Sonntag, 16. Mai 2010

Wieder heil aus Antalya zurück

Vom 10.-24. April war ich nun in Antalya. Ich hatte diesen Urlaub relativ spontan durchgeführt. Errst im März hatte ich mich dazu aufgerafft, mal in der Türkei anzurufen und wurde prompt kostenlos zurück gerufen. Da man mir empfahl, möglichst früh zu fahren, da es dann dort schon warm und noch nicht heiß, aber in Deutschland noch kalt sei, entschloß ich mich recht rasch, den Urlaub zu buchen. Zum Glück war die Genehmigung der Dialyse seitens der Kasse eine reine Formsache. Ein Taxi musste ich ebenfalls nicht genehmigen lassen, da die Transfers alle im Preis inbegriffen waren. Ein vorläufiger Personalausweis konnte noch rechtzeitig ausgestellt werden, ein Paß war nicht nötig.

Superschlau, wie ich nun mal bin, habe ich auch sofort Reiseschecks bestellt, da diese im Gegensatz zum Bargeld versichert sind. Wie toll ich damit in der Türkei an- und auskam, sollte sich noch zeigen.

Am Samstag fuhr mich mein Dialyse-Taxler dann zum Flughafen. Wir hatten die ganze Reiseprozedur generalstabsmäßig durchorganisiert. Ich brauchte ja Hilfe von Anfang bis Ende und bei den entsprechenden „Umschlagstellen“, so dass ich alles vorher mit den entsprechenden Stellen absprechen musste. Kurz vor Ankunft am Flughafen rief ich also die abgemachte Nummer an, und es kam jemand vom Hilfsservice. Als wir das Gepäck abgaben, und ich meinen Perso vorzeigen musste, machte mein Begleithelfer mir erst mal Angst, dass dieser Vorläufige gegebenenfalls nicht anerkannt würde, und ich nicht in die Türkei einreisen dürfte. Aber die Frau am Check-in zerstreute diese Ängste sogleich. Der Helfer rief dann einen Mann mit roter Sanitäterjacke, welcher mich zum Wartesaal vor dem Zoll brachte. Dort saß ich dann wie bestellt und nicht abgeholt. Ein Ehepaar bot sich an, mich weiter zu begleiten, aber ich musste ja auf den bestellten Abholdienst warten. Irgendwann ging ich dann selbst zu dem Zollfenster und fragte nach, was los sei. Dort versprach man mir, sich um die Sache zu kümmern. Es stellte sich dann heraus, dass eine Gruppe Rollstuhlfahrer, die mit einem Behinderten-Reiseunternehmen in Urlaub fuhr, zu spät ankam, und einer noch nicht mal da war. Die hatten Nerven! Dann ging doch alles glatt, und ich wurde in den Flieger gesetzt. Das Essen war mäßig bis saumäßig, aber der Hunger treibt es rein. Der Flug zog sich ewig, und es schüttelte uns ganz schön durch, besonders bei der Landung.

In Antalya angekommen wurde ich mit einem Rollstuhl abgeholt. Ich wurde mit den anderen „Rollstühlen“, so nannte man wohl die Passagiere, in einen Kasten gefahren, wobei ich nicht mal wusste, ob das ein Bus oder ein Container oder überhaupt ein fahrbares Teil war. Die Begleitpersonen der Behindertengruppe klärten mich dann auf, dass wir erst mal in die Höhe gingen, um uns dem Niveau anzupassen. Dann fuhr das Ding los. Ein mehr oder weniger schlecht Englisch sprechender Rollischieber fragte mich nach meinem Abholer, und ich wiederholte nur immer stur: TOURSET, TOURSET. Als ich schon überlegte, selbst ein Taxi auf eigene Faust zum Divan Talya Hotel zu nehmen, kam dann endlich der ersehnte Satz: „Hier ist Tourset.“ Der Fahrer sprach kaum Deutsch: Schönes Wetter, heute 20 Grad, das wiederholte er dann so drei-viermal. Es war aber eigentlich ziemlich windig.

Wir fuhren über holprige Straßen in das Fünf-Sterne-Hotel DIvan Talya. Dort wurde ich in mehr oder weniger gutem Deutsch bzw. Englisch empfangen und in mein Zimmer gebracht. Man zeigte mir geduldig alle technischen Details und erklärte mir mehrfach die Benutzung des Safes. Dann errang ich noch die Telefonnummer des Hotels, da wir uns nicht kommunizieren konnten, dass ich die Durchwahl für das Zimmer haben wollte, und zwar mitsamt Vorwahl der Türkei und von Antalya. Aber dann kapierte ich doch noch, dass es keine direkte Durchwahl zum Zimmer gab, sondern dass der Anrufer an der Rezeption die Verbindung zu meinem Zimmer herstellen lassen musste. Ich gab dann an meinen Bekannten und an meine Eltern die Nummer auf deren ABs durch. Meine Eltern haben versehentlich die Ansage verworfen und konnten erst mal nicht anrufen. Da ich nicht soviel Geld ausgeben wollte, ließ ich die Leute auf dem Handy anrufen, nahm aber icht ab, um die Roaming-Gebüähren zu sparen. Ich ging ins Zimmer, ließ es bei Eltern oder Bekanntem dreimal läuten, und die riefen dann zurück. Mit Türken-Tarif oder mit Auslandsflät war es immer noch billiger als von einem Hotel aus die teuren Einheiten auszugeben.

Das Hotel war sehr schön. Das Zimmer hatte allen Comfort: Zwei Betten, Badewanne, Fön, Fernseher, Telefon, Sessel, Tischchen, Balkon, Minibar, Safe im Schrank mit wählbarer Geheimzahl, sogar ein Telefon im Bad neben der Kloschüssel, wenn man es mal gar so eilig hat. Ich war im zwein Stock unter gebracht. Leider hatten die Aufzüge nur diese dämlichen Touch-Pads, so dass ich die Stockwerke nicht tastend abzählen konnte. Aber ich wischte mit dem Finger immer über das ganze Tastenfeld und zählte halt dann die Halte ab. Der Keller roch ziemlich fettig, so dass ich wusste, dass ich im Souterrain gelandet war, und im Erdgeschoß war es recht betriebsam wegen der Rezeption, so dass ich das auch schnell raushatte, dass ich angekommen war. Auch die Mitfahrenden sagten mir immer Bescheid, wo wir waren. Da wir nur zwei Aufzüge für so viele Leute hatten, wurde ich recht oft nach oben geholt, obwohl ich eigentlich runter wollte, und so machte ich manches Fährtchen mit dem Lift. Dabei ergab sich mal eine Konversation, dass jemand aus Heidenheim war, wo ich doch Heidelberg, das in der Nähe ist, so mag. So erzählte ich ihm, dass ich in der „Palz“ studiert habe, was uns beide viel Spaß machte.

Das Personal im Hotel war extrem hilfsbereit. Beim Essen begleitten sie mich zum Buffett, wo es alles gab, was man sich wünschte. Allerdings aß ich in den zwei Wochen sicher eine ganze Höhnerfarm, da es Geflügel in allen Varianten gab. Ansonsten ließ ich den Salat weg, da ich ja eh dialysebedingt aufs Kalium achten muß und rohes Gemüse nicht so sehr mag. Die Hauptspeisen waren super, es gab Nudeln, Reis, verschiedene vegetarische Sachen, mal P izza, gutes Gemüse und Fleisch in vielen Variationen. Kaum hob ich den Kopf, manchmal stand ich auch einfach vom Stuhl auf und guckte etwas hilflos in die Gegend, kam schon einer vom Personal und führte mich zum nächsten Gang. Das Nachtisch-Sortiment war auch sehr kalorienreich. Es gab Baclava mit Nüssen und Pistazien, es gab Kuchen, Puddings, Obst…. Ich hätte am liebsten von jedem ein Stück gehabt, aber weil ich ja mit Personal unterwegs war, beließlen wir es immer bei so drei-vier Sachen. Das langte aber auch schon. Es war himmlisch gut. Manches ließ ich auch liegen, weil es mir dann nicht so schmeckte, aber dafür gab es ja wieder andere Sachen. Auch das Frühstück war super. Es gab Frühstück nach aller Herren Länder Sitte: Englisch mit Ei, Französisch mit Crepe, Türkisch mit Oliven, Brötchen, Croissants, Pfannkuchen mit allen möglichen Aufstrichen wie Honig, Sonnenblumenkernen, Marmelade, etc. Das Joghurt mit Fruchtsalat, der ganz frisch geschnibbelt war, war super und sehr mild, und ich leistete mir auch mal ein Müsli. Das Wunder war, dass mein Kalium immer gut war, trotz all der Sünden, die ich trotz Dialyse begangen habe. Der Doktor bei der Dialyse meinte, ich bräuchte keine spezielle Diät einhaltn, ich könne soviel Obst essen, wie ich wolle. Die Schwestern meinten ebenfalls auf meine Sorge wegen dem Baclava, dass da nichts passiert. Und so war es auch, kein Mensch kann sich erklären, wieso. Hätte ich all das daheim in Deutschland gegessen, ich hätte als Notfall wegen zu hohem Kalium eingeliefert werden und notdialysiert werden müssen.

Die erste Dialyse verlief sehr gut, da war ich schon aufgeregt, wie das wohl in einem fremden Land sein würde. Ich bekam sogar im Hotel, da schon um sieben Frühstück eingenommen werden konnte, einen kleinen Happen, da ich nicht nüchtern dialysieren kann, bis das Frühstück ausgeteilt wird. Das ist ein großes Plus. Damals am Timmendorfer Strand konnte man es nicht einrichten, mir vor Abfahrt zur Dialyse mal ein Tässchen Tee oder Kaffee und eine Breze zu reichen. Das ist schon eine schwache Leistung. Hier hingegen war das kein Problem. Ich ging einfach in den Speisesaal und wurde sofort vom Personal empfangen und bedient. Danach setzte ich mich in einen der riesen Sessel im Foyer und versank darin, bis der Dialysefahrer kam. Der sprach gutes Deutsch und setzte mich hinten in seinen Dialysebus, der dem Dialysezentrum selbst gehört. Durch die holprigen Straßen, und da ich hinten saß, war mir fast schlecht. Das nächste Mal durfte ich vorne rein. Die Patienten seien „zu unruhig“, daher ließ man sie sonst nicht vorne sitzen. In der Türkei werden mehrere Patienten auf einmal nach Hause gebracht, so daß sie unter Umständen bis zu ener Stunde nach der Dialyse noch im Bus sitzen müssen, bis sie daheim angekommen sind. Das droht uns in Deutschland sicher auch bald. Die Touristen wurden jedoch meistens einzeln abgeholt, so daß ich meistens alleine im Dialysebus und schwatzte mit dem Fahrer, der mir auch ein paar Brocken Türkisch beibrachte.

Die Dialyse hatte Maschinen von Fresenius, Torai (eine japanische Firma, deren Schreibweise mir unbekannt ist) und Baxter. Ich bekam eine Torai, die dann am Ende auch wie die Nikiso aus Japan Musik macht. Es gab zwei Stockwerke mit jeweils einem großen Saal mit 13-14 Dialyseliegen

Es ging dort recht zügig zu. Daß ich mich noch umziehen wo llte, war dort nicht so üblich, und so durfte ich in die Umkleide des Personales und nahm dann mein Zeug mit ans Bett. Die Leiterin des Reiseunternehmens begrüßte mich und bot mir gleich das Du an. Sie führte mich schnell noch zur Waage, die bis zu zwei Stellen hinterm Komma anzeigt, so etwas haben wir nicht, bei uns ist es nur eine Stelle, aber das reicht eigentlich auch. Als ich dann unversehens bei der Liege ankam, sollte ich mich sofort hinlegen. Ich wollte grade noch meine Kopfhörer aufsetzen, da kam schon die etwas ungeduldige Frage: „Kann ich jetzt mal Deinen Arm haben!?“ Das war Gül, die Schwesternhelferin, die als einzige der Schwestern Deutsch sprach. Die Leiterin, Gülay, spricht so Deutsch wie wir, ohne Akzent und mit allen Redensarten, die wir auch benutzen. Dann kam eine Schwester, der Gül alle meine Angaben übersetzte. Mein Dialysezentrum daheim hatte mal wieder nicht alle Details des Regimes durchgefaxt, und so gab ich eben noch den Rest an, da ich ja Bescheid weiß.

Es kamen immer mal wieder Schwestern oder Pfleger, die sagten: „Blüdrück messen“, und dann gaben sie die Werte bekannt. Das "Blüdrück-Messen" und die Zahlen hatte ihnen Gül beigebracht. Dann kam das Frühstück. Wir hatten die Wahl zwischen Kaffee, Tee, Säften und Limonade. Ich nahm Mineralwasser und Tee mit Milch. Ich verlegte mich während meines gesamten Türkei-Aufenthaltes auf Tee mit Milch, da der Kaffee für mich „GREISLICH“ schmeckte. Den Tee schüttete ich dann gleich mal um, da die Untertasse für mich zu klein und zu schwer handhabbar war. Sie waren alle recht besorgt, da mir der heiße Tee direkt auf das Shirt geflossen ist, aber ich selbst bekam nicht viel ab. Es gab am Montag: Toast, ein gekochtes Ei, Tomaten, Oliven und Gurken. Mittwoch gab es immer: großes Brötchen, gekochtes Ei, Tomaten, Gurken, Oliven, Käse. Freitag und Samstag kam: ein Sesamring (super gut!), Tomaten, Oliven, Gurken, ein gekochtes Ei und Käse. Den Turnus hatte ich nach zwei Wochen raus. Mir hat das gut geschmeckt. Die Tomaten und Gurken wurden manchmal netterweise entfernt, da ich das nicht essen mag, und so bekam ich zum Tausch dann die Oliven der Nachbarin, die wiederum keine Oliven mochte, gegen meine Gurken und Tomaten. Es gab dann zwei Stunden später nochmal ein Getränk und geschältes Obst oder Baclava. Das fand ich super. Bei uns daheim machen sie so ein Gedöns wegen der paar Gurken, dem Wasser und dem zusätzlichen Salz. Obst wäre da gar nicht drin. Die in der Türkei sehen das etwas lockerer, aber dann ist ja auch das Kalium dort viel besser. Was die wohl anders machen, dass das so ist? Der Doktor sprach fließend Deutsch. Ich fragte ihn sogleich, ob ich mit meiner Erkrankung ins Hammamm darf, und er empfahl, ich solle ein Mineralwasser mitnehmen, da ich viele Mineralien verlieren würde. So freute ich mich auf diesen noch unbekannten Badegenuß. Während der Dialyse war Gülay oft anwesend und beantwortete unsere Fragen, versuchte, unsere Wünsche und Anliegen zu erfüllen und gab dementsprechende Anweisungen an die Schwestern oder an das andere Personal. Sie war sehr resolut, schwebte mit ihren zweieinhalb Zentnern und wallenden Blusen durch den Raum und schmiß die Sache! Es waren auch türkische Patienten da. Die Deutschen waren eigentlich zunächst recht weit weg von mir. Später wurdenwir dann zusammen gelegt. Aber ich hob meine Stimme schon sehr, damit es bei Nachbarbett auch ankam, und da beschwerten sich die türkischen Patienten, daß wir zu laut seien. So war eine längere Unterhaltung, die dann doch immer lebhafter wurde, nicht möglich. Einer der deutschen Patienten Sprach mich nach seiner Dialyse an und kam anmein Bett. Er und seine Frau wollten leider keine Ausflüge mitmachen, so dass ich die einzige Interessentin für die Tourset-Angebote war. Die waren schon da und wussten, warum sie darauf keine Lust hatten. Als das Wort „Strandpsaziergang“ fiel, machte ich große Augen und schwärmte, daß mir das auch gefallen würde, aber der Mann ging nicht drauf ein. Ich hatte gehofft, vielleicht würden sie mir anbieten, dass ich mitgehen könnte.
Da Gülay wohl merkte, dass mir Birrol, der Fahrer, der Deutsch konnte, auf Anhieb sympathisch war, organisierte sie es so, dass ich meistens von ihm abgeholt und heimgebracht wurde. Als wir heimfuhren, wollte ich noch zu einer Bank, um meine ominösen Reiseschecks einzulösen. Aber die Bank wollte erst einen Aufschlag, dann wollte sie den Personalausweis, der daheim im Safe lag, und dann wollte sie gar keine Schecks mehr einlösen, es ginge nicht. Bei der anderen Bank war es dasselbe Spiel. Und als wir ins Hotel kamen, nahmen die auch keine Schecks. Sie meinten, seit 2010 ginge das nicht mehr. So saß ich da mit meiner Weisheit. Am Nachmittag sollte Mehmet zu mir kommen, einer der Reiseleiter, den hatte Gülay für mich kurz engagiert, um mir die Eisdiele zu zeigen. Am Sonntag war Ossmann schon da, ein riesen Brocken, und Mehmet war genauso ein Schwergewicht. Bei dem guten Essen wundert mich das nicht. Am Sonntag bereits erklärte mir Ossmann, dass außer mir niemand an den Ausflügenteilnehmen wollte. Das würde sich für eine Person nicht lohnen, da das Benzin so teuer sei. Ich schlug vor, dann eben das Doppelte zu zahlen, denn die Ausflüge waren ja sehr günstig. Er zeigte mir noch das Freibad im Hotel, wobei wir in den Keller fahren mussten. Dort gingen wir dann raus, und um ans Meer zu kommen, mussten wir mit einem anderen Aufzug nochmal ganze vier Stockwerke nach unten. Dort waren wir dann aufeinem Felsvorsprung, und wäre ich gradeaus gelaufen, wäre ich direkt im Meer gelandet. Neben der Klippe, die die Leute als Sprungbrett benutzten, führte noch eine Treppe ins Meer. Das Hotel war auf einem Felsen am Meer gebaut worden. Zum Baden war es mir mit den 25 Grad Lufttemperatur aber zu kalt. Leider gab es, wie ja angegben war, kein Hallenbad. Darauf werde ich das nächste Mal speziell achten, denn im Freibad blendet mich die Sonne, es ist kalt, und mir gefällt das nicht so. Also nichts mit Baden. Ich traute mich auch nicht auf die Liegestühle dort, denn wenn ich nur einen Meter zu weit nach vorne gegangen wäre, wäre ich ins Meer gefallen. Mit den Sicherungen hat man es dort nicht so wie bei uns in Deutschland, ist zumindest mein Eindruck. Ich versuchte, mit Ossmann mal rauszugehen. Es war sehr schwierig. Leider sind die Gehsteige sehr holperig, es gibt viele Bollern, um Parker abzuhalten, mitten auf dem Gehsteig sind Stufen, an den Rändern sind Mäuerchen, wo es ab und an Treppen runter zu den Geschäften gibt. Da muß man höllisch aufpassen, dass man als Blinde nicht runterfällt. Auch waren um das Hotel noch zahlreiche Baustellen. Die eine Patisserie, die Ossmann mir zeigen wollte, war dann leider auch weggezogen. Viele Geschäfte bautn auch grade um oder gingen weg.

Am Montag sollte mir also Mehmet die Eisdiele zeigen. Als ich ihm erzählte, was mir mit den Reiseschecks passiert war, meitne er: „Warum haben Sie mich am Telefon nicht gefragt, ich hätte Ihnen sagen können, dass das in der Türkei nicht mehr geht.“ Na toll, wenn man immer an alles denken würd, was man fragen sollt, würde einem nichts passieren. So gingen wir zum Automaten, wo ich dann mit der Maestro-Karte unter Zahlung von Gebühren Lira abhob. Einige Touristen hatten nur Euro, aber ich wollte die Landeswährung. Wenn man mit Euro zahlte, bekam man eh oft Lira raus, und mir schien, dass die Sachen in Lira billiger waren als in Euro. Das Hotel hatte ebenfalls nebenan eine Patisserie. Ich war zweimal dort, aber als ich dann kein Kleingeld hatte, waren die unfreundlich. Ich schlug vor, dass sie es anschreiben, damit ich es dann mit der Zimmerrechnung zahlen kann. Die Angabe meiner Zimmernummer gestaltte sich mangels Sprachkenntnissen beiderseits sehr schwierig. Ich ging da nicht mehr hin, da die eh kaum Auswahl hatten.

Die Eisdiele gab es dann auch nicht mehr. Ich wollte schon ganz enttäuscht aufgeben, da zeigte mir Mehmet aber die Patisserie Salman, und die war super gut. Wir aßen ein Eis. Dumm ist dort, dass die eine Rechnung für den ganzen Tisch machen, und so zahlte ich, und weder ich traute mich, das Geld vom Mehmet für sein Eis zurückzuverlangen, noch machte er Anstalten, mir das Geld zu geben. Naja, hätte ich ihn pro Stunde bezahlt, wäre es teurer geworden. Zu dieser Patisserie ging ich dann fast täglich. Die hatten Baclava, andere süße Plätzchen in allen Variationen, guten Käsekuchen, super Eis und auch ganz leckere salzige Gebäcksorten. Den Weg meisterte ich mehr oder weniger ohne Hilfe, aber ab und an musste mich mal jemand um ein Hindernis herumführen. Die Türken merkten sofort, dass ich Touristin bin, obwohl ich ja sehr dunkle aussehe. Aber welche Blinde in der Türkei traut sich schon alleine auf die Straße? Das sagten mir Gülay und Ossmann, die das zunächst sehr erstaunlich fanden, dass jemand Blindes einfach so in die Türkei reist. Sie meinten, würden sie das jemandem aus ihrer Familie erzählen, die würden sie für verrückt halten. Dort leben die Blinden in ihren Häusern und gehen kaum raus. Zuständig ist die Familie und wohl weniger der Staat. Der sorgt auch nicht für die nötige Infrastruktur, dass Blinde barrierefrei am Verkehr teilnehmen können. Es soll wohl auch vereinzelt Blindenampeln geben, aber mir ist keine untergekommen.

Bei Salman war ein netter Kellner, der erzählte mir, dass er in Nürnberg gelebt hat. Er erzählte mir von den Straßen, Haltestellen und dem Gebiet, wo er wohnte und arbeitete. Er wohnt in Fürth und arbeitete in der Nordstadt von Nürnberg in einem Döner-Imbiß. Er erzählte mir auch, dass die alten Straßenbahnen von Nürnberg nach Antalya gegangen seien. So sahen sie auch aus. Auch Birrrol, der Fahrer, der so gut Deutsch sprach, hatte seinen Abschluß in Nürnberg gemacht. Mehmet und Ossmann sprachen auch akzentfrei, die lebten wohl auch lang in Deutschland. Birrols Schwester wohnt sogar noch in Nürnberg in meinem Stadtteil! So ein Zufall!

Mehmet hatte mir erklärt, dass gegenüber der Salman-Patisserie das Kemal-Atatürk-Museum sei. Da ich gerne kulturelle Ausflüge mache, ging ich sofort dort hin. Aber da verstand mich niemand: Kein Deutsch, kein Englisch! Die Frau hielt mir dann einen Telefonhörer hin, da sprach jemand Englisch und erklärte mir, dass ich nichts anfassen dürfe, und dass man nur Türkisch könne. So führte mich eine der Frauen durch das Museum, ich sah nichts, erkannte nur ein paar Tische und Stühle, hörte ihr Gemurmel, irgendwas von Kemal Atatürk, und draußen war ich. Ich fragte nach dem im Telefongespräch erwähntn Antalya-Museum. Wieder hielt sie mir Ihr Handy hin. Da sprach die Frau aus dem Hörer, dass man mich in die Straßenbahn setzen würde, die dort in der Nähe sei, ich könne dann zum Antalya-Museum fahren. Gesagt, getan, die Frau setzte mich in die alte ehemals Nürnberger Straßenbahn. Ich fragte den Fahrer, was es kostet, hörte nur einen Schwall Türkisch, hielt ihm eine Lira hin, und er gab mir eine halbe heraus. In Abständen fragte ich ihn nach dem Antalya- Museum, da ich fürchtete, er könnte mich vergessen haben. Die Frauen neben mir sagten nur immer : „HEIR; HEIR“, was nein bedeutet. Dann drehte ich mich um und rief in die Bahn: Does anyone speak English here?“ Da erklärte mir dann ein Mann, dass das Museum an der Endhaltestelle sei. So konnte ich beruhigt durchfahren. Dort veranlasste der Fahrer, dass mich ein Fahrgast zum Museum führen sollte. Dort angekommen vernahm ich Spanisch, fragte sogleich nach der Kasse. Dort sagte man mir, in Deutsch gäbe es keine Führung, aber in Englisch. SO verstand ich es zumindest. Als ich die 7 Euro ohne Behindertenermäßigung gelöhnt hatte und meine Karte bekam, war es nichts mit Englisch. Es wurde mir ein Flyer in die Hand gedrückt, man schob mich durch eine Absperrung, und als ich zu erklären versuchte, dass ich als Blinde mit einem Flyer nichts anfangen könne, schob sie mich einfach weiter. Ich war so sauer auf diese Dame, dass ich ihr einfach aus Zorn den Flyer vor die Füße warf und davon ging. Ich hörte dann die Spanier und schloß mich der Gruppe an. Deren Reiseführerin konnte Spanisch und erklärte alles. Ich verstand durch mein Studium so um die 70% und konnte somit etwas folgen. Die Spanier nahmen mich mit und meinten, ich sei mutig, so alleine da hinzufahren. Als die Führung vorbei war, meinte die Reiseführerin, sie hätten nun eine Stunde Zeit, sich die Teppiche, den Schmuck und das Keramikwerk anzusehen. Ich fragte sie, ob sie mir gegen Bezahlung och einiges erklären könnte. Sie meinte, das sei nicht notwendig. Ich freute mich schon auf die kostenlose Erklärung, aber sie war auf einmal verschwunden. Ich war so sauer und rief einfach mal „HALLO“, weil ich hoffte, dass vielleicht jemand eine meiner Sprachen können würde und mir helfen könnte. DA kam ein Wachmann und schob mich unsanft zum Aufzug. Ich fürchtete schon, dass er mich abführen würde. Er meinte: „Ascenseur, Woman, English!“ Er führte mich zu einer Person, die gebrochen Englisch konnte. Sie verstand allerdings besser Spanisch, und so erkärte ich ihr, dass ich weder eine Behindertenermäßigung erhalten noch sonst einen Ausgleich oder eine Hilfe bekommen hätte, und dass ich das unmöglich fände! Diese Mentalität ist denen total fremd. Wobei es mir in Konstanz auch schon bei einer N apoleon-Ausstellung passierte, dass mich eine Angestellte anfauchte: Was wollen Sie denn hier, Sie sehen doch eh nichts! Aber in der Türkei gibt es gar keine Möglichkeiten für Blinde, ins Museum zu gehen und eine kulturelle Teilhabe zu erleben. So bat ich darum, mir ein Taxi zu rufen, und ich fuhr ließ mich für ganze 15 Lira, die ich auf 20 Lira aufrundete, was 10 Euro entspricht, zurück ins Hotel fahren, was fast eine halbe Stunde dauerte. Dafür kostete das Taxi wirklich wenig.

Ich erhielt durch Mehmet die Info, dass Ossmann zwei Leute gefunden hätte, die die Stadtrundfahrt mitmachen wollten. Am Donnerstag sollte es losgehen. Ich wurde von Ossmann abgeholt, wobei der Bus Sitze in gegenüberliegenden Reihen hatte. Mir wurde fast wieder schlecht, weil ich nicht vorne sitzen konnte, da ich ja die Erklärungen mitbekommen wollte. Es war noch ein Ehepaar aus Heidelberg dabei. Die kannten sogar meinen alten Professor, der mich damals mit dem Shunt so hängen gelassen hatte. Dort hatte ich ja während meines Kuraufenthaltes in Heidelberg dialysiert. Der Mann kannte auch die Krankenschwestern und Pfleger dort, da er dort ebenfalls dialysiert, und er kannte auch das Personal vom Uniklinikum. So hatten wir einiges zu erzählen und auszutauschen. Wir bekamen einige Daten, dass Antalya die sechstgrösste Stadt der Türkei sei, und dass die Türkei mit der doppelten Fläche Deutschlands aber dieselbe Einwohnerzahl habe. Dann ging es zum Wasserfall mit Namen Carpus Caldran (oder so ähnlich). Ich habe ein paar akustische Aufnahmen mit meinem Notizgerät vom Rauschen gemacht, und Ossmann machte ein paar Bilder mit meinem Photoapparat. Danach ging es zu einem Schmuck-Outlet. Dort empfing uns eine fließend Deutsch sprechende Türkin, die in Heilbronn gelebt hatte. Sie war ziemlich aufgebrezelt und pries sehr aufdringlich ihre Waren an. Als ich ihr meinen Ring zeigte, meinte sie, da fehle ein Lapislazuli. Wenn ich den ersetzen ließe, und wenn ich ein Schmuckstück kaufen würde, bekäme ich die Reparatur des Lapislazuli-Ringes umsonst. Es gäbe schon schöne Stücke ab 15 Euro. Wir könnten außer mit Spielkarten mit allen gängigen Karten zahlen, hahaha. Und Reparaturen seien kein Problem, man könne alles in die Türkei schicken, und größere Schmuckstücke würden auch nachgesandt, wenn man heimfliegt. Alles sei möglich. Dann sollte ich separat in einen Raum, um mir ein nettes Schmuckstück auszusuchen, die anderen könnten ja derweil sich noch weiter umsehen. Ich bat die Heidelberger, doch mit mir zu gehen, ich roch gleich den Braden, dass sie mich separat halten wollten, um mir was Teures anzudrehen. Die nahm mich fast mit Gewalt und wollte mit allen Mitteln verhindern, dass die beiden mitkamen, aber die ließen sich einfach nicht abschütteln. Dann zeigte sie mir einige Steine, aber sie meinte, das Gold für die Fassung müsse ich extra noch zahlen. Auf meinen Einwand hin, dass ich doch angeblich was für 15 Euro kriegen könnte, meinte sie, das habe ich falsch verstanden. Da pflichteten mir die Heidelberger bei, dass sie das so gesagt habe. Dann pries sie weiter ihre Ware an, kaufen Sie das, kaufen Sie das. Wir bekamen was zu trinken, wobei ich ablehnte wegen dem Wasserhaushalt, während der Mann, der mir gegenüber vorher noch betont hatte, dass er GAR keine Ausscheidung mehr habe im Gegensatz zu mir, gleich das Getränk annahm. Da wundert mich nicht, woher die anderen soviel Wasser mit an die Dialyse bringen. Jedenfalls lehnten wir kategorisch JEDES Teil ab, das sie uns anbot und erklärten ihr mehrfach, dass wir kein Geld hätten. Sie gab mir eine fein gearbeitete Kette in die Hand undmeinte, dass ich die doch mal anfühlen sollte. Ich war skeptisch und sagte, dass das Ding doch gleich reißen würde. Neinein, das ist speziell gearbeitet, sehen Sie. Sie zog an beiden Enden zur Demonstration und --- die Kette riß durch! Sie war fertig, musste aber selbst lachen. Wir konnten uns nicht zurückhalten und feixten kräftig. Hinterher meinte sie, für meinen Ring gäbe es keine Lapislazuli bei ihnen, der sei zu klein. Hätte ich was gekauft, hätten sie sicher einen kleinen Lapislazuli gehabt.

Dan ging es gleich zum Leder-Outlet. Dort sahen wir erst mal eine Modenschau an. Auch ich konnte einiges erkennen, da der Laufsteg sehr gut ausgeleuchtet war. Danach ging s in die Verkaufshalle. Dort begrüßte uns ein Türke, der uns gleich einen Kaffee anbot. Ich ließ mich dann doch zu einem Espresso überreden. Der war auch mit Abstand das Beste, was ich in Antalya an Kaffee gekostet habe. Er war gar nicht aufdringlich, wir quatschten nur, er erzählte uns, dass er lange in Österreich gelebt hat, an Epilepsie liett, und er zeigte uns nur eine Jacke, die hauchdünn war. Das Leder ist beeindruckend weich, als würde man eine Regenjacke anfassen. Für den Preis von einer hätte man zwei Jacken bekommen, aber das wäre sicher immer noch teuer gewesen.

Ossmann hatte, nachdem er gemerkt hatte, wie blöd wir die aufdringliche Tusse beim Schmuck fanden, einen extra wenig aufdringlichen Verkäufer angerufen, der sich unserer angenommen hat.

Danach sind wir dann was Essen gegangen, bzw. Es gab in der Innenstadt eine sehr gute Patisserie mit Mandelkuchen. Ich probierte gleich Rübli- und Mandelkuchen, wobei Letzterer besser schmeckte. Danach konnten die beiden anderen Herrschaften nicht mehr laufen, da ihm oft schwindelig war (er dialysiert wie ich auch vier mal pro Woche), und sie war auch schon älter. Ossmann ging mit uns zum Hafen, da er dort etwas für eine andere Reisegruppe erledigen musste. Ich wollte noch etwas in der Altstadt bleiben und wollte alleine zum Hotel zurück, da die anderen nur noch auf einer Bank saßen und dort auf den Bus nach Hause warteten. Da es sehr steil war, konnte ich nur bergauf gehen. Abwärts wäre ich hoffnungslos nach unten geschlittert trotz guter Schuhe. Ich ging ab dem Hafen dann also wieder aufwärts. Die Gassen wwaren sehr eng. Es hatte kaum ein Auto Platz. Es kam auch kaum eines. An den Rändern waren lauter Händler mit Touristenkram wie Sonnenbrillen, original gefälschten T-shirts, Tüchern, Modeschmuck etc. Jedesmal, wenn ich nur etwas länger stehen blieb und guckte, wurde ich sofort angesprochen oder sogar hereingebeten. Ich wand mich aber immer wieder aus der Situation heraus und kaufte nichts. Ich stieg und stieg und wurde jedes Mal in eine andere Richtung geschickt. Mal sollte ich links, mal rechts abbiegen. Irgendwann kam ich dann auf die Promenade Kemal-Atatürk-Straße, wo auch die Sl aman-Patisserie ist. Dort ging ich dann in Richtung Talya-Hotel. Es war meistens so, dass mich jemand schon von Weitem erkannte und abfing und heim brachte. Woher die Leute das wussten, und wer das war, weiß ich nicht. Wahrscheinlich waren es Angestellte vom Hotel oder Leute, die da oft rumliefen und mich erkannten. Es saß auch immer vor einem Laden ein Cokerspaniel, der sich streicheln ließ. Diesmal blieb ich lange vor dem Hotel hängen und wußte nicht weiter. Es sprach mich eine Dame an, ich könnte mit ihr fahren, ich solle noch 10 Minuten warten. Dann sollte ich ein ein feines Auto einsteigen, hatte aber etwas Angst, einfach mit Fremden mitzufahren. Sie stieg ebenfalls ein, so war ich beruhigt. Ein Mann war am Steuer, vorne war eine Frau und hinten die andere. Ich hörte, dass sie immer wieder Talya Hotel sagten. Am Ende kam ich dann auch dort an. Sie ließen ich raus, ich bedankte mich mehrfach mit „saol, saol“, und ich war glücklich, dass es so nette Leute gab, die mich mit so einem schönen und ruhigen Auto nach Hause fuhren.

Im Hotel war es auch immer super. Sobald ich wo herumstand, kam jemand und brachte mich aufs Zimmer, zur Rezeption, zum Aufzug, oder wo immer ich hin wollte. Ich saß einmal einen Vormittag draußen und hörte Hörbuch. Als ich aufstand und die Eingangstür vom Garten in die Lobby suchte, war schon jemand da, um mich hinzubringen. Ich dachte, die haben mir wohl einen Peilsender angebracht, damit sie immer wissen, wo sie mich aufgabeln müssen Offenbar stehen da überall die so genannten Bellboys herum und sind zur Stelle, wenn Hilfe gebraucht wird. Auch aus dem Speisesaal wurde ich immer zum Aufzug geführt. Ich fühlte mich wie eine Prinzessin oder eine Prominente, weil ich so viel aufmerksamkeit und Hilfe bekam.

Da ich nicht an einem Strand untergebracht war, wo man langlaufen kann, besprach ich mit Gülay, dass Birrol mich einmal zum Conia Alte Beach nach der Dialyse bringen könnte, und von da würde ich dann einen Spaziergang zum Beach Park Hotel machen, von da aus dann einen Taxifahrer anrufen, um heimzukommen. So machten wir es auch. Ich erhielt die Nummer eines gewissen Bessalet, der öfter schon für Gülay Leute gefahren hat. Irgendwie hängt das mit den Hotels zusammen, dass man nur bestimte Taxifahrer bekommt. Gülay meinte, ich solle den Taxifahrer nicht direkt vom Hotel aus anrufen, da die ihre eigenen Taxifahrer hätten. Ich ließ mich also zum Strand fahren und lief oben entlang, da unten zuviel Kies war. Alle paar Meter hörte ich so ein Gedudel irgend einer Strandbar, wo sie Hamburger und anderen Mist verkauften. Das Meeresrauschen ging da leider unter, aber die Dinger boten eine gute Orientierungshilfe. Da das Beach Park Hotel schon so schnell kam, ging ich noch etwas weiter und drehte dann wieder um. Ich hätte gleich in dieses Hotel zum Essen gehen sollen, wo die schöne Musik her kam, aber ich wollte eben ins Beach Park. Dort bekam ich dann aber nur so Junk-Food wie Toast mit türkischer Wurst. Ein richtiges Mittagessen wollte ich nicht, da ich lieber Kuchen oder Gebäck wollte, aber die hatten an kleinen Snacks eben nur dieses Zeugs. Die Hälfte habe ich runter bekommen, den Rest hätte ich nicht mal einem Hund gegeben, so fettig war das. Dann lief ich noch etwas auf und ab und dachte, vielleicht gibt es noch ein Café, wo man Kuchen kriegt. So denkt man halt in Deutschland. Aber nichts war zu finden, nur Hotdogs und Co. Dann ging ich zu einem Hotel, wählte Bessalets nummer und drückte mein Handy einem Hotelangestellten in die Hand, damit er ihm erklären möge , wo ich bin. Als ich dann wartete, bot man mir was zu Trinken an. Ich bat um ein Eis. Es kam genau, als das Taxi heranfuhr. Ich erhielt aber dennoch eine Eistüte, und als ich bezahlen wollte, meinte der Kellner, ich bekäme es geschenkt. Das fand ich total nett, Während des Wartens wollte ich mich kurz auf den Boden setzen, weil ich nicht so lange stehen kann, und schon stellten sie mir einen Stuhl raus. Das finde ich immer sehr schön, wenn man so hilfsbereit ist. Durch die Stadt brauchten wir dann wegen eines Fußballspieles viel länger als geplant. Ich hörte später, dass die Mannschaft von Antalya sogar in meinem Hotel untergebracht sei. Gott sei Dank wurde das Hotel nicht von irren Fans belagert.

Da ich den anderen Strand auch mal kennenlernen wollte, der Lara-lBeach hieß, fragte ich BIrrol, ob er mal mit mir da hinginge, und auch zum Eisessen. So fuhren wir nach seinem Dienst, der um 19 Uhr endete, mit dem Dialysebus zum Lara-Beach. Dort liefen wir unten im Sand. Das war vielleichg anstrengend! So hätte ich mir das nicht vorgestellt. Da ich ja nicht viel trinken darf, und ich ohne Wasser keinen Sport machen kann, endete der Spaziergang nach ca. 700 Metern, immerhin. Wir gingen dann zu einer Eisdiele, und dort lud ich dann Birrol zum Eis ein,weil er nach seinem Feierabend so nett mit mir zum Strand gegangen ist. Da kosteten doch zwei Portionen Eis à drei Kugeln ganze neun Euro. Das fand ich schon sehr teuer für eine türkische Eisdiele. Aber es war ganz gut, auch, wenn es sich etwas fädig zog. Es war ein schöner Abend, und so bin ich doch noch zu meinem Strandspaziergang gekommen. Da liefen lauter wilde Hunde herum, die uns laufend ankläfften. Birrol jagte sie jedes Mal weg, die Armen sind wohl ausgesetzt worden und streunern jetzt so herum.

An der Dialyse durfte ich auch DVD gucken. Mit den Kopfhörern war es etwas ein Problem, da die nicht vollständig kompatibel waren. So dauerte es immer ewig, bis wir eine DVD anschmeißen konnten. Eine war kaputt, eine andere ging dann. Eine durfte ich mir sogar mit heim nehmen, kopierte sie in Deutschland und schicke sie jetzt wieder zurück. Ich gab noch Wüstenblume dazu, damit sie wieder neue DVDs für andere Gäste haben. Ich hatte mir einige Hörbücher auf CD kopiert im MP3-Format und wollte sie alle dort hören, damit ich nicht tausend CDs mitschleppen muß, und alles auf einer Scheibe ist. Den Gedanken hatten wohl auch andere schon vor mir, denn Gülay konnte mir einige CDs mit vielen Hörbüchern ausleihen. Ich ließ dann auch immer meine fertig angehörten CDs für wiederum andere Gäste da. Ich hörte insgesamt acht Hörbücher. Die Zahl ist daher wichtig, da ich wenig unternehmen konnte, weil ja keinr außer mir Interesse hatte. Die anderen suchten andere Tourismusunternehmen auf, um Ausflüge mitzumachen, oder sie waren zu krank, um viel zu unternehmen, wie eben das ältere Ehepaar. Ich war genau dazwischen, zu behindert, um mir selbst ein Unternehmen zu suchen, ohne Gefahr zu laufen, reinzufallen, und wiederum zu fit, um nur daheim herumzusitzen. So saß ich halt lange Zeit auf meinem Balkon, mal im Bikini, wenn s mal wärmer war, mal in kurzen Sommerkleidern. Etwas Farbe habe ich wohl angenommen. Ich hatte gut schützende Sonnencreme dabei. Wenn die Sonne schien, war es wirklich brühend heiß. Sobald sie aber etwas verdeckt oder weg war, war es doch noch sehr frisch. Ins Wasser wäre ich da eh nicht gegangen, und extra mit Bikini, Sack und Pack, Hörbüchern und Walkman nach unten auf die Terrasse zu gehen, war mir dann doch zu stressig. So genoß ich die Tatsache, mal einen SONNIGEN Balkon zu haben. Wenn es mir zu heiß war, ging ich wider nach drinnen. Eigentlich finde ich solche Erholungsurlaube stinklangweilig, aber man muß das Beste draus machen.

Ich hatte auch den Ausflug am Sonntag mit dem Bazar- und Moscheebesuch ausgesucht. Der fiel aber mangels Beteiligung ebenfalls ins Wasser. Birrol konnte nicht, da sein Sohn an diesem Nachmittag ein wichtiges Rennen lief, und er natürlich dabei sein wollte. So sprach ich mit Gülay. Die meinte zunächst, viel hätte ich da nicht versäumt, denn es gäbe eh keine Kamotten aufdiesem Bazar. Aber ich wollte halt unbedingt, damit ich weiß, wie es aufeinem Bazar zugeht. So rief sie Bessalet an, ob er am Sonntag mit mir da hinfahren würde. Er meinte, ja, aber er würde 40 Euro anstatt 25 Euro verlangen plus Verpflegung. Als er kam, war ich geschockt, denn er kam mit zwei Kindern (einer war schon erwachsen und saß am Steuer) und seiner Frau. Na das kann ja ein teurer Spaß werden, dachte ich mir. Der Junge am Steuer, es war ein 6-Sitzer-Taxi, konnte Deutsch. Wir hielten in „Tschakalar“oder wie auch immer das ausgesprochen und geschrieben wird. Dort gingen wir Frühstücken. Wir stiegen ein paar hölzerne Stufen hinauf, mussten die Schuhe ausziehen und saßen in einer Art „Hochzelt“ mit Planen drum herum auf dem Boden auf Kissen. Das gefiel mir sehr gut, weil es so orientalisch war. Aber es war so stickig, dass ich unbedingt den Reißverschluß der Plane offen haben musste. Er bestellte dan Börek, was man mit Kartoffeln, Zwiebeln oder Fleisch haben konnte. Dazu kamen Oliven, Tee, Käse und Wallnüsse. Ich hatte zwar schon gefrühstüpckt, aber ich futterte auch mit. Die Börek-Pfannkuchen schmeckten super. Es ist kein Vergleich mit dem eklig fettigen Zeugs, was man in unseren Döner-Buden kriegt. Es war dann auch Gott sei Dank nicht so teuer. Insgesamt gab ich ihm 100 Lira, 50 Euro, wobei er noch für 4 Euro aus diesem Geld meinen türkischen Honig bezahlte, den ich für meine Katzenbetreuerin daheim und für mich mitnahm.

Zuvor gingen wir aber noch in die Murat-Pascha-Moschee. Als wir aus dem „Frühstücks-Dorf“ wegfuhren, wunderte ich mich schon, warum wir nicht in den Bazar gingen. Als wir dann unterwegs besprachen, was wir machen – Bessalet hat auch lange in Deutschland gelebt und spricht ganz gut Deutsch --, wunderte er sich, dass ich auch in den Bazar wollte. Ich war schon ganz enttäuscht und dachte, jetzt fällt der Bazar aus, weil wir schon so weit weggefahren waren und nicht mehr umdrehen konnten. Aber er fand bei der Moschee auch einen Bazar. In der Moschee mussten wir die Schuhe ausziehen, aber ich durfte kurzärmelig hineingehen. Wir gingen icht so weit vor, da gerade Gebet war. Ich nahm den Muezin mit meinem Diktiergerät auf. Das ging ganz schön lang. Wir gingen auch aus der Moschee hinaus und stellten uns 20 Meter weit weg, um das Gebet aus dem Lautsprecher aufzunehmen. Früher saßen die Muezine in den Minaretten drin, aber heute können sie dank der modernen Technik unten in ein Mikrophon singen, ehhh, beten, SINGEN dürfe man nicht sagen, das sei eine Beleidigung, warum eigentlich? Jedenfalls gingen wir dann auf den Bazar, wo es gut nach Gewürzen roch. Überall waren Stände. Ich kaufte den türkischen Honig und zahlte Bessalet aus, der das Essen ausgelegt hatte. Dann kamen wir an einen Parfümstand. Dort kaufte ich 100 ml nachgeahmtes Channel No 5 und 50 ml nachgemachtes Laura Biagiotti Roma. Er wollte 50 Lira dafür. Ich wäre schon drauf und dran gewesen, das zu zahlen, aber Bessalet meinte, ich solle handeln. Ich sagte, 30 Lira. Der Mann meinte, ein armer Mann bräuchte doch noch was zum Leben, und er wolle 35 Euro. Auch das hätte ich beinahe gelöhnt, aber Bessalet griff ein und meinte: Die Frau sagt 30, also 30. Ich war total glücklich. Dann gingen wir zu einem Stand mit Ringen. Dort handelte Bessalet einen Preis von 15 Euro für mich aus. Später erfuhr ich, dass die Sachen ohnehin icht mehr wert sind, und die erst ganz weit oben anfangen, die Touristen übern Tisch ziehen, und dann meint man Wunder wie weit man herunter gehandelt hat, beide Parteien sind glücklich. Bessalet meinte dann immer wieder: „Sag nichts Gülay, dachtest schon, isch bring disch nischt Bazar, bist DU jetzt zufrieden, lach mal, sag aber nix Gülay.“ Er hatte wohl Angst, dass Gülay ihn schimpft, wenn ich ihr sge, er habe den Bazar zunächst vergessen. Ich war aber total happy mit meinem Errungenschaften.

Daheim im Hotel erzählte ich alles stolz meinen Eltern und meinem Bekannten am Telefon. Meine Eltern meinten, ich müsse nun Zoll für das Parfüm bezahlen, und alle meinten, ich müsse eventuell Strafe zahlen. Aber als ich Gülay das erzählte, lachte die nur umd meinte, dass das ganz normal sei, dass da keiner kontrolliert, denn es steht ja nicht Channel No 5 drauf. Es gäbe in der Türkei viele Häuser, wo man diese Nachahmerprodukte günstig kaufen könne, ich täte nichts Illegales. Da war ich dann beruhigt. Man soll halt nicht auf alles hören, was einem andere erzählen, und sich nicht verrückt machen lassen. Hinterher war nämlich gar kein Zoll da, der überhaupt irgendwas kontrolliert hat.

An einem Dienstag ging es dann ins Hammamm. Ich wurde abgeholt und in einen Bus gesetzt. Keiner sprach Deutsch. Dort dann endlich wurde ich von einer Deutsch-sprechenden Türkin namens Hylia empfangen. Sie brachte mich zu einer Umkleide. Auffallend war, dass viele Leute, auch Mitarbeiterinnen, Russisch sprachen. Dann bekam ich vom Dr. Seltschuk empfohlene Mineralwasser. Ich hörte mittlerweile auf ihn, da er offenbar ziemlich Ahnung hat. Denn wegen einer Verstopfung aufgrund der Rhythmus-Umstellung zur Morgendialyse und wegen des ungewohnten Essens (meine Nachbarin bekam Durchfall), erhielt ich Laktulose und sollte diese erst abends einehmen. Da ich aber zu ungduldig war, schluckte ich das Zeugs gleich. Die Wirkung ließ nicht lang auf sich warten. Beim Abendessen bekam ich dan solche Krämpfe, dass ich schon Angst hatte, es würde jemandem auffallen, weil ich total gekrümmt am Arm der Angestellten ins Zimmer ging. So befolge ich also den Rat mit dem Mineralwasser und schleppte es überall mit hin im Hammamm. Zuerst wurde ich auf einen heißen Stein gelegt. Dort übergoß mich eine Frau mit warmem Wasser. Dann wurde ich mit einem Peeling-Handschuh abgerubbelt. Danach kam wieder Wasser. Dann wurde ich mit Schaum vorne und hinten eingeseift. Danach wurde ich wieder mit Wasser übergossen. Dann sollte ich ruhen. Später holte mich Hylia zur Massage ab. Eine Frau ölte mich ein und massierte mich. Sie war erstaunt, dass ich schon 42 war, sie meinte immer wieder: beautiful face, beautiful body. Aber deshalb gab es auch nicht mehr Trinkgeld. Dann ruhte ich wieder, zog mich an und wartete draußen auf den Bus. Ich musste das Wasser bezahlen, da es aus der Bar kam. Den Tee hätte ich so gekriegt. Ich hatte vorher erklärt, dass die Empfehlung vom Doktor kam, aber das war denen egal. Auf den Tee musste ich verzichten, damit ich nicht zuviel Wasser ansammelte. Das war ärgerlich. Ich gab ihnen dann 10 Lira Trinkgeld, wovon noch das Wasser abging. Das war zwar etwas weig, aber ich musste mit dem Geld haushalten, und ich war etwas angegrätzt, dass der Tee kostenlos war, den ich nicht trinken durfte, während die ärztliche Empfehlung was kostete. Außerdem hat der Spaß sowieso 25 Euro gemacht. Dann hatte ich schon Angst, dass der Bus mich dagelassen hätte, weil ich kein Wort Türkisch kann, und so rief ich Hylia nochmal, die mit guckte, dass ich in den Bus kam. Aber die Herren wussten ja, wer ich bin, und so hat es geklappt. Wenn man nichts oder so wenig sieht wie ich, ist einem schon mulmig, wenn man so an einem fremden Ort ist, ohne mit den Leuten sprechen zu können. Der Tag war ideal für ein Badehaus, wo es total heiß war, denn draußen war es zur Abwechslung mal richtig regnerisch. So hab ich mir auch gleicheine Erkältung eingefangen, wie ich am nächsten Tag feststellte.

Es fing an mit Halsweh, und ich fühlte mich immer grippiger. Die Frau Doktor Funda (hier redet man die Ärzte mit Doktor und Vornamen an), die ich sonst auch total goldig fand, weil sie mir die Hand geschüttelt hat, wie mein Kalium so gut war, verordnete mir ein Clacid, ein Antibiotikum, das ich aber so schlecht vertrug, und solches Leibweh bekam, dass üich die Englein schon singen hörte. Es zog bis zum Herzen hinauf, und da ich bald fliegen würde, wollte ich mir das nicht auf der Reise antun.

Vor meiner Abreise erlebte ich noch eine schöne Überraschung. Da die Aschewolke zu der Zeit grade über Europa schwebte, konnten keine Touristen angeflogen werden. So fiel die von Turset angebotene Türkische Nacht mit Folklore und Essen auch aus. Birrol wusste auch nicht, wo ich noch Folklore hören könnte. Im Radio lief ab und an solche Musik, und der eine Dialysefahrer, der kein Deutsch konnte, stellte für mich den Sender ein, als er merkte, dass ich das gerne höre. Es war sowieso fraglich, ob ich nach Hause würde fliegen können, da nicht absehbar war, wann sich die Wolke wieder verzog, und ob man Flieger am Himmel zulassen konnte. Daher war ich etwas enttäuscht, dass die Türkische Nacht ausfiel. Aber als ich einmal beim Abendessen saß, hörte ich, dass jemand in ein Mikrofon schnalzte und zählte, was sich nach einer Mikro-Probe anhörte. Als ich nachfragte, wurde mir erkärt, dass eine Türkische Nacht im Hotel stattfinden würde. Ich war so froh und fragte, ob ich bleiben und zuhören könnte nach dem Essen. Ja, und so setzte man mich noch weiter zur Bühne. Es kostete sogar nichts. Bei Tourset hätte es 25 Euro gekostet. Das fand ich dann ausgleichende Gerechtigkeit, da ich soviel extra für Taxi und Trinkgeld ausgeben musste, weil keine Reisegruppen zustande gekommen waren. Leider war ich da schon etwas krank und war froh, als der Abend zu Ende war, weil ich nur noch ins Bett wollte, toll war es aber dennoch, und ich habe etwas auf mein Diktiergerät aufgezeichnet.

Da mein Rucksack schon bei der Anreise übervoll war, und da ich noch von Gülay türkischen H onig bekommen hatte, um ihn meiner Katzenbetreuung mitzubringen, und ich nun ja auch noch türkischen Honig hatte und vom Salman noch Gebäck einkaufen wollte, entschloß ich m ich dazu, um nicht wieder meine Badelatschen in der Handtasche schleppen zu müssen, eine zweite Reisetasche zu kaufen. Ich wollte eine mit Rädern und fragte Gülay, wie viel Kilo ich denn mitschleppen durfte im Flieger. 20 Kilo, und ich hatte schon 14. So lehnte ich den Koffer ab, den Gülay mir zum Kauf anbot, da er zu groß war und zuviel Eigengewicht hatte.

Da Bessalet wegen dem beinahe versäumten Bazar offenbar ein schlechtes Gewissen hatte, bot er mir an, mich am folgenden Tag kostenlos Spazieren zu führen. Ich solle ihn anrufen, er habe frei, wir könnten in den Park gehen. Ich ließ es bei ihm dreimal läuten, und er rief zurück. Dann meinte er aber, die Schwiegereltern seines Sohnes seien gekommen, er könne jetzt doch nicht mit mir Spazieren gehen. Naja, so was dachte ich mir schon fast. Als ich also die Reisetasche, weitere Euros brauchte, und auch nochmal in ein solches Parfümhaus mit nachgeahmten Parfüms wollte, bat ich Gülay, ihn nochmals anzurufen, da ich mich nicht mehr traute, sonst hätte er gedacht, ich wolle schon wieder kostenlos Spazieren gehen. So bekam ich vorsorglich eine kiste von Gülay, falls ich keine Tasche finden würde. Bessalet meinte: „Hab isch Nachbar, hat Taschengeschäft, macht gute Preis.“ So sind wir da hingefahren. Der erste Geldautomat hatte keine Euro-Scheine mehr, da er erst in einer halben Stunde aufgefüllt würde, so ein Pech aber auch. So legte Bessalet mir das Geld aus. Wir durften uns setzen, bekamen Apfeltee angeboten, und mir wurden einige Modelle gezeigt. Ich entschied mich für eine Reisetasche auf Rädern, da ich die dann auch daheim noch für Einkäufe nutzen konnte. Er handelte sie von 30 Auf 25 Euro herunter. Dann waren wir noch im Parfümladen, wo ich zweimal Carolina Hereras (einmal Chick und einmal Sexy) und noch ein Job-Parfüm kaufte, das kostete sogar alles a 50 ml zusammen nur 25 Euro. Dann fanden wir endlich einen Geldautomaten, der Euros ausspruckte. Ich bekam 5 Zwanziger. So musste ich ja Bessalet jetzt das ausgelegte Geld zurückzahlen. Das waren 50 Euro. Als ich ihn fragte, was er denn für die Taxifahrt wolle, meinte er: „Was DU mir geben willst.“ Sowas mag ich gar nicht, denn da ist man immer in der Bredouille, und es ist dann an mir, ob ich geizig bin oder nicht . Wenn er konkret was verlangt hätte, wäre es mir lieber gewesen. So sagte ich: 20 Euro. Da hätte ich ich ihm also insgesamt 70 Euro geben müssen. Ich hatte aber nur Zwanziger und gab ihm vier Stück. Das waren 80 Euro. Da meinte er: Muß ich Dir jetzt 10 rausgeben? Da konnte ich ja schlecht sagen, JA, gib mir 10 Euro raus, und so erließ ich ihm den Rest. Er gab mir dann 10 Lira wieder und meinte: Das ist korrekte Preis. So hab ich ihm ganze 25 Euro gegeben. Das ist für türkische Verhältnisse schon ganz schönes Geld. Dann fragte ich ihn, ob er Lust habe, mit mir zum Salman Kaffee trinken zu gehen. Wir stellten meine „Beute“ im Hotel ab, und die waren sogar so nett, das Ganze auf mein Zimmer zu bringen. Wir liefen zu Fuß zum Salman. Dort aßen und tranken wir beide, und dann kam ein Anruf für Bessalet. Er stand auf, und ich blieb mit der Rechnung sitzen, ganz sauber!

Und doch hatte ich zuwenig Euros abgehoben, die waren schon wieder alle. An nächsten Tag fuhr Birrol mich zur Notapotheke wegen des verordneten Antibiotikums, denn es war Kinderfeiertag in Antalya. Ich hatte, da es mein letzter Tag war, an der Dialyse fünf Euro und fünf Lira Trinkgeld dagelassen, etwas zu wenig, aber es ist ein Kreuz mit den Währungen und dem pa ssenden Kleingeld, und 20 Euro waren mir definitiv etwas zufiel. Bin ja kein Croessus. Dann blieben mir 20 Euro übrig, und das Medikament kostete 15 Euro. So konnte ich Birrol nur 5 Euro Trinkgeld geben, weil ich es passender nicht hatte, und das tat mir so Leid, weil ich ihn sehr mochte, und er mir sehr viel geholfen hat. Aber auch am Automaten kam nichts Passendes. Da ich krank war, und da ich unbedingt bei Salman mein Gebäck für Deutschland mitnehmen wollte, fuhren wir auch da noch vorbei. Ich da chte, vielleicht können die auch wechseln, und dann kann ich Birrol noch mal fünf Euro geben. Aber die nahmen nur Lira. Somußte ich mit Maestro- Karte die 7 Lira für das Gebäck bezahlen, ziemlich doof. Im Hotel wollte ich dann meine Zimmerrechnung für Telefon und Minibar bezahlen. Ich hatte nur ein Getränk, das ich mehrere Tage leermachte, da ich ja eh nicht viel trinken darf. Dann schmuggelte ich eine riesige Wasserflasche ins Hotel, die Mehmet hochtrug in einer Tüte. Das Leitungswasser kann man nicht mal zum Zähneputzen nehmen, da ich Zahnfleischentzündungen bekam. Aber dennoch war die Flasche am Ende noch nicht leer. Ich holte dann die Rechnung für alles an der Rezeption ab. Ich fragte, ob sie eine Tip-Box haben, und wie viele Abteilungen es gibt. Er zählte fünf Abteilungen auf, und als ich schon die Augen etwas verdrehte, meinte er, das sind dann auch alle. Ich gab 50 Euro, also 10 pro Abteilung wie: Technik, Zimmerservice, Küche, Restaurant, etc. Da sie auf Euro nicht rausgeben konten, und ich nur 50er hatte, musste ich schon wieder mit Maestro-Karte die Zimmerrechnung begleichen. Es ist wirklich ein „G’frett“ mit diesem Umtausch usw. Daheim habe ich das mit den Reiseschecks gleich bei der Bank zurückgetauscht und denen gesteckt, dass sie sich da mal erkundigen sollen, ob das Land wirklich keine Reiseschiecks mehr annimmt, und dass man so was vielleicht das nächste Mal vorher abklären könnte.

Der Abreisetag verlief auch sehr gut. Ich stand, vom Hotel geweckt, um 3 Uhr türkischer Zeit auf. Da ich krank war, fürchtete ich, dass mir die Reise schlecht bekommen würde. Es gab trotz der frühen Zeit sogar ein Frühstück. Als ich an einem Samstag früher dialysierte und früher abgeholt wurde, wurde auch extra ein früher bestelltes Frühstück gebracht. Das ist echter Service. Es gab auch wieder meine heiß geliebten Oliven. Mehmet kam, um mich zum Flughafen zu bringen. Beim Check-in sprach mich wieder das Ehepaar aus Unterfranken an, das mir auf dem Hinflug bereits Hilfe angeboten hatte. Dort wartete er dann, bis mich der Behindertendienst abholte. In der Zwischenzeit wollte ich noch eine Postkarte für einen Bekannten kaufen, hatte aber mal wieder kein passendes Geld, so daß Mehmet mir die Postkarte spendierte. Dann kam der Behindertendienst, ich wurde wieder in den Rollstuhl gesetzt und herum gekarrt. Es spricht ja keiner mit einem Rolli mit Inhalt, da ist man mehr oder weniger ein Gepäckstück, und so wusste ich nie, wo ich war. Nach Passkontrollen etc. wurde ich dann einfach abgestellt. Um mich herum gingen dann die Leute, und dann sprach mich eine Türkin an, ihr Mann sei ebenfalls behindert, sie würden nach Deutschland fahren, und keiner käme, um uns abzuholen, die anderen würden bereits zum Gate gehen. Da rief ich ein paar Mal ganz laut HALLOOO HALLLOOO, und dann endlich kam jemand, um uns abzuholen. Ich hatte wirklich Angst, wir würden in Antalya vergessen werden. Aber dann wurden wir in einen Lift gesteckt, und oh Wunder, ein Helfer erklärte mir: „we are goig down“, und dass ich nun hier warten möge, er würde den anderen Rolli noch holen. Welch ein Luxus an Information! Wenigstens einer, der mit dem Inhalt des Rollis spricht und merkt, dass „es“ lebt, und man auch wissen will, wo man hingekarrt wird. Dann wurden wir wieder in diesen fahrbaren Container gerollt. Dort sah ich nichts, weil es diesmal stockfinster draußen war. Ich wurde ohne was zu sehen, herumgefahren, konnte nicht rausgucken, und jetzt wusste ich, wie meine Katzen sich in dem Transportkorb auf dem Weg zum Tierarzt fühlen. Dann ging es aber endlich zum Flieger, und ich war aus dem Rolli auferstanden und wieder zum selbstbestimmten Fußgänger geworden. Der Start war ausgesprochen sachte, wir flogen sehr, sehr ruhig. Der Flug verging wie „im Flug“, weil ich mir mit meinem Diktiergerät „Jackque Bistro“ anhörte, was noch aus meinem „Urlaubshörbuch-Programm“ übrig war. Das Essen war wie immer mäßig bis saumäßig, aber ich nahm etwas davon. Ehe ich mich versah und dachte, dass wir noch landen müssten, sah ich auf einmal Land unter uns, und wir setzten super-super-sachte auf. Dann wurde ich auch gleich abgeholt, in den Bus gesetzt, durfte zu Fuß durch die Kontrolle, wobei die Grenzpolizei extra nochmal aus der Pause geholt werden musste. Wie schon erwähnt, gab es gar keine Zollkonktrolle. Mein Gepäck konnte man durch die Scheibe auch schon sehen. Draußen erwartete mich bereits mein Dialyse-Taxifahrer, der sich per SMS die Ankunft meines Fluges durchgeben ließ, dessen Nummer er sich vor meiner Abreise notiert hatte. Er hat die Landung mit Ronny, seinem Russich-Bolonca-Mix beobachtet und ihm wohl erklärt, dass die „Tante F…“ nun wieder kommt. Denn als ich den Taxifahrer begrüßte, sprang er an meinen Waden hoch: „Ich bin auch dabei!“ Er leckte mich zur Begrüßung im Auto nochmal ab. So verlief auch die Rückreise wie generalstabsmäßig durchgeplant. Da ich die Uhr wieder um eine Stunde zurückstellen konnte, war es erst acht Uhr, und ich rief bei der Dialyse an. Dort ließ man mich wissen, dass ich gerne heute kommen könne, da es ja abgemacht war. Ich bekam eine Sonder-Maschine nur für mich, was für die nächsten sechs Wochen sein musste, um eventuelle Keime und deren Weitergabe auszuschließen, denn man weiß nie,was man so in der Fremde an Erregern aufschnappt. Wenn ich nach sechs Wochen und einer Blutuntersuchung nichts habe, wird die Maschine wieder für alle anderen frei gegeben.

Insgesamt war es nicht der ALLERtollste Urlaub, da mir die kulturelle Seite sehr gefehlt hat. Aber es war erholsam und mal was anderes. Das Hotel war super, die Dialyse war standard der neuesten Technik. Fazit: Es ist als Blinder besser, jemanden mitzunehmen. Nächstes Mal plane ich die Reise etwas langfristiger und gehe vielleicht wieder in ein Blindenhotel, vielleicht in Süd-Tirol?

Mir wurde noch gesagt, dass Tourset auch Appartements hat, die nicht teuer sind, und wenn ein Blinder mit Hund kommt, kann er dort wohnen. Appartment ist nichts für mich, denn im Urlaub will ich nicht auch noch für mich sorgen müssen, sondern ich will mich verwöhnen lassen. Das Ergebnis sind DREI Kilo an Gewichtszunahme. Es hat so gut geschmeckt dort Ein Kilo kam wohl aus der Türkei, die anderen beiden haben sich daheim dazugesellt trotz wieder normalem Essverhalten. Ich vermute, dass ich das Cortison-Spray, welches ich aufgrund meines Tuben-Katarrhs nehmen musste, nicht so oft und so lange hätte nehmen dürfen. Aber das glauben die Ärzte mal wieder nicht. Hoffe, ich kriege die lästigen drei Kilo wieder weg! Daß die Türken oft so kräftig sind, das kann man ihnen bei dem guten Essen nicht verdenken.