Sonntag, 21. März 2010

Früher Urlaub dieses Jahr in der Türkei

Wo wir doch im letzten Post beim Angehen von vorhaben waren, kommt gleich noch eines hinterher. Ich hatte im Diatra-Journal für Nierenkranke einen Artikel über einen gelungenen Antalya-Urlaub gelesen. Da dachte ich mir, da könnte ich doch mal anrufen. Ich sprach darüber mit einer Schwester an der Dialyse, und die gab mir noch einen anderen Prospekt mit. Zunächst setzte ich mich also mit dem Zentrum aus dem Prospekt in Verbindung, da es eine E-Mail-Adresse gab, und ich nicht in die Türkei telefonieren wollte. Aber als ich dann erwähnte, dass ich viermal Dialyse und auch noch HDF mache, da kamen Zweifel auf, ob die Kasse das bezahlt. Als ich nach Kombi von Dialyse u nd Hotel fragte, wußte die Dame nichts von solchen Angeboten. Normalerweise zahlt die Kasse 3,2 Dialysen, und wenn das Zentrum mehr macht, ist das deren Sache und Großzügigkeit oder deren Budgeteinteilung. Gastdialysen werden aber meines Wissens einzeln abgerechnet, daher klappt es da immer mit HDF, während es bei Klinikaufenthalten nie mit HDF geht, da sie nicht extra gezahlt wird, oder wie auch immer. Jedenfalls dachte ich dann, jetzt ruf doch mal bei dem Zentrum aus dem Diatra-Journal an. Das war aber eben eine türkische Nummer. Leider funktionierte BLuerate nicht, wo ich noch ein Guthaben billig abtelefonieren hätte können. So biß ich in den sauren Apfel und wählte die lange Nummer. Am anderen Ende sagte eine Frau: „Ich hab Ihre Nummer auf dem Display gelesen, ich rufe zurück.“ Die hat wohl eine Auslandsflat, da sich das ja für die rechnet. So erklärte sie mir, dass das Hotel mit 10 Euro täglich von der Dialyse subventioniert wird, da in der Türkei die Dialyse weniger kostet. Die HDF würde in jedem Falle gezahlt unterbrach sie meine Ausführungen, ich solle einfach nur bei der Kasse den Antrag auf Kostenübernahme stellen. Ich sei sogar mit vier Dialysen im Vorteil, da sie ja dann mehr bekommen würden. Wie ich war sie der Meinung, dass ich besser im Frühling kommen sollte, da es bei uns noch kalt sei, das Wetter aber in Antalya wunderbar sei. Ich könne doch am 19. kommen, denn da sei auch ein nettes deutsches Ehepaar da, die sie bereits kenne, da sie schon mal da waren. Das Taxi vom Hotel zur Dialyse und zurück koste angeblich auch nichts. Ordnungshalber lasse ich mir da lieber mal eine Kostenübernahmebewilligung ausdrucken, denn da bin ich ein gebranntes Kind. Sie schickte mir alles per Mail zu. Nun mailte ich der Kasse den Antrag auf Kostenübernahme und warte auf Antwort. Ansonsten wackele ich da halt nochmal hin und bringe das Teil persönlich vorbei zum Genehmigen. Die Dame aus der Türkei, ihres Zeichens Tourist Manager bei dem Internationalen Dialysezentrum meinte aber, ich solle jetzt schon buchen, da das mit der Kasse ja zu lange dauert, und es dann keinen Flug mehr gäbe, sie übernehme die volle Verantwortung, dass ich keinen Cent zuzahlen müsse. Ich hoffe, dass ich dann wirklich vier Dialysen mit HDF kriege, denn auf dem Anmeldeformular hat sie nur drei Dialysen a vier Stunden eingetragen. Ich habe das aber gleich wunschgemäß verbessert und hoffe, dass es dann keine Schwierigkeiten gibt. Einschlägige Erfahrungen mit Absprachen und Missverständnissen habe ich ja genug.

Nun war noch die Frage, welche Variante der Übernachtung ich nehmen sollte. Ich entschied mich für Halbpension, da ich dann auch mal etwas herumlaufen und mir die Stadt ansehen könnte und nicht zum Essen daheim sein musste bzw. das Essen verfallen lassen müsste. Sie schlug mir das Fünf-Sterne-Hotel Divan Talya vor, es sei ein reizendes Hotel, sie schickte mir auch gleich die Photos. Es ist ein mehrstöckiger Klotz, aber angeblich sei er direkt am Meer gelegen. Mal sehen, wie Photo und Wirklichkeit sich decken. Das Ganze, soviel ich verstanden habe sogar mit Flug, kostet für zwei Wochen 800 Euro. Die Reiseleitung sei kostenlos. Inwieweit dann für Extra-Ausflüge zu zahlen ist, muß ich noch genauer herausfinden, da steig ich noch nicht durch. Wahrscheinlich muß man dann noch jeweils 20-50 Euro extra zahlen. Da muß ich genu Geld mitnehmen. Sie riet mir zu zwei Wochen, da ich ja viermal Dialyse machen wollte, und mit Flug das Ganze sonst unrentable wäre. Ich denke, in einer Woche hätte ich auch viel rausgeholt, wie ich ja bei meinen anderen Urlauben berichtet habe, aber zwei Wochen für das Geld sind doch super.

In dem Infloblatt, das sie mir zumailte, wurde empfhlen, eine Auslandskrankenversicherung und eine Reiserücktrittsverischerung abzuschließen. Ob die dann aber die Nierenkrankheit ausschließt, und falls ich dann kurz vor Reiseantritt einen neuen SHunt brauche, nicht zahlt, blelibt dahingestellt. Auch solle man sich bei der Rettungsfliegergesellschaft anmelden, wenn man auf der Transplantationsliste steht, falls ein Organ da sei, und man schnell heimgeflogen werden müsse. Das wollte ich eh schon länger mal machen.
Nun kam noch die Frage auf, ob ich noch einen gültigen Paß habe. Als mein Taxifahrer draufsah, stellte sich heraus, dass, oh Schreck, sowohl Paß als auch Personalausweis bereits im Jahr 2008 abgelaufen waren. Nun hörte ich, dass es sechs Wochen dauert, bis man einen neuen Paß erhält, da die biometrischen Photos so lange brauchen. Meine andre Taxifahrerin meinte dann noch, sie habe nur einen neuen Paß erhalten, weil sie das Ticket für den Flug vorlegen konnte, welches die auch einsehen wollen. Ansonsten müsse man bis zum 15. April warten, oder man muß sich einen Termin geben lassen und es gut blegründen. In Panik hab ich gleich einen Brief an das Ordnungsamt aufgesetzt und ihn an meine Betreuerin gefaxt. Denn meine Helferin geht ja dann Mittwoch mit mir Einkaufen, und vielleicht können wir da einen Termin beim Einwohnermeldeamt bekommtn, um den Paß zu beantragen. Das biometrische Photo lasse ich am Montag machen. Ich treffe mich mit einer Freundin zum Frühstück, und da ist wohl in der Nähe so ein Photoladen, wo man das billig und schnell machen lassen kann. Ich kann nur hoffen und beten, dass alles noch rechtzeitig fertig ist. Der Flug ist jetzt für den 17. angesetzt. Ich muß aber noch die genauen Daten wie Kontonummer, Name des deutschen Reisebüros etc. erhalten. Ich bin jetzt schon ganz aufgeregt, ob auch alles bis dahin klappt, und ob dann in Antalya auch alles funktioniert und relativ reibungslos abläuft. Bisher hatte ich ja immer traumhafte Urlaube. Möge dieser auch so toll in meiner Erinnerung bleiben.

Die Irgendwann-mal-Liste oder wie schön es ist, seine lang anstehenden Vorhaben anzugehen

Für dieses Jahr habe ich mir vorgenommen, endlich mal all die Sachen zu erledigen, die ich schon immer mal tun wollte, aber für die im Alltagsrhythmus doch immer keine Zeit ist.

So habe ich nun endlich all meine CDs, DVDs, Videos und CD-ROMs gekennzeichnet, da ich nun wirklich die Aufschriften fast gar nicht mehr lesen kann. Da ich ja das persönliche Budget beantragt habe, um eine Helferin zu bekommen, habe ich das gleich auf die Liste der Dinge gepackt, die ich von einer solchen Helferin haben will. Der Bezirk meinte aber, dass solche Dinge wie Beschriftungen nichts mit Eingliederungshilfe zu tun haben, und dass dafür ja der Blindenbund zuständig sei. Somit bin ich also damit zu den Zivis und zum Rehalehrer des Blindenbundes gegangen, wobei die Zivis vier Euro pro Stunde kosten, während der Rehalehrer umsonst ist. Sie teilten sich die Arbeit gut auf. Zunächst einmal musste ein passendes Etikettiersystem her. Schon letztes Jahr hatte ich probiert, all meine o.g. Sachen zu beschriften. Erst hatte ich einen Aufsatz für mein Notizgerät gekauft, womit man RFID-Tags lesen konnte. Aber das Ding war nicht so nach meinem Geschmack und nicht ideal für meine Bedürfnisse. Die Etiketten waren zu groß, zu empfindlich, es dauerte ewig, bis man mal hörte, was auf dem Etikett war, und zeitweise kam gar nichts. Ärgerlich war auch, dass manche RFID-Tags diselbe Nummer hatten, so dass man auf zwei Etiketten nur dasselbe aufspielen konnte, bzw, dann eben nur ein Etikett nutzen konnte, das andere konnte man dann wegwerfen. Es half mir die Frau, für die ich schon öfter was übersetzt hatte. Das alles durften wir dann nochmals machen, und zwar aus folgendem Grund: Während meines Urlaubes in der Schweiz 2008 hatte ich mein Diktiergerät kaputt gemacht, (Siehe Landschlacht – Ein toller Urlaub) . Das Gerät schickte ich ein, wusste aber mal wieder nicht, dass man die Datei mit den Etikettenaufsprachen besser auf dem PC gesichert hätte. Zurück kam dann ein Diktiergerät, das in seiner Sprachführung auf Italienisch losplapperte. Als ich das reklamierte, schickte man mir die deutsche Software. Man hatte mein Gerät beim Reparieren verwechselt oder mir gleich ein neues Gerät gegeben, ohne, dass ich das wusste. Somit waren all meine Etikettenaufsprachen dahin! Wir mussten alles nochmals machen. Als Trostpflaster bekam ich schweizer Schokolade, da das Diktiergerät aus der Schweiz ist. Aber dennoch kamen immer wieder dieselben Probleme, die Etiketten waren schnell kaputt, waren zu groß und gaben oft gar nichts mehr von sich.

Daher dachte ich, Du könntest auch ein Dymoband nehmen und Punktschrift darauf machen. Damit hatten wir bei einigen älteren CDs bereits angefangen, um mich zum Lesen der Punktschrift zu motivieren, damit ich an meine Musik ran kam. Viel half das nicht, denn meine Feinmotorik wird auch durch Motivation nicht besser. Ich kann aber dennoch die CD-Beschriftungen und sogar Medikamentenbeschriftungen in Punktschrift lesen. Habe jetzt sogar einen Punktschrift-Wandkalender, wobei das mühevoll aber dennoch gut geht. Leider entpuppte sich die Variante mit dem Dymoband daher als unpraktisch, da ich die Schutzfolie vom Dymoband nicht abbekam, damit die klebrige Schicht zugänglich war. So bestellte ich eine Rolle mit in gewissem Abstand aufgeklebten Etiketten. Die sind aber sehr dünn, daher wollte ich es erst gar nicht versuchen, sie in eine Punktschriftmaschine einzuspannen. Auch kamen Etiketten auf einem Bogen, aber es gab keinerlei Angriffspunkt, wo man die Etiketten abziehen kann, da sie keinen Zwischenraum von Etikett zu Etikett haben. Solche Kleinigkeiten werden mir zum Hindernis. Eine Punktschriftmaschine, die sogar aus zweiter Hand noch einiges kostet, hatte ich auch noch nicht. Es gibt nicht viele, die ich bedienen kann, da ich Probleme habe, das Papier einzuspannen, und schon gar nicht zu reden von einem Dymoband oder einer Rolle. Eine Prägezange, wo das Dymoband eingespannt wird, ist ebenfalls umständlich, da man beim Beschriften den Zeiger immer zu dem entsprechenden Buchstaben drehen und dann drücken muß. Da säße ich ewig an meinen CDs, DVDs etc. Ich hörte von einem neuen Etikettierstift, der ebenfalls mit Aufsprache funktioniert. Nach Erkundigungen über andere Systeme, die ebenfalls nicht für mich in Frage kamen – bei einem musste man immer den PC anlassen, das andere kostet 3000 Euro und dient auch noch zum Lesen der Strichcodes auf Lebensmitteln, wobei man es nur unter dieser Bedingung von der Kasse verordnet bekommt mit viel Kampf obendrein --- entschied ich mich also für dieses von einem Blindenversand angebotene Gerät. Mittlerweile gibt es da noch ein billigeres aus England, aber darüber weiß ich nichts. Die Etiketten waren durchnumeriert, so dass es nur einmal vorkam, dass eines doppelt war und daher weggeworfen werden musste. Das Gerät ist mit einem USB-Anschluß versehen, womit man es an den PC hängen kann, und auch das Laden geht hierüber. Man hält das Gerät in Form eines Stiftes an ein Etikett, dabei gibt es einen Ton von sich. Dann drückt man auf Aufnahme und sagt beispielsweise: „Reinhard Mey – Alles geht“. Das gerät spielt den Text vor, so dass man weiß, dass es aufgenommen hat. Hält man den Stift dann irgendwann wieder an dieses Etikett, hört man wieder: „Reinhard Mey – Alles geht“. So verfährt man, bis alles beschriftet ist. Es gibt auch feste Chips, auf die man Etiketten aufkleben kann. Der Nachteil der Etiketten ist nämlich, dass sie nicht mehr heile abzuziehen sind. Auf dem Chip bleiben sie dann, und den Chip selbst kann man mit Leukoplast an einem Lebensmittel festmachen, das Etikett besprechen, und wenn die Dose leer ist, darf man halt nicht vergessen, den Chip abzuziehen und aufzuheben, um das darauf klebende Etikett bei Gelegenheit wieder zu überspielen. Wenn etwas auf dem Etikett drauf ist, gibt das Gerät einen Warnton, aber man kann es dennoch überspielen, wenn man möchte. Diesmal habe ich alles sofort von meinem PC-Mann auf den PC spielen lassen, damit mir das nicht nochmals passiert, dass alles verloren geht. Nun ist dies vollbracht. Es gibt auch waschfeste Etiketten. Bald kommt der Rehalehrer, und wir beschriften alle meine Tiefkühlsachen mit Hilfe der Chips, da ich diese auch nicht immer auseinander halten kann.

Weil der Rehaman schon mal da war, haben wir dann auchgleich meine Wohnung ausgemistet und alles rausgeworfen, was ich nicht mehr brauche: CDs, Disketten, Bücher, Stoffe etc, alles, was ich wohl nie mehr nutzen werde, aber was man halt dennoch aufhebt, weil man denkt, man könne es irgendwann mal brauchen. Das ging sogar sehr schnell.

Dann habe ich mich noch an eine größere Sache herangewagt, die ich schon immer im Hinterkopf hatte, aber an die ich mich nicht so rangetraut habe. Ich habe mir ein 3,5-Klinkenkabel „zweimal Männchen“ gekauft, um es an mein Diktiergerät und eine externe Audioquelle anzuschließen. Man kann nämlich mit meinem Diktiergerät auch analoge Tonträger in digitale umwandeln. Man muß nur etwas umständlich am Diktiergerät den Kopfhörerausgang mit drei gleichzeitigen Tastendrucken in einen Line-in-Eingang verwandeln und dann eben aufnehmen, was man angeschlossen hat. Ich habe eine große Kiste mit 12 Kassetten eines Hörbuches, das ich zwar sehr interessant finde, dessen Format mir aber schon lange ein Dorn im Auge war, und welches ich gerne auf einem etwas kompakteren Tonträger speichern wollte, nämlich auf CD. Ich setzte mich also tatsächlich hin, nachdem ich von der Firma nochmals die Gebrauchsanweisung als Word-Dokument erhalten hatte, nahm die notwendigen Umstellungen vor und nahm auf. Das Ganze geht nur in Echtzeit, und daher muß man schon ziemlich lange sitzen und aufpassen wie ein Schießhund, wenn die Kassette um ist, und man sie wenden muß. Das verpasste ich einige Male. Aber das Hörbuch war interessant, und es war schön, es mal wieder zu hören. Es ging sehr schnell, obwohl es teilweise 90er und wohl auch 60er Kassetten waren. Da ich gerade bei einem Radioprojekt für Blinde mitmache, habe ich gelernt, mit audacity zu schneiden. So hängte ich das Di ktiergerät nach vollendeten Aufnahmen, die ich sogar kapitelweise und noch kleiner gemacht habe, und spielte die einzelnen MP3-Dateien mit audacity ein. Dann suchte ich die störenden Stellen wie „ENDE SPUR EINS KASSETTE ZWEI BLABLABLA“ und schnitt sie, so gut es ging, heraus und exportierte das Ganze dann wieder in eine gleichnamige MP3-Datei. Dazu hatte mir der PC-Mann noch so ein Lame-Ding herunter geladen. Ich bin noch nicht ganz damit fertig, da es sehr umständlich ist. Aber wenn man jeden zweiten oder dritten Tag drei-vier Dateien macht, wird man auch fertig, und der Berg wird kleiner. Von 37 Dateien sind schon 29 fertig.

Dasselbe will ich dann noch mit einem anderen Hörbuch aus drei Kassetten machen, nun bin ich ja geübt. Dann möchte ich noch ausprobieren, eine DVD abzuspielen, und dabei das Kabel zwischen Kopfhörerausgang des Fernsehers und Eingang des Diktiergerätes zu klemmen, um mal einen Hörfilm auf MP3 zu wandeln. Denn einige Blinde haben keinen DVD-Player und brauchen ja nur die Ton-Datei. Man bekommt auf eine CD unendlich viele M P3-Hörfilme. Dafür habe ich mir jetzt endlich mal wieder einen DVD-Player gekauft. Der erste, den ich wollte, war ja mal wieder nichts, und ich musste ihn umtauschen. Aber nun habe ich endlich einen super DVD-Player mit Blu-Ray, der auch alle gebrannten und gekauften normalen DVDs abspielt. Der erste wollte nur die Kauf-DVDs schlucken, und ich will nicht immer alles kaufen sondern brenne auch viel.

Und ein großes Vorhaben sind wir nun endlich auch angegangen, es ist ins Rollen gekommen. Da ich ja wieder einen Wasserschaden hatte und so ein blödes Trocknungsgerät im Bad ertragen musste, hat meine neue Helferin gemeint, dass wir doch mal nach einer anderen Wohnung suchen könnten. Als dann auch noch die Verwaltung zum dritten Mal wechselte, niemand weiß, wo ich jetzt meine Stromrechnung für das Trocknungsgerät einreichen soll, da niemand weiß, wer der neue Verwalter ist, war ich nun REIF und habe sofort meine Betreuerin angerufen. Die beantragt jetzt einen Wohnberechtigungsschein. Wir haben bei drei Wohnungsbaugenossenschaften ein Online-Formular ausgefüllt, bei zweien werden wir persönlich vorbeischauen. Vielleicht klappt es dann auch mal mit einer neuen Wohnung.

Es haben sich schon wieder viele neue Vorhaben auf der Irgendwann-mal-Liste hinten angestellt, wie eben das mit den DVD-Aufnahmen auf MP3, ein Umzug usw.

Ich bin aber so froh, dass ich das alles jetzt mal angegangen bin, denn es bleibt immer im Hinterkopf und unbewusst nagt es doch immer an einem. Wenn der Berg dann zu groß wird, dann läuft man Gefahr, zu kapitulieren und zu sagen, das wird ja doch nichts. Wenn man es aber mal geschafft hat, diese aufgeschobenen Dinge anzugehen, dann ist man doch ganz schön erleichtert und froh, so was geschafft zu haben.

Der Etikettenleser ist wirklich super, ich profitiere wirklich sehr von diesem Hilfsmittel, und ich freue mich jeden Tag, wie einfach es nun wieder ist, meine heiß geliebten CDs, DVDs und Videos zu hören. Übrigens habe ich gleich gemerkt, dass ich zwei Videos doppelt hatte, da ich schon lange nicht mehr sehen konnte, welche Titel ich habe und welche nicht. Der Verkauf von alten Videos, CDs, DVDs etc. ist schon in Arbeit!

Donnerstag, 4. März 2010

Eine GANZ normale Anschaffung

An den Elektrohandel:

DVD-Blueray-Spieler


Absurdistan, 2. März 2010-03-02


Sehr geehrte Damen und Herren,


vor ca. 2 Wochen erkundigte ich mich nach DVD-Playern mit Blueray-Funktion. Da ich schwer sehbehindert bin, suchte ich u.a. auch ein leicht bedienbares Gerät mit übersichtlicher Fernbedienung. Ich zog die Geräte Samsung BDP 1580 für 129 Euro und den Panasonic BMP BD 60 EGK für 179 Euro in die engere Wahl, wollte aber nochmals mit einer Beratungshilfe wieder kommen und am Monatsende eines der beiden Geräte erstehen. Ich versicherte mich mehrmals beim Verkäufer, ob diese Geräte immer da seien, oder ob sie schnell ausverkauft sind. Mir wurde versichert, dass immer ein Gerät da ist. Als ich heute am 2. März mit meiner Helferin zum Auswählen eines der beiden Geräte kam, entschied ich mich auch aufgrund der leichteren Bedienung des Frontpannels am Gerät für den weiter oben bezeichneten Panasonic. Und wie mein Glück so spielt, war, obwohl ich mich vorher versichert hatte, genau dieses Gerät nicht mehr vorrätig. Es gab nur noch das Vorführgerät. Ich wies den Verkäufer darauf hin, dass ich mich damals extra abgesichert hatte, ob immer ein Gerät vorhanden sei. Meine Helferin schlug vor, dass ich das Vorführgerät verbilligt erhalten könnte. Der Verkäufer erkundigte sich und kam mit dem typisch deutschen Satz zurück: Ich habe meine Anweisungen vom Chef, das Gerät kostet genauso viel wie ein neues Gerät. Ich hatte vor einiger Zeit ein Licht-Therapie-Gerät in Ihrem Haus erstanden, wobei sich die eine Filiale extra in der anderen Filiale erkundigt hatte, ob ich das dortige allerletzte Vorführgerät dieser Reihe verbilligt haben könnte, und dies hat damals funktioniert. Daher verstehe ich nicht, warum Ihre Position diesmal so unverrückbar blieb.

Mir wurde heute vorgeschlagen, doch ein zweites Mal zu kommen, wenn der Panasonic wieder vorrätig sei. Ich bin fast blind und schwer nierenkrank mit Dialysepflicht. Ich brauche daher zum Einkaufen eine Hilfe, die ich bezahlen muß. Hierführ steht mir ein begrenztes Budget zur Verfügung. Wäre ich nochmals gekommen, hätte ich die Helferin nochmals für ihre Zeit vergüten müssen, und ich hätte wertvolle Zeit für andere Hilfen nicht mehr zur Verfügung gehabt.

Nun stellte sich heraus, dass der Samsung, den ich nun zwangsläufig gekauft habe, da ich aus oben genannten Gründen nicht nochmals kommen konnte, bestimmte meiner DVDs und sVCDs und VCDs nicht annimmt.

Bei mir kommen zwei gravierende Sonderfälle zusammen: Ich brauche einen immensen Hilfeaufwand und Organisationsbedarf, um mir etwas zu besorgen, was sich ein Gesunder einfach mal so mühelos kaufen kann. Und ich habe dabei auch immer noch besonderes Pech, dass zum einen die Sachen dann trotz Absicherung nicht vorrätig sind, und dass die Dinge, die ich dann erstehe, nicht den Anforderungen entsprechen. So ist es mir oft so ergangen, dass ich dreimal ein Gerät umtauschen musste, da es entweder Mängel hatte oder nicht die Merkkmale hatte, die ich brauchte, was sich erst nach dem Kauf herausstellte. Dies erfordert einen extrem hohen Aufwand, entweder Taxikosten oder Helferkosten, und dann noch die Kraft, alles zu organisieren, wobei dann auch noch oft Pannen auftreten. Dies ist meiner ohnehin sehr angeschlagenen Gesundheit sehr abträglich.

Ich finde es schade, dass der Deutsche nicht ab- und zugeben kann und die besonderen Umstände einer hilfsbedürftigen Person berücksichtigen kann und nur geradeaus nach seinen Anweisungen handelt.

Ich möchte, dass Sie hier eine Lösung finden, dass ich zu dem Gerät komme, mit dem ich zufrieden sein kann, und welches meinen Anforderungen entspricht. Ansonsten muß ich mir einen Laden suchen, der für meine schwierige Lage bessere und flexiblere Bedingungen hat. Nun hatten wir im Laden nicht die Zeit, all meine Besonderheiten vor einem wildfremden Verkäufer auszubreiten, dennoch müsste es doch möglich sein, erst recht bei Rücksprache mit dem Chef, den besonderen auch teilweise offensichtlichen Bedingungen eines Kunden gerecht werden zu können.

In Erwartung einer praktikablen Lösung verbleibe ich

mit freundlichen Grüßen

Ich finde, die könnten doch kostenlos zu mir kommen, ich zahle die 50 Euro mehr, die das andere Gerät kostet, und die tauschen das Gerät aus und installieren das andere kostenlos. Immerhin haben die das verbockt, daß kein anderes mehr da war, obwohl es versichert weurde. Wenn die sich weiter stur stellen, bringe ich das Gerät einfach wieder zurück und lasse mir das Geld auszahlen und kaufe meinen Favoriten woanders. Immer muß ich so viele Geräte hin- und hertransportieren, bis alles stimmt. Ein Billiggerät hat eine schwer bedienbare Fernbedienung und frßt alle DVDs, ein teures hat eine gut handhabbare Fernbedienung und ist aber heikel mit gebrannten CDs und DVDs.

Neulich wollte ich Katzenhaare von einer Bluse entfernen und einen Fusselroller kaufen. Mir wurde ein Geschäft empfohlen, das aber an einer recht schwierigen Kreuzung ist. So rief ich vohrer dort an und fragte, ob sie diese Art Fusselroller haben. Jaja, die habe man. So ging ich mit der Helferin hin, aber diesmal hatten sie keine Fusselroller mehr und müßten sie bestellen. So bestellten wir den Fünf-Euro-Fusselroller und kamken ein zweites Mal. Dabei konnten wir wenigstens noch ein paar Sparbirnen erstehen in eleganter Birnenform. Aber für jeden Scheiß dreimal rennen, das nervt langsam! Da ruft man extra an, um sich abzusichern, und dann ist es nicht da. Ein anderer gehtr einfach rein und hat Glück und kauft das Ding. Nun meinte meine Tierätztin auch noch, daß sie mit einer Zwei-Euro-Bürste von Obi, einer roten Samtbürste, alle Katzenhaare gut rausbekommt. So was hätte ich eigentlich noch daheim. Nun muß ich mal etwas ausmisten und eine Ordnung schaffen, wo man so lclhe Dinge immer gleich findet.

Das ist der GANZ normale Alltag, für GANZ normale Bestellungen, haha!

Trocknungsgerät

Seit Mittwoch ist endlich das Trocknungsgerät weg. Wir hatten mal wieder, na, was wohl? Ja, der Kandidat hat 100 Punkte, einen WASSERSCHADEN! Diesmal war der im fünften Stock. Ich bemerkte gar nichts. Der Eigentümer vom Verwaltungsrat schaute herein, ob bei mir Wasserflecken seien. Es wurde dann gemessen und eine zu hohe Feuchtigkeit festgestellt. Daher bekam jeder auf unserer Hausseite ein Trocknungsgerät in die Wohnung gestellt. Ich bat darum, zu berüchsictigen, daß ich Katzen habe, die sich nicht mehr aufs Katzenklo trauen, wenn es im Raum brummt, und daß ich als SEhgeschädigte über dieses Trocknungsgerät fallen könnte, weil mein Bad sehr klein ist. Sie gaben mir eines ohne Turbine. Die anderen Geräte bestanden aus zwei Komponenten, eben aus dem Trocknungsgerät und einer Turbine. Ich erhielt also das kleinere leisere Teil, das genau zwischen Toilette und Dusche paßte. Der Lärm war noch einigermaßen erträglich. Ich konnte auch die Türe zumachen, denn ich kam auf die glorreiche Idee, das Katzenklo in den Gang zu stellen und das Katzenfutter ins Bad. Dann konnten die Katzen ohne nerviges Gebrumm ihre Toilette machen. Es wurde ein Loch in die Decke gebohrt und ein Schlauch dort befestigt, der heiße Luft hineinbläst. Außerdem wurde in den Luftschacht, der im Bad für die Abluft eingebaut ist, ebenfalls ein Schlauch gesteckt.

Als ich nach einigen Stunden die Tür zum Bad aufmachte, dachte ich, mir haut es den Vogel raus! Es roch verbrannt und war total warm. Da rief ich den Nachbarn über mir, der das sogar mit Schnupfen roch. So rief ich umgehend bei dieser Trocknungsfirma an. Die kamen am nächsten Tag. Bis dahin sollte ich das Gerät ausgeschaltet lassen. Was mich auch beunruhigte war, daß das Stromkabel vom Gerät rund um das Bad bis zur Steckdose am Bad-Eingang führte. Ich hatte BEdenken, daß beim Duschen das Kabel naß würde, und dann würde ich das Bad unter Strom setzen. Am nächsten Tag kamen die Leute, und es stellte sich raus, daß der Schlauch, der in den Abluftschacht geführt war, herausgerutscht war. Es wurde besser, als ich die Türe immer einen Spalt offen ließ, und der Schlach mit einem Schaumstoff im Schacht befestigt wurde, der ihn einklemmte.

Nachts hatte ich Angst, daß das Ding explodieren würde. Einmal wachte ich auf und hörte ein Rascheln, und ich erschrak. Aber es war nur der Kater, der schnarchte und nicht etwa das im Explodieren begriffene Gerät. Der Lärm störte mich nicht, denn ich kann Lärm gut ausblenden, wenn ich mich auf etwas konzentriere. Aber mir war das DIng unheimlich, und ich wollte niht mal lin die Nähe des Gerätes gehen. Der Reha-Lehrer, der wegen der Etikettierung meiner CDs etc. am nächsten Morgen zu mir kam, versicherte mir, daß das Kabel so dick und so gut isoliert sei, daß wegen der Nässe im Bad nichts passieren könne.

Alllmählich gewöhnte ich mich an das Brummen, und nachts hörte ich es gar nicht, da ich ja im Schlafzimmer weit weg war. Ich duschte immer mit offener Türe, da ich nicht wollte, daß ich mit dem Ding alleine bin, und die Tür zu ist. Doof, aber ich wollte immer einen Fluchtweg haben. Nach zwei Wochen kam dann der von der Trocknerfirma und maß nach. Ich war so in meine E-Mails vertieft, daß ich ihn kaum wahrnahm. Da meinte er: "Sie hören, daß Sie nichts mehr hören!" Da fiel es mir erst auf, daß er das Gerät abgeschaltet hatte. Lärmtechnisch war es nicht so schlimm, aber das Katzenklo, das im Gang Dreck machte und bis ins Wkohnzimmer müffelte, das dauernde Gefühl, so ein fremdes Ding in der Wohnung zu haben, daß alles woanders stand, weil das Gerät Platz brauchte, das war schon nervig. Gott sei DAnk ist das vorbei.

Der STromzähler des Gerätes wurde am Anfang und am Ende abgelesen. Ich soll ein Stromkärtchen mit der KW-Zahl erhalten. Ich sollte auch meinen Stromanbieter informieren. Dann würde ich die Stromrechnung der Hausverwaltung einreichen und sollte mein Geld wieder bekommen. Der Stromanbieter, in meinem Fall Ökostrom, meinte, ich solle mit den KW-Stunden dann zur Hausverwaltung, die würden die Versicherung verständigen, die würden das zahlen. Ich machte ihm aber klar, daß ich ja von ihm den PREIS für diese KW-STunden bräuchte, um das bei der H ausverwaltung einzureichen. Das war dann wohl auch richtig. Ich hoffe, daß dies auch alles klappt. Ich hoffe auch, daß sie mir den vollen Preis zurückerstatten, da Ökostrom ja oft treurer ist, aber auch nicht mehr viel teurer als konventioneller Strom. Aber die Lauferei hat man doch wieder!

Jetzt kommen nur noch die Maler und der Sanierer und machen alles wieder zu. Ich hoffe, daß das jetzt aber wirklich der allerletzte Wasserschaden in den nächsten 10 Jahren ist! Ich erwäge, auszuziehen.

Ich sah mir auf Vorschlag meiner Taxifahrerin eine wunderschöne Wohnung in der Nähe in einer befahrenen Straße an. Sie wollte sie wegen des Lärms nichthaben. Ich fand, es war gut isoliert, und man konnte ja auch die anderen FEnster nach hinten raus öffnen. Die W ohnung war so süß, hatte zwei angrenzende Zimmer, ein BAD MIT FENSTER UND BADEWANNE!!!!, eine Küche mit Fenster, dreimal so groß wie meine. Die Wohnung war sieben Quadratmeter größer und achtzig Euro billiger als meine. Sie war fünf Minuten von der U-Bahn weg, fünf Minuten vom großen Bäcker, ach und ach und ach, aber er wollte niemanden mit Katzen!

Nun werde ich mal bei WBGs nachsehen, oder ich bleibe hier, es eilt ja nicht.

Ich platze bald!

Neulich sagte meine Taxifahrerin zu mir: "Wenn ich alles auf die Waagschale lege, haben Sie trotz Dialyse doch ein viel schöneres Leben als ich, ich muß nur arbeiten...." Wer meinen BLOG bisher gelesen hat, der weiß vielleicht eher, wie viel Anstrengung dieses "schöne Leben" kostet, und wie viele N iederlagen ich einstecken mußte, und wie hart ich oft dafür kämpfen muß, daß etwas Schönes herauskommt, und wieviel Mühe ich oft habe.

Ich muß dies nun loswerden, sonst platze ich und ersticke. Egal, wer das liest, ich habe niemanden, mit dem ich über so etwas sprechen kann, oder bei dem ich so etwas aussprechen darf. Vielleicht liest es ja jemand, und ich fände es gut, wenn es mal Leute zum Nachdenken bringen würde. Ich habe kein anderes Medium. Ich nutze dieses hier, als ob ich in den Wald ginge, ein Loch grabe und mein Herz ausschütte.

Es stinkt mir so, dass andere bei mir immer über ihre Zipperlein jammern. Sie sind kurzsichtig, haben Rückenschmerzen, ihre Augen haben sich um eine HALBE Dioptrie verschlechtert, es wird halt immer schlechter….

Ich will hier nun keinen Kommentar drauf oder begütigende und nachdenklich stimmende Worte an mich. Jedesmal, wenn ich dieses Gejammere in meiner Gegenwart höre, schreit es in mir: WAS SOLL dann ICH erst sagen!? Ich bin fast blind, bin an der Dialyse. Meine Knochen werden in Mitleidenschaft gezogen, ich muß dauernd Angst haben, dass man mir die Nebenschilddrüsen rausoperieren muß, meine Augen verschlechtern sich, ich sehe alles in Rosa und Grün, es flimmert mir vor den Augen, ich habe mit permanenter, ja, permanenter Übelkeit und Schwäche zu kämpfen.

Ich darf aber KEIN Wort davon sagen, denn man muß ja stark sein, man darf ja nicht jammern, man darf ja nicht klagen! Warum eigentlich nicht. Das versteht jetzt niemand, aber ich möchte einmal einen Ort haben, wo ich hemmungslos ohne Schan, ohne schlechtes Gewissen, ohne Schuldgefühle, ohne moralische Kommentare und Tröstungen mit erhobenem Zeigefinger jammern, heulen, hadern und so richtig klagen darf, so lange ich will, bis ich es selbst nicht mehr hören kann. Und ein Mensch wäre da, der nicht urteilt, mich nicht als Jammerlappen oder als schwach bewertet, mir keine Vorwürfe macht, mich nicht mit „anderen geht es noch schlechter als Dir“ Sprüchen tröstet. Auch wenn ich dafür nun wieder bestraft werde, wenn ich dies auspsreche: Ich möchte einfach mal jemanden haben, und bei jemandem sein, dem ich sagen darf: „Ich bin grad so traurig, komm, nimm mich mal in den Arm, es ist grad so furchtbar, und ich hab grad wieder eine schlechte Nachricht erhalten…“ Wer hat sich meine Sorgen über die Rückenschmerzen im möglichen Zusammenhang mit den Knochenproblemen angehört? Wer hört sich das an, dass es mir manchmal so schlecht ist?

Komisch, bei geringeren Zipperlein darf jeder herumjammern. Bei großen Krankheiten erwartet jeder, dass man es tapfer erträgt, und man ist moralisch verwerflich und schlecht, egoistisch und egozentrisch, dass man andere Außenstehende in so eine hilflose Lage bringt und sie mit seinen Dingen belastet. Somit muß ich immer ruhig sein und allen versichern, dass es doch nicht so schlimm ist, und weil ich das nicht so gut kann, bin ich egozentrisch und egoistisch und rücksichtslos.

Wie rücksichtslos ist es eigentlich, wenn mir andere laufend ihre Zipperlein vorklagen, mir ihre Krankengeschichten oder die ihrer Angehörigen vorbeten und in epischer Breite darlegen, und ich darf nicht unhöflich sein und sagen: „ICH mölchte aber Deine Geschichte nicht hören!“ Ich muß ja Verständnis haben. Wer hat eigentlich bei MIR so viel Verständnis und Mitgefühl? Ich kann nicht etwas weitergeben, was ich selbst in so geringem Maße erhalte.

Ich bin es Leid, laufend diese Standardsätze zu hören, wie: „OHNE Brille wäre ich genauso blind wie Du! Wenn ich meine Kontaktlinsen herausnehmen, bin ich auch ein Maulwurf.“ Na, dann laß sie doch drin! DU hast wenigstens welche, für MICH gibt es keine Kontaktlinsen mehr, die ich einsetzen und besser sehen könnte. Und überhaupt, diese Leute sehen doch OHNE Brille noch besser als ich MIT! Ich darf aber nicht sagen, dass dieser Mensch kein Recht hat, sich mit mir zu vergleichen, denn dann wäre ich ja arrogant. Ich glaube aber, dass anderen gar nicht bewusst ist, wie viel sie eigentlich noch haben. Wenn die meine Sehschärfe hätten, würden die sich wundern, von wegen, es geht uns doch allen so, wir sehen ja auch nichts!

Geht es anderen besser als mir, darf ich das nicht sagen, sondern ich habe gefälligst anzuerkennen, dass eine Brille und altersbedingte Kreuzschmerzen ja auch schon was Schlimmes sind, und ich muß das genauso werten, als wäre etwas Schlimmeres. Vielleicht würde mir das leichter fallen, wenn ich selbst genug an Anerkennung für meine Erkrankungen und Beschwerden bekommen würde.

Aber wenn ich jemandem begegne, der kränker ist als ich, dann muß ich mir anhören: „SEI froh, dass DU nicht GANZ blind bist, Du hast ja NUR mit den Nieren, ich habe ja viel mehr, sei froh, dass Du noch lebst,…..“ Ich darf nie einmal ein Wort über meine Beschwerden verlieren, ohne, dass ich irgendeinen blöden Trost oder diesen moralischen Zeigefinger erhalte, von wegen: Du kannst ja noch froh sein. Schäm Dich, wenn Du darüber ein Wort verlierst, WIE UNDANKBAR bist DU!

Aber auch das, was ich habe, ist doch schon genug! Warum darf ich mir nicht wünschen, dass dies auch mal anerkannt wird? Es ist ein Schlag ins Gesicht, wenn ich mit 100 ml Ausscheidung (normale Menschen scheiden 2-3 Liter täglich aus), hören muß: „IMMERHIN! Da können Sie sich ja noch richtig was erlauben im Gegensatz zu denen, die GAR keine Ausscheidung mehr haben!“ Niemand versteht, wie weh das tut. Und ich höre jetzt schon alle Gegenkommentare: „Die Leute meinen das doch nicht so, sie wollen Dich doch nur aufmuntern, sie sind doch nur hilflos…“ Jetzt soll ich wieder diese Leute verstehen, dass sie so reagieren. Wer versteht denn eigentlich mich? Ich bin in der dreifachen Hölle: Ich habe die Beschwerden, muß mir die blöden und ätzenden Äußerungen anhören und soll auch noch Verständnis dafür aufbringen und darf nicht verletzt darrüber reagieren! Wie soll ich das alles er-tragen?

Und überhaupt, wer von den Sehenden oder Nierengesunden bedankt sich denn dafür, dass er das nicht hat. Dieselben Leute erwarten von mir, dass ich mich beanke, dass ich nicht GANZ blind bin oder NULL Ausscheidung habe, und dass ich ERST (!) mit 38 an die Dialyse gekommen bin, und nicht, wie vielleicht 1% aller Dialysepatienten, schon im Kindes- oder Jugendalter! Ich finde dies eine Verzerrung der Situation! Ich soll mich bedanken, während Leute, die es besser haben, sich nicht bedanken brauchen!

Ich finde es Augenwischerei, nicht auch mal zuzugeben, dass es Menschen gibt, denen es besser geht als mir. Ich finde es nur fair, auch mal zu sagen: „Ja, es gibt viele, die es wesentlich besser haben.“ Dieser Quatsch, von wegen, dafür haben die halt andere Sorgen, und jeder hat sein Päckchen zu tragen, ist einfach unwahr. Es gibt viele, denen es wesentlich schlechter geht als mir. ABER VERDAMMT nochmal, es muß doch auch einfach mal gesagt werden dürfen, dass es auch Tausende gibt, die es einfacher haben. Das ist doch nur fair. Ich leide langsam an Realitätsverzerrung, mir fehlt jeglicher Bezug zur echten Realiltät, wenn diese Verhältnisse immer so schief dargestellt werden, als sei es normal, zur Dialyse zu gehen und so wenig zu sehen, und ich könne noch froh sein. Ich will nicht bedauert werden, ich möchte aber, dass die Realität einfach anerkannt und gewürdigt wird. Niemand versteht das! Es ist genauso, wie jemand möchte, der ein schweres Trauma erlitten hat, dass es gewürdigt und als etwas Besonderes angesehen wird, und nicht, dass jeder einem erklärt, dass das ganz normal sei, und man nur überempfindlich sei. Die Verweigerung dieser Anerkennung, dieser NÜCHTERNEN , ERNSTNEHMENDEN Anerkennung, ohne Mitleid oder Pathos, kann einen Menschen verrückt machen!

Es sind so Kleinigkeiten, die Kranke oft gesagt kriegen wie: Der soundso sieht jetzt gar nichts mehr, und ich hab es da noch besser. Da würde ich mir a uch mal wünschen, dass jemand mal sagt: Und da hab ich es noch besser als Du, bei dem, was Du hast. Es sind auch so Kleinigkeiten wie, dass mal jemand sagt: Das ist für Dich sicher blöd, wenn ich jetzt von meinen Zipperlein anfange.

Ich finde auch, dass sich andere etwas überlegen sollten, ob sie sich vor JEDEN einfach so hinstellen sollten und sagen: „MEIN GOTT, ich brauche eine Lesebrille, ich bin schon halb BLIND!“ Warum darf ich dann nicht einmal rausschreien, wie TAKTLOS ich das finde, und warum soll ich da immer so drauf reagieren, als sei das völlig normal für mich, nur, damit ich nicht als selbstmitleidige Behinderte ausgeschlossen werde!?

Und wenn wir grad schon mal dabei sind, es kotzt mich an, wenn ich bei Geburtstagen und Weihnachten und Neujahr immer höre oder lese: Ich wünsche Dir GESUNDHEIT! Ich bin nicht gesund, und die Leute sollen einfach mal überlegen, was sie zu wem sagen. Das hört sich jetzt an, als sei ich jemand, mit dem man nicht normal umgehen kann. Aber ist es normal, SO mit jemandem umzugehen!

Bei anderen wie meinem Bruder zum Beispiel, erlebe ich häufig, dass andere sich scheuen, ihn wegen seiner Krankheiten überhaupt zu fragen, wie es ihm geht, dass sie ihn nicht mit ihrem Kram belasten wollen, dass sie sich niemals wagen würden zu sagen: DAS geht mir doch genauso wie Dir!

Verstehe mich niemand falsch, ich höre gerne anderen zu, was sie für Probleme haben, und ich bin sowieso viel zu neugierig, als dass ich das nicht hören wollte. Aber dieser Unterton: Siehst DU, a ndere haben auch Sorgen, oder diese offen ausgesprochenen Vergleiche wie: DAS hast DU zum Beispiel nicht, siehst Du? Das tut weh!

Ich denke, wenn ich auch mal eine Schulter hätte wie oben beschrieben, wo auch ich mal schamlos und ohne Zensur, ohne Rat-SCHLÄGE und ohne Moral das schamlos aussprechen dürfte, was ich empfinde, und wenn diese Situation, in der ich bin, an der RICHTIGEN und ANGEMESSENEN Stelle eingeordnet würde, nicht mehr und nicht weniger, und wenn mir mehr zugestanden würde, auch mal traurig über all das zu sein, ohne, dass ich mich schämen muß zu jammern, dann hätte ich auch wieder mehr Kraft für die Leiden anderer.

So, nun hab ich es gesagt, und ich hoffe, das Loch, in das ich es hineingesagt habe, wächst zu, und es wachsen, wie in dem Märchen vom Prinz mit den Eselsohren, ein paar Weiden darüber, aus denen dann ein paar Instrumente gemacht werden, die das dann durch die Luft pfeifen, und es kommt da an, wo es hin soll!