Samstag, 31. Dezember 2011

Das Jahr der........

Dieses Jahr war zum einen das Jahr der Taxiwechsel. Zuerst hab ich von meinem langjährigen Taxi, mit dem ich viereinhalb Jahre lang im wahrsten Sinne des Wortes "gut gefahren" bin wegen Unzufriedenheiten im Verhalten zu einem anderen Taxiunternehmen gewechselt. Dort hatte ich zunächst meinen Lieblingsfahrer, den ich schon einmal Jahre zuvor kennengelernt hatte. Aus irgend einem Grund hat er mich dann nicht mehr gefahren, wohl interne Sachen zum einen, da einige der Taxen verkauft und auf Mietwagen ungestellt wurde. Zum anderen hörte ich, daß er das öfter so macht, sobald er jemanden der Fahrgäste näher kennt, zieht er sich wieder zurück. Bei diesem Unternehmen wurde ich laufend vergessen, so daß die Schwestern wegen mir oft eine Stunde länger bleiben mußten, bis auch ich abgeholt wurde. Den einen Tag bei dem Taxiunternehmen, bei dem die Frau so komisch war, erwähnte ich ja in dem dazugehörigen Post. Nun bin ich bei einem türkischen Unternehmen, wo sie sehr freundlich und zuvorkommend sind. Es gibt mehrere türkische und auch deutsche Fahrer. Sie geben sich sehr viel Mühe, und bisher klappt es -- abgesehen von einigen "Vergessern" am Samstag -- ganz gut.

Dann war auch noch das Jahr der Magengeschwüre, da innerhalb von zwei Wochen so viel schief lief, daß ich mit drei Magengeschwüren ins Krankenhaus mußte, auch dazu gibt es einen Post.

Schließlich war auch noch mein Jahr der Punktschrift, da ich nun relativ flüssig Kurzschrift lesen kann, was ich mir Ende letzten Jahres beizubringen angefangen hatte. Nun lese ich schon fleißig, habe einige Bücher geschenkt bekommen. Momentan lese ich eines über Henry und Walter Kissinger, welches man kostenlos vom BIT-Zentrum in München bekommen konnte. Selbst lesen macht viel mehr Spaß als sich nur von Hörbüchern berieseln zu lassen, und es bleibt viel besser hängen. Aber während der Dialyse kann ich nicht auf Hörbücher verzichten, da ich nur mit der linken Hand lesen kann, bzw. dort mit dem Zeigefinger, und diese Hand muß ich ja ruhig halten. Auch geht in fünf Stunden mit Hörbüchern mehr als wenn ich das alles in Punktschrift lesen müßte, und es wäre auf Dauer auch zu anstrengend, fünf Stunden am Stück durchweg zu lesen.

Dann hab ich dieses Jahr mal wieder mehr Gitarre gespielt, da mein Nachhilfeschüler mir vielgezeigt hat. Der ist Informatiker und frischt bei mir sein Englisch auf. Das macht auch viel Spaß, und nächstes Jahr werden wir uns die Biographi vom Apple-Mann Steve Jobs vornehmen. (Ich hoffe, daß ich ihn richtig geschrieben habe.)

Und das Tier des Jahres war für mich definitiv der Igel. Ich hatte so einen schönen Traum, und daraufhin hab ich die Geschichte von dem Igel geschrieben, der bei mir überwintert hat, die auch hier zu lesen ist. Zufällig kam dann auch noch im Fernsehen eine Sendung mit Audiodeskription über Igel. Mein netter Taxifahrer hat mir auch erzählt, daß er in einer Internet-Community ist, in der eine Frau dabei ist, die ein Igeldorf hat und darüber in einem Igelblog berichtet. Der Blog ist hier bei BLOGSPOT und heißt Hedschies Igelblog. Dort lese ich nun täglich ihre Einträge über die Igel, die sie aufnimmt, pflegt, füttert, zum Tierarzt bringt und beobachtet. Es sind spannende, bewegende und auch sehr lustige Geschichten dabei. Der Igel, der zum zweiten Mal wieder zu ihr kommt, weil er wieder am Ohr verletzt ist, und den sie mit Ach und Krach durchbringt. Die vielen Igelkinder, die sie zwischen Oktober und November unterernährt und mit Parasiten befallen um das Igeldorf herum einsammelt und aufpeppelt, und die jetzt immer noch nicht schlafen, oder die Igelin, die wegen Parasitenbefall nicht einschlafen kann und sich währenddessen dick und rund frißt.

Das Highlight zum Thema Igel war definitiv das hier in einem Post geschilderte Erlebnis, wobei meine Helferin zwei Igel, die sie aufgenommen hatte, nacheinander herbrachte, und die ich anfassen und betasten durfte, ihnen Futter gab, sie photographieren ließ und mit dem Mikrophon aufnahm. Ich habe dieses Ereignis weitestgehend medial ausgeschlachtet, indem ich dann auch noch ein Igelrätsel in unserer Radiosendung von Radio Ohrenblicke gebracht habe. Die Igeltöne und Geräusche wurden zweimal wiederholt, da das Rätsel ja dann noch aufgelöst werden mußte. Ich selbst lese gerade zum Spaß für mich meine hier veröffentlichte Geschichte auf und werde die Igeltöne auch da hineinmischen. Mittlerweile komme ich nun schon recht gut mit dem Schnittprogramm Audacity zurecht.

Daher ist nun auch das Jahr des Schneidens, da ich ja meinen Chorauftritt in Berlin mitgeschnitten und später noch nachbearbeitet habe. Dann hab ich ja eine Berlin-Collage zusammengeschnitten, die eigentlich in unserer Radiosendung gebracht werden sollte, aber leider wurde das Meiste rausgeschnitten, was mich schon geärgert hat. Nun hab ich einen iphone- Kurs mitgemacht, nicht, weil ich mir unbedingt so ein Ding anschaffen will, denn alleine der Touch-Screen, mit dem viele Blinde allerdings gut zurechtkommen, schreckt mich ab. Aber ich wollte einfach mal mitreden können, und nachdem ich beim Anfassen eines iphones bei einer Hilfsmittelvorführung das Ding bei der ersten Berührung zum Absturz gebracht hatte, wollte ich es nun nochmal wissen. Es hat allerdings nicht sehr gut funktioniert, da die Streichbewegungen sehr schwer auszuführen sind. Diesen Kurs habe ich auch so gut es geht zusammengeschnitten, aber die angepeilte Vorgabe von vier Minuten, die ich aus den 1,5 Stunden rausziehen sollte, sind definitiv zu knapp bemessen, so daß es jetzt immer noch 20 Minuten sind. Dennoch macht das Radiomachen viel Spaß. Auf www.ohrenblicke.eu gibt es einige Hörbeispiele aus unterschiedlichen Städten, die bei dem Projekt mitmachen.

Nächstes Jahr wird das Radioprojekt weiter gehen. Auch meine Helferinnen werde ich behalten. Dieses Jahr bin ich zu einem anderen Anbieter gewexhelt. Ich hoffe, daß ich dort noch weiter bleiben werde. Auch meine Putzfrau ist nun "schon" zwei Jahre bei mir. Bisher habe ich aus allen möglichen Gründen und Umständen heraus spätestens alle zwei Jahre eine neue Putzfrau gehabt: Entweder ich war nicht zufrieden, oder sie wurde krank, oder ihr Mann erkrankte, und sie mußte eine Arbeitsstelle annehmen etc. Ich hoffe nun, daß die jetzige mir erhalten bleibt. Es ist ganz ordentlich sauber, und sie hilft mir auch mit meinen Balkonpflanzen und ist auch sonst sehr engagiert.

Dann würde ich mir wünschen, daß ich nächstes Jahr eine Niere bekomme. Im Mai bin ich dann sechs Jahre an der Dialyse. Das reicht allmählich, wobei ich aber mit mindestens sieben Jahren rechne und rechnen muß, da ich auf Platz 30 und auf Seite 2 der Lliste bin, und das sind nur die mit meiner Blutgruppe.

Meine drei allersehnlichsten Wünsche wären, einmal eine richtig gute Möglichkeit zu bekommen, wo ich wirklich Verständnis und das bekomme, was ich schon immer vermisse. Dann würde ich gerne noch die Chance haben, daß die anderen Defizite wie Probleme in der Feinmotorik, im Sozialen oder im räumlichen Denken etc. endlich erfaßt und korrekt diagnostiziert werden, um sie behandeln zu können. Dann wünsche ich mir, daß die Ärzte endlich rausfinden, warum es mir zwischen den Dialysen oft so schnell so schlecht geht, und warum das Sehen so seltsam wird, die Augen flimmern, und ich alles auf einem Auge in Rosa und auf einem in Grün sehe. Und dann hätte ich gerne mehr Verwendung für meine Fähigkeiten und Fertigkeiten, damit diese nicht noch ganz verkümmern, wie zum Beispiel meine Sprach- und Medizinkenntnisse.

Vorsätze mache ich keine, denn die hält man eh nie ein. Der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert. Mehr Ruhe, weniger Aufregung, das wäre manchmal angebracht.

Ich wünsche mir auch, daß Isidor, der dieses Jahr zu mir kam, nicht davonläuft oder überfahren oder krank wird, daß Jakob noch lange lebt, und die beiden sich weiterhin gut vertragen. Isidor hat mir neulich einen Vogel gebracht, das war ein riesiges Massakger, da er ihn lebend hereingetrieben hat. Ich hab die Putzfrau geholt, die die Federn wegmachte. Wir dachten, daß der Vogel aufgefressen sei, aber als ich dann an der Dialyse war, hat er ihn vollends erledigt und ihn mir neben meiner Eßecke als Trophäe abgelegt. Das Zimmer hat gestunken, überall Blut, Vogelscheiße und Federn, Federn, Federn! Das sei ein totaler Liebesbeweis hat ein Tierarzt gesagt, der Bruder meiner ältesten Freundin. Naja, auf derartige Liebesbeweise hoffe ich in Zukunft verzichten zu können. Isidor wird daurend geschoren, gekämmt oder seine "Haarbutzeln" engfernt, so daß er bei mir manchmal ein unbequemes Leben hat. Ich hoffe aber, daß er mich dennoch lieb hat, obwohl ich ihn jedesmal, wenn ich ihn streicheln will, automatisch auf Haarknoten untersuche und sie ihm rausziehe. Dennoch ist er sehr anhänglich und wird es hoffentlich auch bleiben. Seine Diebstähle nehmen auch ab, da haben wir wirklich Erfolg gehabt. Jakob wird ein Kilo mindestens abnehmen müssen. Wir haben damit begonnen, ihm und Isidor nur noch zweimal täglich Futter zu geben. So wird er den Vorsatz auch einhalten können.

In diesem Sinne wünsche ich allen Mitlesern und -innen "g" ein erfolgreiches und schönes 2012. Und noch etwas: Aus irgend einem Grund kann ich es verdammt nochmal nicht ausstehen, wenn mir immer alle sagen: "VORALLEM GESUNDHEIT" Ich BIN nicht gesund, und immer leiern alle diese Sprüche runter, ohne groß nachzudenken. Das ist so eine Marotte von mir, daß ich diese zwar gut gemeinten aber meines Erachtens in meinem Falle deplazierten Sprüche zum Reiern finde. Daher wünsche ich allen: "SEID gesünder als letztes Jahr, wenn möglich!"

Euer Steinböckle

Samstag, 24. Dezember 2011

Komm großer schwarzer Vogel

Heute hab ich endlich Zeit, die Posts zu schreiben, die ich mir schon die ganze Zeit vorgenommen hatte.

Vor einigen Wochen bekam ich über unsere Mailingliste, in der Leute drin sind, die sich für Liedermacher und Folk interessieren, die Nachricht, daß Degenhard gestorben ist. Daraufhin kam dann auch noch die Mail von einem Bekannten, daß Kreisler im hohen Alter verstorben ist.

Und zu allem Schrecken kam dann noch die dritte Meldung, Ludwig Hirsch sei durch eine Krankheit gestorben. Das schockte mich in der Tat. Ich bin mit Liedern von Ludwig Hirsch quasi aufgewachsen. Wenn ich mit meiner Schwester in deren Wohnmobil in die Stadt fuhr, wo sie mit ihrem damaligen Mann wohnte, und wo ich im Internat war, lief ständig die Kassette mit den "Dunkelgrauen Liedern". Das mit dem Herrn Haslinger hab ich in dem Alter grade mal so begriffen. Die Unterhaltung mit dem femininen Herbert wurde mir auch recht schnell klar. Am lustigsten fand ich den Schurli-Bua, der sich selbst seiner Freundin "in am Backerl als Geschenk" verschickte, und die verrückte Frau, die eine "Tramway nach Ankara" entführt hat, oder die Männer, die einer Monsterspur im Schnee nachjagen und ihrer Frau "noch a Busserl" geben, "des Erschte seit am Johr", und die dann im Gebüsch lediglich die kackende Operettensängerin finden.
Ich ließ mir dann einige Kassetten und CDs kopieren, freute mich über die Solidarität mit seinem "Freund, dem Zwerg", und spulte häufig vor, wenn das Lied mit dem "großen schwarzen Vogel" kam, da es mir zu heftig war. Ein Freund, der an den Augen operiert wurde, tat sich das absichtlich an und hörte es vor seiner OP.
Später bekam ich dann noch die CD "Gottlieb", die viele der bekannten Lieder in einer Art Musical verarbeitete, zum Beispiel die traurige Geschichte des Dorftrottels, der sterben mußte, damit das totgeborene Kind den Himmel betreten durfte, oder die Geschichte seiner Oma, einer glühenden Hitlerverehrerin, die auf dem Prater an ihren falschen Zähnen beim Sturmbootfahren erstickt ist. Dann kamen andere CDs hinzu mit verschiedenen Liedern, wo man auch das schauspielerische Talent des Ludwig Hirsch bewundern konnte, als er einen verlassenen Mann darstellte, der völlig betrunken seine Ex anrief und sie vollsülzte.
Dann hatte ich auch mal die Gelegenheit, ihn live zu erleben. Anhand der Lieder dachte ich, daß es ein düsterer Geselle sein muß, aber ganz im Gegenteil, es war ein sehr freundlicher, sympathischer Mensch, der mit dem Publikum einen guten Kontakt aufgebaut hat. Ich kaufte mir auch dann gleich die CD "Perlen", in der ein wunderschönes und sehr anrührendes Lied über seine Eltern enthalten ist. Aber auch die gruselige Seite kommt wieder zum Vorschein, wenn er übre den Auftragskiller namens "Flachmann" singt, der in seiner Manteltasche dann aber ein schwülstiges "rosarotes" Kindergedicht herumträgt. Die neueste CD "In Ewigkeit Damen" hat mir nicht so gut gefallen, aber ich bekam noch einen ganzen Schwung anderer Alben, wie zum Beispiel "Tierisch", in dem er aus der Froschperspektive "bitte nicht küssen" fleht.

Es gingen so mancherlei Gerüchte um, er sei aus dem Fenster der Klinik gesprungen, weil er Lungenkrebs hatte. So hat er also sein Lied: "Komm, großer schwarzer Vogel" wahrgemacht, und es passierte genauso, wie er es vor Jahren erdichtet hatte.

Viele, mit denen ich mich darüber unterhalten habe, dachten dasselbe wie ich, waren alle besonders schockiert und berührt von dem doch verhältnismäßig frühen Tod. Und alle sagten so in etwa: "Da bin ich gleich hin und hab die Platte 'Komm, großer Schwarzer Vogel' aufgelegt." Oder: "Da hab ich mir gleich zwei CDs gekauft." Ich hab auch am Sonntag drauf die "Dunkelgrauen Lieder" aufgelegt und mir gedacht, daß das jetzt im deutshsprachigen Raum wohl sehr viele getan haben, und man nun überall die Lieder hören können müßte.

Nach und nach sterben die alten Liedermacher nun weg, und man kann nur hoffen, daß wieder neue nachkommen, da es ja immer noch genug gibt, über das man singen kann. Ludwig Hirsch wird mich noch lange in Form seiner CDs begleiten, da mir die bittersüßen Lieder und die Geschichten aus dem ländlich-sittlichen Raum, wo alle "hart wie solides geschmiedetes Raiffeisen" sind, immer wieder sehr gut gefallen.

Mittwoch, 16. November 2011

Ein paar A...-löchrige Erlebnisse

Heute aus aktuellem Anlaß mal wieder ein paar a...lochige Erlebnisse, weil's halt sein muß, daß man sich das von der Seele schreibt, und weil es ruhig jeder mal lesen sollte.

Heute war ich an der Dialyse. Neuerdings kleben die Pflaster (Steriblocks), die ich auf die Haut bekomme, so stark, daß ich schon Schmerzen beim Abreißen kriege. Mehreren Pflegern ist das schoon aufgefallen, daß die den Kleber -- wohl zu Gunsten eines billigeren aber festeren Klebers -- ausgetauscht haben. Dazu muß man wissen, daß wir in unserem Zentrum diese Steriblocks sowohl nach der Dialyse auf die Punktionsstellen kriegen, als auch während der Dialyse zur Fixierung der Nadeln drüber geklebt bekommen.

Heute entspann sich mit einem Pfleger folgender A...-Loch-Dialog:

Ich: Die Dinger werden immer fester, neulich hat es richtig wehgetan.
Pfleger A: Sie haben ja noch eine gute Haut, aber die alten Leute kriegen da bald Probleme.
Ich: Ich hab Neurodermitis, und da juckt das umso mehr.
A: Sie haben ja noch 'ne gute Haut, aber die Leute mit Pergamenthaut, die Cortison nehmen, bei denen ist das erst schlimm.
Nochmals mein Hinweis auf Neurodermitis, dann: Warum kann man denn nicht einfach einen Tupfer auf die Nadel legen und dann ein Pflaster drüber machen?
A: Weil die Steriblocks eingepackt sind, sonst kommt es zur Infektionsgefahr.
Ich: Ich kaufe mir Steristrips in der Apotheke und bring sie mit, dann kann ich die doch auf die Nadeln kleben, oder sind die genauso wie Steriblocks?
A: Nein, das heißt nur so ähnlich, aber die sind teuer.
Ich: Warum kann man nicht einfach einen vorher abgepackten sterilen Tupfer auf die Nadel legen und dann einen Pflasterstreifen drüber machen?
A: Ja, ich mach das einfach das nächste Mal, aber ob das die anderen Pfleger auch machen, wenn halt das Ganze abgeht, dann bin ich dran.
Ich: Aber in anderen Zentren benutzen Sie doch auch keine Steriblocks.
A: Ich war schon in sehr vielen Zentren, und da benutzen die alle Steriblocks.
Ich: Ich war schon sehr häufig in fremden Dialysezentren, weil ich viel unterwegs bin, und wenn ich da sagte, ich krieg 'nen Steriblock, haben die mir immer gesagt, das haben wir nicht, also müssen die ja auch irgendwas anderes nehmen.
A: Vielleicht haben die sich über Ihren Ton geärgert und haben Ihnen deshalb gesagt, daß sie das nicht haben.
Ich: Ich hab aber nachgefragt, und da hieß es immer, daß die Patienten das höchstens selbst auf eigene Kosten mitbringen können. Und wieso, was für einen Tonfall denn?
A: Na, wenn Sie sagen: "Ich krieg 'nen Steriblock", ohne "Bitte".
Ich: Na, ich hab ja auch nicht kommandiert, ich hab nur rein inforrmativ gesagt, daß ich Steriblocks kriege, so wie man sagt, daß man einen bestimmten Kanister kriegt oder ein bestimmtes Medikament.
Später bin ich dann extra hereingekommen: Würden Sie mir BITTE das Pflaster wechseln, es ist leider abgegangen. Können Sie dann BITTE auch noch vorlesen, was auf dem Wiegezettel steht? Und können Sie mir BITTE da auch ein neues Pflaster draufmachen, da ist Blut durchgersickert.
A: Demonstrativ Bitte?
Ich: Ich laß mir doch nicht nachsagen, daß ich unfreundlich sei.
A: Das hab ich ja nur gesagt, weil Sie nachgefragt haben.
Ich: Ich sagte, daß die anderen Zentren keine Steriblocks benutzen, und SIE sagten, daß die mir das nur nicht gegeben hätten, weil ich so einen unfreundlichen Ton gehabt hätte.
A: Ich weiß doch, daß Sie es nicht wirklich so gesagt haben, ich mein ja nur, es war ja auch nur Spaß.
Ich: Na klar, natürlich, das glaub ich Ihnen jetzt aufs Wort.
Nur, weil er nicht zugeben wollte, daß ich schon in mehreren Zentren war, und daß ich da mindestens genauso viel Erfahrung habe, nur um Recht zu behalten, hat der mir das reingedrückt mit dem Tonfall. Denn als Patient bin ich ja sicher schon an mehr Zentren gewesen als jemand, der an einem Zentrum arbeitet, denn es würde nicht grade für ihn sprechen, wenn er schon so häufig die Arbeitsstelle gewechselt hätte, wie ich an verschiedenen Zentren herumgereist bin. Und da habe ich meistens die Erfahrung gemacht, daß aus Kostengründen bestimmte Dinge nicht so gemacht werden wie beispielsweise bei uns und umgekehrt. Jedes Zentrum macht viele Dinge anders, und da kann man höchstens sagen, daß man da andere Erlebnisse hatte als der andere. Mich ärgett so etwas, außerdem trifft es mich ganz genau, wenn jemand sagt, ich hätte so einen barschen Tonfall. Und schlagfertig hätte ich sein müssen und sagen: "SOSO, jetzt weiß ich, wie das läuft, wenn einem die Nase nicht paßt, werden bestimmte Therapiemittel verweigert! Schließen Sie da etwa von sich auf andere?" Dann hätte ich hinterher auch sagen können, war doch nur Spaß. Es ärgert mich, daß aus jeder harmlosen Unterhaltung bei mir ein Streitgespräch wird, weil andere mir grundsätzlich niemals Recht geben und dies mit allen, wenn auch den fiesesten Mitteln zu verhindern versuuchen und mich da treffen, wo es am meisten wehtut.

Zweites A-Loch-Gespräch:

Ein Bekannter von mir kommt immer zur Nachhilfe, und er hat sich bei mir einige Bücher aussuchen können, weil ich wegen der Umstellung auf Blindenschrift die Schwarzschriftbücher verhökere oder verschenke. Da entdeckte er bei mir "The Picture of Dorian Gray" von Oscar Wilde. Zunächst meinte er noch, 1984 sei auch von Oscar Wilde. Ich verneinte, aber mir viel George Orwell auf die Schnelle nicht ein. Dann meinte ich: ACH JA, Orwell war das. Und er: "Das hätte ich jetzt auch gewußt." Naja, so sind halt die Menschen. Dann erklärte er mir, er habe den Film zu dem Buch "Das Bildnis von Dorian Gray", und ich wollte mir den eh schon längst mal ansehen. Ich bat ihn, mir den mal mitzubringen. Das nächste Mal hatte er ihn vergessen. Das übernächste Mal meinte er: "Oh, ich hab wieder den Film vergessen." Ich: "Das nächste Mal dann halt." Er: "Aber Du wolltest mir doch eine Mail zur Erinnerung schreiben." Da, ich war also wieder schuld, daß ein anderer was vergessen hatte. Jedesmal, wenn meine Mutter ihr Nähzeug vergißt, wenn sie bei mir was nähen soll, sagt sie, ich hätte sie ja auch dran erinnern können. Wenn sich jemand mit mir verabredet und den Termin vergißt, kommt die Aussage: "Du hast mich nicht mehr dran erinnert." Schuld bin immer ich. Andere machen niemals Fehler von sich aus, und wenn, dann nur, weil ich zuvor irgendwas getan oder nicht getan habe, so daß sie einen Fehler machen. Ich sagte zu dem Bekannten: "Nein, das war nicht ausgemacht, daß ich Dich erinnere." -- "Nein, nicht?" Ich: "Dafür habe ich vergessen, Dir das Stück zu schicken, das Du Dir mal auf der Gitarre ansehen solltest." "Ach ja, dann sind wir ja quitt!" Na GOTT sei Dank! Ein GLÜCK!!!
Wenn ich im Laden stehe und falsch raus bekomme, dann sagt die Verkäuferin immer: "Sie haben mich ja auch abgelenkt." Bei andren hab ich extra mal aufgepaßt, da sagen die Verkäuferinnen immer: "Oh, Entschuldigung, hab ich ins falsche Fach gefaßt", oder Ähnliches. Wenn zwischen mir und anderen etwas schiefläuft, dann ist nie der andere mal schuld, weil er von sich aus vielleicht mal was verkehrt gemacht hat, weil er einen schlechten Tag hat, mal kurz unkonzentriert war, oder was auch immer. Wenn andere bei mir Fehler machen, dann hat das immer mich zur Ursache. Ich hab kein Problem damit, Fehler zu machen und erst recht keines, sie zuzugeben. Aber ich habe ein Problem damit, immer schuld zu sein, nur weil andere prinzipiell (mir gegenüber) keine Fehler zugeben können. Ich muß immer die Komplexe der anderen ausbaden, weil die perfekt sein müssen und keine Fehler machen dürfen, muß ich als Schuldschwamm herhalten. Und wenn ich mich dagegen wehre, wird behauptet, ich hätte ein Problem damit, Fehler zuzugeben. Dann heißt es immer: "Komm, ist doch egal, ist doch nicht so schlimm." So nach dem Motto: Stell Dich nicht so an, man muß sich doch nicht dauernd wehren, wenn einem ein Fehler in die Schuhe geschoben wird, da kann man doch mal locker drüber wegsehen. Der andere konnte aber vorher ja auch nicht "locker drüber wegsehen", denn sonst hätte er es ja nicht nötig gehabt, MIR den Fehler schnell in die Schuhe zu schieben. Mir werden immer Komplexe angedichtet, nur, weil ich nicht bereit bin, immer der Sündenbock sein zu wollen. Und dann bin ich auch noch dran SCHULD, daß ich immer an allem schuld bin. Dann heißt es noch: "Dann nimm halt die Schuld nicht an." Wie soll man das denn machen, ich weiß zwar, daß ich unschuldig bin, aber es geht mir ja um meine Ehre, daß nicht nur ICH das für mich im stillen Kämmerlein weiß, sondern, daß die Situation offiziell geklärt ist, und daß es mir eben NICHT egal ist, daß immer ich schuld bin. In dem Gutachten, das wegen der Weiterführung meiner Betreuung über mich geschrieben wurde, steht: "Sie nimmt schnell die Sündenbockrolle ein." Als ob ich freiwillig von mir aus immer sage: "OH, da war bestimmt jetzt wieder ICH schuld." Keiner wäre drauf gekommen, aber weil ich mich erst angeboten habe, "nehmt mich", deshalb hat man mir die Schuld aufgeladen, als ob ich sagen würde: "Ladet es ruhig hier ab, ich hab einen breiten Rücken." So breit kann ein Rücken gar nicht sein, daß man ein Leben lang immer für alles die Schuld tragen kann.

Nächste Super-Ar...-Loch-Begebenheit:

Ich hatte eine meiner beiden Helferinnen angerufen, wobei ein Familienmitglied am Apparat war, die natürlich vergaß, ihr meine Sache auszurichten. Damals war es noch so, daß der Dienstag ein fester Termin war, aber daß wir eins ums andere Mal ausmachten, ob sie diesmal kommen sollte oder nicht. Am Donnerstag davor rief sie an und meinte, sie könne nun doch am Vormittag entgegen ihrer ursprünglichen Aussage. Ich solle ihr Bescheid geben, ob ich sie brauche oder nicht. Auf die Frage, wie ich denn die Mitteilung überbringen sollte, meinte sie, ich solle lieber eine Mail schreiben, da ihre Tochter sehr vergeßlich sei. Am Sonntag schrieb ich die Mail, daß ich sie am Dienstag nun brauchen könne, und daß sie mir bitte kurz Bescheid gibt, daß sie die Nachricht erhalten habe, und daß sie kommt. Ich dachte, dann hat sie es am Montagmorgen. Die Lesebestätigung, die ich mit eingestellt hatte, ist auch nicht zurückgekommen. Am Montag war immer noch keine Antwort von ihr da. Ich mailte ihr am Montagmittag nochmals und bat sie, mir nun KEINE Mail mehr zu schicken sondern auf den AB zu sprechen, da ich nun bald zur Dialyse gehen würde und abends erst spät heimkomme und dann keine Mails mehr lese, es also für eine Mail jetzt zu spät sei. Als ich heimkam, war kein Anruf auf dem AB. Genervt habe ich nochmals den Kasten angeschaltet und nach Mails gesehen. Es war tatsächlich eine Mail da mit der Antwort, daß sie morgen um 10 kommt. Ich schickte ihr, da ich nun schon mal online war, eine Mail, in der ich sie freundlich drauf hinwies, daß ich sie extra um telefonische Rückmeldung gebeten hatte, und daß ich nicht auf dem Handy anrufen will, weil mir das zu teuer ist, und daß ich nicht ohne Grund einen Anruf haben wollte und keine Mail. Am nächsten Tag kam sie und meinte: "Wir haben ausgemacht, daß ich immer komme, wenn Sie nichts Gegenteiliges sagen, und wenn Sie unbedingt eine Rückmeldung möchten, dann rufen Sie mich halt auf dem Handy an." Ich erklärte ihr, daß wir nicht ausgemacht hätten, daß wir grundsätzlich eine Verabredung haben und nur bei Absage anrufen, und nach ihrem Urlaub habe sie mich ja auch extra von sich aus angerufen, ob es klappt, und sie habe mich ja extra am Donnerstag nochmals angerufen. "DAS war ja nur, weil ich im Urlaub war, und weil ich wieder neu eingstiegen bin, und am Donnerstag habe ich ja nur gesagt, daß ich nun doch am Dienstagvormittag kann." Ich erklärte ihr, daß wir das aber nicht so ausgemacht hätten, daß wir nurbei Absage anrufen, sondern daß ich Bescheid gebe OB ich sie brauche oder NICHT, und daher bräuchte ich schon eine genaue Rückmeldung. Sie meinte. "Sie reden so viel, daher weiß ich nicht mehr, was wir ausgemacht haben." Ich finde das sehr unter die Gürtellinie, jemanden zu beleidigen, er redet soviel, daher habe ich sie durcheinander gebracht, dann muß sie es halt aufschreiben. Als ich sie fragte, warum sie denn nicht angerufen habe, es macht doch genauso viel Mühe, eine Rückmail zu schreiben oder mal eben kurz zum Hörer zu greifen, meinte sie: "Ich habe eben andere Prioritäten, und ich hatte keine Zeit." Es war auch dann nicht herauszukriegen, warum eine Mail weniger Zeit als eine AB-Aufsprache in Anspruch nimmt, und daß ich als Kundin so weit unten auf ihrer Prioritätenliste bin, läßt auch tief blicken. Dann meinte sie beleidigt, daß sie es ja zugibt, ja, sie habe einen Fehler gemacht. Aber ich merkte, daß sie es nicht ernst meint sondern es nur sagt, damit ich Ruhe gebe. Ich sagte ihr, daß ich kein Problem damit habe, wenn jemand sagt, er habe was vergessen, und daß ich nun so lange darum ringen mußte, finde ich schon traurig. Sie meinte, bei mir dürfe man beispielsweise nicht zu spät kommen, ich sei so spitzfindig. Ich sagte, daß mich das ärgert, weil andere das auch dauernd behaupten, und ich habe doch NIE was gesagt, wenn sie mal zu spät kam. Sie meinte. "SEHEN SIE, andere sagen das auch über Sie. Und gesagt haben Sie nichts, aber man merkt ja die Stimmung eines Menschen." Ich kann machen , was ich will, ich kann mir so wenig anmerken lassen, wenn mich etwas stört, aber andere empfinden es als doppelt so schlimm, wenn sie MIR gegenüber mal einen Fehler machen, obwohl ich NIE etwas sage und immer sage: "Ist nicht so schlimm." Aber irgend eine geheime Botschaft wird von mir abgesendet, die meine Aussage "Macht nichts" umdreht in übelste Vorwürfe. Das nenne ich "Vorschaltungen", als ob da etwas ist, was meine Äußerungen umdreht. Ich weiß nicht, wie friedlich ich noch reagieren soll, am besten sage ich: "ES ist total schön, daß Du das vergessen hast, es ist furchtbar lieb von Ihnen, daß Sie zu spät kommen." Und selbst dann haben andere noch ein massives Problem, daß sie verurteilt werden, wenn sie MIR gegenüber einen Fehler machen, den sie auf KEINEN Fall zugeben dürfen. Später erlebte ich dann, wie die Frau schon Bammel hatte, bei einer anderen Kundin zu spät zu kommen. Sie meinte: "Ohje, die haut immer ab, wenn ich nicht sofort da bin, die steht schon immer eine halbe Stunde vor der Türe. Die kann man vorher nicht erreichen, wenn man sich verspätet, die geht nicht ans Telefon und hat es abgeschaltet. Hoffentlich ist die nichtsauer. Meinen SIe, das macht viel aus, wenn ich da ein paar Minuten später komme?" Wenn sich jemand so aufführt wie diese andere Kundin, dann haben die Menschen wohl keine Probleme damit, aber wenn ich sage: "Macht nichts, ist nicht schlimm", oder wenn ich die Unpünktlichkeit diskret übergehe und mir nur meinen Teil denke, dann heißt es, bei mir hätte man solche Angst, sich zu verspäten, weil ich so spitzfindig sei, und mandas an der Stimmung schon merkt. Als ob ich ganz finster und bitterböse und demonstrativ auf die Uhr schaue. Freilich ärgert es mich, weil, wenn man das einreißen läßt, die Leute jedesmal einen Tick später kommen, und weil sie merken, mit der kann man's machen. Sage ich nichts, bin ich schuld, weil ich mich nicht wehre, wenn andere dann mit mir machen, was sie wollen. Sage ich etwas, bin ich die Böse, vor der man regelrecht Angst haben muß. Sie meinte dann in dem Tenor: "OK, ich werde mir Mühe geben, das nächste Mal IHRE Bedürfnisse zu berücksichtigen." Ich sagte ihr, daß das keine speziellen Bedürfnisse sind, wenn ich darum bitte, kurz angerufen zu werden, ob sie nun kommt, denn ich hätte ja außer Haus übernachten können und die Mail somit gar nicht bekommen, oder was auch immer. Und ich sagte ihr, ich mag es nicht, wenn man ganz normale Grundbedürfnisse oder ganz normale Grundregeln des menschlichen Anstandes als meine besondere Macke darstellt, als ob ich ein besonderes Bedürfnis hätte, was andere nicht haben. Sie: "Ich werde mir Mühe geben, wenn Sie SOVIEL Rückmeldung brauchen, das zu beachten, und wenn Sie sich durch diese Aussage blöd vorkommen, dann ist das IHR Problem." Ich bin also wieder mal schuld, daß ich so komisch bin, auf eine zweimalige Mail, die ich rechtzeitig rausgeschickt habe, einen Anruf zu erbitten, und ich bin komisch, wenn ich mich darüber ärgere, wenn das nicht gemacht wird. Und wenn ich mich komisch fühle, wenn jemand das als besonderes Bedürfnis darstellt, dann ist das auch meine Besonderheit.
Nur zur Information: Diese Helferinnen sind EIGENTLICH auch dafür da, meine Wahrnehmung zu bestärken und mir zu sagen, ob ein Bedürfnis normal ist, und ob eine Reaktion auch normal ist, und ob ein Wunsch OK ist, und ob der Ärger über dessen Nichterfüllung verständlich ist, unabhängig davon, ob sie die "Täterin" ist oder jemand anderer. Da ich wenig Rückmeldung in meinem Leben erhalten habe, ob ein Empfinden von mir verständlich ist oder nicht, brauche ich hier noch viel Untrstützung. Und so wäre es angebracht gewesen zu sagen: "Ihr Wunsch, daß ich Sie zurückrufe, wenn Sie mir bereits zwei Mails geschrieben haben, ist berechtigt, und Ihr Ärger darüber, extra nach der Dialyse nochmals an den PC zu müssen, ist auch verständlich. Ich hab es einfach vergessen, das tut mir Leid, und das ist aber auch nicht schlimm, das kommt vor." So wäre der ganze Zirkus vermeidbar gewesen. Stattdessen verhedderte sie sich noch in Widersprüche und meinte, Sie hätte vergessen, mich anzurufen, Sie habe gedacht, daß ich früh morgens noch meine Mails lesen würde, also was jetzt, vergessen oder sich was gedacht? Als ich sie drauf hinwies, daß das aber zwei verschiedene Sachen sind, wußte sie nicht mehr, was sie gesagt haben wollte oder nicht. So gewinnt man so richtig Achtung vor anderen Menschen, die so ehrlich sind.....

Ich möchte so gerne auch mal jemanden fertigmachen oder jemandem mal eine draufgeben. Ich möchte so gerne auch mal Recht haben oder mal nicht anwas Schuld sein. Ich hätte am liebsten, daß ein Schauspieler engagiert wird, der mal einen Fehler macht und dann sagt, daß er jetzt das gemacht hat, und daß das nicht mein Fehler war, oder daß ich in einer Sache recht habe, oder daß mein Argument stichhaltig ist, und daß ich dann mal "gewonnen" habe, und daß jemand mal sagt: "JA! JETZT hast DU gewonnen!" Und ich dürfte das dann so RICHTIG genießen!

Manchmal denke ich, selbst wenn mein Leben dabei draufginge, ich will einmal, daß nicht ICH ins Unrecht gesetzt werde! Denn andere gewinnen ja auch dauernd und ziehen alle Register, um sich gegenüber mir besser dastehen zu lassen. Manchmal bin ich so verzweifelt, daß ich sogar denke, ich könnte jemanden dafür umbringen. Bitte jetzt nicht die Polizei verständigen, keine Angst, es ist noch keiner im Visier. Aber manchmal hat man solche Gedanken. Nicht, daß das jetzt in "Monitor" oder "Fakt" erscheint mit dem Zitat und dem Kommentar: "Warum hat so lange keiner was gemerkt?" Aber ich würde zumindest so gern mal jemandem eins reinwürgen. Sorry, wenn ich das sage, und jetzt heißt es wieder: Das DARF man doch so nicht denken! Klar, es sind ja auch alle Menschen so lieb und so grundanständig, und alle sind immer ehrlich und achtbar! Das wäre schön! Ich will nicht allen anderen an allem die Schuld geben, aber sie sollen jetzt ENDLICH mal die Schuld abnehmen, die sie auch haben, und ihre Schuld, die sie dauernd bei mir abladen, jetzt ENDLICH mal wieder abholen! Ich hab leider keine Wahl, mir auszusuchen, ob ich gerne ein Sündenbock bin, denn für diese Rolle kann ich ebenso wenig! Ich würde alles tun, um sie loszuwerden!

Donnerstag, 10. November 2011

Mittwoch, 9. November 2011

Mein letzter Kinobesuch

Neulich bin ich mal wieder ins Kino. Es wurde ein Film gegeben, der sogar in der Stadt spielte, in der ich wohne. Ich dachte, der ist sicher beliebt, da melde ich mich gleich telefonisch an und reserviere eine Karte. Ich wollte es mir am 1. November, dem Feiertag, so richtig schön machen und eben mal wieder die Kinoatmosphäre erleben. Es ist doch was anderes, vor dem Fernseher auf der Couch zu lümmeln oder sich auf den Weg zu machen und in einem Saal mit vielen anderen Leuten gemeinsam ein Erlebnis zu haben.


Ich war rechtzeitig genug da, um meine reservierte Karte noch zu bekommen, da sie 20 Minuten vor Filmbeginn dann auch die reservierten Karten verkaufen. Als ich in den großen Kinokomplex mit Cafeteria, Gaststätten und vielen Kinosälen kam, wobei ich einen x-beliebigen Eingang des für mich unförmigen und unübersichtlichen Kinopalastes erwischte, stolperte ich erst einmal über tausend Stühle und war regelrecht in der Cafeteria „gefangen“, bis mich jemand herausfischte. Ich tastete mich zur Rampe, die hinauf zu den Kassen führte. Dort kam ich schnell dran und bat, daß mich doch jemand zu meinem Platz führen möge. Das Kino, in dem der Film stattfindens ollte, wurde noch geputzt, und so wurde ich auf einen Sessel in der obersten Reihe gesetzt, bis mich jemand von den Kinomitarbeitern auf meinen Platz brachte. Da saß ich dann eine Weile, bis auf einmal ein älterer Mann mit seiner Frau und noch ein-zwei Leuten kam. Offenbar waren nicht genügend Plätze für die kleine Gruppe vorhanden, denn sie kamen nicht alle auf ihren reservierten Plätzen unter. Da rief der Mann in meine Richtung: „Das kleine Fräulein sitzt falsch.“ Ich wunderte mich, daß mich jemand mit „kleines Fräulein“ anredete, bzw. über mich redete, was ja oft vorkommt, und tat so, als hätte ich nicht längst gemerkt, daß er mich meint. Ich fragte, wer denn das „kleine Fräulein“ sei, da meinte er, ich sei es. Ich ärgerte mich furchtbar und meinte, daß ich es eine Frechheit fände, als „kleines Fräulein“ bezeichnet zu werden. Davon abgesehen, daß diese Bezeichnung für eine unverheiratete Frau längst abgeschafft ist, ist es diskriminierend, nur weil man behindert ist und klein und kindlich wirkt, nicht als erwachsener Mensch angesprochen zu werden. So dachte ich, daß mich die Kinomitarbeiterin offenbar falsch plaziert hatte und rückte einen Sitz nach rechts. Dann kamen wieder Leute und meinten, ich säße falsch. Ich weigerte mich, aufzustehen, da ich reserviert hatte und bereits schon einmal den Platz wechseln mußte. Da stellte sich heraus, daß die älteren Herrschaften sich geirrt hatten, und ich wieder aufmeinen ursprünglichen Platz zurückrutschen mußte. „ACH, hat das ‚kleine Fräulein‘ offenbar DOCH nicht falsch gesessen,“ giftete ich den Mann laut und unüberhörbar für alle an. Aber die alte Frau neben mir meinte nur: „Ist doch nicht so schlimm.“ Es ging ja nicht um das Hin- und herrücken sondern um die Anrede, die noch nicht mal an mich selbst gerichtet worden war.

Ich war noch so verärgert von der Begebenheit, daß ich den Film gar nicht genießen konnte. Zu allem Überfluß sprachen sie anfangs nur Türkisch, wobei Untertitel eingeblendet waren, deren Vorhandensein ich zwar grade noch erkennen, sie aber nicht lesen konnte. Ich dachte ohnehin, daß was mit der Leinwand nicht stimmte, da ich im Gegensatz zu früheren Kinobesuchen, überhaupt nichts mehr sehen konnte außer Nebel oder mal ein weißes Hemd. Ich konnte gar nicht glauben, daß mein Sehvermögen mittlerweile so schlecht geworden war. Wegen dem Türkisch am Anfang fehlte mir der Hintergrund der Geschichte, so daß ich an vielenStellen nicht mitkam. Ich dachte, wenn die jetzt nicht sofort auf das Deutsche übergehen, gehe ich raus und fordere an der Kasse mein Geld zurück. Ich hatte 7,80 Euro ERMAESSIGT (!!!) zahlen müssen, und das war der Film für mich wahrhaftig nicht wert. Dann lachten dieLeute laufend, weil etwas Komisches passiert war, das mir natürlich entgangen war. So war ich den ganzen Film über nur noch angefressen. Einiges konnte ich mir zusammenreimen, aber ob es stimmt, kann ich natürlich nicht nachprüfen. Sonst gehe ich nur dann ins Kino, wenn ich der Ansichtbin, daß ein Film sicher „verbal“ genug ist, damit ich auch ohne Sehen mitkommen kann. Bei diesem Film hatte ich mich getäuscht. Die Orte aus unserer Stadt, an denen gedreht wurde, konnte ich natürlich absolut nicht erkennen und hatte nicht den Wiedererkennungseffekt, der dem Film sicher noch einen besonderen Charme verlieh, zumindest für die Kinobesucher dieser Stadt.

Auf dem Heimwehg begleitete mich dann ein älteres Ehepaar zur U-Bahn. Auf die Frage, wie mir der Film gefallen hatte, wollte ich nun nicht bloß irgendeine dumme Floskel bringen und meinte, daß ich gar nichts mitgekriegt hätte, und daß ich mir für DAS Geld den Film auch auf DVD ansehen hätte können. „JA, aber ist doch SCHÖN, wenn man mal rauskommt, und die Atmosphäre…“ Ich meinte, daß ich das nächste Mal nicht wieder ins Kino ginge und lieber gleich warte, bis die DVD rauskommt, dann könne ich die Audiodeskription, die dann vielleicht dem Film beigefügt ist, mit einschalten, bzw. mir den Film von jemandem in Ruhe erklären lassen. Natürlich kam dann auch gleich wieder die übliche Art der Gleichmacherei: „ICH muß zu Hause JEDEN Film mit Untertiteln ansehen, weil ich so schlecht höre.“ Ich meinte dann nur höflich und pseudo-anteilnehmend, daß er ja dann auch nicht viel von dem Film mitgekriegt haben könne, was er prompt bestätigte. Das nehme ich ihm nicht so ganz ab, denn mit mir spracher ganz normal, verstand mich auch, und außerdem hört er sicher nicht so schlecht wie ich sehe. Die Leute müssen immer sofort ihre eigenen Wehwehchen herauskramen, wenn ich mal sage, daß etwas nicht mehr geht, aber sie merken nicht, daß sie es dazu im Vergleich noch wesentlich besser haben. Ich sage das ja auch nicht vorwurfsvoll, aber man sollte es halt einfach mal als Tatsache anerkennen. Und man hat doch auch mal das Recht, zu meckern, daß etwas nicht mehr geht. Daß der tatsächlich alles mit Untertiteln ansieht und wirklich vom Film so wenig mitgekriegt haben will, glaube ich einfach nicht. Das machte mich dann noch trauriger, daß ich nie mal die Möglichkeit habe, mit jemandem darüber zu sprechen, daß ich nun auch da nichts mehr sehen kann, und daß ich niemanden habe, der das auch mal auffängt.

Dies warjetzt wirklich der letzte Kinobesuch, den ich gemacht habe. Früher hat es 4Mark gekostet, heute kostet es schon das Vierfache. Dafür kriegt man irgendwann die DVD, auch wenn man dann zur Couch-Potato mutiert, aber habe ich eine andere Wahl? Es gibt andere Veranstaltungen, Konzerte, Kabarett, wo ich mich aufmachen und die schöne Atmosphäre und das Gemeinschaftserlebnis genießen kann. Schade nur, daß der „schöne Tag“, den ich mir machen wollte, nicht so schön wurde, wie ich ihn mir aktiv gestalten wollte.

Ein kleiner Traum wird wahr

Hoher Besuch stellte sich bei mir ein. Schon immer mal wollte ich einen Igel anfassen, da ich in natura noch nie einen gesehen habe. Die sind zu schnell, und deren Tarnfarben machen es mir unmöglich , sie erkennen zu können. Im Filmhabe ich mal einen Igel gesehen, besonders, wenn ich das Bild angehalten habe, um das Tier in Ruhe zu betrachten. Ich hatte sogar bei der Wildtierstation in meiner Gegend angerufen, ob ich mal einen Igel anfassen dürfe. Aber mir wurde abgesagt, da die Igel möglichst ungestört und streßfrei gehaltn werden müssen, damit man sie später wieder in die Natur entlassen kann. Das mußte ich dann leider respektieren.


Als ich einmal wieder meine Helferin da hatte, meinte sie: „Wir haben Zuwachsbekommen, einen 170-Gramm-Igel.“ Igel! DA war ich sofort Feuer und Flamme. Ich bat sie, ihn doch mal mitzubringen. So brachte sie den Igel in einer Kiste mit Sägespänen im Auto mit. Er hatte ein kleines Holzhäuschen, in das er sich zurückziehen konnte. Er war zweimal in einen Schacht gefallen, wo er wohl fürchterlich geschrien haben mußte. Offenbar war er etwas traumatisiert. Er schnuffelte und hechelte und ließ sich gar nicht anfassen. Ich hab ihn gefüttert, und das Schmatzen und Schnuffeln habe ich mit meinem neuen Mikrophon aufgenommen. Es gab mehrere MP3-Tracks. Einen davon habe ich in Verbindung mit einem Tierrätsel für u nser Radioprojekt hergenommen. Hierbei habe ich als Igel gesprochen und erklärt: „Ich wiege 180 Gramm, und wenn ich 500 Gramm wiege, darf ich wieder raus. Ich war 35 Tage bei der Mama im Bauch, und nach 6 Wochen hat sie mich und meine Geschwister dann weggeschickt. Mein Gebiet kann bis zu 1000 Quadratmeter betragen. Wenn ich zwei Jahre alt bin, bekomme ich eine Frau, dann drehen wir uns im Kreis, und dann läßt sie mich aufsitzen, und es gibt neue von uns. Wenn ich groß bin, kann ich bis zu 1200 Gramm wiegen. Ich werde sieben-acht Jahre alt. So, wer bin ich?“ Bin mal gespannt, wieviele das Rätsel geknackt haben, denn es gab ja dann noch die Geräuschkostprobe des Schmatzens und Schnuffelns.

Eine kleine Photosession gab es auch. Ich durfte die Stachelkugel auf dem Schoß halten, wobei er sein Schnäuzchen etwas auf mein Hosenbein legte, und die Helferin machte ein paar Photos

Nach ein paar Wochen erzählte mir die Helferin, daß ihre Tochter noch einen Igel gefunden habe. Der sei sehr zahm und sehr neugierig. Er sei schon mal über sein Häuschen in die Sägemehlkiste des anderen Igels gekrabbelt, und dann hätten sie sich gekloppt. Ich bat sie, ihn mir doch auch mitzubringen. So brachte sie auch diesen Igel. Auch er wurde mit Futter bewirtet, und da er sehr friedlich war, konnte ich mit dem Mikro sehr nahe an ihn rankommen. Danach ließ er sich auf die Hand nehmen, und ich konnte den weichen Bauch abtasten, die Füßchen und das sehr weiche Stachelkleid. Er stupste meine Hand mit seinem feuchten Näschen, das sich wie eine Miniaturhundeschnauze anfühlte. Ich war begeistert. Auch er wurde in sämtlichen Posen photographiert, auf der Hand, auf dem Schoß usw.

Die beiden werden bei der Helferin überwintern, und im Frühjahr geht es wieder nach draußen.

Ich bin richtig glücklich darüber, daß ich so ein Erlebnis haben durfte, und daß ich endlich auch mal einen Igel anfassen und soweit es ging, ansehen konnte. Die Aufnahmen habe ich noch und behalte sie als Erinnerung.

Samstag, 22. Oktober 2011

Berlinfahrt mit dem Chor -- ein Bericht

Vom 22.-25. September war unser Chor in Berlin. Mit einer so heterogenen Gruppe zu verreisen, die obendrein fast alle schlecht sehen, hatte ich schon große Angst. Auch bin ich dort nicht sehr beliebt, bzw., als ich dort anfing mitzusingen, wurde ich kaum beachtet oder wo hin mitgenommen, wenn sie abends weggingen. Die meisten meckern oder lästern nur, wenn ich was sage oder einen Vorschlag mache, und von einigen habe ich zugetragen bekommen, daß sie mich nicht leiden können. Nun kann man nicht alle lieben oder von allen geliebt werden, aber ein gewisses Grundeinvernehmen sollte schon vorhanden sein, wenn auch nur ein oberflächlicher Zusammenhalt. In der Gruppe meiner Alt-Stimme habe ich keine Probleme, und die nach mir neu gekommenen Mitglieder sind alle sehr nett und freundlich zu mir. Bei einem Chor Ausflug war ich vorher noch nie dabei, eben auch aus Angst, dann wieder nur alleine dazusitzen, und weil ich nicht wegen einem Tag meine Dialyse verschieben wollte.


Da wir schon im März die Anzahlung machen mußten, um das Zimmer zu reservieren, und ich meine 100 Euro nicht umsonst einzahlen wollte, um hinterher dann keinen Dialyseplatz zu kriegen, habe ich schon früh die Adresse der Pension erbeten, um mir in der Nähe einen Dialyseplatz zu suchen. Eine unserer Dialyseschwestern suchte mir in Weißensee und Hohenschönhausen einige Dialysen heraus, und ich rief alle nacheinander an. Die meisten sagten, daß sie so früh noch gar keine Zusage machen könnten, da ja immer neue Patienten dazukommen, die diesen Platz dann brauchen. Eine Schwester in Buch sagte mir: „Es ist zwar noch sehr früh, aber ich bin mal mutig und sage ja. Melden Sie sich im August nochmals. Als ich im August anrief, sagte mir eine Schwester am Telefon: „Sie stehen schon drin.“ Jubel, es klappte. Ich fragte bei der Dialyse noch nach einem Taxiunternehmen. Das erste, welches sie mir gaben, war nicht bereit, mich nach der Dialyse woanders als in meine Pension hinzufahren, da sie das zeitlich nicht könnten. Aber es hätte keinen Sinn für mich gemacht, mich in die Pension zurückfahren zu lassen, sondern ich mußte in die Nähe der Sehenswürdigkeit, die die Gruppe zu der Zeit ansah, damit ich auf die Gruppe stoßen konnte. Und außerdem maulte die Dame, hätte sie keinen Fahrer, der mich freitags und samstags fahren könne. So ließ ich mir bei der Dialyse ein zweites Taxiunternehmen nennen, und das sagte zu, sowohl in dem Punkt, mich nach der Dialyse an den von mir gewünschten Ort zu fahren, als auch in puncto Abholung am Freitag und am Samstag. Ich packte meine Reisetasche mit Rädern, die ich aus meinem ebenso hier beschriebenen Türkeiurlaub mitgebracht hatte, und wir trafen uns am Donnerstag den 22. September um kurz nach Vier am Bahnhof.

Die Zugfahrt war recht nett. Ein Chormitglied, der sich schon oft sehr nett um mich gekümmert hatte, etwas besser sah als ich und mich führen konnte, setzte sich neben mich. Später wollte ich unbedingt in den Speisewagen, um dort ein schönes Essen zu genießen, weil mir das immer soviel Spaß macht, und ich ein schönes kleines Budget mitgenommen hatte. Als ich dann mit einer Chorsängerin, die etwas Gleichgewichtsprobleme hatte, mich aber mitnahm, zum Speisewagen gewackelt war, hatten die nur Nürnberger Bratwürste. Ganz toll!

In Berlin angekommen, war alles sehr hektisch, denn der Platz wimmelte von Leuten. Ich konnte mich schlecht führen lassen, da ich in der einen Hand den Stock, in der anderen Hand die Rolltasche hatte. Mein Rucksack war mir , wie ebenfalls hier erwähnt, bei meinem Südtirolurlaub kaputt gegangen, und ich hatte mir zwar vorgenommen, mir einen Rucksack mit Trolly-Funktion zu kaufen, hatte es aber unnötig lang hinausgezögert und nicht an die Berlinfahrt gedacht. Die Leute auf dem Platz waren auch sehr frech, eine maulte: „Die nehmen ja den ganzen Platz ein!“ Typisch Berliner Schnauze, wie ich sie schon aus einigen Aufenthalten vorher erlebt habe. Dann zankten sich auch noch zwei Taxifahrer, wer uns jetzt mitnimmt. Unsere Organisatorin hatte vier Taxen auf Donnerstag bestellt, aber die Dödel kamen am Mittwoch bereits, und da sie dann am Donnerstag nochmals kommen mußten, war einer zuviel dabei, und so lieferten sie sich eine verbale Schlacht, die ich leider nicht selbst mitbekam, sonst hätte ich sie mit meinem neu gekauften Mikrophon auf mein Notizgerät aufgenommen. Denn ich sollte für unser Radioprojekt ein paar lokale Töne einfangen, damit die Leute raten, in welcher Stadt wir waren, und wie „Berlin klingt.“ Jedenfalls mußten einige schnell wieder aus dem Taxi springen, und beinahe wäre das Gepäck auch noch verlorengegangen. Ich selbst stand vor einem Taxi, und der Fahrer sagte zu meiner Begleitung: „Setzen Sie sie oder ihn schonmal ins Taxi,“ woraufhin ich lautstark protestierte, denn erstens sieht man mir wohl trotz meiner geringen Größe an, was für ein Geschlecht ich bin, auch wenn ich behindert bin, und außerdem kann man mit mir selbst reden und nicht, als sei ich ein Objekt, das nichts versteht.

In der Pension angekommen wurden die Zimmer eingeteilt. Ich hatte bereits im Zug eine Bekannte angefragt, ob sie mit mir ins Zimmer gehen würde, weil wir im Chor abends auch immer gemeinsam zur U-Bahnhaltestelle gehen und uns auch aus anderen Zusammenhängen außerhalb des Chores kennen. Sie sagte zu, und dann mußte ich auch drauf bestehen, daß ich im Haupthaus untergebracht war, da das Dialysetaxi ja nur diese Adresse kannte. Einige mußten in ein dem Wirt benachbartes Privathaus einquartiert werden. Es gab zu unserem Schrecken nur Doppel-, Dreier- und sogar Viererzimmer. Da wir ein Pärchen dabei hatten, und nur noch ein Viererzimmer frei war, hätten meine Bekannte und ich nicht mit dem Pärchen ins Viererzimmer gehen können. So mußten vier Jungs in ein Zimmer, wobei einer davon absolut kein Mehrbettzimmer wollte. Es war ausgerechnet der, der mich nicht ausstehen kann, und so war ich einerseits schadenfroh, daß es ihn getroffen hatte, andererseits aber hatte ich ein schlechtes Gewissen, daß wegen mir nun einer ins Viererzimmer mußte, weil ich nicht im Nebenhaus hätte übernachten können.

Die Bekannte und ich gingen in das Zimmer, und uns traf fast der Schlag. Es stand nur ein Bett drin, das andere mußte man darunter hervorziehen, so daß man dann keinen Platz mehr zum Laufen hatte. Der Schrank war nur ein in die Wand eingelassenes Kästchen in Brusthöhe. Die Taschen konnte man nicht ins obere Fach geben, da man sie sonst nicht mehr hätte herausholen können, weil es dafür zu hoch war. Dann kam aber die gute Nachricht, daß wir umziehen könnten. Das andere Zimmer war nicht viel besser. Es hatte lediglich einen Schrank mehr. Das Kästchen in der Wand bekamen wir anfangs gar nicht auf, so daß wir nur den Schrank nutzten. Jede hatte nur ein Fach. Die Kleiderbügel mußte man zur Seite drücken, wenn man den Schrank zumachen wollte. Die Möbel waren aus echtem Holz. Es roch nach Honigwachs, womit sie wohl eingelassen worden waren, aber die Ablagebretter auf den Konsolen lagen nur auf, so daß man sie hinunterschubste, wenn man dranstieß. Es gab eine Minibar, und später machte mich auch noch jemand auf einen Fernseher aufmerksam, da ich mich schon gewundert hatte, was für „Telefone“ da auf der Ablage waren, die sich dann als Fernbedienungen des Fernsehers und Receivers herausstellten. Ich schlug vor, daß ich vorne liegen würde, da ich ja früh raus müsse, und ich sonst über meine Bekannte steigen würde. Sie mußte aber dennoch um 5:20 mit aufstehen, da sie mir half, das Bett reinzuschieben, damit ich die Schranktüren aufmachen konnte. Wir sprachen uns immer gut ab, wer wann seine Sachen wo hinlegte, wer wo seine Reisetasche deponierte, wer wann ins Bad ging, usw. Das klappte hervorragend, und da meine Bekannte mir noch helfen konnte, ging alles glatt. Wir hatten für abends noch was zu essen bestellt, und ich hatte Tiramisu geordert, da ich noch ein Betthupferl wollte. Das hatte unsere Organisatorin bereits von daheim aus gemanagt. Ich hatte schon gar nicht mehr damit gerechnet, daß das klappt und mich daher bereits bettfertig umgezogen. Sie brachte es mir dann aufs Zimmer, und da ich bereits die Zähne geputzt hatte, entschied ich, das Tiramisu zum Frühstück zu verspeisen. Denn vor der Fahrt zur Dialyse, die um kurz nach sechs bestellt war, wollte ich noch was essen, da man an der Dialyse immer erst um acht Frühstück kriegt. Das Büfett war schon aufgebaut, aber alleine wäre ich da nicht zurechtgekommen. Die Schwester unserer „Managerin“ half mir am Freitag vom Zimmer zur Haustüre, die erst aufgesperrt werden mußte. Da die Pension in einer recht abgelegenen Gegend lag, wollte ich auf keinen Fall bei Nacht draußen stehen und warten, weil da weiß Gott was hätte passieren können, bis mich der Taxifahrer holt. So wartete sie mit mir drinnen, sah das Taxi kommen und brachte mich raus. Der Taxifahrer sprach so gar nicht Berlinerisch, sondern er hatte eher einen pfälzischen Einschlag. Als ich ihn fragte, woher er eigentlich sei, meinte er, er sei Heidelberger. Das freute mich sehr, da ich Heidelberg sehr mag und schon oft dort war. Ich erklärte ihm, daß ich nach der Dialyse dann ins Ministerium für Arbeit und Soziales gefahren werden wollte, da wir dort eine Stunde mit einem der Mitarbeiter sprechen konnten. Ich hatte mir schon einige Fragen zum Thema Behinderte und Beschäftigung ausgedacht, und zu diesem besonderen Anlaß hatte ich auch meine schönste Bluse angezogen. Doch der Taxifahrer mußte mein Vorhaben leider zunichte machen, denn aufgrund des Papstbesuches wären wir nicht unter einer Stunde durch die Stadt gekommen, und bis ich dort angekommen wäre, wäre die Veranstaltung vorbei gewesen. So machten wir aus, daß ich nach der Dialyse gleich in ein Café in Hohenschönhausen gebracht werden sollte, welches in der Nähe der Stasigedenkstätte sein sollte. Der Taxifahrer gab mir noch den Tip, an der Dialyse keine Brötchen zu essen, da diese laut Patienten, die ihm das gesteckt hatten, „beschissen“ schmeckten.

An der Dialyse empfing man mich freundlich, ich bekam alle Behandlungsformen, die ich auch daheim hatte, und wie sie in meinem Regime standen. Punktiert wurde ich von einem Arzt, und alles lief glatt. Um abzufragen, was ich zum Frühstück haben wollte, kam eine recht muffelige Berlinerin: „Schrippen oder Schnitten?“ -- „Schnitten“. „Weiß oder schwarz?“ – „Schwarz, und sind die Brote ganz oder halb?“ -- „Ganz!“ – „Dann möchte ich eines mit Wurst und eines mit Käse.“ „Ei auch?“—„SUPER, Eier gibt es hier, dann auch ein Ei!“ Was kam, war ein halbes Wurstbrot und ein halbes Käsebrot und ein halbes Ei. Dafür gab es aber noch einen Obstquark mit Rosinen, so wurde ich doch halbwegs satt. Ich war von der langen Fahrt am Vortag und durch den schlechten Schlaf auf der unbequemen Matratze so müde, daß ich das erste Mal an der Dialyse nichts anhörte und nur vor mich hindöste.

Nach der Dialyse wurde ich also in die Nähe des Stasigefängnisses gefahren. Der Taxifahrer, der mich abholte, hatte keinen blassen Schimmer, wo in der Nähe ein Café sein sollte. Schließlich fanden wir ein Restaurant namens Rustikal in der Nähe der Genslerstraße. Dort gab es aber keine Süßspeisen außer Apfelstrudel, und ich mag mittags nicht so gerne warm essen sondern lieber was Süßes. So bestellte ich den Apfelstrudel mit Vanilleeis und Schokosauce. Das hätte ich mit der schönen beigen Rüschenbluse nicht tun sollen, denn ein Stück Apfelstrudel plumpste zurück auf den Teller, und eine Fontaine aus Vanilleeis und Schokosauce spritzte auf die Bluse. Die Bedienung half mir, das Ganze wegzuwischen, und man sah es auch nicht mehr so. Ich informierte meine Gruppe über Handy, daß ich nicht zum BAMS fahren würde, sondern daß ich in einem Restaurant in der Nähe der Gedenkstätte säße. Sie meinten, daß sie dort vor dem Besuch des Stasigefängnisses auch etwas essen wollten. Allerdings kamen sie sehr spät, da einer aus der Gruppe nicht mehr in die Straßenbahn kam, als diese bereits zumachte, und so mußte einer nochmal zurück und ihn an der Haltestelle abholen. Die anderen meinten schon zu mir: „DU hast es gut, DU hast an der Dialyse ein gutes Frühstück gehabt, WIR hatten nur dieses labberige Brot und schlechten Kaffee.“ Ich machte mich also auf ein schlechtes Frühstück gefaßt.

Auf dem Weg vom Restaurant zur Gedenkstätte hatte ich bereits mein Mikrophon auf mein Notizgerät aufgesteckt, welches ich zuvor meiner Bekannten mitgegeben hatte, damit sie die Schiffahrt aufnimmt, damit ich etwas Material für meinen Bericht „So klingt Berlin“ hatte. Ich hielt das Mikro also schon in die Höhe und ließ mich von meinem Chorbekannten führen. Der sieht aber auch schlecht, und so übersah er eine Bordsteinkante, und ich konnte den Blindenlangstock nicht pendeln lassen, weil ich ja das Mikro in der Hand hatte. So knackste ich völlig um und verdrehte mir den Fuß komplett nach außen. Das tat höllisch weh. Nach einer Weile dann wurde es besser. Aber da wir nirgendwo eine Gelegenheit hatten, daß ich den Fuß hochlegen konnte, schwoll er gar fürchterlich an und tat noch mehr weh.

Im Stasigefängnis waren wir alle sehr beeindruckt. Wir durften erst mal in eine Zelle, die die Gefangenen zur Stalinzeit selbst errichten mußten. Ein Mann führte uns durch dieses Gewölbe, und ich machte einige Aufnahmen seiner Erklärungen und beschrieb die Zelle, deren Wände und Ausstattung. So machten wir es mit einer Gummizelle und einer Mehrpersonenzelle. Es war alles recht grausam. Der Mann ließ dann auch einfließen, daß er selbst in einem Stasigefängnis war, und nach und nach erfuhren wir seine traurige Geschichte, nämlich, daß er im Alter von 18 Jahren versuchte, die DDR zu verlassen, mit lauter Schwerverbrechern eingekerkert war, mit denen sogar eine Toilette ohne Sichtschutz teilen mußte, und er las auch aus seiner Akte vor. Er erzählte auch, daß die anderen Mitgefangenen oft zusehen mußten, wenn sich ein Zellengenosse umbrachte oder es versuchte, eine schauderhafte Vorstellung! Dann ging es in den etwas „moderneren“ Trakt, wo es furchtbar nach Linoleum und Putzmittel und gestrichenen Wänden stank, riechen konnte man das nicht mehr nennen. Es gibt auch ein Museum an diese Gedenkstätte angeschlossen, in dem man die Gerüche der DDR in öffentlichen Gebäuden nachempfinden kann. Der Mann erzählte, daß sogar Spione in die Zellen eingeschleust wurden. Dann ging es in den Vernehmertrakt. Dort gab er uns ein lebendiges Beispiel der sogenannten „operativen Psychologie“. Ein Telefon läutet, und der Vernehmer sagt beispielsweise: „Nein, die sitzt grad bei mir… WAS?! … Die Kinder sind zur Adoption freigegeben worden?!“ Dann legt er auf, macht sich eine Aktennotiz und fragt weiter sein Gegenüber aus. Oder: „Nein, geht grad nicht…. Ja, die sitzt bei mir…. WAS, der Ehemann hat die Scheidung eingereicht?!“ Daß das Telefonat aber gespielt war, wußte der „Delinquent“ nicht. So haben die die Leute fertiggemacht. Oder der Vernehmer sagte, daß er extra den Lieblingstee der zu vernehmenden Person gekocht habe, und die Frage war dann: „WOHER weiß der, welchen Tee ich mag?“ Woher diese Infos kamen, konnte dann der einer oder die andere später in ihrer Akte lesen, und zwar teilweise vom eigenen Ehemann!

Auf dem Hof konnten wir dann noch einen Grotewohl-Express ansehen, in dem die Gefangenen in 2-Quadratmeterzellen à 4 Personen durch die DDR transportiert wurden. Grotewohl war wohl einer der Ministerpräsidenten zu Ulbrichts und Piecks Zeiten. Wir alle waren ziemlich geschockt und „betroffen“, wenn man dieses abgelatschte Wort dafür überhaupt benutzen darf.

Da ich ja bereits in diesem Restaurant in der Nähe gegessen hatte, wurde es dann auch für das Abendessen ausgesucht. Es war alles selbst gekocht und gebraten, und daher dauerte es elendiglich lange, bis jeder etwas zwischen die Kiemen bekam. Die anderen hatten ja angeblich vom Frühstück an bis zu diesem Moment noch nichts gegessen, obwohl die ja auf dem Dampferausflug genug Gelegenheiten hatten, wie ich später in dem MP3-Track des Filmchens hören konnte, das ich für meinen Berlinbericht von meinem Chorbekannten zur Verfügung gestellt bekam. Aber wer jammert, hat halt eben mehr vom Leben. Denn als ich am nächsten Morgen wieder zur Dialyse fuhr, betreute mich unsere Organisatorin, und die konnte mir ein recht gutes Frühstück mit annehmbarem Kaffee kredenzen.

Diesmal war an der Dialyse eine nettere Küchenfrau, die aber total falsche Angaben von ihrer Vorgängerin bekommen hatte, was oft passiert. So erhielt ich ein paar Schnitten mit allerlei verschiedenen Käsevarianten, und diesmal sogar ein GANZES Ei! Auch der Quark war wieder sehr gut. Nach der Dialyse wurde ich zu der Kirche gefahren, in der das Konzert stattfinden sollte, da dort die Probe abgehalten wurde. Ich bekam nur noch das Ende der Probe mit. Die Leute waren recht aufgewühlt, da der Komponist unseres zeitgenössischen Stückes auch da war, und er hatte einen Ton bemängelt, der falsch eingelernt worden sei. Die Leute stürmten alle aus der Kirche, und als ich fragte: „Hallo, nimmt mich jemand mit?“, fand sich keiner. Nur einer führte mich immer, und wenn der mal nicht da war, hatte ich niemanden. Das fand ich schon ärgerlich. Der Bekannte von mir hatte wenig Geld dabei, und weil er mich immer so nett mitnahm, spendierte ich ihm ab und an mal eine Cola oder übernahm seinen Anteil im Taxi. Da ich ja wegen meines angeknacksten Fußes fast nicht mehr laufen konnte, mußte ich immer mit denen fahren, die ein Taxi brauchten. Wir nahmen immer Großraumtaxis, und da mußte das Geld zwischen acht Leuten aufgeteilt werden, da war mein Anteil nicht allzu groß. Aber am Ende der Reise läpperte sich das doch schon auch zusammen.

Nach der Probe fuhren wir zu einem Restaurant. Dort aß ich echte Berliner Currywurst mit Pommes. Abends zuvor hatte ich schon echte Berliner Bouletten nach Omas Art. Der Kellner ließ sich sehr viel Zeit, so daß wir mehrfach zum Zahlen auffordern mußten. Das kostete wieder immens viel Zeit, wo wir uns doch vor dem Konzert daheim noch etwas ausruhen wollten. So kamen wir erst um drei in die Pension, und um vier sollten wir schon wieder unten sein, um in ein Taxi zu steigen. Um vier kam dann aber nur EIN Taxi anstatt der vier bestellten. Dies fuhr mehrmals hin und her. Ich war leider im letzten Taxi, so daß ich mich nicht mehr einsingen konnte und aus dem Taxi raus direkt zum Konzert mußte. In der Früh hatte ich ja auch schon keine Möglichkeit, mich einzusingen. Bei meiner etwas rauheren Stimme ist das fatal, die muß besonders gut gepflegt werden, weil sie sehr störanfällig ist, und die zwei kurzen Nächte trugen das Ihrige dazu bei. So war das Konzert furchtbar anstrengend, obwohl ich eine derjenigen war, die einen Stuhl hingestellt bekam, da ich wegen Fuß und Dialyse nicht so lange stehen kann. Ich war so heiser, daß ich nicht mal beim Anstimmen einen ordentlichen Ton herausbrachte. Das war schon ärgerlich, da arbeitet man das ganze Jahr an diesem großen Tag, und wenn er kommt, kann man nicht singen. So quälte ich mich durch das ganze Konzert, immer kurz davor, mich einfach hinzusetzen und aufzugeben, aber ich hielt grade mal so durch. Danach war ich stockheiser und brachte keinen richtigen Ton mehr raus. Es waren leider nur um die 50 Leute da, so daß nur die ersten Reihen besetzt waren, was ich sehr enttäuschend fand. Aber das Konzert lief ganz gut. Ich gab mein Notizgerät der Schwester unserer „Managerin“, damit sie uns aufnahm. Sie ließ die ganze Zeit das Gerät eingeschaltet und legte es neben sich. Daheim mußte ich dann eine ganze Menge schneiden. Aber immerhin war es eine gute Aufnahme.

Nach dem Konzert wurden wir von einem freundlichen Taxifahrer, den wir am Abend vorher kennengelernt und zu unserem Konzert eingeladen hatten, KOSTENLOS zu einem griechischen Restaurant gefahren, welches einer unserer sehenden Begleiter vorher ausgekundschaftet hatte. Dort war eine Geburtstagsfeier, und es war höllisch laut! Das Essen ließ sehr lange auf sich warten, und der Kellner schaute nur ab und an mal vorbei. Wir durften dann der Geburtstagsgesellschaft noch ein Ständchen bringen und sangen nochmals unseren kleinen Grünen Kaktus und Über sieben Brücken, sozusagen als Hommage an Berlin und vorallem an Ostberlin. Ich war aber dann nur noch froh, als wir endlich wieder in unserem Zimmer waren, da der Lärm selbst mir auf die Nerven ging, die ich doch aus Internatszeiten und von einer großen Familie her sehr viel Krach gewohnt bin.

Am Morgen durfte ich dann gemütlich das gute Frühstück genießen, von wegen labberiges Brot usw. Es gab Tomaten mit Mozzarella, Toastbrot, Schwarzbrot, Vollkornbrot, verschiedene Wurstsorten, Käsesorten aller Art, Obst, Joghurt und guten Kaffee. Hauptsache, man hat was zu meckern und man kann anderen gegenüber behaupten, man habe es schlechter gehabt, von wegen Du hast es gut, Du hast an der Dialyse was Gutes bekommen. Sollen die mal tauschen! Dann war noch genug Zeit zum Packen, und wir hatten trotz der Abfahrtszeit um 12:43 die Taxen schon auf 10:30 bestellt. Anfangs fand ich das lächerlich, aber bald sollte sich herausstellen, daß das sehr klug war. Denn anstatt der bestellten VIER Taxen kamen nur DREI, eines hatte einen Unfall. Die Frau, die uns am Tag zuvor auch schon gefahren hatte, stellte die Taxiuhr ein, begab sich nach draußen und telefonierte. So ging das 20 Minuten lang. Unsere Organisatorin wollte, daß wir alle zusammen fahren sollten, und daher mußten wir auf das verunfallte Taxi warten. Das wußte aber die Taxifahrerin auch, da sie uns ja vom Tag zuvor schon kannte und wußte, daß wir aufgrund unserer Sehbehinderung zusammenbleiben MUSSTEN! Endlich fuhren wir ab, obwohl das kaputte Taxi noch nicht da war, aber länger wollten wir nicht mehr warten. Sie verlangte 44 Euro, und ich war vorne. Wer vorne ist, zahlt, und ich protestierte, da es nicht unsere Schuld war, daß ihr Taxi einen Unfall hatte, das ist Unternehmerrisiko. So „erließ“ sie uns gnädig 4 Euro, faselte was von Großraumtaxi und Extraaufschlag für Gepäck, was ich aber nicht ganz glaubte und daher meine Ohren auf Durchgang stellte. Das Geldbekam ich sofort von allen wieder, und die verteidigten auch noch die Taxifahrerin, die könne ja nichts dafür, wenn unsere Organisatorin auf gemeinsamer Abfahrt bestünde. Ich sah das etwas anders, aber Hauptsache, wir hatten einen Rabatt erhalten, denn UNSERE Schuld war es ja erst recht nicht.

Wir hatten gerade noch Zeit, uns etwas Reiseproviant zu besorgen, mit 25 hochgradig Sehbehinderten die Rolltreppe zum Gleis runterzufahren, und da kam auch schon der Zug.

Im Zug merkte ich erst, wie hundemüde ich war, und nach meinem Kaffee mit den eingekauften Kaffeestückchen hörte ich Musik, schottete mich etwas ab und döste vor mich hin.

Daheim angekommen brachte mich mein Chorbekannter noch zu einem Taxi, dort setzte ich mich rein und war froh, daß alles gut gelaufen war.

Am nächsten Tag machte ich gar nichts, ruhte mich nur aus und ging dann zur Dialyse. Dort war der nette Arzt, der sich mehr Zeit nimmt, und der rief gleich bei der Notaufnahme an wegen meinem Fuß, da er sichergehen wollte, daß nichts gebrochen war. Dort ging ich nach der Dialyse hin. Zum Glück war es nur eine Bänderdehnung, und außer einem Voltarenverband brauchte ich dann nichts mehr zu tun. Es ist mittlerweile fast wieder abgeklungen.

Ich hatte mir von der Chorfahrt erwartet, daß wir uns entweder total zerstreiten, oder daß der Chor sich richtig zusammenschweißt. Keines von beiden ist passiert.

Als ich am 3. Oktober zur Auftaktveranstaltung der Woche des Sehens ein Konzert unserer Chorleiterin besuchte, war der halbe Chor anwesend. Die saßen mehr oder weniger in Grüppchen verstreut, ich saß mal wieder ganz alleine. Wenn ich jemanden grüßte, erhielt ich ein knappes „Hallo“ zurück, so daß mir klar war, daß die Person mich schon längst vorher gesehen haben mußte. Ein ehemaliges Mitglied kam auf mich zu und fragte nach meinen Katzen, aber viel konnte ich ihm nicht erzählen, da war er auch schon umringt von anderen, und ich verdrückte mich. Ich kam noch an ein paar Leuten vorbei und meinte: „Ich möchte Euch auch mal Hallo sagen.“ Als Antwort bekam ich nur zurück: „Hallo, wir haben dich schon gesehen.“ Na toll, und warum haben sie dann nichts gesagt?

Ich haderte mit mir, ob ich weiter zu diesem Chor gehen sollte, wo ich eigentlich gar nicht wirklich gut aufgenommen war abgesehen von einigen vereinzelten Leuten. Da ich ja die Aufnahme so mühevoll geschnitten und überarbeitet hatte, und sie auch angeboten hatte, und sich „immerhin“ zwei-drei Leute für ein Exemplar einer CD gemeldet hatten, ging ich anstandshalber halt nochmal hin. Aber dieser Abend gab mir dann den Rest. Wir hatten ein neues Stück, mal wieder in Englisch, und die Aussprache einiger Leute, einschließlich der unserer Chorleiterin, ist nicht grade „standard English“. Auch waren einige Sachen falsch geschrieben. Ich wies darauf hin, und sie meinte, ja, sie würde das nachschauen. Das stank mir schon wieder sehr, da ich denen schon mehrfach erklärt habe, daß ich Übersetzerin für Englisch bin, und daß solche Kleinigkeiten für mich total einfach sind, also kein großer Zweifel besteht, ob das richtig ist, was ich sage, oder nicht, da es sich ja nicht um komplizierte grammatikalische Wendungen und Fragestellungen handelt. Dann hat sie wieder was verkehrt ausgesprochen, und ich sagte nichts mehr, weil ich keine Lust mehr hatte, mich schon wieder beweisen zu müssen. Da meinte sie, warum ich denn nichts gesagt hätte. Ich erklärte, daß es eh keinen Sinn macht, was sie dann wiederum „versnobt“ fand. Das haben wir mittlerweile geklärt. Aber dennoch habe ich keine Lust mehr, in diesem Chor mitzumachen, mir diesen Streß anzutun, meine Dialyse ständig auf die Frühschicht zu verlegen, um bei den Auftritten dabei zu sein, wenn ich dann gar nicht mit dem ankomme, was ich kann und damit so wenig Beachtung finde. Ich will ja keinen roten Teppich, aber wenn sie dauernd Zweifel hat und alles erst nachprüft, dann stört mich das schon, anstatt, daß sie froh sind, jemanden zu haben, der sich auskennt und anstatt die Fähigkeiten der einzelnen zu nutzen.

Einige andere sind auch ausgetreten, weil sie sich unverstanden fühlten, oder weil sie mal was anderes machen wollten, oder einer ist in einen noch anspruchsvolleren Chor gegangen und hatte uns nur als Sprungbrett und als Interimlösung gesehen.

Ich bin auf nicht allzu viel Verständnis gestoßen, warum ich nicht mehr wollte. Es gab nur eine, die sagte: „Was, und da bist DU SO LANGE geblieben?“ Ansonsten kam eher: Ist doch nicht so wichtig, ob man Anerkennung kriegt, das findest Du in jedem Chor, überall gibt es solche Querelen, und ich halte es ja auch aus. Daß aber viele andere diese Probleme gar nichterst haben, und daß die sich leicht reden, das sieht mal wieder keiner.

Jedenfalls habe ich gestern während der Chorproben eine Übersetzung gemacht und dachte mir, da habe ich eine größere Herausforderung, als daß ich mich damit rumschlagen muß, ob es nun "pumpkin" oder -"punking" heißt.

Nun muß ich nur aufpassen, meine schöne Zeit, die ich jetzt mehr gewonnen habe, auch sinnvoll zu nutzen und nicht wieder nur zu vertrödeln, weil man ja jetzt mehr Zeit hat.

Vielleicht komme ich ein andermal wieder zurück in den Chor, wenn vielleicht andere Leute drin sind, oder sich der Eindruck, den man von mir gewonnen hat, verflüchtigt hat. Denn der erste Eindruck ist der Wichtigste, und ich habe doch sehr offensiv auch Kontakt gesucht, gefragt, ob ich mal mitgehen darf abends, wenn sie nach dem Chor weggehen, und vielleicht war das einigen zu aufdringlich. Allerdings hat mir das genau die Chorleiterin geraten, ich solle mutig sein und auf die Leute zugehen, mich einfach einhängen und mitgehen! Daß das nicht einfach so geht, habe ich schon gespürt, aber ich dachte, vielleicht bin ich einfach nur feige. So habe ich meine Zweifel überwunden und habe nachgefragt, aber gerade das kam nicht gut an.

Insgesamt habe ich gute Erfahrungen gemacht, habe ein paar Leute kennengelernt, die ich heut noch treffe, habe viele Lieder gelernt, meine Stimme verbessert, das erste Mal überhaupt Stimmbildung gehabt und bin rumgekommen, das ist auch was wert. Nur ist halt alles irgendwann auch mal zu Ende und hat seine Zeit. Jetzt kommt was Neues.

Sonntag, 11. September 2011

Leserbrief von mir in der Zeitung

Hier habe ich einen Leserbrief veröffentlicht, den ich auf einen Artikel in der taz  hin geschrieben habe.  Was in Klammern steht, wurde herausgekürzt.
LESERINNENBRIEFE

Ich vermisse die Glühbirne nicht

betr.: "Im Lichte einer neuen Zeit" von Kerstin Decker,
taz vom 31. 8. 11

Ihre philosophische Abhandlung über die Glühbirne:


(Ich habe Ihre Ode an die Glühbirne und Ihren Trauertext über deren Erlöschen gelesen und möchte hier einige Dinge aus anderer Sicht darstellen. Ich war eine der ersten, die in den Neunzigern bereits Sparbirnen eingesetzt hat. Im Jahr 2000 kaufte ich mir für damals je 25 Mark insgesamt vier Birnen für meinen Deckenstrahler. Raten Sie mal, wann die erste Sparbirne kaputt ging: 2010. Und raten Sie mal, wieviele heute noch davon brennen: immerhin noch eine. Bisher bin ich noch nicht verstrahlt, habe keine – zumindest meß- oder sichtbaren -- Schäden durch elektromagnetische Felder, denn die Dinger hängen bei mir oben an der Decke, und ich stehe nicht fünf Stunden täglich auf dem Tisch, um eine geeignete Strahlendosis aus dem unmittelbar um die Sparbirne herum bestehenden Magnetfeld, die dafür stark genug wäre, abzukriegen. Da mir bisher noch keine Sparbirne zerbrochen ist, kann ich nichts über Quecksilbervergiftungen berichten, allerdings muß man dazusagen, daß durch den höheren Energieverbrauch der Glühbirne wesentlich mehr Quecksilber als Nebenprodukt in Kohlekraftwerken erzeugt wird.

Hauptsächlich wird ja in dem Beitrag über das kalte Licht geklagt. Es gibt mittlerweile Sparbirnen in allen Farbtönen, auch in dem ach so geliebten Gelbton. Ob immer nur Glühbirnen in Museen und Ausstellungen benutzt werden, kann ich nicht sagen, denn meines Erachtens werden Bilder auch oft mit Halogenlampen angestrahlt, die ja wegen ihres etwas geringeren Energieverbrauches noch erlaubt sind. Auch gibt es ja inzwischen gute LED-Lampen, die in allen gewünschten Farben leuchten.)

Über den Abschied der Glühbirne zu weinen wäre so, als würde man die Dampflok
vermissen, die so schön langsam fuhr und dabei so schön romantische
Rauchschwaden ausgestoßen hat und damit die Landschaft mit Wattebäuschen
verschönerte. Ob dies einen Einfluss auf die Literatur hat, wie Sie es für
die Glühbirne postulieren, kann ich auch nicht sagen. Aber sicher hat der
Wechsel von der mechanischen Schreibmaschine auf den PC einen wesentlich
größeren Einfluss auf die Art, wie heute geschrieben wird und auch auf den
Inhalt, weil man zum Beispiel schneller ausbessern kann, sich weniger
überlegt, was man schreibt, oder weil alles viel schneller von allen und
jedem veröffentlicht wird.

Für die Zukunft unseres Klimas und aus ökologischer Sicht bin ich froh, dass
es bessere und effizientere Lichtquellen gibt. Wir werden deshalb nicht durch
kaltes Weiß zu kälteren Menschen gemacht, und unser Geist wird sicher auch
nicht wegen der Elektromagnetfelder verblöden.

Sehen Sie diese Entwicklung so pragmatisch wie alle anderen technischen
Entwicklungen, nämlich ganz unphilosophisch und profan als technische
Möglichkeit, uns an die Anforderungen des Umweltschutzes und der
Ressourcenersparnis anzupassen, was übrigens hohe geistige Anstrengungen von
uns allen abfordert. Ich zumindest vermisse die Glühbirne nicht, habe meine
Reste nur noch in einigen Steh- oder Hängelampen, die man nur mal kurz und
schnell ein- und ausschaltet. Und es gibt mittlerweile auch sehr formschöne
Sparbirnen, über die man sicher in ein paar Jahrzehnten auch schöne
literarische Ergüsse lesen wird.

Ganz geistlos und sprichwörtlich: Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und hat
sich schon an so manche technische Neuerung angepasst, die wir heute als
selbstverständlich nehmen.

(Mit hellmat-weißen Grüßen
alias Cordula Schönebös)

Dienstag, 6. September 2011

Tiersalon mit viel Ruhe

Da isidor ein Persermix ist, hat er ein sehr langes Fell. Der Nachteil davon ist, daß bei Durchfall die ganze Chose um seinen Po und seine Beine rum hängenbleibt, und somit alles verklebt wird. Da er eine der diebischsten Katzen dieser Erde ist, frißt er laufend Sachen, die seine Darmflora durcheinander bringen, und wegen seiner schwer zu kontrollierenden Stibitz-Sucht kommt er auch zwangsläufig ständig mit meinen Lebensmitteln in Berührung. Auch auf dem Sofa machen sich derartige Flecken nicht gut, wenn er mit seinem Po auf dem Polster entlangschubbert. Auf Dauer kann ich das nicht tolerieren, und daher riet mir eine Bekannte, ihm eine „Scheißstraße“ scheren zu lassen, das heißt wirklich so. So war ich Mitte Juli mit ihm beim Tierarzt, da er sowieso wegen seines Durchfalles auf Giardien untersucht werden mußte. Zu zweit mußten sie ihn festhalten, damit er sich an den einschlägigen Stellen rasieren ließ, und das unter heftigstem Protest. Das Ganze sollte nur 3-4 Wochen halten, dann müsse er wieder zum Scheren, na vielen Dank für die tolle Aussicht! Ich dachte mir, wenn er Ende September kastriert wird, reicht das allemal, und dann lasse ich ihn auch gleich scheren, wenn er ohnehin schon in Narkose liegt. Aber neulich entdeckte ich wieder mit Kot verklebte Haare. Ich rief sofort bei meinem Taxler an, der sich besonders gut mit Katzen auskennt und es versteht, den Kater in die Box „einzutüteln“. Diesmal wollte ich nicht zum Tierarzt sondern in einen Tiersalon. Da ich vor einigen Tagen neues Trockenfutter, Leckerli und eine neue Streu gekauft habe, hörte ich, daß es in diesem Tiersupermarkt auch einen Tiersalon gibt. So fuhren wir dorthin. Isidor sträubte sich natürlich, sich in die Box stecken zu lassen. Da ich meinte, bei einem Tiersupermarkt bräuchte man keinen Termin, da ja sicher viele Spontan zum Einkaufen kommen und dabei gleich ihr Tier scheren lassen, fuhren wir aufs Geratewohl dort hin. Natürlich hätten sie erst um 10 Uhr Zeit gehabt. So nutzten wir die Zeit, um wieder neue Dosen einzukaufen, denn sonst hätte ich mit meiner Helferin in spätestens 14 Tagen wieder hinfahren müssen. Währenddessen „parkten“ wir Isidor im Tiersalon, wo er fiedlich in seiner Box schlief. Dann kam doch schon um halb zehn eine weitere „Tierfriseurin“ dazu, die sich spontan Isidors annahm. Er ließ sich einfach aus der Box heben, machte keinerlei Anstalten, sich zu wehren, denn für ihn war das keine typische „Tierarzt-Umgebung“, und so hatte er keine Angst. Die Tierfriseurin war sehr ruhig und strahlte das auch aus. Er ließ sich alles gefallen, schaute sich neugierig um, und sie konnte ihn gleichzeitig festhalten und scheren, es war keine weitere Person vonnöten. Ich war total überrascht. Ich fragte die Frau, ob wir noch etwas „Wellness“ dranhängen sollten, damit er das gut in Erinnerung haben würde. Sie streichelte ihn noch ein bißchen und meinte aber, daß es für ihn besser sei, gleich wieder in die Box zu kommen, weil das sonst zuviel würde. Die kennen sich wirklich aus! Als er wieder zurück in die Box sollte, wollte er noch gar nicht rein und guckte sich noch eine Weile in der für ihn sehr neuen und interessanten Umgebung um. Das Futter, das ich ihm zur Belohnung anbot, nahm er auch nicht, wo er doch sonst so verfresen ist. Da gab es viel zuviel aufregende Eindrücke zu verarbeiten. Auch auf dem Heimweg blieb er ruhig in seiner Box, rumorte nicht, maunzte nicht, quängelte nicht.

Das Ganze kostete nur FÜNF EURO! Ich war so überrascht, ich dachte, so eine „Wellness-Behandlung“ würde an die 60 Euro kosten! Unter diesen Umständen macht es mir nichts aus, mit Isidor zum Tiersalon zu fahren und alle paar Wochen den Po ausscheren zu lassen, denn offenbar ist es weder für ihn noch für mich sonderlich zeit-, kosten- und kraftaufwendig! Das war aber wirklich mal ein Aha-Erlebnis!

Sonntag, 28. August 2011

Kampf den Capchas

Da ich gerne politisch aktiv bin, habe ich öfter versucht, Aufrufen zu folgen, Petitionen zu bestimmten Themen zu unterschreiben. Dafür muß man auf die Seite des Bundestages gehen. Um sich registrieren zu können, muß man, nachdem man eine Reihe von Angaben gemacht hat, einen Sicherheitscode in graphischer Form erkennen, um sich als Mensch zu authentifizieren. Für einen Blinden ist dies unmöglich, da die Sprachausgabe dieses Capcha genannte Zeichenwirrwarr nicht vorliest. Für einen hochgradig Sehbehinderten wie mich ist es "nur" nahezu unmöglich, da die Zeichen so verschnörkelt sind, daß man die Buchstaben und Zahlen nicht erkennen kann. So bin ich immer an dieser Barriere gescheitert, meinen politischen Willen ausdrücken und so am politischen Geschehen teilhaben zu können. Daher schrieb ich an den Bundestag und wies darauf hin, daß diese Barriere eine Diskriminierung Behinderter darstellt und die Petitionsseite nicht barrierefrei sei. Ich erhielt einen mit der Post verschickten Brief, in dem ich recht bestimmt darauf hingewiesen wurde, daß ich NICHT diskriminiert würde. Geschehen ist aber nichts, und ich bin immer noch auf fremde Hilfe angewiesen, wenn ich mich dort registrieren möchte. Bisher habe ich es noch nicht angepackt, einmal mit einer meiner Helferinnen den Registrierungsvorgang durchzuführen, damit ich dann als registrierter Nutzer ohne weitere fremde Hilfe bei allen Petitionen mitmachen kann.


Bei Blogspot muß man ebenfalls so ein Capcha in ein Feld eintragen, wenn man einen Kommentar schreiben will, aber bislang konnte ich diese graphischen Zeichenketten recht gut erkennen, da sie nicht ganz so verschnörkelt sind, und da sie sich öfter wiederholen. Es gibt auch die Möglichkeit, sich akustische Capchas vorspielen zu lassen, zumindest ist bei Blogspot ein Button hierfür vorhanden. Allerdings, wenn ich draufklicke, ertönt gar nichts.

Nun habe ich mich bei Facebook registriert, da unser Chor dort ist, und ich mehrfach eingeladen wurde. Ich habe Facebook bislang immer gemieden, da ich fürchtete, nur Zeit damit zu verschwenden. Vor dem Datenklau oder der Weitergabe sensibler Daten habe ich weniger Angst, da es ja in meinen Händen liegt, welche Namen und andere Daten ich preisgeben will, und man kann ja auch bestimmen, welchem Personenkreis welche Daten zur Verfügung gestellt werden. Da ich schon so oft auf Facebookseiten eingeladen wurde und anfangs fälschlicherweise immer dachte, man müsse erst selbst in der Lage sein, sich einzuloggen, um die Seiten anderer ansehen zu dürfen, überlegte ich schon, Mitglied zu werden. Und da ich dann langsam genervt war und sah, daß ich nicht mehr drum herumkam, habe ich in Gottes Namen nun den Schritt getan und mich ebenfalls registriert. Ich habe allerdings nur ein paar Tier-Fotos eingestellt, die auch nur "Freunde" ansehen dürfen. Wer "Freund" wird und wer nicht, bestimme aber ich. Auch verbringe ich keine Zeit damit, mich auf Facebook aufzuhalten und habe extra vermerkt, daß die Leute mich per Mail kontaktieren sollen, und daß ich selbst nichts an irgendeine Pinnwand hänge oder in irgendein Postfach schreibe, weil das zuviel Zeit kostet.

Nun war ich einmal bei meinen Eltern und bat meine Nichte, mir etwas bei meinem Facebook-Account zu ändern. Ich gab ihr mein Passwort, und sie loggte sich von ihrem PC aus ein. Drei Wochen später erhielt ich eine Mail von Facebook, daß ein Fremder sich von einem anderen PC aus bei mir eingeloggt habe, und ich daher nun gesperrt sei. Ich dachte, was ist, wenn ich einmal einen anderen PC nutze, oder wenn ich mal aus dem Urlaub oder von einem Internet-Café aus etwas bei Facebook ändern will? Darf man denn nicht mal mehr selbst bestimmen, von welchem PC aus man arbeitet? Ich finde das übertrieben, und es soll auch nur demonstrieren, wie sorgsam Facebook mit unseren Daten umgeht. Ich mußte mich also erst einloggen und wurde dann zu einer Seite geführt, auf der ich mich authentifizieren mußte, natürlich zunächst durch ein Capcha. Auch hier gab es die Möglichkeit, ein akustisches Capcha zu bekommen. Aber im Hintergrund war ein solches Gemurmel zu hören, daß ich die Zahlen, die in großen Abständen etwas deutlicher genannt wurden, partout nicht herausfiltern konnte, da ich mit dem Ausblenden von Nebengeräuschen insgesamt Probleme habe, was nicht vom Hören aber von der Wahrnehmung her schwierig ist. Außerdem kann ich mir so in die Länge gezogene Zahlenreihen nicht merken und muß daher einen Teil schon mal in das Kästchen tippen. Da ich hierfür aber meine Sprachausgabe nutze, die mir die Zahlen beim Eintippen vorliest, höre ich dann wiederum die Zahlen des akustischen Capchas nichtmehr. Kurzum: Ich bin zu "behindert" für Facebook. Wuff: Hier darf ich nicht hinein! Ich bat meinen Neffen, mir den Zugang wieder zu eröffnen. Er änderte mein Passwort, und so war ich wieder in den Stand versetzt, mein Facebook-Account zu "betreten". Aber als ich das nächste Mal rein wollte, tippte ich versehentlich mein altes Passwort ein. EIN einziger Fehler, den ich sofort bemerkte, aber als ich dann den Vorgang wiederholen wollte, war es schon passiert: Ich war wieder gesperrt! Normalerweise hat man drei Fehlschüsse, ehe man gesperrt wird, aber Facebook duldet nicht mal einen einzigen Fehler, sprich, bei Facebook wird nur den Unfehlbaren der Zutritt gewährt. Diesmal habe ich es sogar geschafft, das verschnörkelte Capcha zu entziffern und der Sesam öffnete sich! Mittlerweile hatte wohl mein Neffe versucht, sich einzuloggen, denn ich wurde wieder gewarnt, daß ein anderer versucht habe, sich bei mir einzuloggen, und es wurde eine Karte mit dem Standort gezeigt, von wo aus der Einlogversuch stattgefunden haben soll. Die Stadt, die hier angegeben wurde, ist aber völlig woanders, es sei denn, er wäre gerade mit seinem Laptop dort hin verreist gewesen. Das Ganze nimmt Züge einer polizeilichen Ermittlung an. Ich finde es absolut lächerlich, daß solche strengen Kontrollkriterien angelegt werden, die einem den Zugang zum „eigenen Haus“ fast unmöglich machen, während die Verbreitung von Daten oder der Schutz der Privatsphäre dann wiederum der Reife und Intelligenz des Individuums überlassen werden, je nachdem, ob er es schafft, die speziellen Einstellungen zu finden, um die Weitergabe von Photos und Weitergabe von Daten an Web-Spielevertreiber über „Freunde“ -- und das sogar ohne deren Wissen -- zu verhindern. Für die Authentifizierung von Personen schlage ich vor, anstatt der Capchas besser barrierefreie Verfahren einzusetzen. Denn es soll ja nicht geprüft werden, ob einer zu behindert für eine Seite ist, oder ob er den Fitnesskriterien der Betreiber genügt. Auf einer barrierefreien Seite habe ich beispielsweise die Testfrage gefunden: „Ist die Erde eine Scheibe?“ Darauf muß man dann – nur zur Sicherheit für die, zu denen es bislang noch nicht vorgedrungen ist – mit „ja“ antworten, also falls man zu einer fundamental-katholischen Sekte gehört, die das kopernikanische Weltbild noch immer nicht anerkennt, wird man dann zu dieser Seite auch keinen Zutritt bekommen. Aber immerhin hängt es dann von der eigenen Entscheidung ab, was man sagt und nicht vom körperlichen Vermögen, ob man gut genug dafür sieht oder hört.

Auch Rätsel würden sich gut machen, denn Webautomaten, Suchmaschinen, Robots oder Fakes können diese sicher nicht beantworten sondern nur echte Menschen. Da bieten sich einfache Rechenaufgaben an wie (in Worten, damit kein Internetrechner sie lösen kann): „Was ist drei plus sieben?“ Oder eben Fragen wie: „Es hat sieben Häute und beißt alle Leute.“ Oder:“ Was ist das: Morgens geht es auf vier Beinen, mittags auf zwei und abends auf drei Beinen?“ Immerhin war man laut griechischer Mythologie zu Stein erstarrt, wenn man diese Frage einer Sphinx nicht gewußt hat, . Es ist der Mensch, also falls jemand mal auf so eine Sicherheitsfrage stößt, hat er dieses Rätsel schon mal gelöst. Heute wird man nicht mehr zu Stein, aber man kommt halt dann nur nicht rein, das ist zwar ärgerlich, aber man überlebt es wenigstens. Es gibt aber sicher auch einfachere Rätsel, die dann barrierefrei genug sind, um nicht wiederum die Intelligenz oder die Belesenheit eines Menschen zum Aussonderungskriterium zu machen. Mir dürfte man beispielsweise nicht damit kommen, wer jetzt genau Minister für dies oder Jenes in England während des zweiten Weltkrieges war, oder welcher Feldherr in der Schlacht von XY wen geschlagen hat. Es gäbe aber einfache Aufgaben wie: „Welche Farbe hat ein Elefant?“ Oder: „Mit was schließt man eine Tür auf?“ Oder man fragt: „Welche drei Buchstaben kommen nach dem f im Alphabet?“ Der Kreativität sind hier keine Grenzen gesetzt. Beim Bundestag könnte man allerdings auch mal fragen: „Wer wählt den Bundeskanzler: Das Volk oder der Bundestag?“ Oder: „Wer wählt den Bundespräsidenten?“ Oder: „Wie heißt der Wohnsitz des Bundespräsidenten?“ Man muß ja nicht gleich fragen: „Was ist der Hammelsprung?“ Oder: „Wem gibt man die Zweitstimme?“ Das würde eine zu lange Antwort bedeuten, die ich nach jeder Wahl ohnehin wieder vergesse. Das wäre so, als würde man fragen: „Was genau ist Abseits?“

Es dürfte klar geworden sein, wo das Problem liegt, und wie man es lösen könnte, wenn man nur wollte. Jedenfalls finde ich mich nicht mehr länger damit ab, wie ein Hund draußen bleiben zu müssen, weil hier nur der Zugang für diejenigen gewährt ist, die sich zwar vielleicht nicht unbedingt benehmen können, die aber gucken können, denn das kann ein Hund auch. Die körperlichen Voraussetzungen sollten im 21. Jahrhundert und im Zuge der UN-Behindertenrechtskonvention nicht länger ein Teilhabekriterium sein.

Freitag, 26. August 2011

Das Datum ist Programm

Heute früh bin ich aufgestanden und wollte die Katzen füttern.  Da Riß schon das Ringele von der Katzenfutterdose ab.  Dann bin ich zum Metzger, da ich kaum noch Butter und Käse hatte.   Der Metzger hat auch  Brot und Brötchen.  Ich "gönnte" mir auch ein paar Scheiben Leberkäse in Scheiben fürs Brot, also keine  dicke Scheibe zum Rausbraten.  Ich kaufe sonst Leberkäse nur im Bioladen, da ich wegen der Dialyse phosphatarm essen muß, und der Bioleberkäse  nicht mit Phosphat konserviert wird.  Aber ein paar normale Leberkäse-Aufschnittscheiben vom herkömmlichen Metzger würden mir sicher auch mal nicht gleich schaden.  Das letzte Mal hatte ich das 2009, als ich im Rahmen meiner Führhundausbildung in einem anderen Dialysezentrum war.  Bei uns gibt es grauenhafte Wurst.  Das Essen sonst ist sehr gut, aber die Wurst ist speziell für Krankenhäuser angefertigt:  mit  bunten Tupfen drin, mit weißem Fettrand und sülzig.  Daher esse ich  an der Dialyse nur  Camembert- Brötchen, an anderen Tagen dann auch warmes Essen, aber wenn Brötchen, dann eben  NUR  mit Käse.  Als ich daheim ankam, hatte ich schon vor lauter Vorfreude  den Geschmack von dem Leberkäse im Mund.   Ich hatte  den ganzen Tisch gedeckt, als das Telefon läutete.  Ich weiß ja, daß die Katzen sofort  räubern, wenn man das Essen auch nur kurz aus den Augen läßt. So bin ich zum  Telefon geflitzt, hab es abgenommen und bin damit sofort zum Eßtisch zurück.  Die Tupperdose mit der Wurst war zu, bzw.  eine stapelbare andere Dose mit Käse war draufgesteckt, und ich hatte mich nicht erinnert, sie geöffnet  zu haben.  Am anderen Ende der Leitung war meine Mutter, die mich fragte, ob es bei uns auch so gewittert hätte.  Offenbar wollte sie nur nachsehen, ob ihr Kind der Blitz erschlagen haben könnte.  Ich dachte, es käme noch was Wichtigeres, aber das war's auch schon, was sie wissen wollte, und sie legte wieder auf.  Als ich dann nach dem Käse  das andere halbe Brötchen mit Wurst belegen wollte, war  die GANZE Wurst weg!  Ich war so wütend.  Der kleine Isidor lag zusammengerollt auf dem Stuhl mir gegenüber.  Als ich in  die Küche kam, stieg ich versehentlich auf die Reste der Wurstscheiben, die ich sofort wegwarf, denn ich wollte ihm nicht noch zur "Belohnung" den Genuß gönnen.  Schade, daß man ihn dann nicht mehr bestrafen kann, weil er's eh nicht kapiert, für was er ausgeschimpft wird.  Aber meinem Ärger habe ich gebührend Luft gemacht.  Ich bin dann sofort zum Metzger, habe mir ein ganzes Stück brot mit Wurst belegen lassen und es nach meiner Heimkehr sogleich im Kühlschrank verräumt.  Morgen brauche ich es nur rauszuholen und  reinzubeißen!  Der Metzger hat einiges, aber es ist immer umständlich, es zu kriegen.  Wenn ich Fleischküchle will, sind sie entweder "noch nicht fertig" oder "schon weg".  Daher muß ich das vorbestellen  und dann abholen.  Mit den Brotaufstrichen, die sie haben, verhält es sich ebenso.  Als ich das erste Mal am Morgen dort war, hatten sie "noch keine".  Ich dachte, vielleicht ist das zu was gut, daß ich nochmal hindackeln durfte, vielleicht sind wenigstens jetzt neue gute Brotaufstriche da, aber sie waren immer "noch nicht da".  Was für ein ACT, jedesmal so einen Terz machen zu müssen bloß für ein paar Sachen, die man mal essen will.  Wenn da jeder so ein Theater hätte, wenn er mal ein paar Hackfleischküchle will, oder wenn er mal Leberkäsaufschnitt haben möchte!  Auf dem Heimweg stand ein riesiger Laster mitten auf der Ampelkreuzung, und da noch etwas Platz zum Laufen war, und das Ungetüm partout keinerlei Anstalten machte, wegzurollen, und mein Wurstbrot sonst schon auf dem Heimweg in der brühenden Hitze vergammelt wäre, bin ich einfach losgelaufen, Gott sei Dank ist nichts passiert!  An so einem Tag....!

Heute ist Freitag der 26, also rechnerisch gleich zweimal soviel Pech.  Ich  wollte noch Obst kaufen, aber  es ist so brühend heiß, und die Hitze strahlt direkt von den Wänden ab.  Da ich mit dem Wurstbrot sowieso gleich erst mal heim mußte, weil es sonst auf dem Weg zum Obstladen in entgegengesetzter Richtung schlecht geworden wäre, bin ich nicht mehr raus, wer weiß, was mir dann noch passiert wäre.

Neulich habe ich die Batterien des Farberkennungsgerätes wechseln wollen.  Als ich die neuen einlegte, es war ein glattes Wunder, daß ich noch Batterien  der Größe AAA daheim hatte,  blieb das Gerät stumm.  Ich hatte mich eh schon gewundert, weshalb meine Hände so schmierig wurden.   Dann war auch noch der Kontakt zu der Batterie abgebrochen.  Ein Bekannter, der zu Besuch kam, fummelte alles so rein, daß der Kontakt dennoch bestand. Er meinte, die alte Batterie sei ausgelaufen.  Es ist schon eine Sauerei, daß bei einem Blindenhilfsmittel im Werte von 500 Euro solch lumpige Batterien verwendet werden!  Normalerweise müßten die ewig halten, da man ja das Farberkennungsgerät nur einmal täglich für ein paar Sekunden verwendet und dürften erst recht nicht auslaufen.

Vor einer Woche habe ich die Tür meines Gefrierschrankes aufgemacht, und alles kam mir entgegen.  Es war alles angewärmt und weich.  Als dann eine Bekannte kam, stellte sich raus, daß der Stecker gezogen war.  Ich selbst kann es nicht gewesen sein, da ich gar nicht genau weiß, wo der Wandstecker ist, denn ich habe den Gefrierschrank selbst an einem Verteiler angeschlossen.  Offenbar hatte die Putzfrau in ihrer unermeßlichen Weisheit den Stecker gezogen, um den Staubsauger einzustöpseln und dann auch noch vergessen, den Stecker wieder reinzutun.   Es waren lauter  Leckereien drin, die mir meine Mutter eine Woche zuvor mitgebracht hatte: Butterhörnchen, Fleischküchle, Pfannkuchen, Bohnen und Wienerle.  Gott sei Dank waren die Sachen nur so weit aufgetaut, daß sie kühlschrankwarm waren, als wären sie also mal einen Tag im Kühlschrank gewesen.  Es wäre ein Jammer gewesen, wenn ich all die guten Sachen  hätte wegwerfen müssen.   Ich  berieche alles vorsichtshalber, wenn ich es raushole und esse alles möglichst schnell weg.  Bisher lebe ich noch!  Das war aber nicht am Freitag den 26. "g"

Die Fleischküchle passen kalt gut zu dem tschechischen Senf, den ich geschenkt bekam.  Eine Krankenschwester wollte auf CD einige Spanischsätze haben, da sie mit ihrer Familie Urlaub auf Mallorca macht.  Als ich alles auf mein  Notizgerät aufgesprochen und dann auf CD gebrannt hatte und nachprüfen wollte, ob sie auch geht, ertönte Kuhglockengebimmel und Gejodel!  Es stellte sich raus, daß eine andre CD gebrannt wurde.  Ich hatte ein paar Wochen zuvor versucht, von einem Bekannten den "Watzmann" von  Wolfgang Ambros zu kopieren.  Das hatte nicht geklappt.  Offenbar war aber in einem Puffer oder einem Cache diese CD komplett aufbewahrt worden, und so wurde der Watzmann mit samt den Spanisch-Wendungen auf CD gebrannt. Das hat mich so gefreut, daß ich nun doch noch auf diesem Wege den  "Watzmann" bekommen habe sowie die Dylan-Übersetzungen vom Ambros, die auch noch auf der CD waren.   Als ich dann nochmals die CD brannte, kam nur das Spanische.  Merkwürdig ist doch die Technik.  Zum Dank also bekam ich den Senf. Ihre Kinder hatten mir extra etwas "geopfert" was sie selbst total gerne essen.  Angeblich würden sie 10 dieser Dosen pro Jahr verfuttern, zu Kartoffeln, Reis, Nudeln etc.   Ich habe also diesen Wundersenf  probiert.  Die Dose ist so groß, daß ich dafür wohl Jahrzehnte brauchen werde.  Anfangs dachte ich, was ist denn daran so besonderes.   Aber als ich ihn dann zu den kalten Fleischküchle aß, schmeckte er ausgezeichnet.  Mal sehen, ob ich etwas unters Volk bringe und ein paar Leuten was davon abgebe, denn alleine schaffe ich das nicht, aber er ist schon recht gut. Als Kind konnte ich Senf nicht ausstehen, daher wundert es mich, daß die Kiddies da so scharf drauf sind.  Heute mag ich Senf sehr gerne zu Wienerle oder Bratwürsten und zu Hackfleischküchle.

Ein Gutes ist noch passiert, für unsere Chorfahrt nach Berlin habe ich eine Dialyse.  Ich hatte schon im   März dort angerufen, denn ich habe 100 Euro Anzahlung für die Pension machen müssen.  Da wäre es saublöd gewesen, das Geld zu löhnen, und hinterher hätte ich keinen Dialyseplatz gehabt und hätte nicht mitfahren können.  Ich bekam also die Adresse unserer Pension, so daß ich in der Nähe eine Dialyse finden konnte.  So  lange vor einem Termin können die meistens noch gar nicht sagen, ob man kommen kann.  Aber sie überlegte damals: "Ich bin mal mutig und sage ja."  Ich solle im August nochmals anrufen.  Das tat ich, und da meinte sie: "Ja, Sie stehen schon drin!"  Sogar meine gewünschten Schichten habe ich  bekommen und kann vormittags dialysieren, damit ich dann am Freitag zu den Besichtigungen mit kann und am Samstag das Konzert auch mitsingen kann.   Sonst hätte ja die Fahrt gar keinen Sinn gehabt!  Ich hab mich so gefreut.  Und dann gab sie mir die Adresse eines berliner Taxiunternehmens, das mich von der Pension zur Dialyse bringen soll.  Aber meine Frage, ob sie mich nach der Dialyse zum Stasigefängnis fahren könnten, und ich dann das draufzahle, ab da, wo die Strecke anfängt, die die Kasse nicht übernimmt, war die schroffe Berlinerin total überfordert.  Da ich freitags und samstags dialysiere, stellten die sich an, denn sie hätten ja keine Termine frei.  Da war die Sache eh erledigt.  Ich ruf also nochmals bei derDialyse an und frage nach einem anderen Taxi.   Die Heinzelmänner erklärten sich also dann bereit für die Fahrt ohne zu murren, ja, da gäbe es zwar Probleme, aber sie würden einfach einen  Fahrer mehr einstellen. Ja, und sie würden mich natürlich zum Stasigefängnis fahren. Als ich sagte, daß sie mich bei einem Restaurant in der Nähe rauslassen sollten, damit ich vorher noch was essen kann, meinte er: "Wir werden Sie schon irgendwo rausschubsen."  Das  ist wohl die Berliner Art.   Gott sei Dank hat das alles geklappt.  Als ich dann den Antrag zur Kostenübernahme des Taxis von der Pension zur Dialyse stellte, kam DREI Tage später schon die Genehmigung der Kasse!  Auch die E-Post hat geklappt, mit der ich das Schreiben versendet habe.  Das hat sich nach soviel Heckmeck nun wirklich gut eingeschliffen, und die E-Postbriefe funktionieren mittlerweile sehr gut und zuverlässig.

Nun habe ich noch versucht, bei Facebook "heimisch" zu werden, und davon handelt dann der nächste Blogeintrag.