Sonntag, 28. August 2011

Kampf den Capchas

Da ich gerne politisch aktiv bin, habe ich öfter versucht, Aufrufen zu folgen, Petitionen zu bestimmten Themen zu unterschreiben. Dafür muß man auf die Seite des Bundestages gehen. Um sich registrieren zu können, muß man, nachdem man eine Reihe von Angaben gemacht hat, einen Sicherheitscode in graphischer Form erkennen, um sich als Mensch zu authentifizieren. Für einen Blinden ist dies unmöglich, da die Sprachausgabe dieses Capcha genannte Zeichenwirrwarr nicht vorliest. Für einen hochgradig Sehbehinderten wie mich ist es "nur" nahezu unmöglich, da die Zeichen so verschnörkelt sind, daß man die Buchstaben und Zahlen nicht erkennen kann. So bin ich immer an dieser Barriere gescheitert, meinen politischen Willen ausdrücken und so am politischen Geschehen teilhaben zu können. Daher schrieb ich an den Bundestag und wies darauf hin, daß diese Barriere eine Diskriminierung Behinderter darstellt und die Petitionsseite nicht barrierefrei sei. Ich erhielt einen mit der Post verschickten Brief, in dem ich recht bestimmt darauf hingewiesen wurde, daß ich NICHT diskriminiert würde. Geschehen ist aber nichts, und ich bin immer noch auf fremde Hilfe angewiesen, wenn ich mich dort registrieren möchte. Bisher habe ich es noch nicht angepackt, einmal mit einer meiner Helferinnen den Registrierungsvorgang durchzuführen, damit ich dann als registrierter Nutzer ohne weitere fremde Hilfe bei allen Petitionen mitmachen kann.


Bei Blogspot muß man ebenfalls so ein Capcha in ein Feld eintragen, wenn man einen Kommentar schreiben will, aber bislang konnte ich diese graphischen Zeichenketten recht gut erkennen, da sie nicht ganz so verschnörkelt sind, und da sie sich öfter wiederholen. Es gibt auch die Möglichkeit, sich akustische Capchas vorspielen zu lassen, zumindest ist bei Blogspot ein Button hierfür vorhanden. Allerdings, wenn ich draufklicke, ertönt gar nichts.

Nun habe ich mich bei Facebook registriert, da unser Chor dort ist, und ich mehrfach eingeladen wurde. Ich habe Facebook bislang immer gemieden, da ich fürchtete, nur Zeit damit zu verschwenden. Vor dem Datenklau oder der Weitergabe sensibler Daten habe ich weniger Angst, da es ja in meinen Händen liegt, welche Namen und andere Daten ich preisgeben will, und man kann ja auch bestimmen, welchem Personenkreis welche Daten zur Verfügung gestellt werden. Da ich schon so oft auf Facebookseiten eingeladen wurde und anfangs fälschlicherweise immer dachte, man müsse erst selbst in der Lage sein, sich einzuloggen, um die Seiten anderer ansehen zu dürfen, überlegte ich schon, Mitglied zu werden. Und da ich dann langsam genervt war und sah, daß ich nicht mehr drum herumkam, habe ich in Gottes Namen nun den Schritt getan und mich ebenfalls registriert. Ich habe allerdings nur ein paar Tier-Fotos eingestellt, die auch nur "Freunde" ansehen dürfen. Wer "Freund" wird und wer nicht, bestimme aber ich. Auch verbringe ich keine Zeit damit, mich auf Facebook aufzuhalten und habe extra vermerkt, daß die Leute mich per Mail kontaktieren sollen, und daß ich selbst nichts an irgendeine Pinnwand hänge oder in irgendein Postfach schreibe, weil das zuviel Zeit kostet.

Nun war ich einmal bei meinen Eltern und bat meine Nichte, mir etwas bei meinem Facebook-Account zu ändern. Ich gab ihr mein Passwort, und sie loggte sich von ihrem PC aus ein. Drei Wochen später erhielt ich eine Mail von Facebook, daß ein Fremder sich von einem anderen PC aus bei mir eingeloggt habe, und ich daher nun gesperrt sei. Ich dachte, was ist, wenn ich einmal einen anderen PC nutze, oder wenn ich mal aus dem Urlaub oder von einem Internet-Café aus etwas bei Facebook ändern will? Darf man denn nicht mal mehr selbst bestimmen, von welchem PC aus man arbeitet? Ich finde das übertrieben, und es soll auch nur demonstrieren, wie sorgsam Facebook mit unseren Daten umgeht. Ich mußte mich also erst einloggen und wurde dann zu einer Seite geführt, auf der ich mich authentifizieren mußte, natürlich zunächst durch ein Capcha. Auch hier gab es die Möglichkeit, ein akustisches Capcha zu bekommen. Aber im Hintergrund war ein solches Gemurmel zu hören, daß ich die Zahlen, die in großen Abständen etwas deutlicher genannt wurden, partout nicht herausfiltern konnte, da ich mit dem Ausblenden von Nebengeräuschen insgesamt Probleme habe, was nicht vom Hören aber von der Wahrnehmung her schwierig ist. Außerdem kann ich mir so in die Länge gezogene Zahlenreihen nicht merken und muß daher einen Teil schon mal in das Kästchen tippen. Da ich hierfür aber meine Sprachausgabe nutze, die mir die Zahlen beim Eintippen vorliest, höre ich dann wiederum die Zahlen des akustischen Capchas nichtmehr. Kurzum: Ich bin zu "behindert" für Facebook. Wuff: Hier darf ich nicht hinein! Ich bat meinen Neffen, mir den Zugang wieder zu eröffnen. Er änderte mein Passwort, und so war ich wieder in den Stand versetzt, mein Facebook-Account zu "betreten". Aber als ich das nächste Mal rein wollte, tippte ich versehentlich mein altes Passwort ein. EIN einziger Fehler, den ich sofort bemerkte, aber als ich dann den Vorgang wiederholen wollte, war es schon passiert: Ich war wieder gesperrt! Normalerweise hat man drei Fehlschüsse, ehe man gesperrt wird, aber Facebook duldet nicht mal einen einzigen Fehler, sprich, bei Facebook wird nur den Unfehlbaren der Zutritt gewährt. Diesmal habe ich es sogar geschafft, das verschnörkelte Capcha zu entziffern und der Sesam öffnete sich! Mittlerweile hatte wohl mein Neffe versucht, sich einzuloggen, denn ich wurde wieder gewarnt, daß ein anderer versucht habe, sich bei mir einzuloggen, und es wurde eine Karte mit dem Standort gezeigt, von wo aus der Einlogversuch stattgefunden haben soll. Die Stadt, die hier angegeben wurde, ist aber völlig woanders, es sei denn, er wäre gerade mit seinem Laptop dort hin verreist gewesen. Das Ganze nimmt Züge einer polizeilichen Ermittlung an. Ich finde es absolut lächerlich, daß solche strengen Kontrollkriterien angelegt werden, die einem den Zugang zum „eigenen Haus“ fast unmöglich machen, während die Verbreitung von Daten oder der Schutz der Privatsphäre dann wiederum der Reife und Intelligenz des Individuums überlassen werden, je nachdem, ob er es schafft, die speziellen Einstellungen zu finden, um die Weitergabe von Photos und Weitergabe von Daten an Web-Spielevertreiber über „Freunde“ -- und das sogar ohne deren Wissen -- zu verhindern. Für die Authentifizierung von Personen schlage ich vor, anstatt der Capchas besser barrierefreie Verfahren einzusetzen. Denn es soll ja nicht geprüft werden, ob einer zu behindert für eine Seite ist, oder ob er den Fitnesskriterien der Betreiber genügt. Auf einer barrierefreien Seite habe ich beispielsweise die Testfrage gefunden: „Ist die Erde eine Scheibe?“ Darauf muß man dann – nur zur Sicherheit für die, zu denen es bislang noch nicht vorgedrungen ist – mit „ja“ antworten, also falls man zu einer fundamental-katholischen Sekte gehört, die das kopernikanische Weltbild noch immer nicht anerkennt, wird man dann zu dieser Seite auch keinen Zutritt bekommen. Aber immerhin hängt es dann von der eigenen Entscheidung ab, was man sagt und nicht vom körperlichen Vermögen, ob man gut genug dafür sieht oder hört.

Auch Rätsel würden sich gut machen, denn Webautomaten, Suchmaschinen, Robots oder Fakes können diese sicher nicht beantworten sondern nur echte Menschen. Da bieten sich einfache Rechenaufgaben an wie (in Worten, damit kein Internetrechner sie lösen kann): „Was ist drei plus sieben?“ Oder eben Fragen wie: „Es hat sieben Häute und beißt alle Leute.“ Oder:“ Was ist das: Morgens geht es auf vier Beinen, mittags auf zwei und abends auf drei Beinen?“ Immerhin war man laut griechischer Mythologie zu Stein erstarrt, wenn man diese Frage einer Sphinx nicht gewußt hat, . Es ist der Mensch, also falls jemand mal auf so eine Sicherheitsfrage stößt, hat er dieses Rätsel schon mal gelöst. Heute wird man nicht mehr zu Stein, aber man kommt halt dann nur nicht rein, das ist zwar ärgerlich, aber man überlebt es wenigstens. Es gibt aber sicher auch einfachere Rätsel, die dann barrierefrei genug sind, um nicht wiederum die Intelligenz oder die Belesenheit eines Menschen zum Aussonderungskriterium zu machen. Mir dürfte man beispielsweise nicht damit kommen, wer jetzt genau Minister für dies oder Jenes in England während des zweiten Weltkrieges war, oder welcher Feldherr in der Schlacht von XY wen geschlagen hat. Es gäbe aber einfache Aufgaben wie: „Welche Farbe hat ein Elefant?“ Oder: „Mit was schließt man eine Tür auf?“ Oder man fragt: „Welche drei Buchstaben kommen nach dem f im Alphabet?“ Der Kreativität sind hier keine Grenzen gesetzt. Beim Bundestag könnte man allerdings auch mal fragen: „Wer wählt den Bundeskanzler: Das Volk oder der Bundestag?“ Oder: „Wer wählt den Bundespräsidenten?“ Oder: „Wie heißt der Wohnsitz des Bundespräsidenten?“ Man muß ja nicht gleich fragen: „Was ist der Hammelsprung?“ Oder: „Wem gibt man die Zweitstimme?“ Das würde eine zu lange Antwort bedeuten, die ich nach jeder Wahl ohnehin wieder vergesse. Das wäre so, als würde man fragen: „Was genau ist Abseits?“

Es dürfte klar geworden sein, wo das Problem liegt, und wie man es lösen könnte, wenn man nur wollte. Jedenfalls finde ich mich nicht mehr länger damit ab, wie ein Hund draußen bleiben zu müssen, weil hier nur der Zugang für diejenigen gewährt ist, die sich zwar vielleicht nicht unbedingt benehmen können, die aber gucken können, denn das kann ein Hund auch. Die körperlichen Voraussetzungen sollten im 21. Jahrhundert und im Zuge der UN-Behindertenrechtskonvention nicht länger ein Teilhabekriterium sein.

Freitag, 26. August 2011

Das Datum ist Programm

Heute früh bin ich aufgestanden und wollte die Katzen füttern.  Da Riß schon das Ringele von der Katzenfutterdose ab.  Dann bin ich zum Metzger, da ich kaum noch Butter und Käse hatte.   Der Metzger hat auch  Brot und Brötchen.  Ich "gönnte" mir auch ein paar Scheiben Leberkäse in Scheiben fürs Brot, also keine  dicke Scheibe zum Rausbraten.  Ich kaufe sonst Leberkäse nur im Bioladen, da ich wegen der Dialyse phosphatarm essen muß, und der Bioleberkäse  nicht mit Phosphat konserviert wird.  Aber ein paar normale Leberkäse-Aufschnittscheiben vom herkömmlichen Metzger würden mir sicher auch mal nicht gleich schaden.  Das letzte Mal hatte ich das 2009, als ich im Rahmen meiner Führhundausbildung in einem anderen Dialysezentrum war.  Bei uns gibt es grauenhafte Wurst.  Das Essen sonst ist sehr gut, aber die Wurst ist speziell für Krankenhäuser angefertigt:  mit  bunten Tupfen drin, mit weißem Fettrand und sülzig.  Daher esse ich  an der Dialyse nur  Camembert- Brötchen, an anderen Tagen dann auch warmes Essen, aber wenn Brötchen, dann eben  NUR  mit Käse.  Als ich daheim ankam, hatte ich schon vor lauter Vorfreude  den Geschmack von dem Leberkäse im Mund.   Ich hatte  den ganzen Tisch gedeckt, als das Telefon läutete.  Ich weiß ja, daß die Katzen sofort  räubern, wenn man das Essen auch nur kurz aus den Augen läßt. So bin ich zum  Telefon geflitzt, hab es abgenommen und bin damit sofort zum Eßtisch zurück.  Die Tupperdose mit der Wurst war zu, bzw.  eine stapelbare andere Dose mit Käse war draufgesteckt, und ich hatte mich nicht erinnert, sie geöffnet  zu haben.  Am anderen Ende der Leitung war meine Mutter, die mich fragte, ob es bei uns auch so gewittert hätte.  Offenbar wollte sie nur nachsehen, ob ihr Kind der Blitz erschlagen haben könnte.  Ich dachte, es käme noch was Wichtigeres, aber das war's auch schon, was sie wissen wollte, und sie legte wieder auf.  Als ich dann nach dem Käse  das andere halbe Brötchen mit Wurst belegen wollte, war  die GANZE Wurst weg!  Ich war so wütend.  Der kleine Isidor lag zusammengerollt auf dem Stuhl mir gegenüber.  Als ich in  die Küche kam, stieg ich versehentlich auf die Reste der Wurstscheiben, die ich sofort wegwarf, denn ich wollte ihm nicht noch zur "Belohnung" den Genuß gönnen.  Schade, daß man ihn dann nicht mehr bestrafen kann, weil er's eh nicht kapiert, für was er ausgeschimpft wird.  Aber meinem Ärger habe ich gebührend Luft gemacht.  Ich bin dann sofort zum Metzger, habe mir ein ganzes Stück brot mit Wurst belegen lassen und es nach meiner Heimkehr sogleich im Kühlschrank verräumt.  Morgen brauche ich es nur rauszuholen und  reinzubeißen!  Der Metzger hat einiges, aber es ist immer umständlich, es zu kriegen.  Wenn ich Fleischküchle will, sind sie entweder "noch nicht fertig" oder "schon weg".  Daher muß ich das vorbestellen  und dann abholen.  Mit den Brotaufstrichen, die sie haben, verhält es sich ebenso.  Als ich das erste Mal am Morgen dort war, hatten sie "noch keine".  Ich dachte, vielleicht ist das zu was gut, daß ich nochmal hindackeln durfte, vielleicht sind wenigstens jetzt neue gute Brotaufstriche da, aber sie waren immer "noch nicht da".  Was für ein ACT, jedesmal so einen Terz machen zu müssen bloß für ein paar Sachen, die man mal essen will.  Wenn da jeder so ein Theater hätte, wenn er mal ein paar Hackfleischküchle will, oder wenn er mal Leberkäsaufschnitt haben möchte!  Auf dem Heimweg stand ein riesiger Laster mitten auf der Ampelkreuzung, und da noch etwas Platz zum Laufen war, und das Ungetüm partout keinerlei Anstalten machte, wegzurollen, und mein Wurstbrot sonst schon auf dem Heimweg in der brühenden Hitze vergammelt wäre, bin ich einfach losgelaufen, Gott sei Dank ist nichts passiert!  An so einem Tag....!

Heute ist Freitag der 26, also rechnerisch gleich zweimal soviel Pech.  Ich  wollte noch Obst kaufen, aber  es ist so brühend heiß, und die Hitze strahlt direkt von den Wänden ab.  Da ich mit dem Wurstbrot sowieso gleich erst mal heim mußte, weil es sonst auf dem Weg zum Obstladen in entgegengesetzter Richtung schlecht geworden wäre, bin ich nicht mehr raus, wer weiß, was mir dann noch passiert wäre.

Neulich habe ich die Batterien des Farberkennungsgerätes wechseln wollen.  Als ich die neuen einlegte, es war ein glattes Wunder, daß ich noch Batterien  der Größe AAA daheim hatte,  blieb das Gerät stumm.  Ich hatte mich eh schon gewundert, weshalb meine Hände so schmierig wurden.   Dann war auch noch der Kontakt zu der Batterie abgebrochen.  Ein Bekannter, der zu Besuch kam, fummelte alles so rein, daß der Kontakt dennoch bestand. Er meinte, die alte Batterie sei ausgelaufen.  Es ist schon eine Sauerei, daß bei einem Blindenhilfsmittel im Werte von 500 Euro solch lumpige Batterien verwendet werden!  Normalerweise müßten die ewig halten, da man ja das Farberkennungsgerät nur einmal täglich für ein paar Sekunden verwendet und dürften erst recht nicht auslaufen.

Vor einer Woche habe ich die Tür meines Gefrierschrankes aufgemacht, und alles kam mir entgegen.  Es war alles angewärmt und weich.  Als dann eine Bekannte kam, stellte sich raus, daß der Stecker gezogen war.  Ich selbst kann es nicht gewesen sein, da ich gar nicht genau weiß, wo der Wandstecker ist, denn ich habe den Gefrierschrank selbst an einem Verteiler angeschlossen.  Offenbar hatte die Putzfrau in ihrer unermeßlichen Weisheit den Stecker gezogen, um den Staubsauger einzustöpseln und dann auch noch vergessen, den Stecker wieder reinzutun.   Es waren lauter  Leckereien drin, die mir meine Mutter eine Woche zuvor mitgebracht hatte: Butterhörnchen, Fleischküchle, Pfannkuchen, Bohnen und Wienerle.  Gott sei Dank waren die Sachen nur so weit aufgetaut, daß sie kühlschrankwarm waren, als wären sie also mal einen Tag im Kühlschrank gewesen.  Es wäre ein Jammer gewesen, wenn ich all die guten Sachen  hätte wegwerfen müssen.   Ich  berieche alles vorsichtshalber, wenn ich es raushole und esse alles möglichst schnell weg.  Bisher lebe ich noch!  Das war aber nicht am Freitag den 26. "g"

Die Fleischküchle passen kalt gut zu dem tschechischen Senf, den ich geschenkt bekam.  Eine Krankenschwester wollte auf CD einige Spanischsätze haben, da sie mit ihrer Familie Urlaub auf Mallorca macht.  Als ich alles auf mein  Notizgerät aufgesprochen und dann auf CD gebrannt hatte und nachprüfen wollte, ob sie auch geht, ertönte Kuhglockengebimmel und Gejodel!  Es stellte sich raus, daß eine andre CD gebrannt wurde.  Ich hatte ein paar Wochen zuvor versucht, von einem Bekannten den "Watzmann" von  Wolfgang Ambros zu kopieren.  Das hatte nicht geklappt.  Offenbar war aber in einem Puffer oder einem Cache diese CD komplett aufbewahrt worden, und so wurde der Watzmann mit samt den Spanisch-Wendungen auf CD gebrannt. Das hat mich so gefreut, daß ich nun doch noch auf diesem Wege den  "Watzmann" bekommen habe sowie die Dylan-Übersetzungen vom Ambros, die auch noch auf der CD waren.   Als ich dann nochmals die CD brannte, kam nur das Spanische.  Merkwürdig ist doch die Technik.  Zum Dank also bekam ich den Senf. Ihre Kinder hatten mir extra etwas "geopfert" was sie selbst total gerne essen.  Angeblich würden sie 10 dieser Dosen pro Jahr verfuttern, zu Kartoffeln, Reis, Nudeln etc.   Ich habe also diesen Wundersenf  probiert.  Die Dose ist so groß, daß ich dafür wohl Jahrzehnte brauchen werde.  Anfangs dachte ich, was ist denn daran so besonderes.   Aber als ich ihn dann zu den kalten Fleischküchle aß, schmeckte er ausgezeichnet.  Mal sehen, ob ich etwas unters Volk bringe und ein paar Leuten was davon abgebe, denn alleine schaffe ich das nicht, aber er ist schon recht gut. Als Kind konnte ich Senf nicht ausstehen, daher wundert es mich, daß die Kiddies da so scharf drauf sind.  Heute mag ich Senf sehr gerne zu Wienerle oder Bratwürsten und zu Hackfleischküchle.

Ein Gutes ist noch passiert, für unsere Chorfahrt nach Berlin habe ich eine Dialyse.  Ich hatte schon im   März dort angerufen, denn ich habe 100 Euro Anzahlung für die Pension machen müssen.  Da wäre es saublöd gewesen, das Geld zu löhnen, und hinterher hätte ich keinen Dialyseplatz gehabt und hätte nicht mitfahren können.  Ich bekam also die Adresse unserer Pension, so daß ich in der Nähe eine Dialyse finden konnte.  So  lange vor einem Termin können die meistens noch gar nicht sagen, ob man kommen kann.  Aber sie überlegte damals: "Ich bin mal mutig und sage ja."  Ich solle im August nochmals anrufen.  Das tat ich, und da meinte sie: "Ja, Sie stehen schon drin!"  Sogar meine gewünschten Schichten habe ich  bekommen und kann vormittags dialysieren, damit ich dann am Freitag zu den Besichtigungen mit kann und am Samstag das Konzert auch mitsingen kann.   Sonst hätte ja die Fahrt gar keinen Sinn gehabt!  Ich hab mich so gefreut.  Und dann gab sie mir die Adresse eines berliner Taxiunternehmens, das mich von der Pension zur Dialyse bringen soll.  Aber meine Frage, ob sie mich nach der Dialyse zum Stasigefängnis fahren könnten, und ich dann das draufzahle, ab da, wo die Strecke anfängt, die die Kasse nicht übernimmt, war die schroffe Berlinerin total überfordert.  Da ich freitags und samstags dialysiere, stellten die sich an, denn sie hätten ja keine Termine frei.  Da war die Sache eh erledigt.  Ich ruf also nochmals bei derDialyse an und frage nach einem anderen Taxi.   Die Heinzelmänner erklärten sich also dann bereit für die Fahrt ohne zu murren, ja, da gäbe es zwar Probleme, aber sie würden einfach einen  Fahrer mehr einstellen. Ja, und sie würden mich natürlich zum Stasigefängnis fahren. Als ich sagte, daß sie mich bei einem Restaurant in der Nähe rauslassen sollten, damit ich vorher noch was essen kann, meinte er: "Wir werden Sie schon irgendwo rausschubsen."  Das  ist wohl die Berliner Art.   Gott sei Dank hat das alles geklappt.  Als ich dann den Antrag zur Kostenübernahme des Taxis von der Pension zur Dialyse stellte, kam DREI Tage später schon die Genehmigung der Kasse!  Auch die E-Post hat geklappt, mit der ich das Schreiben versendet habe.  Das hat sich nach soviel Heckmeck nun wirklich gut eingeschliffen, und die E-Postbriefe funktionieren mittlerweile sehr gut und zuverlässig.

Nun habe ich noch versucht, bei Facebook "heimisch" zu werden, und davon handelt dann der nächste Blogeintrag.

Mittwoch, 24. August 2011

Gefahr für Igel, bitte beachten!

Was einem Igel alles passieren kann, habe ich in einem Igelblog gelesen, in dem eine Frau berichtet, wie Sie verletzte Igel gesund pflegt.  Da kommen sehr traurige Dinge vor.  Hier mein Versuch, zum Tierschutz beizutragen!  Bitte gebt dies auch weiter!

Hier ein Link zur Aufklärung über Gefahren für Igel, den jeder weiterleiten und weitergeben kann.




http://www.pro-igel.de/lebensraum/gefahren.html#top

Gruß vom Steinböckle

Dienstag, 2. August 2011

Ich hasse die Menschen

Dieses Jahr war wieder unser Musikfestival in der Stadt. Da kam wieder mein Bekannter zu Besuch, den ich letztes Jahr über meinen Ex kennen gelernthatte. Dieser ist im Dachgeberverband, und da rief ihn letztes Jahr ein Blinder an, ob er bei ihm übernachten könne. Da rief mein Ex mich an und fragte, ob ich den Mann bei dem Festival begleiten könne. Ich wollte nicht, da ich als fast Blinde genug mit mir selbst zu tun hatte. Aber ich lud beide zum Frühstück ein, und da verstanden wir uns so gut, daß ich doch gemeinsam mit ihm loszog. Wir blieben in Kontakt, tauschten Musik-CDs aus, schrieben uns Mails, riefen einander an, und ich schickte ihm Briefe in Blindenkurzschrift, um das zu üben. Daher freute ich mich auf seinen Besuch, da er auch dieses Jahr wieder bei meinem Ex übernachten und zu mir zum Frühstück kommen wollte. Mein Ex hat mittlerweile eine neue Freundin, die keine Lust hatte, mitzukommen, und so „lieferte“ mein Ex ihn nur bei mir ab und verschwand wieder.

Als ich am Samstag dann bei einer Band stand und ihn anrief, stellte sich heraus, daß er nur ein paar Meter von mir entfernt gestanden hatte, da er eine sehende Begleitung dabei hatte. Eine Bekannte besuchte ihren Sohn und ging auch auf das Festival, und so hatten wir jemanden, der uns führte, da es doch immer schwierig ist, durch dieses Gedränge zu den einzelnen Spielstätten zu kommen, ohne die Hälfte der Konzerte zu verpassen und die Zeit mit Herumlaufen und sich-Durchwursteln zu vertun.

Die erste Zeit klappte das auch sehr gut. Da ich wegen meines Krankenhausaufenthaltes keinen „Schlachtplan“ ausarbeiten konnte, zu welchen Bands ich wollte, und da ich keine Zeit hatte, die Beschreibungen der Gruppen vorher im Internet durchzulesen, ging ich aufs Geratewohl zu den Gruppen. Leider war ich da oft enttäuscht, da ich kein gutes Händchen bei der spontanen Auswahl der Gruppen bewies. Diesmal brach ich auch mit der Tradition, das Festival unter keinen Umständen zu verlassen, um nur JA nichts zuverpassen, da ich so gefrustet und durchgefroren war, daß ich nach Hause fuhr, um mir etwas Wärmeres anzuziehen. Ich packte mich in vier Schichten Kleidung. Danach rief ich bei meinem Bekannten auf dem Handy an und meinte, daß ich um zehn vor sieben an der Schräge der U-Bahnstation stehen würde, und daß sie mich da abholen könnten. Ich wartete vergebens. Ich rief mehrmals an, ja, sie würden kommen. Als ich dann um Viertel nach sieben wieder anrief, meinte die sehende Begleiterin, sie hätten nun alle U-Bahnaufgänge abgeklappert, aber ich sei nirgendwo. Dann endlich entdeckte sie mich, sie waren genau am selben U-Bahnaufgang wie ich und hatten mich nicht gesehen. Ich war leicht entfernt von der Schräge gestanden, da ich dachte, sie würden nicht aus der U-Bahn sondern vom Festival kommen, und da vor meiner Nase ein Lastwagen geparkt hatte, stellte ich mich etwa 10 Meter weiter weg von der Schräge. Da meinte mein Bekannter, er hätte mich ja fragen können, welche Musik ich höre, und dann hätten wir es ja rausbekommen, daß wir am selben Aufgang stehen. Ich meinte, er hätte doch die Musik sicher durch mein Handy auch gehört. Er erwiderte, ICH hätte ja fragen können: „Welche Musik hört Ihr gerade“, und dann hätten sie ja sagen können, daß sie einen Gitarrenspieler hören. Da aber der ganze Platzvoller Straßenmusiker war, wäre diese Angabe ohnehin recht nichtssagen gewesen. Die Begleiterin meinte dann noch, ICH sei ja viel zu weit weg von der Schräge gestanden, da hätte man mich ja nicht sehen können. Jaja, typisch, also war wieder mal ich schuld! Ich war schon sauer, daß sie ihre „Blindheit“ gleich wieder auf mich schob. Und als ich das abwehrte und meinte, daß ich nicht weit weg gestanden hätte, kam auch noch begütigend: „Ist ja auch egal, wir haben uns ja gefunden“, nachdem die Schuldige ausgemacht war, und sie nicht schuld waren. Ich sprach das meinem Bekannten gegenüber nochmal an, aber er tätschelte mich nur begütigend und meinte, ach ist doch nicht schlimm. Mich ärgert so etwas, weil immer so lange ein Schuldiger gesucht wird, bis ich als Schuldige erkannt werde, und dann heißt es immer: „Ist doch auch egal, ist ja nicht schlimm!“ Dann wäre es ja auch nicht schlimm, wenn mal ein anderer schuld wäre, aber DAS geht natürlich nicht! Statt daß man einfach sagt, es ist blöd gelaufen, niemand hat jetzt direkt Schuld, ich bin eben nicht sehr groß und leicht mal zu übersehen und hab nichts falsch gemacht, oder statt daß man mal sagt: „Ich hab nicht richtig geschaut, ist ja nicht schlimm, Irren ist menschlich“. Aber immer nur MEIN Irren ist menschlich!

Am Sonntagmorgen kam er dann zum Frühstück, warf sein Gepäck auf den Sofahocker und frühstückte mit mir. Als wir gehen wollten, suchte er krampfhaft seine Mütze, die ich ihm auch nicht suchen helfen konnte, da ich ja auch nicht viel sehe. Da meinte er: „Die Mütze hat die Katze mitgeschleppt. Du solltest Deinen Besuchern immer sagen, daß Du Katzen hast, und daß die Sachen mitnehmen.“ Aha, dachte ich, schon bin wieder ICH verantwortlich. „DU kannst doch auf Dein Zeugs aufpassen, ich bin doch nicht dafür verantwortlich.“ „Ja, aber DU hast Katzen, und Du mußt das sagen.“ "Aber ich sehe doch nicht, ob einer eine Mütze aufhat.  "Dann mußt Du die Leute halt fragen,  ob sie eine aufhaben."  „Aber jeder andere hängt halt seine Mütze an die Garderobe.“ „Ja, das tut aber nicht jeder, und Du hast junge Katzen.“ Ich war schon sauer, daß jetzt wieder ich schuldsein sollte und meinte, daß ich daran nicht schuld sei. „Das darfst DU doch nicht so nehmen, das geht doch nicht um Schuld.“ „Warum hängst DU denn Dein Zeug nicht an die Garderobe?“ „Ich hab erst meinen Rucksack reingetragen.“ NA also, da kann ja ich nix dafür, wenn der keinen Mund hat und nach einer Garderobe fragen kann und über seinen Rucksack vergißt, seine Klamotten aufzuhängen. Dann räumte ergnädig ein, daß er ja, als die Katzen an sein Brötchen im Rucksack gingen, hätte drauf kommen können, daß er seine Mütze in Sicherheit bringt. Ich meinte noch ziemlich ärgerlich, daß ich nicht an allem Schuld sei. Er meinte, er habe das doch gar nicht gesagt. Als ich ihm seine Vorhaltung vortrug, meinte er: „DAS hab ICH gesagt? OK, ich nehme es zurück. Ich fühlte mich zwar nicht ganz ernstgenommen, denn er konnte das doch nicht vergessen haben, nachdem wir eine halbe Stunde darüber debattiert hatten, aber um des lieben Friedens Willen sagte ich nichts mehr.

Am Telefon dann, als er wieder zu Hause war und mich anrief, meinte er: „Als wir da beinahe aneinandergerieten, hab ich nochmal nachgedacht, das war doch nur Spaß, und Du hast halt schon so schlechte Erfahrungen gemacht, und da bist Du halt empfindlich.“ „Das ist ja allerhand, daß es jetzt auf einmal Spaß gewesen sein soll, wo Du doch eine halbe Stunde herumdebattiert hast. Und außerdem ist es übel, wenn sich jemand zu Recht über etwas ärgert, ihm seine schlechten Lebenserfahrungen vorzuhalten. Schließlich kümmert sich ja sonst auch keiner um meine schlechten Erfahrungen, die werden nur wie ein Trumpf aus dem Ärmel gezogen, wenn man seine eigenen schlechten Verhaltensweisen damit relativieren will.“ „Ich hab ja auch nicht gesagt, daß ich nur Spaß gemacht habe.“ „Ach, vor fünf Minuten hast DU mir erklärt, daß das alles nur Spaß gewesen sei, und ich sei nur besonders empfindlich. Einmal so und einmal so!“ „Es war ja auch nicht sehr lustig, auf dem Boden herumzurobben. Und daß DU schlechte Erfahrungen gemacht hast, war ja nur eine Frage und eine Vermutung von mir.“ „Ach so, das war nur eine Vermutung von Dir. Das hörte sich aber grade noch ganz anders an. Ich kann Deutsch, und ich kann eine Vermutung bzw. Frage von einer Aussage unterscheiden.“ „Ich sehe, ich habe mich verstrickt.“ Dann gab er gnädig zu, daß das nicht OK war, was er gesagt hatte, und daß´ich nicht bloß empfindlich sei. Wir unterhielten uns dann noch über andere Sachen. Am Ende hätte ich erwartet, daß er von sich aus nochmal drauf zu sprechen kommt und nochmals sagt: „Also, es tut mir Leid, ich hoffe, daß wir dann alles so geklärt haben, ich wollte das nicht ….“ Aber da mußte dan ICH wieder betteln, ob das nun geklärt sei, und ob er nun immer noch denkt, daß das nur Spaß war, und ich nur empfindlich sei. Gnädig hat er es nochmal zugestanden.

Ich finde es allerhand, daß man eine Entschuldigung, die man macht, indem manetwas zurücknimmt, dann hinterher wieder revidiert und sagt, das sei nur Spaß gewesen, und somit eigentlich die Entschuldigung wieder aufhebt. Eine Sache, an die er sich gar nicht mehr erinnert haben wollte, hatte er auf einmal wieder genau als Spaß im Gedächtnis. Und dann war es auf einmal kein Spaß. Und ich sei nur besonders empfindlich. Aber das sei ja nur eine Vermutung oder eine Frage gewesen.

Es ist immer dasselbe Muster. Ich glaube langsam, der Teufel hat die Mütze versteckt, die bis heute nicht aufgetaucht ist, damit wir uns streiten. Es sind immer dieselben Aussagen und dieselben Muster. Jemand sagt etwas, dann habe er es nie gesagt, dann hat er NIE abgestritten, daß er es gesagt hat. Dann war alles nur Spaß, aber dann hat man NIE behauptet, daß es nur Spaß war. Dann läßt man auch das übelste Argument nicht aus, um sich rauszureden und sagt, Du bist halt nur besonders empfindlich, und dann will man das ja nur als VERMUTUNG geäußert haben, aber hinterher hat man doch gar nicht abgestritten, daß man so was gesagt hat.

Es ist egal, wie oft man etwas erlebt, es wird dadurch nicht relativiert. Wenn man geschlagen wird, ist es das erste Mal blöd, und es ist das hundertste Mal genauso gemein, und der Schläger kann nicht sagen: „Du hast das ja schon so oft erlebt, daher bist Du da eben besonders empfindlich.“ Das soll so verständnisvoll und gütig und nachsichtig klingen, ist aber übel, da man damit seine eigenen Taten relativieren und es sich bequem machen kann.

Jeder andere hätte sich über solches Verhalten seinem Gastgeber gegenüber genauso geärgert, aber andere können sich halt wehren und hätten gleich zurückgepfeffert: „Dann paß halt auf Deinen Krempel besser auf, Du weißt, daß hier Katzen sind, und wer sagt, daß die das überhaupt waren, Du Hirni!“ Bei jedem anderen hätte das gesessen, der andere wäre ruhig gewesen, hätte zerknirscht recht gegeben und hätte „verloren“. Aber ich bin die ewige Verliererin, ich bin immer schuld, wenn mir einer auf den Fuß tritt, heißt es noch: „Was stehst DU auch mit Deinem Fuß unter meinem!“ Ich kann mich nicht wehren, habe nie recht und bin immer schuld.

Es ist ein Teufelsmuster, und es geht automatisch. Ich kann dagegen nichts tun, es läuft einfach von selbst so, es entsteht ein Anlaß von selbst, der sich dann von selbst so abspielt. ES sollte so sein, daß das so passiert, dagegen bin ich machtlos, es war vorgesehen. Diese Freundschaft ist nun auch wieder aus. Ich habe ihm eine Mail geschrieben, alles nochmals aufgerollt und ihn gebeten, mir zu beweisen, daß es auch noch Menschen gibt, vor denen man Achtung haben kann, die nicht so sind wie bisher alle anderen, die auch mal anders reagieren, die mir zeigen, daß nicht alle Menschen schlechtsind.

Ich muß diesen Automatismus, der offenbar von außen (unten aus der Hölle) inszeniert ist (Mütze weg, wo, wie, Streit, fertig!) durchbrechen, notfalls mit mittelalterlichen Methoden, um diese Umsessenheit zu beenden. Es ist unheimlich, daß alle Menschen wie automatisch auf dieselbe Art und Weise reagieren. Ich nenne das „den Teleprompter des Teufels“, denn es ist so, als ob die das wie in einem vorgegebenen Text eines Theaterstückes ablesen.

Auch, daß sich bei mir niemand entschuldigen kann, und daß bei mir, wie bei niemandem sonst, Entschuldigungen sogar wieder zurückgenommen werden, ist mir unheimlich und macht mir Angst.

Jedenfalls habe ich mal wieder gelernt, daß die Menschen alle der gleiche Dreck und Abschaum sind. Das macht mich unendlich traurig.  Ich würde doch auch so gerne mal jemanden haben,  vor dem ich Achtung haben kann, der mir zeigt, daß es auch andere Meschen  gibt.  Ich hätte die Menschen auch gerne lieb, aber für mich gibt es keinen Grund dazu.

Drei Magengeschwüre mit Namen

Am Samstag dem 23. Bin ich endlich auf das Konzert gekommen, auf welches ich eine Woche zuvor versehentlich zu früh gegangen bin. Ich hatte mich sehr drauf gefreut. Schon bei der Dialyse bemerkte ich Rückenschmerzen und dachte, hast Dich mal wieder verhoben oder verlegt, da mir das öfter mal passiert. Ich sagte es noch dem Pfleger, der den Arzt kommen lassen wollte, weil ich schon ziemliche Schmerzen hatte. Aber als ich gut aufstehen konnte, wollte ich keinen Arzt haben und fuhr mit dem Taxi zum Konzert wie geplant. Schon auf der Fahrt dorthin hatte ich das Gefühl, als ob etwas in meiner Brust rauf und runterfährt. Ich dachte, ißt halt mal was, dann geht es Dir besser. Aber als ich in meine mitgebrachte Knusperstange biß, dachte ich, mir zerquetscht einer die Speiseröhre. Ich schrie so laut auf, daß einer der Gäste des Festes aufmerksam wurde und mir anbot, einen Arzt zu holen. Es kamen erst die Sanitäter, die dann einen Notarztwagen bestellten, der mit Tatütata kam, da man Luftnot angegeben hatte und vermutete, daß ich was am Herzen habe. Ich aber sagte immer: „Mir hat einer die Speiseröhre zerquetscht!“ Der Notarzt untersuchte mich und stellte ein Herzgeräusch fest. Ich aber sagte ihm, daß ich einen Dialyseshunt habe, und daß das daher so klingt. Das nahm er dann auch an und meinte, ich solle sicherheitshalber mal ein Herz-Echo (UKG) machen lassen. Er tastete dann weiter und stellte eine Gastritis fest, ich solle mir Pantozol oder Omeprazol holen, wenn es nicht besser würde, solle ich eine Gastroskopie machen lassen. Ich dürfe auf das Fest zurückgehen und solle später halt zur Notapotheke. Das Konzert konnte ich nur schwer genießen, und in der Pause brach ich, wobei nur Galle rauskam. Nach dem Konzert ermittelte ich per Handy die nächstgelegene Notapotheke, und der Taxifahrer fuhr dort mit mir hin. Ich rief sicherheitshalber mal bei der Dialyse im Klinikum an, um die richtige Dosierung und das passende Medikament zu erfahren. Die Apotheke verkauft frei nur Ome oder Panto 20, und so nahm ich diese und wollte auch nicht höher dosieren. Am nächsten Morgen hatte ich immer noch starke Schmerzen und probierte, etwas zu essen. Aber wieder glaubte ich, mein letztes Stündlein hätte geschlagen, und es würde ein Backstein in mir auf- und abfahren, es tat um den ganzen Brustkorb weh. Da ich an diesem Tag eine Verabredung hatte, daß jemand meinen alten Blindenstock nach Frankfurt mitnehmen würde, um ihn jemandem zu geben, der für Rumänien Stöcke sammelt, wollte ich so lange aushalten, bis die Leute dagewesen waren und dann einen Arzt anrufen. Endlich kamen die beiden, die extra wegen mir aus Frankfurt gekommen waren, da sie sonst nicht auf die Feier ihres Schwagers gegangen wären, aber wenn sie dann auch noch einen Stock mitnehmen könnten, hatte sich ihr Besuch beim Schwager gelohnt. So war es gut, daß ich ausgehalten hatte, sonst wären die beiden vor verschlossener Türe gestanden.


Ich rief also bei der KV an und fragte, wo ich mit diesen Beschwerden hingehen könnte. Man verwies mich auf die Bereitschaftspraxis, zu der ich mit dem Taxi fuhr. Sicherheitshalber packte ich ein paar Sachen ein, falls ich ins Krankenhaus überwiesen würde. Der Arzt in der Bereitschaftspraxis machte ein zweites EKG, da das EKG im Notarztwagen nur unvollständig war, und er bestimmte noch die Herzenzyme, da er meiner These mit der gequetschten Speiseröhre und der Diagnose des Notarztes in bezug auf Gastritis nicht so recht glauben, und einen Herzinffarkt ausschließen wollte. Doch wie ich schon vermutete, war das Herz in Ordnung. Er überwies mich ins Krankenhaus, wohin ich mit dem Taxi fuhr. Dort wurde dan das dritte EKG geschrieben, da man auch dem EKG in der Bereitschaftspraxis nicht die ausreichende Genauigkeit zumaß. Dann aber schwenkte man schnell auf den Magen ein, was ich immer wieder betonte. Es wurde der Bauch auf freihe Luft hin geröntgt, da vielleicht ein Organ perforiert sein könnte, Blut abgenommen und ein Ultraschall gemacht. Dann kam das „Urteil“, ich solle dableiben. Schon abends gab man mir Magensäurehemmer in stärkerer Dosierung. Ich konnte nicht mal schlucken, und schon da breitete sich ein solcher Schmerz im gesamten Brustkorb aus, daß ich teilweise fast schrie und aufstöhnte. Man wollte eine Magenspiegelung machen, aber dazu käme manerst am Dienstag. Ich hatte schon in der Bereitschaftspraxis darauf gedrängt, daß ich als Dialysepatientin nicht hungern dürfe und daher unbedingt einen Tropf bräuchte. Das war auch einer der Gründe, weshalb er mich eingewiesen hatte. Im Krankenhaus mußte ich dann mehrfach drum bitten, daß ich eine Nährlösung angehängt bekomme. Dann kamen sie erst mal mit Astronautennahrung, nachdem sie mir zigmal etwas Zwieback angeboten hatten, den ich stets mit dem Hinweis vehement ablehnte, GAR nichts schlucken zu können, und da hilft auch keine Sondenkost, die ich ja auch hätte irgendwie schlucken müssen. So kam nach zweimaligem Läuten und Nachfragen die Schwester, die vorher noch gemotzt hatte, daß sie ja schließlich DREI Aufnahmen hätte, und daß ich bald meine Glukose kriegen würde. Endlich war etwas an Kalorien nach 28 Stunden in mich hineingekommen.

Am nächsten Morgen hatte ein recht verständiger Arzt Visite, der für die Dialyse gleich hochkalorische Nährlösung anordnete, die ich über die Maschine bekomen würde. Er tastete den Bauch ab und stellte auch fest, daß es rechts beim Drücken wehtat. Man vermutete wegen der Werte erst eine Bauchspeicheldrüsenentzündung, dann hieß es wieder, daß die Lipase bei Dialysepatienten immer erhöht sei, und das daher nichts zu bedeuten hätte. Dann war die LDH erhöht, und die Stationsärztin tastete nach geschwollenen Lymphknoten, aber keiner war zu finden. Am Montagabend ging ich zur Dialyse, wo man mir 2 Flaschen à 500 ml Glukose und zwei à 500 ml Eiweiß anhängen sollte. Am Arm hatte ich noch einen Tropf mit 5%-iger Glukose hängen. Als die erste Flasche Glukose durchgelaufen war, stieg der Zucker auf 500, was bei mir aber nicht schlimm ist, da ich keinen Diabetes habe, und er ging auch schnell wieder runter. Aber man brach die Glukose ab und hängte das Eiweiß an, da zuviel auch schlecht fürs Herz gewesen wäre. Ich hatte schon zwei Kilo abgenommen. Aber ich stellte fest, daß auf einmal im Laufe der Dialyse das Schlucken nicht mehr wehtat und traute mich an ein halbes Glas Wasser . Das ging überraschend gut.

Allerdings mußte ich noch nüchtern bleiben. Am Dienstag sollte nun die schreckliche Magenspiegelung stattfinden. Ich fragte jeden, mit dem ich telefonierte und jeden Arzt und jede Schwester, ob das wehtut, und wie das mit Betäubung ist. Eine nette junge Ärztin meinte, sie habe das mit Betäubung gemacht, und man erinnert sich hinterher gar nicht mehr, daß man überhaupt unten bei der Spiegelung war, und viele würden fragen, wann es denn nun endlich losgeht, obwohl sie grade erst von der Untersuchung kämen. Auch das war mir etwas unheimlich, aber ich wollte nichts von alledem mitkriegen. Als ich dann drankam, fragte mich die Schwester, ob ich ein Betäubungsspray wollte, da meinte ich, wenn ich eh schlafe, merke ich ja nichts. Dann kam mir der Gedanke, ich könnte es ja auch NUR mit dem Betäubungsspray versuchen und wach bleiben. Naiv meinte ich, wenn es mir nicht gefällt, kann ich ja immer noch die Betäubung wählen. Das war dumm, denn als ich dann den Schlauch im Mund hatte, war es zu spät, was zu sagen, weil ich dann weder sprechen konnte noch sprechen durfte. Das Schlucken des Schlauches ging erstaunlich gut, aber als das Ding in meinem Bauch war, rumorte es furchtbar, ich röhrte die ganze Zeit, weil Luft in mich hineingepumpt wurde, würgte und gögste. Der Pfleger lag fast auf mir drauf, redete beruhigend auf mich ein, und ich mußte mich stark konzentrieren und mir immer vorsagen, in den Bauch zu atmen, damit ich nicht würgen mußte. Dauernd sagte der Arzt: „Es ist gleich vorbei, gleich vorbei.“ Aber dann ging es ewig weiter, und wieder kam die hoffnungsvolle Aussage: „Es ist gleich vorbei, jetzt kann es nichtmehr schlimmer werden, das Schlimmste haben Sie hinter sich.“ Und dennoch kam es noch unangenehmer. Es zwickte beim Entnehmen der Proben, drückte, würgte und wollte und wollte nicht enden. ENDLICH wurde der Schlauch wieder rausgezogen, was fast unangenehmer war als das Schlucken. Alles hatte eine Viertelstunde gedauert. Die Schwester meinte: „Nun haben Sie einen Orden verdient.“ Ich war ganz stolz, daß auch ich es ohne Narkose geschafft hatte, da mir alle anderen immer so heroisch berichteten, SIE hätten keine Betäubung gebraucht. Dafür war ich aber dann auch wach und mußte nicht ewig beduselt herumliegen. Zu Mittag durfte ich dann auch schon etwas essen und erhielt Pankreaskost in Form von Nudeln und Brokkoli. Abends wollte man mir einen Reisbrei andrehen, aber da streikte ich und erhielt sogar ein Käsebrot, was ich gut vertrug. Ich muß nun vor jeder Mahlzeit ein Tütchen mit Magenschutzgel trinken. Denn während der Magenspiegelung wurde eine stärkere Entzündung des Magens und Dünndarmes sowie zwei-drei kleinere Geschwüre gefunden. Nun haben die Geschwüre ihre Namen: Bahn, Bank und Bürokratie, so heißen die drei Geschwüre, die ich mir eingefangen habe, jedes hat genau seinen Namen!

Der Arzt untersuchte nochmal meinen Bauch und meinte, ich hätte eine Dyspepsie, wobei mir keiner richtig erklären konte, was das ist. Aber keiner wußte, woher letztendlich die Oberbauchdruckschmerzen kommen. Ich deutete an, auch bei der Regel starke Schmerzen zu haben, und daß ich eine Endometriose vermute, was der Arzt auch aufgriff. Er meinte, ich solle eine Kontrastmitteluntersuchung machen lassen, wobei man mir vorne, hinten und durch die Vene Kontrastmittel jagen und mich in die Röhre schicken würde. Das will ich so weit es geht vermeiden. Und wenn das nichts bringe, müsse eine Laparoskopie gemacht werden, da nur so eine Endometriose entdeckt bzw. ausgeschlossen werden könne. Na vielen Dank!

Es wurde beschlossen, daß ich am Mittwoch nochmals im Klinikum an die Dialyse gehen würde, und daß ich dann heim dürfe. In der Nacht konnte ich kaum schlafen, da nebenan ein Patient lag, der durchwegs schrie, wobei dann die Schwestern recht hysterisch auf seine Schreierei eingingen und das Ganze noch eskalieren ließen. Auch die Putzfrau mischte sich um halb sechs Uhr morgens ein und blies ihrem Landsmann den Marsch auf Russisch, weil er gar keine Ruhe gab. Sie war allerdings lauter als er. In der letzten Nacht meines Krankenhausaufenthaltes war er ruhig. Auf Nachfrage sagte mir sowohl die Putzfrau als auch die Schwester, man habe ihm was gegeben, aber das stünde nicht in der Kurve. Da kann ich mir denken, daß es was Starkes war, was sie vielleicht nicht geben dürfen und es daher nicht vermerkt haben. Die Frau in meinem Zimmer war über achtzig, und ich konnte ihren Geisteszustand nicht einschätzen. Sie erzählte mir, daß sie in den Rosengarten zur weiteren Behandlung wolle, da gäbe es Palmen, und ein Open-Air-Konzert mit Hansi Hinterseher. Mal redete sie ganz normal, aber an einem Morgen schimpfte sie: „Da kam ein dunkelhäutiger Mann mit Schnurres, und der hatmir meine Suppe geklaut.“ Als ich ihr erklärte, daß das Frühstück noch gar nicht dagewesen sei, beharrte sie drauf, daß er ihr die Suppe so schnell weggenommen hätte, weil er selbst Hunger hätte. „Der kommt nich wieder, der kommt nich wieder!“ Ich erzählte der Schwester meine Beobachtung, und ich meinte, sie sei wohl verwirrt. Die Schwester aber kapierte gar nicht, daß ich ihr vom Verwirrtheitszustand meiner Mitpatientin erzählte und meinte, daß auch ICH glaubte, ein Dunkelhäutiger habe meiner Nachbarin die Suppe geklaut. „NEIN , NEIN, bei uns GIBT es keinen Dunkelhäutigen!“ Sie hielt mich offenbar ebenso für plemplem und hörte mir gar nicht weiter zu. Einige Schwestern waren sehr nett. Als ich nach der Magenspiegelung bei dem tollen Wetter in die Cafeteria wollte, begleitete mich eine, und sie fanden es toll, daßich schon wieder raus wollte. Eine ging dann mit mir zurück, weil sie mich auf dem Rückweg „aufgelesen“ hatte. Eine andere wiederum war echt blöd. Sie nannte meine Zimmernachbarin Oma und meinte, ich solle leiser telefonieren, „die Oma versteht mich sonst nicht.“ Oder als die Frau nachts mal wieder Zwieback wollte, weil sie permanent und rund um die Uhr Zwieback kaute, fragte sie: „Was will die Oma noch?“ Wenn man was von ihr wollte, keifte sie erst mal einen Sermon heraus, warum sie jetzt das oder jenes nicht tun könne, wobei sie in der Zeit, in der sie an unsere Geduld appellierte längst das Dreifache an Erledigungen hätte machen können.

Am Mittwoch wurde nochmal der Brust- und Bauchraum geröntgt. Als ich dann zur Dialyse gebracht wurde, sagte man mir, ich müsse noch warten, ob ich entlassen würde, es wären noch Befunde da, die nicht angesehen worden seien. Meine Telefonkarte war schon aufgebraucht, der Akku des einen Handys war leer, das Notitzgerät, in dem ich alle meine Telefonnummern habe, hatte den Dienst wegen leerem Akku eingestellt, ich hatte keine Hörbücher mehr. Ich konnte also nicht mehr rausrufen und hatte mit dem Handy, das noch voll war, grade noch die Betreuerin anrufen können, um zu sagen, daß ich entlassen würde, und daß sie meinen Helferinen Bescheid geben solle. Außerdem hatte ich am Donnerstag einen Termin beim Mieterverband und mußte unbedingt entlassen werden, da die Katzenversorgung auch nicht mehr vollständig gewährleistet war. Dieses Handy war nun auch am Leerwerden, und dauernd kam die Message: „Akku schwach, bitte laden. So rief ich die Schwester an der Dialyse und fragte sie, ob sie mal oben anrufen könne, was mit meiner Entlassung nun sei. Es sei immer noch nicht sicher. Die Schwester meinte, daß eine meiner Helferinnen angerufen und ihre Handynummer hinterlassen hätte. Ich wollte anrufen, war aber wegen des leerwerdenden Akkus so nervös, daß ich mich verwählte. Ich gab der Schwester das Handy, die aber konnte gar nicht mit einem Handy umgehen und stellte versehentlich die Sprachausgabe leise, und da war es aus bei mir! Ich regte mich so auf, daß die Schwester meinte: „ICH bin nicht schuld, ich hab gesagt, daß ich nicht mit Handy sumgehen kann!“ Dann schaffte ich es grade noch, die Helferin anzurufen, um mit ihr auszumachen, daß sie daheim bei mir am Donnerstag probiert, und wenn ich hingehe, dann fahren wir zum Mieterverband. Dann kam der Arzt und meinte, das Haptoglobin sei erniedrigt, das sei ein Trägerprotein, welches bei Hämolyse (also wenn Blutkörperchen platzen), das Blut aufsaugen, und wenn die viel Blut aufsaugen müssen, werden es immer weniger, die noch frei sind. Das deute auf eine Blutung im Körper hin, also vermutlich auf Endometriose. Da das Hämoglobin aber normal sei, handele es sich um einen chronischen Vorgang. Man solle die Werte beobachten, denn das LDH sei nun besser geworden. Die Ärzte an der Dialyse sollten mich im Falle, daß die Werte und die Schmerzen nicht besser würden, zur CT mit Kontrastmittel und zur Laparoskopie schicken. Als ich ihn fragte, ob, wenn die Werte gut seien, und ich mit den Schmerzen leben könne, die Untersuchung auch weggelassen werden könne, meinte er etwas aufgebracht: „ALSO ich verstehe gar nicht, warum Sie sich so gegen die Untersuchung sträuben! Wenn Sie das nicht abklären lassen, können Sie nicht transplantiert werden!“ Da war ich furchtbar erschrocken. Ich dürfe aber gehen, denn ich sei keine Kandidatin mehr fürs Krankenhaus aber für weitere Diagnostik. Ich dachte, wenn die einen mal inden Fängen haben, lassen die einen nicht mehr so schnell los. Nun hab ich die gefürchtete Magenspiegelung hinter mir und soll gleich die nächste grauenhafte Untersuchung machen lassen! Ich rief dann die Helferin an und teilte ihr mit, daß ich gehen dürfe, und daß wir also den Termin beim Mieterverband einhalten könten.

Am Abend nach dem Essen fuhr ich dann mit dem Taxi nach Hause.

In meinem Heimatdialysezentrum hatte dann beim nächsten Mal der Arzt Dienst, der mich zu Anfang nicht an die Dialyse schicken, bzw. noch vier Wochen warten wollte, als es mir damals so schlecht ging. Der spielte dann auch gleich das Ganze herunter, es sei eine „leichte Gastritis“, von Geschwüren stünde da nichts, und er habe auch schon drei Gastritiden gehabt. Das andere müsse man halt beobachten, aber ich sei durchaus transplalntabel. Als ich ihn bat, doch mal bei der Transplant-Zentrale anzurufen, ob mich der Arzt im Klinikum von der Liste genommen hätte (der meinte, wenn er Dienst habe, und ein Organ käme, würde er es nicht verantworten können, es mir zu geben), da sagte der Arzt, er wolle keine schlafenden Hunde wecken, aber er würde mal nachfragen. Ich bin auch nicht so erpicht auf diese Untersuchungen, aber ich will auch nicht, daß etwas übersehen wird, und wenn ich dann transplantiert bin, dauernd etwas passiert,weil ich etwas habe, was nicht geklärt ist. Daß er die Gastritis so heruntergespielt hat, hat mich geärgert. Schon schämte ich mich, daß ich wegen so einer läppischen Magenschleimhautentzündung überhaupt ins Krankenhaus gegangen war. Ich sagte ihm, daß ich nicht mal mehr meinen eigenen Speichel runterschlucken und vier Tage nichts essen konnte, da war er ruhig und hörte genau zu. Wenigstens hätte er ja sagen können: „Auch eine leichte Gastritis kann unter Umständen sehr wehtun.“ Dann hätte ich mich nicht so blöd gefühlt. Allerdings wußte ich nicht, wo er das Attribut „leicht“ herhatte, da man mir im Krankenhaus sagte, es sei stark entzündet. Die haben das aber auch nicht sonderlich präzise ausformuliert.

Die zwei Kilo sind schon wieder drauf, ich schlucke weiter Pantozol und meine Magenpäckchen mit dem Gel. So etwas könne bei Dialysepatienten immer wiederkommen, stellte mir der Arzt in Aussicht. Ich hoffe, daß so viel Ärger, wie ich ihn in den letzten Wochen hatte (siehe vorheriger Blog-Eintrag) nicht mehr komt, denn daher habe ich hauptsächlich diese Magengeschwüre. Ob Helicobacter pylori am Werk ist, wissen wir noch nicht, da warten wir noch auf die Gewebeproben. Aber auch diese Trippelbehandlung sei GAR nicht schlimm, meinte dieser Arzt. Na, ich werde sehen, was noch alles auf mich zukommt.