später nochmals eine Mail. Wieder erhielt ich keine Antwort. Dann kam per Post auf Papier nochmals der Testbericht mit einer handschriftlichen Notiz des Psychologen. Daraufhin mailte ich nochmals und fragte nochmals an, warum denn meine Mails nicht beantwortet werden. Ich dachte, wenn ein Brief auf Papier der Blindenschule gedruckt kommt, muss er ja meine Mails im Büro abgerufen haben. Ich probierte nochmals, ihn telefonisch zu erreichen. Ich hätte nicht gedacht, dass ich ganze sechs Wochen der großen Ferien auf eine Antwort warten muss. Ich hatte schon Angst, dass er meine Mails sieht, aber einfach keine Lust hat. So schrieb ich nochmals einen Brief per normaler Post. Ich schilderte ziemlich verständlich meine Not, Daß ich Angst hatte, dass man mir nicht antwortet. Mir war zwar klar, dass große Ferien waren, aber da ich den Test als Privatperson gemacht hatte, dachte ich, solange würde man mich sicher nicht warten lassen. Nach den großen Ferien kam dann der trockene Kommentar: Sie haben richtig kombiniert, da wir Ferien hatten, war der PC aus, und das Telefon ging nicht. Er wollte mir noch meine Fragen beantworten. Ich schrieb ihm, Daß ich es nicht in Ordnung fand, dass er nicht zumindest gesagt hat, tut mir leid, dass sie sich hängen gelassen fühlten. Schließlich musste ich ja verwirrt seien, wenn ich Post bekomme, meinerseits aber niemanden erreiche. Daraufhin wurden auch nur meine Fragen beantwortet, und nicht darauf eingegangen, dass ich mich beschwert hatte, dass mein vorheriger Vorwurf ignoriert wurde. Mir tat das weh, weil ich das Gefühl hatte, ich war nur eine Nummer. Während des Tests hatten wir ein sehr herzliches Verhältnis, er hat mich viel gefragt, sich auch persönlich und privat für viele meiner Anliegen und Interessen interessiert, die nichts unmittelbar mit dem Test zu tun hatten, mir viel von sich erzählt, und hat mir als Abschiedsformel in der Mail mit den Testergebnissen geschrieben: „Jetzt wird es nochmal schön warm, aber Sie lieben ja die Hitze, liebste Grüße“. So dachte ich, Daß er mich auch als Mensch gerne hat. Ich hoffte, dass ich ihn auch fragen könnte, ob er einen guten Kollegen als Therapeuten kennt. Außerdem hoffte ich insgeheim, dass er hinterher, wenn ich bei der Asperger-Diagnostik war, Nachfragen würde, wie es denn gelaufen sei, da ich das Gefühl hatte, ihn würde dieser Fall auch persönlich interessieren. Nun war ich total enttäuscht, und drückte schriftlich meine seelischem not aus. Auch an seine Vorgesetzte schrieb ich, da ich mich etwas rüde behandelt fühlte. Da kam nur der Satz, ich solle mit meinen Problemen zu meinen Helfern des persönlichen Budgets gehen, der Arbeitsauftrag sei nun hiermit beendet. Bei Psychologen habe ich immer das Gefühl, Sie sind ein Gefühls-Automat, wenn man Geld einwirft, spucken sie Interesse und Mitgefühl aus, aber wenn das Geld abgelaufen ist, schalten sie komplett auf null, bis man wieder Geld nach wirft. Psychologen können ihr Interesse und ihre Anteilnahme automatisch an und abstellen. Mir ist das immer unbegreiflich. Ich möchte über das professionelle Verhältnis keinerlei Kontakte hinaus, aber innerhalb dieser Kontakte möchte ich das menschliche Maß an Interesse und Mitgefühl. Dazu gehört auch, dass die Kommunikation drum herum genauso freundlich ist. Und ich finde, dazu gehört auch, dass man auf Dinge eingeht, die nur mittelbar mit dem Anliegen selbst zu tun haben. So finde ich es z.B. auch normal, dass man sich für Informationen bedankt, dass man sich entschuldigt, wenn sich der andere über etwas geärgert hat, oder dass man Verständnis für Verwirrung oder für das Gefühl von Alleingelassen-Werden äußert und dies klärt. So finde ich es auch normal, dass ich jemandem, wenn ich einen interessanten Artikel über etwas finde, diesen zusende, oder dass ein Helfer, der gerade keinen Auftrag von mir hatte, einmal an mich denkt, und mir z.B. ebenso etwas zukommen lässt, dass mit dem zu tun hatte, über das wir gesprochen hatten. So hätte ich vielleicht jemanden gehabt, den ich ab und an auch einmal etwas fragen kann. Das wäre genau so, als wenn mir ein Handwerker einen Tisch baut, und wenn ich ihn später kontaktieren will, und ihm das sage, daß ich etwas verwundert war, niemanden zu erreichen, er sich nicht entschuldigt, weil sein Arbeitsauftrag nur lautete, einen Tisch zu bauen. Ich finde es blöd, dass Leute in sozialen Berufen sich so über die Maßen abgrenzen. Ich kann zwar verstehen, dass man irgendwann abschalten und Grenzen setzen muss, aber hier wird oft das Kind mit dem Bade ausgeschüttet, und es wird sich dann nur noch auf die Kernaufgaben konzentriert, alles andere drum herum ist dann schon zu viel. So fand ich es z.B. unmöglich, dass wir uns in der Mittagspause bei den Test zusammen an einen Tisch auf den Balkon setzten, und der Psychologe sagte, er mache sich nur schnell sein Essen warm. Ich wartete, und wartete, und wollte mit meinem Essen nicht anfangen, um gemeinsam anzufangen, aber niemand mehr kam. Zufällig kam dann seine Vorgesetzte vorbei und erzählte mir, er habe eine Kollegin getroffen, mit der er etwas besprechen wolle, damit er nicht nochmals extra während der Ferien kommen müsse. Anstatt aber noch einmal zu kommen und mir zu sagen: Ist das in Ordnung, ich muss noch mit jemandem etwas besprechen. Essen Sie schon mal eine Weile alleine, oder anstatt jemanden zu schicken, der mir das ausrichtet, wurde ich einfach im Ungewissen sitzen gelassen. Psychologen ist so etwas nie unangenehm, daß andere auf sie warten etc., da sie nur an ihr eigenes Gefühl und ihr eigenes Wohl denken. Mir wäre schon aus Anstand so etwas einem anderen gegenüber unangenehm. Bei einem Arbeitstreffen, bei dem man eine Mittagspause zusammen vereinbart hat, ißt man für gewöhnlich auch zusammen. Wenn nicht, sollte man das dem anderen schon sagen, und nicht mit seinem Essen davon gehen und einfach nicht mehr wiederkommen. Am liebsten wäre ich fort gegangen und hätte ihn eine Weile nach mir suchen lassen, nachdem er wieder von seinem Gespräch mit der Kollegin zurückgekommen war. Aber da ich meinen Test ungestört und ohne Aufregung absolvieren wollte, ließ ich diesen kindischen Impuls fallen. Aber an solchen Beispielen sieht man eben, dass man keine wirkliche Wertschätzung als Mensch erfährt sondern nur ein Proband, eine Nummer ist. Schade, daß ich immer wieder solchen Irrtümern aufsitze, und die Freundlichkeit, die nur ein psychologischer Trick ist, um die Leute zu öffnen, mit echtem Interesse verwechsele. Ich würde mir wünschen, einmal so eine Person zu finden, die zwar Beruf und privat nicht verwechselt, dennoch aber im Rahmen des beruflichen Interesse S auch ein persönliches Interesse für meine Person entwickelt. Wenn ich jemandem Englisch-Nachhilfe gebe, habe ich zwar privat auch kein Interesse an der Person, oder ich würde mich nicht laufend mit ihr treffen (es sei denn, es ist ein privater Bekannter, dem ich Unterricht gebe). Ich wäre aber sehr daran interessiert, wie eventuelle Prüfungen oder Jobsuche etc. ausgegangen sind und würde nicht sagen: Mit dem Unterricht ist mein Arbeitsauftrag beendet, und hier erschöpft sich mein Interesse. Aber man sollte nicht von sich auf andere schließen, denn offenbar fühle ich mich anderen schneller und stärker verbunden, als sie es tun. Ich habe in einem Buch gelesen, daß Menschen mit hoher Sensibilität dazu neigen. Offenbar trifft das bei mir zu. Mich stürzt das immer sofort in totale emotionale Verzweiflungsstürme. Immer wenn ich jemanden sehr nett finde oder wirklich gut, dann bin ich hinterher umso herber enttäuscht. Ich suche immer noch nach jemandem, den ich total nett und klasse finde, von dem ich aber dann nicht enttäuscht werde. Ob ich das jemals finde? Zumindest in einem bitteschön VORHER definierten Rahmen mit vorher klar definierten Grenzen!

Donnerstag, 6. September 2012

Mit der Spracherkennung geschrieben

Da ich immer so viele Tippfehler mache, und da sich ein Freund darüber beklagt hatte, habe ich mich entschlossen, eine Spracherkennung zu verwenden. Zum Glück ist bei Windows eine kostenlose Spracherkennung dabei. Sonst hätte ich mir für teures Geld erst eine anschaffen müssen. Jetzt lasse ich einmal die Korrektur weg und veröffentliche es so, wie die Spracherkennung es ein tippt. Zuerst habe ich mir einfällt Z (soll „ein Headset“ heißen) von einem Bekannten geliehen, der in einem Computer laden für Blinde arbeitet. Da wir einen Helfer haben, der sich sehr gut mit PCS auskennt, habe ich ihn gebeten, einen Nachmittag mit mir die Spracherkennung zu installieren. Dabei musste ich einige Sätze vorsprechen. Das Problem bestand darin, dass die Sprachausgabe, die mir alles vorliest, die Sätze Erst vor sprechen musste, damit ich wusste, was ich nach zusprechen hatte. So hörte die Spracherkennung immer beide Sätze: den von der Sprachausgabe und den von mir. Dann wurde man durch ein Lernprogramm geführt. Ich konnte aber nicht erkennen, was das System geradeaus führte. Ich hörte immer nur sagen Sie dies und jenes Anführungsstrichen zu. Soros sprach ich alles nach, ohne wirklich zu merken, was dies bewirkte. Der Helfer konnte auch nicht viel tun, denn wenn das Vergrößerungsprogramm Anwar, konnte er nicht lesen, wenn es aber ausgeschaltet war, konnte ich wiederum nichts mit verfolgen. So ließen wir dann das Lernprogramm nach zwei durch Läufen sein. Er suchte die Liste mit den Befehlen, die er mir auf das Desktop setzte. Ich habe ein paarmal ihn eingesehen, aber wenn ich die Befehle ausführte, wie z.B.: Zum Satzanfang wechseln, zum Satzende wechseln, Doppelklicken auf Word, hat er mich immer nicht verstanden. Wie oben zu sehen ist, macht er auch keine Anführungsstrichen, sondern er schreibt das Wort hin. Am Anfang war dies noch viel schwieriger. Wenn ich beispielsweise Anführungsstrichen jetzt Anführungsstrichen sagte, schrieb er nicht das Wort hin, sondern erst das sendete die E-Mail, obwohl sie noch gar nicht fertig geschrieben war. Mittlerweile hatte kapiert, dass er nur dann die Mail versenden soll, wenn ich ganz laut jetzt Rufe. Sage ich nun innerhalb eines Satzes das Wort jetzt, schreibt er es hin. Die Basisbefehle habe ich mir gemerkt. Alle anderen Dinge führe ich mit der Tastatur aus. Wenn z.B. ein Wort falsch ist, muss man sagen XY korrigieren. Wenn er zum Beispielstadt betreten benehmen schreibt, sagt man betreten korrigieren. Dann erscheint eine Liste und man muss das Wort benehmen noch einmal sagen. Dann muss man sich in der Liste das richtige Wort aussuchen. Dazu muss man allerdings gut sehen. Ich habe ein paar mal die Übungssätze durchgemacht, Die die Spracherkennung noch verbessern. Allerdings geht das nur, wenn die Sprachausgabe mit läuft. Da es nun halbwegs funktionierte, beschloß ich, mir ein Hetze zu kaufen. Der Bekannte riet mir, ein Rezept (soll auch wieder „Headset“ heißen) so um die 30,00 € zu nehmen. Als ich dann zu dem Geschäft kam, und mit meiner Helferin ein Headset um die 30,00 € aussuchen wollte, ergab sich ein Problem. Da ich beim Arbeiten am PC immer noch eine Träneaufsätze („eine BRILLE aufsetze“LOL), haben die Kopfhörer meines bekannten sehr stark gedrückt. A Daher mußte ich ausprobieren, ob die Kopfhörer mit Brille between (soll „bequem“ heißen) sind. Der Verkäufer sagte jedoch, meint dürfen nur die Kopfhörer über 30,00 € auspacken. Er habe nur einen Kopfhörer um die 80,00 €, den dürfe ich ausprobieren. Meine Helferin konnte dazu auch nicht sagen. Sie meinte, die Kopfhörer seien eingeschweißt, man könne sie nicht aufmachen. So hatte ich Ihre keine Rückendeckung. Ich bis in den sauren Apfel und ließ mir den tollen (soll „teuren“ heißen, hier lobtsich der Kopfhörer selbst) Kopfhörer austragen. Mit der Brille saß er halbwegs between, wenn es auch doch jetzt manchmal drückt. Der Verkäufer meinte, diese Firma Würde auch für die Nasa arbeiten (Kein Wunder, daß bei denen nix klappt!) . Zu Hause ging dann überhaupt nichts mehr. Das stellte ich fest, dass das Mikrophon dieses Kopfhörer es so empfindlich war, dass die Sprachausgabe jedesmal mit diktiert hat. Wenn ich also etwas sprach, und die Spracherkennung bishin tippte, wurde es gleich von der Sprachausgabe vorgelesen. Das führte (hörte) wiederum Das Mikrophon, so ergab sich eine Rückkopplung, und das, was die Sprachausgabe mir vorlas, wurde erneut und dann auch noch falsch ihn geschrieben. So muss ich jetzt jedesmal die Sprachausgabe Erst ausschalten, meine Sachen schreiben bzw. diktieren, dann schalte ich die Sprachausgabe wieder ein, denen Mikrophon muss ich dann sagen, dass es nicht weiter zu hören soll. Dann korrigiere ich alles, was ich vorher nicht mit bloßen Augen sehen und bereits vorher korrigieren konnte. Je mehr man korrigiert, umso besser passt das System sich an. Manche Fehler werden aber immer wieder gemacht. Mit den Kopfhörern ergibt sich ein Vorteil. Wenn ich jetzt mit und das ZI (Audacity) arbeitet, um etwas für unser Radioprojekt zu erstellen, kommt das gesprochene aus dem Lautsprecher, die Tasteneingaben der Sprachausgabe jedoch aus dem Kopfhörer. Da diese mich stören, muss ich die Sprachausgabe nicht mehr abschalten, sondern ich lege einfach die Kopfhörer weg. So hat sich ein Vorteil und ein Nachteile ausgeglichen. Für kleinere Priv Fällen (soll „Briefe“ heißen) nehme ich die Spracheeingabe nicht her. Denn das wäre zu umständlich. Für längerer Briefe oder offizielle Anschreiben benutze ich sie schon. Die Korrekturen dauern allerdings genauso lang wie früher, Als ich mich dauernd vertieft (vertippt) haben. Viel gewonnen ist dadurch nicht, allerdings ist es etwas bequemer, und nicht jedes Wort muß dauernd korrigiert werden. Bei mir ergibt sich oft das Problem, Daß zwei Buchstaben groß geschrieben sind anstatt nur der erste, oder dass sich ein anderer Buchstabe dazwischen mogelt, weil ich einen Finger zusätzlich gedrückt habe, ohne es zu merken. Das fällt nun weg. Dafür tippt die sprach Erkennung oft ziemlich viel Unsinn, wie man hier sicher sehen kann. Wenn man sich aber die Worte an hören würde, wirken sie ähnlich klingen, und man wüsste, was gemeint ist. So wird ein Trauma zum Drama, eine Schweinerei zu Schreinerei, oder einige Endungen fallen weg oder werden zuviel hinzugefügt Ich hoffe, dass es noch besser wird, und die Spracherkennung eine wirkliche Hilfe wird. Wie bei allen Dingen, die mit dem Computer zu tun haben, ist die Zeit, die man ihnen eine Sache investiert, genau die, die man für diese Bequemlichkeit später einspart. Wie ich immer sagen: Computer sind dazu da, die Probleme zu lösen, die wir ohne sie nicht hätten. Der nächste Text wird wieder korrigiert. Insgesamt gar nicht so übel für eine kostenlose Spracheingabe. Die Technik ist doch schon weit!

Sonntag, 17. Juni 2012

Musikerkarriere gescheitert

Heute ist ein trauriger Tag für meine „Laufbahn“ als Musikerin, sie ist nämlich mit dem heutigen Tag beendet. Als wir auf dem Sommerfest spielten, von dem hier auch ein Mitschnitt eingestellt ist, sprach uns eine Frau an und fragte, ob wir auf dem Afrikafest spielen wollten. Dies sei ein integratives Fest, und die Philosophie bestünde darin, unter dem Aspekt der Inklusion auch Behinderte mitwirken zu lassen. Die Lebenshilfe würde ebenfalls da sein und trommeln. Sie hätten noch keine „Band mit Handicap“, und sie wollten gerne eine, ob wir nicht Lusthätten, dort zu spielen. Ich sagte, daß wir das gerne tun würden, aber daß ich wegen der Dialyse nur sonntags könne oder am Donnerstag. Sie bot uns sogar 150 Euro Gage an und sagte, daß sie dies erst noch mit ihren Kollegen besprechen müsse, uns aber dann Bescheid geben würde. Unser Medienpädagoge, der dabei war, als wir das Gespräch führten, warf noch ein, daß, wenn es an einem Tag sein würde, an dem ich Dialyse hätte, ja auch die Band der anderen beiden Jungs, in der sie spielten, auf das Fest kommen könnte. Ich hörte eine Zeit lang nichts mehr und versuchte nachzuharken. Leider fand ich keine Mailadresse auf der Visitenkarte, die die Dame mir in die Hand gedrückt hatte. Ich versuchte, über das Online-Formular ihrer Website mit ihr Kontakt aufzunehmen. Aber leider hieß es am Ende der Prozedur, daß das Formular nicht abgeschickt werden könne. So dachte ich, daß es nun gelaufen sei. Als ich vom Louis-Braille-Festival zurück kam, fand ich eine Mail der Frau im Kasten, da ich ihr auch meine Visitenkarte gegeben hatte. Sie sagte uns für den 17. Juli zu. Bei unserem Gespräch hatte sie „Mitte JuNi“ gesagt, und so überlas ich das genaue Datum. Außerdem war der 17. 6. ein Sonntag, und so stimmte alles überein. Ich mailte alles sofort an die Jungs. Doch von denen kam nur: „Sorry, wir sind auf einem Bandworkshop, wir können nicht kommen.“ Als ich ihnen sagte, daß sie doch am 7. Juni, Fronleichnam, zum Proben kommen könnten oder auch am Sonntag den 10., kam die Mail: „Wir sind am Feiertag nicht da, und am Sonntag auch nicht, da kommen wir erst zurück vom Bandworkshop. Wir können erst am nächsten Sonntag proben.“ Ich schrieb ihnen, daß da ja schon das Konzert sei. Da kam die Mail: „Das ist doch erst im JULI.“ Da las ich meinen Newsletter der Veranstaltungen in unserer Stadt, wo das Afrika-Fest bereits in der Juniausgabe zwischen dem 14. und dem 17. Juni angekündigt war. Der 17. JuLI wäre ein Dienstag gewesen, und das machte keinen Sinn. So fragte ich bei der Dame nochmals an, ob sie JUNI oder JULI meinte. Sie gestand, sich vertippt zu haben, und daß es schon im JUNI stattfand. So hatte ich wenigstens eine gute Ausrede, daß wir nicht spielen konnten, da ich somit sagen konnte, die Jungs seien zu einem Bandworkshop abgereist, da sie JULI gelesen hätten. In Wirklichkeit wären die auch so weggefahren, aber ohne diesen Tippfehler hätte ich irgendwas erfinden müssen, meinetwegen, daß sich der Lead-Guitarist die Hand gebrochen hat, damit wir uns nicht blamieren, denn ich hatte ja sofort zugesagt, um uns diesen schönen Auftritt nicht durch die Lappen gehen zu lassen. Ich bot ihr dann an, daß ichdie Jungs fragen würde, ob sie mit ihrer eigenen Band kommen könnten, da sie ja durch den Bandworkshop jetzt gut im Training seien und nicht mehr extra zu proben bräuchten. Da kam die Mail der Jungs, daß wir ja unter der Woche noch proben könnten. Diese KREUZTE sich aber mit meiner Mailanfrage, ob sie nicht mit ihrer eigenen Band kommen könnten. Dann kam nur noch: „Sorry, da müssen wir halt absagen.“ Ich fragte nochmals nach: „Proben wir unter der Woche, oder spielt Ihr mit Eurer Band?“ Wieder kam nur: „Sorry, wir können nicht.“ Ich sagte der Frau, daß also auch die Jungs mit IHRER Band nicht kommen würden, schlug ihr aber mutig vor, daß ich ja für umme, also für lau, eine halbe Stunde alleine spielen könnte, und daß ich dabei gleichzeitig anfragen könnte, ob jemand Lust hätte, mit mir eine Band zu gründen, oder daß sie vielleicht jemanden kennt, der mit mir eine Stunde zusammen spielt. Vielleicht hätte sie einen einzelnen Musiker gekannt, der gerne mit jemandem zusammen spielt. Da kam dann nur noch: „Schade, wie stellen Sie sich denn das vor, alleine zu spielen?“ Da man aus einer Mail schlecht den Tonfall heraushören kann, wußte ich nicht ob das so gemeint war: „Wie stellen Sie sich denn DAS vor!!!!?“ Oder einfach nur ganz schlicht die Frage: „OK, wie stellen Sie sich’s vor, wie sollen wir’s machen.“ So hängte ich ihr ein Stück von mir an, das ich alleine gespielt und gesungen habe, und sagte ihr, daß sie entscheiden solle, ob ich gut genug sei für eine halbe Stunde Soloauftritt. Es kam keine Antwort mehr. Also war wohl doch eher die Tonfallvariante eins gemeint gewesen. Ich schrieb ihr nochmals und fragte, ob wir dann nicht nächstes Jahr spielen könnten. Ich erklärte ihr, daß ich ja nicht alleine an den Mißverständnissen schuld sei, und daß ich ja schließlich auch schwerbehindert bin und daher überfordert mit solcher Organisation, und daß sie bei einem inklusiven Fest mit sowas rechnen müsse, daß dann auch Sachen schiefgehen. Ich bat sie, daß wir wenigstens einen „würdigen und sauberen Abschluß“ hinter dieser Sache machen könnten, und daß ich sehr hoffe, daß wir nicht im Bösen auseinandergehen, sondern, daß uns für nächstes Jahr eine Chance vorbehalten bliebe. Auch hierauf kam keine Antwort mehr. Als ich dann zum Redaktionstreff unserer Radiosendung kam, erfuhr ich, daß die Jungs seit SAMSTAG, dem NEUNTEN Juni schon wieder da seien. Da war ich dann doch geschockt, denn dann hätten wir ja am Sonntag den 10. Locker proben können! Warum sie mir dann so etwas schrieben, weiß ich nicht. Vielleicht hatten sie einfach keine Lust, aber für 150 EURO! Unser Medienpädagoge meinte natürlich gleich, hätte ich angerufen und nicht gemailt, wäre das nicht passiert. Denn so ein Hin und Her würde am Telefon schnell geklärt. Darauf konterte ich, hätte ich angerufen, hätte es genauso Mißverständnisse geben können, und dann hätte es hinterher geheißen, daß man solche Sachenbesser schriftlich macht, denn dann kann man es nachlesen wegen der vielen Daten, und JULI und JUNI kann man am Telefon noch viel eher verwechseln. Die Jungs hängen den ganzen Tag mit ihrem iPhone herum und tippen alle Nas‘ lang irgendwelche SMSen oder Mails. Meine mails hingegen wurden tagelang nicht beantwortet. In der heutigen Zeit kann man relativ schnell und gut erreichbar sein, wenn man will. Außerdem wollte ich sie beim Probeln auf dem Bandworkshop mit Telefonaten nicht stören. Eine Mail kann man dann in Ruhe beantworten, sobald man Zeit und wann, vorallem WENN man Lust hat. Ich bin der Meinung, wenn etwas schiefgehen soll, dann geht das schief, das ist dann schon so geplant, und da hätte ich vorgehen können,wie ich will. Oft ist es so, daß es vorher schon irgendwie vorbestimmt ist, daß es schiefläuft, und dann tue ich etwas, und alle sagen, hättest Du es anders gemacht, wäre das nicht passiert. Daran sehe ich, daß, egal, was ich gemacht hätte, es in jedem Falle schiefgegangen wäre. Wenn ich nämlich das nächste Mal anders verfahre, dann läuft es genauso schief. Hier waren so viele Sachen im Spiel, die schiefliefen, daß ganz deutlich hervorkkmmt, daß es nicht sein sollte, und daß das festgelegt und vorher schon bestimmt war. Es waren Fehler an allen Ecken und Enden, so daß klar war, daß ganz sicher gehen sollte, daß es nicht klappt. Wenn wir da gespielt hätten, hätte uns wieder jemand gesehen und gehört, uns gut gefunden und für das nächste Festchen engagiert, und so hätte das ewig weiter laufen können. Wir hätten auf kleineren Festen oder auf inklusiven Veranstaltungen spielen können, hätten unsre Band gefestigt und auch einen richtigen Namen gefunden, hätten öfter geprobt und wären zusammengewachsen. Nun ist da keine Chance mehr, denn nun entdeckt uns keiner mehr für sein nächstes Fest oder für die nächste Veranstaltung. Nun hat es sich totgelaufen. Ich mag auch nicht mehr, ich habe so viel getan. Ich habe so viele Inserate in Zeitungen geschaltet, habe im Internet bei Radio Aena eine Anzeige gemacht, und alles, was ich zurück erhielt, war eine anzügliche Antwort: „Ich habe blaue Augen, und bei einem Glas Rotwein können wir mal…“ Dann hatte ich die Idee, jemanden zu bezahlen, damit er mit mir spielt. Aber die kam dann auch nicht mehr. Es gibt noch eine Gruppe von Behinderten und Nichtbehinderten, die einige Bands zusammengestellt haben. Als ich mit dem Sozialpädagogen sprach, behauptete der, daß da soviele Knackis und Behinderte drin seien,die könnten alle kein Instrument, Behinderte könnten das nicht. Ich sagte ihm, daß viele Blinde Musik machen, und daß mein Bruder sogar Musik studiert hat. Er meinte, ich würde das nur subjektiv so sehen, und das seien alles Ausnahmen. So sagt man das ja bei mir immer, das sind ja die bekannten Automatischen Ausstoßungen, die immer kommen, die schon (wie) vorbestimmt sind. Ich wollte dann da nicht mitmachen, weil ich den so blöd fand. Einmal habe ich mit einem Bekannten Straßenmusik gemacht. Zuvor habe ich 5 DM zahlen müssen, um eine Spielerlaubnis für einen Tag zu kriegen. Wir haben genau diese FÜNF DM eingenommen, obwohl wir lange gespielt haben. Es hat geregnet, niemand hörte uns zu und keiner gab etwas, außer einmal eine DM und bei meinem Sologesang (Tracy Chapman) gab mir ein Kind VIER DM, so waren genau die fünf Mark wieder drin! Einmal habe ich zusammen mit zwei Straßenmusikern gespielt, die im Rahmen einer Übernachtungsbörse bei mir ein paar Tage gewohnthaben. Da haben wir in der Zeit, wo ich mitgespiel thabe, SIEBEN EURO eingesungen, da war ich richtig stolz! Mit einer Freundin habe ich mal so, ohne Geld, ein paarmal auf der Straße gespielt, und alles, was wir erreichten war, daß ein Ami uns photographiert hat. Wir kamen uns ganz schön blöd vor in unseren Röcken, mit den Hüten und unseren leider sehr dicken Brillen. Wir müssen wirklich zum Piepen ausgesehen haben. Ansonsten habe ich höchstens mal auf einer Hochzeit, einer Geburtstagsfeier oder einmal sogar auf einer Vernissage des Schwagers meines Schwagers gespielt, das war recht gut. Bei uns im Tauschring habe ich genau viermal gespielt. Beim ersten Mal haben wir eine ganz tolle Weihnachtsfeier vorbereitet, wo wir auch mit verteilten Rollen gesungen haben, sogar ein paar Volks-Weihnachtslieder vortrugen mit Flöte und Gitarre und das auch noch mit Vee-Harfe, einer Art Psalter, einem Instrument, das ein Vater extra für sein behindertes Kind konzipiert hatte. Keiner hat uns hinterher gelobt oder was gesagt, stattdessen haben sich alle aufs Essen gestürzt, wir wurden nicht weiter beachtet und bekamen nichts mehr ab. Das zweite Mal habe ich ein paar Lieder gespielt, bei denen alle mitsingen konnten, das ging ganz gut. Beim dritten Mal sollte ich ein Lied über den Tauschring schreiben und vortragen zur Jubiläumsfeier. Dazu habe ich mir Hilfe von einem älteren Mitglied geholt, der dann so eine Art „G’stanzl“ gemacht hat, zwischen denen ich dann herumgezupft habe. Das klang furchtbar. Meine Bekannte hat auch gesungen, und ich habe sie begleitet. Da sie aber fast nichts sieht, fiel sie obendrein auch nochvon der Bühne. Wir gaben ein furchtbares Schauspiel ab. Beim vierten und letzten Mal sollte ich bei der Weihnachtsfeier spielen. Einer bat mich, zwischen seinen Gedichtvorträgen immer ein Zwischenspielzu machen. Aber dazu kam ich gar nicht, da er so schnell las, daß für mich kein Platz war. Dann wollte ich mit den anderen etwas singen, aber keiner schlug etwas vor. Als ich merkte, daß alle anfingen zu reden und zu essen, packte ich die Gitarre weg, was nicht einmal irgendjemandem überhaupt auffiel. Der Clou war, daß ich auf der Titelseite unserer Tauschringzeitschrift groß mit Gitarre drauf war. Ich beschwerte mich sofort und sagte, daß das so aussieht, als sei ich voll dabei, und ich wäre mir zu schade, nur als Aushängeschild herzuhalten, und wenn sie jemanden mit Gitarre photographieren wollten, sollten sie mir das vorschlagen, dann könnte ich mich auch einfach nur so hinsetzen und mich mit Gitarre ablichten lassen, denn es sei ja gar nicht wahr, daß ich da gespielt hätte, das würde ja Tatsachen vorspiegeln, die gar nicht stattgefunden hatten. NIE wieder spiele ich für unseren Tauschring, und auch so nicht mehr! Ich habe auch mal bei Demos gegen die Schließung bestimmter Werke gespielt, wo wir mit dem Frauenverband waren. Eine konnte recht gut Akkordeon, und ich spielte Gitarre. Das hat teilweise sogar funktioniert. Sie machten zumBeispiel eine Art „politische Modenschau“, wo ich einfach improvisieren sollte als Hintergrundmusik. Dann fragte mich die Akkordeonspielerin, ob ich bei einer Veranstaltung vor Schülern das Lied „Brot und Rosen“ vortragen bzw. ihren Gesang (ohne Akkordeon) begleiten wollte. Ich kam mit, stimmte die Gitarre und stellte sie in die Ecke, da noch etwas Zeit blieb, bis die Veranstaltung losging. Als ich dann mit Spielen dran war, war die Gitarre urplötzlich total verstimmt. Ich konnte aber nicht einfach anhalten und sagen, daß wir nochmal nachstimmen müssen. So habe ich so leise wie möglich mitgespielt, und es klang furchtbar. Dann sagte auch noch der Direktor mitleidig: „Naja, Ihre Kollegin hat das ja durch ihren schönen Gesang wieder ausgeglichen.“ WER die Gitarre verstimmt hat, ob da Schüler dran herumgespielt haben, oder ob das mal wieder so was war, was „von oben“ nicht sein sollte (oder „von unten“), weiß ich nicht. Neulich war ein Bekannter bei mir zu Besuch. Der hatte mich mit der Band auf dem Sommerfest spielen hören und ist auch in unserem Redaktionsteam. Er meinte, ob ich ihm nicht was vorspielen könnte, und ich tat es. Als ich dann beim dritten Lied war, und als ich ihm sagte, daß das von BOTS sei, sagte er: „Ach leg doch mal deren CD auf.“ Ich fragte, ob ich die Gitarre nun wegpacken sollte, und er meinte, ich könne ja nachher noch was spielen. Aber er erinnerte mich nicht mehr dran, und ich wollte mich auch nicht aufdrängen. Wahrscheinlich hat ihm mein Spiel nicht sonderlich gefallen, oder er hat sich gelangweilt. Vielleicht war es das, was die Frau meinte, als sie sagte: „Wie stellen Sie sich denn das vor, alleine zu spielen?“ Ich weiß schon, daß ich das Charisma nicht habe, um die Zuhörer zu fesseln. Aber ich dachte, vielleicht klappt es ja. Ich habe auch schon im Dunkelcafé gespielt. Ein Bekannter, der dies zusammen mit einer anderen Frau im Rahmen der Agenda 21 aufgebaut hatte, fragte mich, was ich beitragen könne. Da schlug ich ihm vor, daß ich ja Gitarre spielen könne. Er engagierte mich für ein paar Lieder, wobei ich als Rahmenprogramm auftreten sollte, da wir beide überein kamen, daß ich noch kein ganzes Programm stemmen könnte. Als ich dann gesungen habe, gestand er mir, daß er mir das nicht zugetraut hätte, und als er gerade etwas anderes zu tun hatte und weg wollte und mich hörte hätte „es ihn gerissen“, und er sei zurückgekommen. An dem Tag waren noch drei Gitarristen und Trommler da, die aber sehr seltsame Musik gemacht hatten, die sehr unmelodisch und laut klang. Der Ehemann einer Bekannten meinte auch zu mir: „Das war viel schöner als diese Radaubrüder.“ Ich hab dann noch ein paarmal gespielt, als sie einige Dunkelessen veranstaltet hatten. Einmal fragte mich jemand, als ilch zu einem Kabarettabend im Dunkeln kam, ob ich heute auch spiele. Da meinte ich, nein, und ich hörte, wie jemand im Hintergrund sagte: „Gott sei Dank!“ Warum jemand so böse Kommentare abließ, wußte ich nicht, denn eigentlich hatte ich niemandem damit geschadet, und ich kannte die Stimme auch nicht, die da so geätzt hat. Und einmal fragte mich eine Zuhörerin ganz frech: „Kennste auch das Stück: ‚Sie mag Musik nur, wenn sie laut ist‘?“ Ich weiß nicht, wie das gemeint war. Dieses Dunkelcafé gibt es leider nicht mehr. Ein blinder Bekannter von mir, der irische Musik macht und schon einige CDs in Eigenregie aufgenommen hat,mittlerweile in zwei Formationen spielt und auch im Dunkelcafé auftrat, kam einmal nach langem Bitten und Betteln zu mir nach Hause und spielte mit mir. Ich sagte, er solle einige seiner irischen Sachen spielen, die er auf seinenCDs hat. Da wäre ich leicht mitgekommen. Er fing an, und ich sagte, er solle nur einfach spielen, ich käme schon rein, da ich recht gut höre, welche Akkorde gespielt werden müssen . Da spielte er nur noch ganz schräge Sachen und sehr schwere Dinger, und als ich nicht mitkam, meinte er: „ Ach so, ich muß ja solche Sachen spielen, wo DU auch mitspielen kannst.“ (Arschloch!) Und er sagte mir auf den Kopf zu: „Nein, für eine Band reicht’s bei Dir nicht.“ Dabei hätte ich ja rein als Begleitung schon in einer Band spielen können, muß ja nicht gleich die Lead-Gitarristin sein sondern spiele eben nur die Akkorde, gezupft oder geschlagen, je nachdem, dazu reicht es allemal. Aber jetzt mag ich nicht mehr. Ich habe immer wieder nur dasselbe für mich alleine gespielt, das ist langweilig. Außerdem habe ich schon das Querflötenspielen an den Nagel gehängt, da ich nicht weiter komme und über eine bestimmte Tonlage nicht hinauskomme. Jetzt lasse ich die Gitarre in der Ecke stehen und hole sie vorerst nicht merh heraus. Sollte jemandem aufgefallen sein, daß es hier Parallelen zu meiner Arbeitssuche gibt, die auch systematisch mit Hindernissen gespickt war und am Ende aufgegeben werden mußte, dann könnte es durchaus sein, daß hier ein Prinzip dahinter steckt.

Freitag, 15. Juni 2012

Louis-Braille-Festival in Berlin

Gleich vorweg, meine Berlinreise zum Louis-Braille-Festival hat wie am Schnürchen geklappt. Ich bin mit meinem Trolly los, der mehrmals umkippte, bis ich an der S-Bahn war. Dort war die S-Bahn weg, die ich nehmen wollte, um planmäßig am Bahnhof 20 Minuten vor Abfahrt zu sein. Ich hatte mich in der Zeit geirrt, da ich mich immer noch nicht an die neuen Abfahrtszeiten der S-Bahn gewöhnt habe, die seit Anfang dieses Jahres gelten. Ich rief bei der Mobilitätszentrale an, die meinten, es mache nichts, wenn es etwas später würde. Ein Bahnangestellter fischte mich an der kaputten Schiebetür auf und brachte mich zum Infopoint, wo ich von der Bahnhofsmission bereits erwartet wurde. Ich wurde in den Zug gesetzt, nachdem ich mir vorher noch zwei Teilchen für die Fahrt besorgt hatte. Im Zug telefonierte ich erst mal ausgiebig mit meiner Schwester, die Geburtstag hatte. Da meckerten gleich zwei Tanten: „GEHT’S nicht etwas LEISER, man versteht ja sein eigenes WORT nicht mehr!“ Ich hatte extra Handyzone gebucht und nicht sehr laut gesprochen, aber ich habe immer eine durchdringende Stimme. Dann hörte ich mir den Festivalkompaß auf dem MP3-Player an, wo alles genau beschrieben wurde, inklusive der Lage der einzelnen Stände und Zelte. Ich kapierte gar nichts und gab’s auf. In Berlin wurde ich dann auch sofort abgeholt und in ein Taxi gesetzt. Wir fuhren durch einen langen Tunnel hinter einem stinkenden Laster her, so daß mir schlecht wurde. Es war der Tiergartentunnel, und der Taxifahrer meinte, daß das nicht so oft vorkomme, daß man hinter einem Brummi herfährt, es also sonst nicht so stinkt. Im Hotel bekam mich mein Zimmer, und als ich sagte, daß ich morgens vor der Dialyse noch frühstücken wollte, wurde mir auch gesagt, daß dies möglich sei. Als ich sie fragte, ob sie mich vom Zimmer abholen könne, meinte sie, sie sei da alleine, und da müsse ich warten. Ich mußte aber um 7:35 fertig sein, denn da kam ja das Taxi. Die andere zeigte mir dann den Weg vom Zimmer zum Aufzug, der sehr leicht war wegen der vielen Schwellen auf dem Gang, die man leicht zählen konnte, und so konnte ich mit dem Lift nach unten fahren, da auch bei E ein Schild war, das man erfühlen konnte. Im Zimmer zappte ich erst mal durch alle Kanäle und konnte mich mal wieder in Spanisch üben, da ich mindestens 3 spanische Programme fand. Ich packte aus und ging zum Essen. Es gab dort ein kleines Bistro im Hotel, was ich vorher schon ausgekundschaftet hatte, als ich mich anmeldete, damit ich nicht abends noch durch Berlin laufen mußte, um was zu Abend zu essen. Dort gab es dann Flammkuchen, der sehr lecker war, denn früher hatte ich mal Flammkuchen aus dem Supermarkt gegessen, der furchtbar schmeckte. Einen Salat gönnte ichmir dann auch noch. Als ich im Zimmer war, hatte ich furchtbaren Durst, da der Flammkuchen doch sehr salzig war. Eigentlich darf ich ja nicht viel trinken wegen der Dialyse. Da stand eine Flasche auf dem Tisch, von der ich annahm, daß sie eine Begrüßungsflasche Mineralwasser sei. Ich entfernte die Folie und fürchtete schon, daß es Sekt war und kein Wasser. Es war WEIN, und so hatte ich was Verkehrtes geöffnet. Ich nahm einen Schluck, aber es löschte den Durst nun gar nicht. So rief ich unten an und fragte, wo in der Minibar denn das Mineralwasser stehe, denn ich könne das nicht lesen. Er erklärte, es sei links das mit den Kronkorken. Als ich ihn fragte, ob ich den Wein zahlen müsse, meinte er, ja,er kostet 5 Euro. Ich ärgerte mich, daß ich etwas zahlen sollte, was ichgar nicht haben wollte, aber ich dachte, das muß wohl so sein, obwohl sie ja mehrere Blinde zu der Zeit im Hotel hatten. Ich hatte so wahnsinnigen Durst, daß ich die ganze Flasche (wohl 0,3) Mineralwasser auf einen Zug leerte. Nach einem seichten Film ging ich ins Bett. Am nächsten Tag stand ich um kurz vor sieben auf. Ich konnte die ganze Nacht fast nicht schlafen, weil ich Angst hatte, daß ich den Wecker nicht hören würde. Ich stelle immer den Wecker an meiner Uhr und den an meinem Notizgerät. Ich fuhr mit dem Lift nach unten und wurde über einen Innenhof zum Frühstücksraum gebracht. Dort aß ich nur ein Brot, damit ich an der Dialyse noch Hunger hatte, aber damit ich es bis zum Frühstück dort aushielt. Der Taxifahrer kam dann ins Foyer und holte mich ab. Er erklärte mir, daß viele extra in die Dialyse an der Sonnenallee gehen, da es dort so gut sei. An der Dialyse wurde ich in die Umkleide gebracht, wo man sogar einen Euro oder einen Chip in den Schrank werfen muß wie im Schwimmbad, damit man den Schlüssel abziehen kann. Der Pfleger, ein Schwabe, was ich sofort hörte, hängte mich an und erklärte mir, daß es auch hier zur Zeit keine HDF gäbe, da die Schläuche wegen Veränderungen der Weichmacher alle zurückgerufen worden seien, und sie dieselben Maschinen hätten. Es sei zu Fällen von Hämolyse gekommen, wo die roten Blutkörperchen platzen, dann eine Immunreaktion stattfindet, und es zum Schock oder Tod kommen kann. Daher gab es zur Zeit auch hier nur eine normale HD. Ich machte vier Stunden, da ich ja auf das Festival wollte, und da der Taxifahrer schon seine Abholzeit durchgab, der aber meinte, daß er warten würde, bis ich fertig bin. Da dort die Dialyse erst um acht beginnt, wären fünf Stunden zu lang gewesen, um den Anfang des Festivals nicht zu versäumen. Das Frühstück war super, es gab viele verschiedene Wurstsorten und sogar EIER und Joghurt. Ich bestellte zwei Brötchenhälften mit Leberwurst und Salami, was es bei uns sehr selten gibt. Dafür war das Mittagessensangebot nicht so prickelnd mit Rinderrouolade, Kartoffeln und Gemüse, so daß ich beschloß, auf dem Festival zu essen. Dasselbe Essen sollte es am nächsten Tag nochmals geben. Nach der Dialyse holte mich dann das Taxi, wobei wir gleich zum Tempodrom fuhren, wo das Festival stattfinden sollte. Ich suchte erst mal was zu Essen. Es liefen viele Helfer in blauen Jacken herum, die einen überall hinbrachten, wo man hin wollte. So erkundigte ichmich nach etwas Eßbarem. Es gab das ganze Wochenende über: Kuchen, Muffins, Brezen (für ZWEI EURO!), Sandwiches, Currywurst, Bratwurst, Halumi (ein arabischer Käse) im Fladenbrot und Kuskus. Das war für drei Tage nicht gerade die größte Auswahl, und teuer war es obendrein! Aber es gab neben Kaffee sogar verschiedene Teesorten wie Jasmintee usw. Ich setzte mich extra in die Nähe der Außenbühne, die in einem Zelt sein sollte. Aber als ich um 14 Uhr rein wollte, hieß es, es käme zu Verzögerungen. Ich hatte mich gerade so auf die Liedermacher gefreut, die als erste vor der Eröffnung angekündigt waren. Ich hörte zwei Frauen schimpfen, die offenbar dort hätten auftreten sollen und nun für unbestimmte Zeit auf ihren Auftritt warteten. Ich lief herum und sah mir die Ausstellung mit einer Helferin an. Es gab einige Bilder mit Relief, wo irgendwelche Materialien hingeklebt waren, die mir nichts sagten. Die Tonvögel und andere Tiere waren faszinierend, auch die Specksteinfiguren fand ichtoll. Es gab auch ungegenständliche Kunst, wie ein großes Gebilde mit lauter Falten oder Stacheln oder so etwas. Wir waren schnell durch. Dann war mir langweilig. Das Eintreffen der Tandemstaffel in Sternform war jetzt nicht so mein Fall, da kann ich eh wenig sehen. Eine Frau aus Kroatien sprach, da ja „Tandemhilfen“ vorwiegend in osteuropäische Länder Geld oder Sachen schickt, und daher einige von dort gekommen sind. Ich suchte vergebens nach Zerstreuung und wäre am liebsten gleich wieder heimgefharen. Eine Helferin nahm mich mit rein, und auf einmal sagte sie: „Da ist Joana Zimmer!“ Ich wollte ja einige Interviews für unsere Radiosendung machen. So wartete ich, bis der Gesprächspartner von Frau Zimmer fertig war und fragte sie, ob ich sie interviewen dürfe. Sie sagte sofort zu. Sie war total natürlich und nett, fragte, welches Blindennotizgerät ich hätte usw. Dann stellte ich ihr aus dem Stegreif einige Fragen. Zum Glück wußte ich einiges über sie, das ich so de la main herausbrachte und sie danach fragte, beispielsweise, daß sie schon für die Christoffel-Blinden-Mission gesungen hat, was sie damit verbindet, daß sie schon in Filmen war, was sie da gespielt habe usw. Sie wußte aber sehr geschickt, die Antworten auf ihre neuesten Projekte zu lenken, erzählte von ihrer neuen CD und ihrem Buchprojekt, ihrer Tournee und von ihrem Auftritt bei Let’s dance. Ich war total happy, daß ich die Dame vors Mikro gekriegt habe. So hatte sich das Warten auf den Einlaß doch noch zu etwas Positivem umgewandelt und sein Gutes gehabt. Ich traf einige Leute aus Nürnberg, die mir erklärten, daß der TÜV nicht gekommen sei, um das Zelt abzunehmen, und daher dürfe keiner rein. Die Auftritte würden dann über die nächsten Tage verteilt. Ich war etwas enttäuscht. Auch die Punktschriftlesungen warenerst später, so daß ich nichts zu tun hatte. Aber endlich ging es los! Das Erste, was wir dargeboten bekamen, war Joana Zimmer mit einem kurzen Konzert. Das war sehr schön. Der Zweite war Richard Bastion, ein blinder Singersongwriter aus England, der schon länger in Berlin lebt. Dann kam Overbeck, eine Band miteinem blinden Sänger, der total lustig war. Die sangen Cover-Versionen, veränderten sie aber etwas. Nachdem ich zu Abend gegessen hatte, Kuskus mit ziemlich schlechter arabischer Pfefferminzsauce und Gemüse aus der Dose, wartete ich auf den Einlaß in die große Arena, um das Abendprogramm zu genießen. Als Erstes kam Robbi Sandberg, ein blinder Kabarettist, den ich schon kannte, und der auch bei einer Ohrenblicke-Redaktion mitmacht. Er stellte uns sein Blindenköfferchen vor, das man UNBEDINGT immer mit dabei haben sollte, mit Blindenbinde, Stock, Sonnenbrille und sonstigen Utensilien. Er beschrieb einige Typen von Sehenden: Den beherzten Einschreiter oder die „Ertrinkende“, Leute, die entweder sofort anpackten, egal, ob man es wollte, oder diejenigen, die selbst total hilflos waren. Wir lachten alle fast Tränen! Dann kamen Plückchahn und Vogel, ein Duo bestehend aus einem Sänger und einem Pianisten, wobei sie diesmal noch Verstärkung in Form einer kleinen Percussion und eines Basses dabei hatten. Ich dachte, die würden Kreisler-Lieder singen, aber sie boten ihr aktuelles Programm aus eigenen Liedern dar. Ich war begeistert. Der eine von ihnen ist Jurist, Comedian, Hörfilmbeschreiber, Sänger und auch noch promoviert, also der hat alles, wovon ich auch gerne einiges gehabt hätte, und das alles in Personalunion. Die Gaben sind doch SEHR ungerecht verteilt! Ein bißchen davon hätte auch ich abbekommen können. Ich war voller Bewunderung. Die Lieder waren auch total lustig und tief- sowie hintersinig. Danach kam Horst Evers, ein sehender Belriner Kabarettist. Ich fiel fast vom Stuhl vor Lachen. Der Abend war wirklich gelungen. Ich hatte ja den Bringedienst bestellt, der Behinderte mit dem ÖPNV durch die Stadt begleitet. Der kam auch sofort zum abgemachten Treffpunkt. Das war eine komische Type. Er hatteein Tempo drauf, duzte mich einfach und war so ein richtiger Berliner Urtyp. Ich sagte zu ihm: „Hier riecht es gut nach Flieder.“ – Er: „Det riech icknich mehr, ick roch zuvielle.“ -- Ich: Ich hab das vor 10 Jahren aufgegeben. -- Er „Na, Du bis ja auch Blind, Du triffs ja den Aschenbecher nich, da sieht ja der Tisch hinterher aus wie’n Biertisch.“ Tolles Argument, warum mir das Rauchen-Aufgeben viel leichter falle als anderen. Die Blindheit muß ja schon für so Manches herhalten. Ich erklärte ihm, daß ich immer den Aschenbecher getroffen habe, und daß ich wegen der Gesundheit aufgehört hätte. „Naja, ick will Der ja nich zu nahe tret’n.“ Er begleitete mich noch bis zu meiner Zimmertüre, da ich ihn darum gebeten hatte, weil ich diese blöden neumodischen Türkarten nichtbenutzen kann, die ja keine Markierung haben,wo hinten,vorne, oben und unten ist, und ich so acht Varianten hätte ausprobieren müssen, wie man die Karte in das Kästchen an der Türe steckt, um in mein Zimmer zu kommen. Der Mann konnte die Tür problemlos öffnen, verabschiedete sich, und ich ging Schlafen. Am nächsten morgen klingelte der Wecker an meinem Notizgerät nicht. Ich war zum Glück schon wach. Als ich das Gerät einschalten wollte, tat es keinen Mucks mehr. Ich ging zum Frühstück und dann zur Dialyse. Dort mußte ich auf jedweden Hörgenuß verzichten, da keiner das Gerät mehr zum Laufen brachte. Ich war in Sorge,zumal ich ja auch das Interview mit Frau Zimmer auf dem Internen Spreicher hatte, statt es auf die Speicherkarte aufgenommen zu haben. So konnte ich weder hören noch weitere Aufnahmen machen. Nach der Dialyse mit dem wieder sehr guten Frühstück, vergaß ich leider, mein Einkaufsmärkchen aus dem Schacht im Aufbewahrungsschrank herauszunehmen, und nun fehlt es mir beim Einkaufen. Der Taxifharer brachte mich zum Tempodorm, und wir konnten nirgendwo halten, da überall Lastwären reinfuhren oder jemand meckerte, daß wir da nicht anhalten können. Der Taxifahrer blieb ruhig und erklärte, daß er eine blinde Frau im Auto habe und sie ausladen müsse. Irgendwann schafften wir es daann doch. Ich aß wieder etws von den Ständen, an denen überall dasselbe angeboten wurde, dann ging ich, um mir den Chor anzuhören. Der erste Chor, den ich hörte, war etws langweilig, denn der Sprecher der Gruppe lobhudelte laufend den ehemaligen Chorleiter, wieviele Sachen der schon für Chor umgesetzt habe, was sie jetzt wieer singen, was er alles archiviert habe usw. Es wren auch vorwiegend ältere Leute, und am Ende sangen wir dann gemeinsam irgendwelche Quod-libets, von denen er ebenfalls HUNDERTE gesammelt habe, wobei dies Lieer waren wie „Berliner Luft“ und andere Schandtaten, bei denen ich mich am liebsten verkrochen hätte, denn es fehlte nur noch, daß alle zu schunkeln anfingen. Dann aber kam ein anderer Chor. Die Sänger bekommen alle ihre Stücke auf CD zugeschickt, müssen ihren Part einstudieren, dann treffen sich die bundesweiten Chormitglieder und üben alles gemeinsam. Der Chor heißpt Blind Date. Ich war total berührt, die strahlten so eine Freude und Begeisterung aus, brachten soviel Emotion rüber, sangen sogar afrikanische Lieder, und am Ende kamen mir die Tränen, so schön und so begeistert sangen sie., wobei das letzte Lied für mich hätte geschrieben sein können. Danach beschloß ich, mir mal die Sachen auf dem Auüengeände anzusehen. Ich stand etwas hilflos herum, so daß mich sofort ein Helfer ansprach. Ich fragte, ob er mit mir zum Schießen gehen würde. So stellten wir uns in die sehr lange Schlange und warteten eine Dreiviertelstunde. Während dessen hörte ich eine bekannte Stimme, und das war niemand Geringeres als der ehemalige Landesvorsitzende von Thüringen, Rechtsanwalt und Macher der Hörzeitschrift für Thüringen, die ich ja über die CD erhalte, wo alle oder Auszüge aller Landesverbandszeitschriften des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbandes draufsind. Dem klagte ich mein Leid über die verlorengegangene Datei mit dem Interview, und daß mein Notizgerät schlapp gemacht hätte. Er erklärte mir, daß maneinen Reset machen könne, wenn man alle vier Pfeiltasten drückt. Ich gab ihm dasDing in die Hand, damit ich nicht noch mehr kaputt mache. Das klappte, aber das Gerät hatte sich so lange aufgehängt, daß der Akku leer war. Ich war erleichtert und froh, daß das Interview gerettet war, und daß ich bald wieder Aufnahmen machen konnte. Das Schießen konnte ich nun nicht aufnehmen. Da ertönten immer Töne in unterschiedlicher Höhe, und je höher der Tun wurde, u mso n#her war man an der Mitte mit der 10. Das Gewehr war nicht echt, sondern aus Plastik, und es sendete Infra-Rot-Licht in Richtung einer Scheibe, die mit einem elektronischen Sensor verbunden ist. So hört man die Töne, sobald man das Gewehr bewegt, und wenn man schießt, registriett es dann die Zahl, auf die man getroffen hat. Im Kokpfhöerer ertönt „Links“ oder „Rechts“, wobei man aber in die entgegengesetzte Richtung gehen muß, da das Gerät sagt, WO man ist, nicht, wo man hinmuß. Aber die Ansage hörte man nicht, da es außen herum zu laut war. So half die Trainerin und „führte in den Ton“, so daß man nichtewig suchen mußte, ab wann das Gepiepse los ging. Das Gewehr lag auf, sie hielt mich etwas fest, um meine Körperhaltung zu stützen, und ich bewegte das Teil. Sobald es höher wurde, drückte ich ab. DREIMAL hab ich die 10 getroffen, allerdings auch ein paarmal komplett daneben geschossen, zu früh abgedrückt oder beim Drücken das Gewehr verzogen. Es ist gar nicht so einfach, aber ganz gut, eben Anfängerglück. Anfägnerglück hatte ich dann auch beim Showdown, auch Tischball genannt, einer Art Tischtennis für Blinde. Als ich dort hinkam, wobei mich der Helfer begleitete, war es furchtbar laut, denn der Ball hatte eine Rassel und KNALLTE gegen die Bande . Der Tisch ist mit einer Umrandung versehen, an jeder Stirnseite ist ein Lo ch mit einem Netz. In der Mitte ist über die Platte eine Mittelbande angebracht, durch die der Ball rollen muß, und die er nicht berühren darf. Ziel ist es, den Ball in das gegnerische Tor zu bekommen, indem man mit einem Holzschläger den Ball abschlägt, wobei man aber schräg abschlagen muß, damit der Ball einmal an die Bande haut. Der Ball kommt mit solcher Wucht, daß man einen Lederhandschuh an der Schlaghand tragen muß. Die andere darf nicht im Spielfeld sein, um nicht zu manipulieren. Ich merkte gar nicht, daß die Schiedsrichterin ebenfalls blidn war. Sie urteilte nach Gehör, vergab Tore und Strafpunkte. Wenn man ein Tor schießt, bekommt man zwei Punkte, wenn der andere einen Fehler macht, bekommt man einen Punkt. Ich war also an der Reihe. Ich fing an, machdem ich die Augenbinde aufgesetzt hatte, damit Gleichstand herrschte. Der erste Abschlag war schon ein Tor, der zweite, der dritte. Dann sagte sie, so, jetzt kannst Du es, jetzt geht eslos. AB diesem Moment hatte ich kein Glück mehr und KEINERLEI Geschick. Mein Gegner brachte ein Tor nach dem anderen bei mir in Netz. Ich mußte einerseits abwarten, von wo der Ball kam und stillhalten, damit ich es h öre, andererseits mußte ich aber schnell regieren, damit der Ball nicht um meinen Schläger rumgeht und ins Tor rollt. Manchmal lag der Ball da, na chdem ich ihn abgeschlagen hatte und rührte sich nicht mehr, das war dann „toter Ball“. Wenn er kam fuchtelte ich wie wild mit dem Schläger, um ihn nur rechtzeitig zu treffen, und dabei rollte er gemütlich ins Tor. Ich schoß ein einziges Tor, und zwei Schoß der Gegner in sein eigenes, so daß ich sechs Punkte bekam. Die 12 Punkte, die der Gegner erhielt, waren schnell erreiciht. Wenn einer 11 Punkte hat, ist das Spiel zu Ende. Der, der absclägt, „hat den Service“, der muß also den Ball Schräg an die Bande hauen und so fest, daß er abprallt u nd weiter in Richtung Gegnertor rollt. Immer der, der das Tor gemacht hat, „hat den Service“. Wenn also der Ball bei mir im Tor war, schoß ich ihn ab und vergaß, daß der andere ja den Abschlag machen mußte. Ich durfte den Ball nur vorrollen, damit er ihn zum Abschlagen hatte. Da hätte ich im Ernstfall sicher noch eine Menge Strafpunkte erhalten. Ich war sauer, zumal es am Anfang so hervorragend geklappt hat. Da hat der Gegner, der erst einmal zuvor Showdown gespielt hatte, sicher noch nlicht so mitgemacht und mich erst mal probieren lassen. Ich hab schon immer vrloren, ich kann sows nicht. Da mein Bruder ebenfalls auf dem Festival war, um mit einem Ensemble dort eine Bach-Motette zu singen, wollte ich ihn jetzt mal treffen. Ich rief aufseinem H andy an, aber erreichte nur die Mailbox. Ich sprach ihm eine Nachricht mit der Bitte um Rückruf auf. Der Helfer und ich standen vor der kleinen Arena, wo gerade ein klassisches Konzert war, und wo ich meinen Bruder vermutete. Ich beschrieb ihn dem Helfer, aber er fand ihn nicht. So ging ich erst mal zum Abendessen, da probierte ich den H alumi. Der hatte eine seltsame Konsistenz und war so zäh wie Gummi und schmeckte etwas komisch aber nicht schlecht. Ich hockte auf der Treppe herum und wartete auf den Einlaß in die Große Arena, wo die Abendshow stattfinden sollte. Am Nachmittag hatte ich noch zwei CDs von Plückhahn und Vogel gekauft und diese im Festivalbüro mitsamt meinen Dialyseklamotten abgegeben, damit ich sie nicht rumtragen mußte. Die Sachen mußte ich jetzt in einer Tüte mitnehmen, da das Festivalbüro nicht so lange auf haben würde. Dann brachte mich ein Helfer in die große Arena, wo ich ziemlich weit vorne, in der Reihe der VIPs noch einen unreservierten Platz fand. Es nahmen sechs Leute an dem Quiz teil, das etwas im Stil von Dalli-Dalli oder Einer wird Gewinnen gehalten war: Im Team nummer eins waren der Sportreporter Marcel Reif und eine Größe aus dem Blindenfußball. Im Team zwei waren eine sehende Autorin und eine blinde Gärtnerin, über die sie in „Magdalenas Blau“ geschrieben hatte. Team Nummer drei bestand aus einem Soldaten, der im Afghanistan-Krieg erblindet ist und dem Leiter von Aktion Mensch. Durch die Show führten Nina Ruge und als Comodertor Herr Dr. Plückhahn, das Tausendsasa. In der Jury saß der langjährige Ex-Vorsitzende des bayerischen Landesverbandes, Gustav Doubrava und noch zwei andere aus Belrin, die ich nicht kannte. Es wurden Fragen aus dem Blindenwesen gestellt, die man mit multiple choice beantworten mußte. Ich kann sehrr schlecht raten, entweder, ich weiß es, oder ich weiß es nicht. So hatte ich ein paar richtige Antworten, die ich im Geiste mit beantwortete oder sogar mal mit meinem Nachbarn durchdiskutierte, einem VIP aus dem Berliner Blindenverband. Zwischendurch spielte die Gruppe „Blind Foundation“, wobei Joana Zimmer ihre Hits sang. Am Ende hatte zwar ein Team gewonen, aber dennoch wurde das Geld, um das sie für eine gute Sache spielten, bei allen auf dieselbe Summe aufgerundet. Der Abend war sehr spannend und informativ. Leider hatte ich ja den Begleitdienst wieder bestellt, und so mußte ich so schnell wie möglich zum Festivalbüro, dem Treffpunkt für alle, die sich begleiten lassen wollten. Am Freitag hatte ich auch den Dienst auf 22:30 bestellt, da ich aufgrund einer Fehlinformation annahm, alles sei um22 Uhr zu Ende, und weil ich ja auch wieder früh aufstehen mußte. So hatte ich Corinna May am Freitag verpaßt. Am Samstagabend fand ich ich um 22:25 am Festivalbüro ein. Wir warteten auf den Begleitservice, aber keiner kam. Dann ging eine los, um ihn zu suchen. Sie kam mit einem jungen Mann wieder. Der sagte, er habe d a gewartet, wo’s hell ist, und ich „hätte mich an ihm vorbeigeschmuggelt.“ Ich sagte, daß al sTreffpunkt das Festivalbüro abgemacht worden sei. Er entgegnete, er sei da schon gewesen, und ich sei nicht dagewesen, woraufhin ich sagte, daß ich sogar schon fünf Minuten früher da war. Ich ärgerte mi ch, daß, wie immer, wenn ein Treffen nicht richtig funktioniert, mal wieder ICH die Schuld habe. Der Typ fand das Hotel gar nicht, und mir war etwsa mulmig mit ihm zumute. Das wr auch so eine etwasseltsame Type. Er fand es aber schließlich dann doch noch und brchte mich ebenfalls wieder bis zur Tür und half mir, mit der Karte aufzuschließen. Ich ging sofort ins Bett, nachdem ich das Notitzgerät an die Steckdose geklemmt hatte. Am nächsten Morgen konnte ich etwas länger schlafen, hatte aber vorsichtshalber die Dame ander Rezeption gebeten, mich zu wecken, denn ich hatte den Begleitservice auf 9:30 bestellt. Ich ging zum Frühstück und freute mich auf das Rührei, das es in Hotels immer gibt. Da gab es sogar Würstchen, Fleisch und Kartoffeln, das konnte ich zum Frühstück noch nicht essen. Ich bekam Hörnchen, Paprika, Rührei und den schon öfter genossenen Obstsalat. Da setzte sich eine Frau mit ihrem Mann an meien Tisch. Ich überlegte schon, ob die auch zum Festival ging. Da sprach sie mich auch schon an, ob ich auch zum Louis-Braille-Festival da sei. Es stellte sich h eraus, daß sie sehend war, sowie ihr Mann, und daß er Blindenpädagoge war, und sie daher aus reinem Interesse auf das Festival gekommen waren. Das fand ich total klasse. Ich hätte mich noch Stunden mit ihr unterhalten können, da ich zuvor wenig Ko ntakt e knüpfen konnte, wenn ich mal versuchte, mit jemadem ins Gespräch zu kommen, außer eben dem Thüringer und seiner Freundin in der Warteschlange. Aber ich mußte auf mein Zimmer, um die Sachen zu holen, und um nochmals nachkontrollieren zu lassen, ob ich auch nichts vergessen habe. Als ich in Richtung Aufzug gebracht wurde, stand da auch scho nder Helfer vom Freitg, der Urberliner, mit dem ich dann schnell aufs Zimmer ging, da er etwas früher gekommen wr, damit er die Kontrolle durchführen konnte, daß nichts liegen geblieben war. Dann ging es ans Zahlen. Es stellte sich heraus, daß ich die Weinflasche doch nicht zahlen mußte, die ich versehentlich geöffnet hatte. Ich war total froh, daß sie da Kulanz gezeigt haben. Ich gab ein Trinkgeld von 20 Euro. Sosnt erwähne ich solche Sachen ja icht, aber der Begleiter schimpfte mich hinterher aus. „Wenn Du nochmal so viel gibst, ick hau dir. Du mußt doch auch Dein Jeld verdienen. Die hatten doch wegen Euch det Haus voll!“ Ich erklärte ihm , daß sie mich üäberall führten und mir h alfen, und daü das ja für Zimmermädchen und anderes Personal zusammen wr. Er erzählte mir, daß der Begleitservice ab Juli gestrichen sei, da die Gelder nicht weiter bewilligt würden. Sie hatten lauter Hartz-Vier-Empfänger eingestellt, die sich so einen Tausender monatlich verdienen konnten und jetzt wieder in Hartz-Vier fallen. Schon schade. Das werdendie im Rahmen der „Bürgerarbeit“ sicher wieder aufbauen, wo Arbeitslose für den Sozialhilfesatz von 900 Euro und abzüglich der Versicherungskosten für 750 Euro 30 Stunden pro Woche arbeiten müssen, da sie ja kein Angebot ablehnen dürfen, um nicht die Sozialleistungen gestrichen zu kriegen. Auf dem Festival suchte ich mir erst mal eine Helferin. Dann gingen wir zu der Führhundelounge, wo ich ein Interview mit einer Tierphysiotherapeutin machen konnte. Sie zeigte mir dann auch, wie man einen Hund massiert. Der Führhundereferent, dessen Freundin einst meine Arbeitskollegin war, stellte seinen Hund zur Verfügung, der es sichtlich genoß. Die Tierphysiotherapeutin sagte, ich soll drauf achten, ob es für den Hund angenehm ist. Er hob mehrfach den Kopf, und sie dachte, er wolle n icht mehr, aber mir war klar, daß er das jedesmal tat, wenn wir aufhörten, zu dritt an ihm herumzumassieren, da er wollte, daß wir weitermachen. Dann stand der Hund auf, und sie sagte, nun wolle er nicht mehr. Ich aber merkte sofort, neinen, der dreht sich nur auf die andere Seite, damit wir da weitermachen. Nach einer halben Stunde hörte ich dann auf und ging weiter, um och ein paar Töne für unser Radioprojekt einzufangen, da ja das Gerät am vorherigen Tag nicht funktioniert hatte. So ging eine Helferin mit mir zum Showdown, wo ich ein kurzes Interview mit der blinden SChiedsrichterin führte, die mir das Spiel für die H örerschaft beschrieb und die Turnierdaten durchgab. Danach wollten wir zum Schießen, um dort noch einige Aufnahmen zu machen, aber leider war der Schießstand schon abgebaut. Aber ich dachte, ich könnte ja eine Helferin interviewen und sie über ihre Motivation befragen. Die Dame, die mich führte, wollte das nicht machen, brachte mich aber zu zwei anderen Frauen in blauen Jacken,die mir bereitwillig Auskunft gaben. Ich befragte sie abwechselnd über ihre Gründe für das Helfen, was sie besonders beeindruckt hat, was sie von dem Festival mitnehmen, ob sie auch etwas von dem Festival selbst mitbekommen hätten, wie sie zu dieser Aufgabe gekommen sind. Sie waren von der Firma BAYER, die ein neues Medikament für Patienten mit Makuladegneration auf den Markt brachte, wobei es zwei weiter Firmen gibt, die bereits ein Medikament mit derselben Wirkungsweise entwickelt haben. BAYER hat also das Festival gesponsert, indem es Helfer zur Verfügung stellte, die die blinden Besucher herumführen sollten. Da viele Besucher mit eigener Begleitperson angereist waren, hatten sie wenig zu tun und waren sogar froh, jemandem behilflich sein zu können. Danach ließ ich mich zu der gorßen Arena bringen, da dort mein Bruder mit anderen eine Bachmotette singen wollten. Es wurde vorher ein Gottesdienst direkt vom RBB übertragen, und ich kam genau rechtzeitig, als dieser zu Ende war, und die Türe geöffnet wurde, um Zuhörer für die Motette einzulassen. Ich hatte meine Berln-Rückfahrt eine Stunde zu früh angesetzt und mußte sie nochmals umbuchen, zum Leidwesen des Mobilitätsservices, der nun alles erneut eingeben mußte. Aber es hat geklappt. So hörte ich die Motette an, die von zwei Ensembles dargeboten wurde, die sich für diesen Zweck zusammengeschlossen hatten. Ich nahm auch auf, obwhl ich zuvor dafür nicht um Erlaubnis gefragt hatte, da ich hier nicht in der Eigenschaft als Ohrenblickerin sondern als Schwester eines Sängers privat aufnahm, so h ätte ich das gegebenenfalls auch begründet, wenn mich jemand ermahnt hätte. Die Aufnahme ist gut gelungen. Als die Motette zu Ende war, nahm mich eine Helferin mit nach vorne, um meinen Bruder zu begrüßen. Ich rief laut seinen Namen. Das hörte ein Mann neben mir und sagte: „DU bist die Schwester? Ich such ihn auch!“ So riefen Helferin, ich und der Mann neben mir. Mein Bruder rief kurz herüber, stellte mir den Mann neben mir vor und erklärte mir, wer das sei. Dann redete er weiter mit den anderen, lud den Mann zu sich her ein und beachtete mich nicht weiter. Ich zog von dannen und war verärgert, daß ich so abgefertigt wurde. Ich hatte noch etwas Zeit und wollte daher noch etwasMusik hören. Glücklicherweise hatte die irische Band, die aus meiner Stadt kam, und die ich bereits kannte, verspätet begonnen, und so hatte ich die Möglichkeit, sie auch noch kurz zu hören. Dann kam aber schon die Helferin, die ich darum gebeten hatte, mich rechtzeitig zu holen, um zum nahegelegenen Taxistand zu gehen. Ich konnte noch ein paar Minuten herausschinden, da sie zu früh da war. Aber dann mußte ich gehen, und mit viel Wehmut löste ich mich von meinem Platz als Zuhörerin und ging mit der Helferin vom Festivalgeände, mit dem Gedanken: „Wenn’s am schönsten ist, muß man gehen.“ Es war so eine tolle und gelungene Veranstaltung, und ichhoffe, daß sie sie, wie leisee gemunkelt wurde, das nächste Mal in meiner Region stattfinden lassen, damit ich nicht so weit fahren muß. Das Taxi war sehr früh schon am Bahnhof, aber das war auch gut so, denn vor uns am Infostand, an dem ich wieder 20 Minuten vor Abfahrt des Zuges sein mußte, war eine Menge los. Dann kamen gleich zwei Helfer von der Bahn, die mich zum Zug brachten. Zuvor ließen wir noch die Platzkarte aus dem Automaten, da ich ja die zugeschickte Platzkarte wegen der Verschiebung der Abfahrtszeit um eine Stunde nicht mehr gebrauchen konnte, und wir die neue am Automaten hinterlegt hatten. Dies ist eine super gute Möglichkeit, wenn es mit dem Zumailen oder Zuschicken nicht klappt. Danach gingen wir noch zum Bäckerstand, damit ich mit Teilchen für die Fahrt versorgt war. Im Zug hörte ich mir no chmals meine Errungenschaften an, die Aufnahmen, die ich vom Festival gemacht h atte. Dann hatte ich Glück, und ein Kaffeewatgen kam vorbei, so daß ich nicht, wie auf derHinfahrt, durch den ganzen Zug schwanken mußte, um im Bistro einen Kaffee zu trinken. Als ichzu Hause ankam, war es „gesäß“-kalt, wie man höflicherweise sagt. In Berlin hatte sich das Wetter gerade so gehalten, es hat mal geschüttet, als ich im Zelt saß, der Wind ging, zuweilen war aber auch Sonne zu sehen. So hatten wir halbwegs Glück mit dem Wetter und mit allem anderen auch.