Sonntag, 30. März 2008

... dann wäre ich zufrieden!

Wenn die Gute Fee kommen würde und mich fragen würde, was ich mir wünsche, würde ich sagen:

Ich möchte auch mal Recht haben. Wenn ich etwas aus meinem Fachgebiet sage, möchte ich, daß es anerkannt wird. Ich möchte nicht, daß andere immer bestimmten, was wahr und was falsch ist. Wenn andere wenig wissen, dann ist das Wissen, das ich über sie hinaus habe, immer "falsch". Ich möchte mal, daß andere mal etwas von mir annehmen. Ich möchte nicht immer, daß andere aus einem Gespräch mit mir so rausgehen, als seien sie mir nie begegnent. Alle lernen voneinander, und warum soll man dann nicht auch von mir was lernen? Ich habe es satt, immer nur von anderen belehrt zu weden. Wenn ich hingegen mal sage, das ist so oder so, dann glaubt man mir nicht. Führe ich Beweise und Belege an, werden diese kaputt gemacht und demontiert: Das, was Ihr an der Uni gelernt habt, ist nur graue Theorie, das, was Du in England erlebt hast, war halt dann nur eine Ausnahme, das, was Du über Medizin weißt, siehst nur DU so....

Ich würde mir wünschen, daß andere auch mal Fehler zugeben könnten. Andere Menschen können mir gegenüber keinerlei Fehler oder Irrtümer zugeben. Wenn sich die Verkäuferin verrechnet, dann habe ich sie abgelenkt. Wenn andere vergessen, mir etwas mitzubringen, dann bin ich schuld, weil ich sie nicht nochmal erinnert habe. Wenn meine SChüle etwas falsch sagen, und ich korrigiere sie, dann habe ich mich verhört, sie haben es richtig gesagt. Wenn andere mir etwas Falsches schicken, dann habe ich es falsch bestellt. Wenn andere etwas falsch verstehen, dann habe immer ich mich falsch ausgedrückt. Beispielsweise, wenn ich sage, der Dialysefahrer kommt in einer Stunde, und der Bekannte kapiert das nicht, dann bin ich schuld, denn "eine Stunde" ist ja nur eine Redensart, und könne ja auch fünf Stunden bedeuten. Jedenfalls liegt der Fehler immer bei mir. Wenn andere zu spät kommen, sagen sie, sie hätten mir das gesagt, ich hätt es nur nicht gehört.....

Ich würde mir wünschen, daß auch einmal eine Erkrankung, die ich habe, herauskommt, und ich nicht immer als eingebildet krank hingestellt werde. Als ich damals laufend müde und abgeschlagen war, hieß es, das sei psychisch. Erst später stellte sich heraus, daß es Pfeiffer'sches Drüsenfieber war, das jahrelang dauern kann. Als ich laufend Durst hatte, hieß es, das gehöre nicht zur Nierenkrankheit. Erst später stellte sich heraus, daß bei MEINER Form der Niereninsuffizienz eben Durst eines der Symptome ist. Als ich über Koordinationsstörungen klagte, hieß es, ich solle mehr üben. Erst jetzt stellt sich so langsam heraus, daß die Muskelschwäche und die Koordinationsstörungen zu meinem Krankheitsbild dazugehören. Aber der Arzt war zu feige, dies offiziell und schriftlich zu bestätigen. Jetzt habe ich nur seine inoffizielle Bestätigung in einer E-Mail, die mir wieder von anderen Ärzten nicht geglaubt wird. Nun, da ich an der Dialyse bin, und es mir laufend schlecht geht, heißt es, daß alle Dialysepatienten sich schlecht fühlen, nur ich wäre empfindlicher als andere. Nun hat sich herausgestellt, daß der Shunt immer zu ist, und daß die Beschwerden daher kommen. Jedesmal, wenn er wieder zu ist, muß ich wieder kämkpfen, daß man mir glaubt, und jedesmal stellt sich wieder heraus, daß ich recht hatte. Es geht mir nicht drum, daß die Ärzte mi RECHT geben, sondern, daß sie das nächste Mal schneller reagieren, da sie wissen, daß ich nicht bloß empfindlich bin. Es wird nie herauskommen, woran das liegt, daß es mir laufend so schlecht geht. Der Shunt geht halt jedesmal wieder zu. Man weiß nie, ab wann er sich wieder schließt, und so glaubt mir keiner, daß die Übelkeit daher kommt. Mir ist mehr übel als anderen DIalysepatienten, ich habe den unmittelbaren Vergleich, wie es vor diesen Shuntproblemen war, da fühlte ich mich fast wieder wie früher vor der Dialyse. Wenn der Shunt gut läuft geht es mir auch besser, aber nicht gut. Ich wünsche mir, daß sie endlich herausfinden, woran das liegt, daß es mir so schlecht geht, und daß sie mich danach endlich nicht mehr als Mimose ansehen, sondern daß sie sagen: "Die muß wirklich gelitten haben, bei dem, was wir jetzt gefunden haben, ist das auch kein Wunder!" Dann wären die Ärzte auch nicht mehr so komisch zu mir wie zu einer armen Irren.

Ich würde mir wünschen, daß ich auch einmal Übersetzungsaufträge bekommen würde. Einmal in zwei Jahren bekam ich einen Auftrag, aber genau da war mein PC abgebaut. Einmal kam eine Frau, die mir einen Auftrag geben wollte, und gerade, als ich zugreifen wollte, zog sie mir die Blätter weg und meinte, sie müsse sie noch schnell kopieren, rannte raus und ward nicht mehr gesehen. Auch bekam ich einen Anruf von Siemens, daß es einen Auftrag gäbe, aber ich hörte nichts mehr. Geld darf ich nicht verdienen, da ich Grundsicherung erhalte, und die Selbsthilfevereinigungen können mich niicht in Naturalien auszahlen, da sie das nicht in ihren Ausgabenbüchern vermerken können. Meine ganzen Bewerungen haben nichts gebracht, es ist (wie) verhext. Wenigstens einmal einen Auftrag, so dumm kann sich kein Mensch anstellen, daß er solch systematischen Mißerfolg hat. Andere reden mir oft ein, daß ich dies oder jenes besser machen soll. Ich bin ja auch nicht doof und habe alles schon probiert, da mir die gleiche Idee auch schon gekommen ist. Aber es hat nie was gebracht. Das kann einfach nicht mit rechten Dingen zugehen. Auch der, der sich am dümmsten anstellt, muß mal einen Auftrag bekommen.

Ich würde mir wünschen, daß ich einmal eine Wirkmächtigkeit hätte auf andere Menschen. Wenn ich jemanden nach dem Weg frage, dann zeigt er mit dem Finger. Wenn ich sage, daß ich nicht sehe, dann reagiert er nicht darauf und deutet weiter. Das normale "ach so!" kommt nicht. Der andere ist wie eine Wand. Wenn ich jemanden anrempele und angeschrien werde, dann sage ich: Entschuldigen Sie, ich bin blind. Dann sagt der andere aber nicht: "Ach SO!" sondern meint, ich solle halt gefälligst trotzdem aufpassen. Ich habe keinerlei Wirkung auf andere. Sie verhalten sich einfach so, unabhängig von allem, was ich sage oder tue. Wenn mich jemand fragt, kann ich IHnen helfen, und ich sage nein, dann packt der mich trotzdem an der Jacke und zerrt mich herum. Mein NEIN nützt nichts. Wenn mich jemand anruft, ob er bei mir übernachten kann, und ich sage nein, dann wird so lange gebettelt, bis ich zusage, weil ich keine Chance habe, den loszuwerden. Immer bekome ich dann Ratschläge, was ich tun soll. Die einen sagen, Du mußt härter sein, dann reagieren die Leute. Die anderen sagen, Du mußt weicher sein, dann reagieren die Leute. Der eine sagt härter und weicher zugleich. Wenn mich einer am Telefon anschnauzt, heißt es, Du mußt halt mehr "säuseln". Dieselbe Person sagt zwei Minuten später: "Du mußt halt selbstbewußter auftreten," ja was denn nun! Ich glaube, es ist völlig egal, wie ich auftrete: in MOLL, in DUR, in LAUT, in LEISE. Wenn jemand was nicht sehen WILL, dann habe ich keine Chance! Ich komme mir oft vor, als seien die anderen eine Wand, wie im Kino, der Film läuft einfach ab, ohne, daß ich was dazu tun kann, ohne, daß ich andere beeinflussen kann. Man sagt zwar immer, die anderen könne man nicht ändern, man könne nur sich selbst ändern. Aber andererseits, das spezielle VERHALTEN in diesem MOMENT zu MIR, das kann ich doch wohl bei anderen verändern. Kann ich nicht verändern, daß jemand anstatt mit dem Finger zu deuten lieber einige Worte zur Erklärung benutzt? Kann ich den anderen nicht so weit ändern, daß er mich nicht nochmal anschnauzt, wenn ich mich entschuldigt habe, daß ich ihn nicht gesehen habe? Habe ich gar keine Einflußmöglichkeit auf das Verhalten mir gegenüber? Muß das zwangsläufig ablaufen wie bei einer Marionette, jetzt ist sie aufgezogen, jetzt kann sie nicht anders? Ich will ja niemanden grundlegend ändern, aber ich muß doch die Möglichkeit haben, daß jemand sein Verhalten mir gegenüber ändert. Ich möchte Wirkmächtigkeit. Wenn ich STOP sage, dann soll dann auch STOP sein, und wenn ich NEIN sage auch! Und wenn ich sage, ich sehe das nicht, dann soll der andere das kapieren. Man sagt immer, wenn der halt nicht will, dann muß ich das so respektieren. Es gibt Dinge, die muß ich an anderen respektieren und auch stehen lassen. Aber es gibt DInge, da darf ich doch auch sagen: NEIN; SO MIT MIR NICHT! Und dann darf ich auch erwarten, daß die anderen DAS ändern! Ich will Grenzen setzen dürfen, ohne daß dies gleich schlimme Folgen hat, so wie andere auch bei mir Grenzen setzen (dürfen).

ICH WILL endlich jemanden finden, der mit mir Musik macht. Einmal habe ich in einer Session mitgespielt, und dann ging gleich das Licht aus. Alle spielen entweder viel schlechter oder viel besser als ich, nicht meine Richtung usw. Immer ist etwas im Wege, daß das nicht geht. Wenn ich einen Wunsch frei hätte, würde ich mir wünschen, daß es Leute gibt, mit denen ich musizieren kann!

Ich möchte, daß auch mal einfach was glatt geht, daß ich was bestelle, und es kommt, daß ich was einbauen lassen will, und es geht gleich, daß ich etwas repariert haben will, und es klappt. Es muß ja nicht IMMER klappen, aber MANCHMAL und nicht SELTENST!

Ich will Freunde haben, wo ich auch mal meine Gefühle zeigen kann, auch wenn es negative sind, auch wenn es traurige oder wütende sind, die das auch stehen lassen können, ohne gleich wieder irgendwelche billigen K ummerkastensprüche oder Trostpflaster zu haben. Ich will Freunde, die nich timmer sagen: SIEHSTE, es GEHT DOCH!, sondern, die sagen: ICH FREU MICH für Dich! Die auch mal ihre Schwächen zeigen können, die ich auch trösten kann, die mir nicht immer nur Ratschläge geben, die meine Situation auch schätzen und würdigen, die sich nicht immer über mich stellen und kluge Worte haben und zu allem was Tolles sagen können, die nich ta immer raushängen lassen, daß sie schon VIEL weiter sind ("früher war ich ja auch immer so, aber heute kann ich das viel besser"), die mal Fehler zugeben, die sich auch mal irren, die mir nicht immer an Mißverständnissen die Schuld geben, die auch mal von mir was annehmen oder sich auch von mir mal was sagen lassen, die mich nicht laufend veräppeln und bei jedem Schlagabtausch immer als der Sieger hervorgehen, die mich auch mal bestärken und sagen: Da hast Du recht, das würde ich auch so sehen, die mich auch mal loben und sagen, das hast Du gut gemach, die auch mal sagen können, das muß ich Dir lassen, das war gut, anstatt immer alles zu schmälern ("Hätte ich ja auch gekonnt, hab ich ja schon viel besser und VIEL billiger gekauft), die auch mal meine Stärken nutzen und dann nicht immer sagen: "Ich hätte das ja auch gekonnt, ich wollte Dir ja nur mal ein Erfolgserlebnis gönnen", die auch mal zugeben können, wenn sie es leichter hatten und nicht immer mit mir wetteifern, wer nun die schwerste Kindheit und das schwerste Leiden und die schlimmste Krankheit hat, die auch mal zugeben können: Das war bei mir jetzt nicht so arg, da war ich jetzt mal im Vorteil, das gebe ich zu.

Und ich will nicht immer unterbrochen werden und so kämpfen, daß ich ausreden darf. Und ich will mehr und schneller Kontakte, wen ich wo bin, daß man auch das Wort mal an mich richtet, und nicht immer ich anfangen muß zu reden, damit jemand sich mit mir unterhält. Ich will auch mal von anderen einbezogen werden ins Gespräch und nicht immer mich reinwürgen müssen. Ich will auch, daß andere mal auf mich zukommen und was von mir wollen und mich ansprechen.

Ich will nicht immer getätschelt und gestreichelt werden, ich will, daß man mich wie eine erwachsene Frau behandelt, nicht duzt und nicht wie ein Kind mit mir spricht. Ich will in den Arm genommen werden wie eine Erwachsene, ich will nicht laufend, daß andere mir zu nahe kommen und Wildfremde den Arm um mich legen, mit denen ich gar nicht richtig bekannt bin. Ich will diese Übergriffe und diese Distanzlosigkeit nicht! Ich will die Chance haben, mir auszusuchen, wer mich anfassen darf, wie alle anderen eben auch! Und ich will nicht, daß Männer, wenn sie mich mal in den Arm nehmen, gleich das ausnutzen, und daß ich noch als überempfindlich dargestellt werde, wenn ich das nicht will, und mir eingeredet wird, ich sie anders, anderen würde das nichts ausmachen. Ich will nicht immer für Sachen als "anders" hingestellt werden, die andere auch nicht mögen, oder die andere genauso empfinden würden. Ich will menr Bestärkung, daß meine Empfindungen ganz normal sind. Und ich will nicht immer, daß bei Zwistigkeiten andere sagen, DEINE Position ist nur Deine Privatlogik, ich will auch mal, daß meine Position angemessen und die richtige ist. Es gibt nicht immer Richtug und Falsch, aber manchmal schon.

All das würde ich mir wünschen, und dann wäre ich sicher zufrieden!

Es geht allen so!

Ich sehe schlecht, ich bin nachtblind. Wenn ich mit anderen unterwegs bin und sage, daß ich im Dunkeln nichts sehen kann, sagen sie immer: Das geht uns allen so. Zwei Minuten später sagen sie: DA VORNE ist ja die Kirche, da müssen wir hin!
Als mein Sehen nachließ, wurde ich mehr und mehr blendempfindlich. Da sagten mir die Leute, das geht uns allen so. Ich sprach mit einer Späterblindeten, die meinte, sie habe früher keine solche starke Blendungsempfindlichkeit gehabt, sie habe ja schließlich den unmittelbaren Vergleich.
Ich rede oft mit Leuten, die mir sagen: Wenn ich meine Brille absetze, bin ich fast blind. Dabei haben sie wenigstens eine, die ihnen das volle Sehvermögen gibt. Ein Taxifahrer sagte mir einmal, er wisse, wie ich ich fühle, denn er bekäme jetzt für die Dunkelheit auch eine Lesebrille. Da war ich drauf und dran zu sagen: Wenn Sie SO schlecht sehen, dann lassen Sie doch besser mich fahren.
Eine Frau sagte einmal: das ist schwierig für Sie, da herumzulaufen. Als ich ihr ehrlicherweise sagte, ja, sagte sie mir daraufhin: Sehen Sie, ich habe es auch nicht leicht, ich bin schon sehr früh Mutter geworden. Da wir gerade an einem Treppenabsatz standen, traute ich mich n icht zu sagen: "Die Pille zur Verhütung von Kindern ist bereits erfunden, die Pille zur Verhütungvon Blindheit leider noch nicht." Wer so dämlich ist und eine Blindheit mit der Erwartung eines Kindes zu vergleichen, verdient keinen anderen Satz. Aber ich hatte Angst, sie würde mich danach vielleicht die Treppe runterstoßen wenn ich das sage.
Ich bin an der Dialyse, aber immer, wenn ich Leute treffe, sind die immer noch viel kränker. Wenn ich andere höre, bin ich der gesündeste Mensch auf der Welt. Die, die es noch schwerer haben, betonen dies ganz ausdrücklich ("Du hast ja nur was mit Nieren, ICH hatte ja einen Schlaganfall"). Und diejenigen, die viel weniger haben, verleugnen diesen Unterschied total: "Es geht uns allen so, jeder hat sein Päckchen zu tragen, ich hab auch eine Brille...."
Außerdem bin ich immer jedem im Vorteil. Die Früherblindeten sagen, ich sei im Vorteil, weil ich ja noch lange gut gesehen habe. Die Späterblindeten sagen, ich sei im Vorteil, weil ich ja schon relativ früh Zeit hatte, mich andiese Situation zu gewöhnen.
Die Blinden sagen, ich sei im Vorteil, weil ich noch einen Sehrest habe. Die Sehbehinderten sagen, ich sei im Vorteil, weil ich ja schon die Vergünstigungen und die Entlastungen der Blinden bekomme.
Immer, wenn ich aucn nur ein einziges Mal sage, daß mir etwas schwerfällt, daß ich wo etwas nicht sehe, daß ich meine Brille brauche, daß es mir schlecht geht, dann kommt automatisch: Sei froh, daß Du noch was siehst, Du kannst dankbar sein, andere haben es noch viel schwerer. Du kannst froh sein, daß Du noch lebst, andere sterben an der Dialyse. Ich will ja nicht sagen, daß ich es am allerschlechtesten habe. Aber auch ich darf ja mal ganz einfach sagen, daß es schwer ist, ohne gleich wieder mit dem moralischen Zeigefinger gedroht zu bekommen, ich könne ja noch froh sein, weil ich "nur" das habe. Dabei ist das auch schon ganz schön viel und auch schon genug. Ich finde es traurig, daß ich keine Möglickeit habe, auch einmal sagen zu dürfen, es ist nicht einfach. So etwas sagt man auch einfach mal im Alltag, das kommt einfach mal vor. Aber jedesmal werde ich dann so zurechtgewiesen (von Leuten, die noch kränker sind als ich und mein Schicksal beneiden, und auch von ganz Gesunden, die eigentlich gar kein Recht dazu haben). Daraufhin sage ich schon immer zu den Gesunden: Wenn ich schon dankbar sein muß, daß ich noch das bißchen sehe, wie dankbar müßte dann erst Ihr sein. Ich halte Euch doch auch nicht den ganzen Tag vor, daß Ihr ja froh sein müßt, und daß Ihr gegen mich noch topfit seid und ihr sehr glücklich sein müßt. Ich bin die Letzte, die anderen, wenn sie bei mir (über Kleinigkeiten) klagen, sagen würde: Schämt Euch, Ihr seid gesund, was wollt Ihr denn, was soll ich dann erst sagen? Aber ich mag es nicht, wenn andere ihre Situation unmittelbar mit meiner vergleichen und sagen: Sieh her, ich habe es auch schwer, ich bin Linkshänder, das ist auch nicht einfach. Außerdem möchte ich eben auch einmal einfach sagen dürfen, daß es schwierig ist, und daß man es einfach mal so stehen läßt als eben eine Tatsache, und daß es mir auch zusteht, das einmal aussprechen zu dürfen, ohne gleich wieder mit dem mahnenden Zeigefinger darauf hingewiesen zu werden, daß es anderen ja noch schlechter geht. Das mag sein, aber das hilft mir nichts, und ich möchte halt auch einfach mal meine Situation anerkannt wissen, oder einfach mal so im Alltag nicht auf jedes Wort achten müssen, wenn mir mal rausrutscht, herrje, es ist halt auch wieder mal verdammt schwierig! Das tun andere auch, und zwar bei wesentlich weniger schlimmen Sachen, und die werden dann auch nicht jedesmal zurechtgewiesen, daß sie es ja noch gut haben. Man läßt ihnen einfach das Recht, ihre Emotionen einmal kundzutun und läßt es dann einfach so stehen. Dasselbe wünsche ich mir auch! Ich habe es weiß Gott verdient!
Man kann nun wieder sagen: Sieh mal, verstehe doch die anderen, die sind dann hilflos und wissen nicht, was sie sagen sollen. Schon wieder sind wir beim Zeigefinger, beim Belehren und dabei, von mir Verständnis zu erwarten und mich zurückzunehmen. Dann dürfte ich ja mit gar niemandem mehr über meine Gefühle sprechen oder mal etwas sagen, denn ich könnte damit andere ja immer hilflos machen und belasten. Daher darf ich mich offenbar niemandem zumuten und muß mit meinen Gefühlen alleine bleiben. Denn wenn ich sie ausdrücke, kommen wieder solche Kommentare, die mir dann noch mehr wehtun. Aber zurück zum Verständnis der Hilflosigkeit anderer: Es ist reine Spekulation, ob sie hilflos sind. Es geht mir bei der Klage darum, meine Gefühle nicht ohne Ermahnungen anderer ausdrücken zu dürfen, nicth darum, andere anzuklagen, daß sie so böse sind, und daher braucht es den Reflex, die anderen zu verteidigen und deren Sichtweise einzunehmen eigentlich nicht. Alles, was ich will ist nur, meine Traurigkeit darüber auszudrücken, und wie es mir damit geht, wenn andere solche Kommentare zu meinen Beschwerden machen. Es geht nicht darum, die anderen zu beklagen, sondern ich möchte nur ausdrücken, wie weh mir das tut, und wie das für mich ist. Es geht mir darum, auszudrücken, was in mir in diesem M oment vorgeht, was bei mir dann los ist. Was die anderen denken, warum sie das tun, wieso sie sich so verhalten, ist reine Spekulation, gehört in diesem M oment nicht hierher, ist nicht Gegenstand der Debatte. DAs können ganz unterschiedliche Dinge sein. Es geht in diesem Moment nur darum, daß ich zeigen will, was das mit mir macht, ohne einen anderen anzuklagen. Der kann hilflos sein, der kann sich blöd vorkommen , der kann selbst mitgenommen und verzweifelt sein und weiß nicht, was er sagen soll. Aber dann wäre es auch schön, einfach zu sagen: Ich bin hilflos, ich weiß nicht weiter, ich bin auch verzweifelt. Das stellt uns auf die gleiche STufe, ohne daß jemand bemitleidet wird. Das ist echtes Mitgefühl und Mitteilung und Spiegelung der eigenen Gefühle. Daran merkt man, daß der andere bei einem ist. Diese Moralkommentare wie: Sieh mal, andere haben es noch schlechter, lassen mich einsam sein, geben mir noch Schuldgefühle, stempeln mich zum Egoisten ab, sprechen mir das Recht ab, meine Situation auch einmal als schwierig anzusehen, setzen mich noch unter Druck. Der andere stellt sich somit über mich. Es hört sich dann so an, als wüßte der andere immer eine Lösung und einen Trostsatz, nur ich sei so unfähig.
Das führt uns genau dahin, was ich sagen will: Andere stellen es immer so dar, als ginge es ihnen genauso, nur sie seien einfach weiter, hätten schon mehr Gelassenheit, könnten sich nur besser wehren, hätten nur schon besser gelernt, sich durchzusetzen als ich. Es sieht immer so als, als ginge es mir genauso wie den anderen, aber die seien eben besser, könnten mir noch Ratschläg e geben, wüßten eben alles einfach besser und könnten von oben herab pädagogisch auf mich einwirken. Dabei ist nichts gegen echte und hilfreiche Ratschläge zu sagen: Wo finde ich einen Anwalt? Wo bekomme ich Beratung? usw. Was ich aber oft feststelle ist, daß diese Leute gar nicht in meiner Situation sind, und daß ich, wäre ich in deren Lage, sicher genauso flott, genauso fit, genauso selbstbewußt und genauso tüchtig wäre. Daß ich nicht so gut zurechtkomme, liegt nicht etwa daran, daß ich schlechter oder unfähiger oder ungeduldiger oder schwächer bin als andere. Ich bin nämlich ziemlich tüchtig, ziemlich fit, ziemlich gewieft, ziemlich bewandert etc. Wären diese tollen Menschen, die alle so gelassen, so selbstbewußt, so tüchtig und so stark sind, in meiner Situation, würden sie sich sicher kein Deut besser verhalten oder keine Spur besser zurechtkommen als ich. Die anderen stellen eine Ungleichzheit her und stellen sich auf eine höhere Stufe als mich: "Ich bin AUCH in Deiner Situation, aber ich bin weiter, ich weiß schon, wie es geht." Ich hingegen sage: Ihr seid auf der gleichen Stufe wie ich, ich bin genauso weit und genauso fit wie Ihr, aber meine Situation ist eben einfach noch um einiges härter. Ich stelle mich nicht auf eine höhere Stufe und schaue auf andere herab: Seht mal, ich bin Dialysepatient und blind usw., ich meistere das alles, ich bin besser als Ihr. Ich sage aber: Schaut mich an, wie tapfer ich kämpfe, und dennoch gelingt nichts, und nicht etwa, weil ich dümmer bin als Ihr, sondern weil diese Situation tatsächlich fast nicht zu meistern ist, und wäret Ihr an meiner Stelle könntet Ihr es auch nicht besser machen als ich. Ihr wäret genauso verzweifelt, genauso hilflos, genauso belastet, genauso zermürbt. Anstatt mir laufend einzureden, daß unsere Situationen ähnlich schwierigsind, und daß ich es nur noch einfach "lernen" müßte, wie Ihr, damit umzugehen, wäre ich froh, es würde einmal jemand zu mir sagen: "Wenn ich in Deiner Situation wäre, wäre ich sicher oft genauso hilflos und verzweifelt wie Du, ich wundere mich, wie Du das alles immer schaffst, ich denke, da würde jeder mal zusammenbrechen." So habe ich zusätzlich zu all meinem Streß auch noch die Belastung, daß andere auf mich herabsehen und mir weismachen, daß es allen gleich geht, aber daß ich eben einfach nur mehr darunter leide als andere, weil ich empfindlicher bin.
Es gibt immer mal Situationen, wo die Handwerker pfuschen, es gibt immer mal Situationen, wo man mit Ärzten Probleme hat. Jeder hat schon einmal in einem Amt etwas nicht bekommen oder Ärger gehabt. Der Unterschied ist aber der, daß alles zusammengenommen gebündelt auf mich hereinbricht, daß es nicht abreißt, daß es nie Ruhe gibt. Jeder hat MAL irgendeinen Ärger. Viele haben keine Arbeit gefunden und sind lange arbeitslos. Aber sucht mir den, der all diese Dinge zusammen hat. Das, was ich in einem Monat erlebe, das erleben andere nicht in zwei Jahren. Es gibt immer Dialysepatienten, die mal ein Shunt-Problem haben, aber es gibt nicht allzuviele, die schon drei OPs und drei Aufdehnungen in zwei Jahren gemacht haben. Es gibt wenige, die bei jedem Handgriff einen Monat brauchen, bis er erledigt ist, weil es laufend Pannen gibt. Zusätzlich bin ich dann noch beim S ozialamt und habe auch dort oft Ärger. Zusätzlich sehe ich noch schlecht, was die Sache verkompliziert. Zusätzlich habe ich noch ein Händchen, daß bei mir laufend was kaputt geht. Zusätzlich habe ich noch das Problem, daß mir oft nicht geglaubt wird, wenn es mir nicht gut geht, und ich dann um eine Untersuchung kämpfen muß. ALL diese Sachen für sich genommen, können JEDEM Menschen passieren, einige davon sind Bagatellen. Aber nehmt alle diese Dinge zusammen: Dann habt Ihr mich! Und sucht mir mal jemanden, der so viele Einzelsachen mitmacht über einen so langen, nicht enden wollenden Zeitraum. Ich glaube schobn, daß es so etwas gibt, und daß es Menschen gibt, die vielleicht nicht das Gleiche aber ähnlich Schlimmes mitmachen müssen. Nur sind die dann sicher genauso zermürbt wie ich. Ich möchte nicht weiter dulden, daß andere auf mich herabsehen, mir Ratschläge geben aus einer Perspektive, von der aus sie meine Situation nicht einmal annähernd beurteilen können. Für andere sieht es immer so aus, als hätten wir beide dieselben Schwierigkeiten mit demselben Grad an Problemen, nur ich sei halt jemand, die wehlelidiger ist, und der man noch Ratschläge geben muß. Für andere ist nicht sichtbar, daß ich wesentlich mehr zu stemmen habe, weil sie immer nur einen Ausschnitt aus meinem Leben sehen. Von außen sieht es immer so aus, als sei das alles nicht schlimm. Das ist das eigentlich SChlimme daran, daß man meine Probleme von außen unterschätzt, daß man mich daher unterschätzt, daß ich im Verhältnis zu dem, was ich zu tragen habe, das eigentlich gut mache, und daß andere es daher besser machen als ich, weil sie zwar VIEL, aber nicht SO viel stemmen müssen. Diese Leute, die mir so tolle Ratschläge geben, wären in meiner Situation am Ende vielleicht ratloser als ich. Daher bitte ich um Zurückhaltung und einfacher Würdigung meiner Situation, was nichts mit Bemitleiden zu tun hat. Und der Spruch: Gib doch nicht immer gleich auf, ist eine Frechheit in Anbetracht all dessen, was ich im tagtäglichen Kampf zu erbringen habe. Es ist mir nicht egal, was andere denken, sonst würde ich bei solchen Kommentaren nur denken: L eckt mich doch am Arsch. Ich möchte nicht so als dummes Trutscherl angesehen werden, der man noch von oben herab etwas sagen kann, wo ich doch so viel meistern muß. Da tut man mir in meinem Ansehen einfach Unrecht! Und das stört mich, auch wenn jetzt alle wieder so cool daherreden und sagen: DAS würde MICH nicht stören, was die anderen sagen, ist mir egal! Ach, Ihr seid ja alle SOOO TOLL!!!!!

Spülmaschine -- Pechsträhne reißt nicht ab

Im November mußte ich meine Spülmaschine reparieren lassen, da sie nicht mehr abpumpte. Es stellte sich heraus, daß eine Klappe an einem Wasserhahn kaputt war, die das Wasser heraus - und zurücklaufen läßt. Das kostete 200 Euro. Der Monteur bot mir eine Reparaturversicherung an, die ich aber ablehnte, da dies sich nicht rechnet. Drei Monate später habe ich einen Topf, dessen Griff lose war, nicht rechtzeitig reparieren lassen. So fiel der Griff ab, und die Schraube ging durch den Filter in die Pumpe. Das wußten wir aber alles noch nicht, aber da es so zeitnah geschah, war es meine erste Vermutung, die mir natürlich mal wieder niemand glaubte. Der Monteur kam und untersuchte die Maschine. Er fand den Fehler und meinte, wenn wir Glück haben, geht die Pumpe wieder. Wenn ich Pech hätte, müßte ich eben eine neue Maschine kaufen. Wir hatten Glück, die Pumpe lief. Der Monteur hörte noch eine Weile zu, ob sich alles gut anhörte, während er die Rechnung ausstellte und den Reparaturschein ausfüllte. Da sich alles soweit ordentlich anhörte, ging er. Da räumte ich meine Sachen wieder ein und schaltete die Maschine an. Sie ging auch genau bis zu dem Punkt, bis zu welchem der Monteur noch anweseend war. Genau da stoppte sie wieder, piepste und blinkte. Ich konnte leider nicht erreichen, daß nochmal jemand kam, da alle Reparaturen eine Vorlaufzeit von einem Tag haben. Da ich ja ins Krankenhaus muß, und da ich ja nicht weiß, wann ich entlassen werde. So fragte ich eine Bekannte, ob sie mit dem Unternehmen einen Termin machen könnte, wann sie sich mal in meine Wohnung setzen kann, damit der Monteur hereinkann. Der Donnerstag ist nun dieser Tag. Ich bin froh, daß ich noch Hilfe in der Nähe habe, und daß sich jemand dazu bereiterklärt. Nun bin ich gespannt, was passiert. Der Monteur kann sich keinen ganzen Spülgang anhören, daher wird es schwierig werden, den Fehler zu finden, denn wenn er wieder geht, hört die Maschine wieder auf. Es reißt nicht ab. Schlimmstenfalls muß ich mir eine neue Maschine kaufen. Ich hoffe nur, daß es bei der OP nicht genauso geht wie bei der Duschkabine und der Spülmaschine, und ich dann drei-viermal auf den OP-Tisch muß, weil da was schiefgegangen ist, da was nachgebessert werden muß etc.

Am besten, ich lasse die Nase bei OBI machen und festschrauben und lasse die Spülmaschine vom Krankenhaustechniker reparieren. Die Duschkabine kann dann der Arzt aufbauen. Vielleicht wird es ja dann endlich mal was!

Duschkabine -- die unendliche Geschichte

Da ich wegen dem schlechten Sehen immer beim Duschen das ganze Bad geflutet habe, haben wir uns gemeinsam mit Haushaltshilfe und Eltern dazu entschieden, mir eine Duschkabine anzuschaffen. Ich ließ mir zunächst einmal von vier Firmen Kostenvoranschläge kommen. Da diese sich um die 1200 Euro beliefen, bin ich doch sehr davon abgerückt, mir dies professionell machen zu lassen. Ein Dialysemitpatient empfahl mir den Vater seines Kollegen als guten Handwerker. So habe ich mich mit ihm kurzgeschlossen. Im Dezember haben wir die Duschkabine, die mein Vater aus dem Obi-Prospekt gemäß der Abmessungen herausgesucht hat, bestellt. Es dauerte bis Januar, bis sie da war. Es sollten an drei Fliesen Löcher entstehen: da, wo die Duschstange war, und da, wo eine Seifenschale, die im Weg war, herausgebrochen werden mußte. Ich wollte unbedingt (wegen des häßlich kackegrünen Fliesenspiegels) an diesen Stellen drei Bilderfliesen, und zwar eine knallrote Mohnblume auf weißem Hintergrund, das hätte sich sehr gut gemacht. So habe ich drei Stunden im Internet recherchiert. Ich fand dann genau das, was ich suchte und bestellte. Es dauerte drei Wochen, und ich hörte immer noch nichts. Da schickte ich eine Beschwerdemail an das Unternehmen. Man teilte mir mit, für die drei Fliesen seien drei Wochen doch eine gute Zeit. Aber die Fliesen kamen prompt am nächsten Tag -- aber es waren die FALSCHEN! Es waren rote Mohnblumen auf grünem Hintergrund, und dieses Grün hätte wie Ar... und Fr..... zu meinen anderen Fliesen ausgesehen. So haben wir dann doch die drei weißen Fliesen des Handwerkers genommen, die er noch daheim hatte und entschlossen uns, dann eben ein Dekor draufzukleben. Es war Februar, als die Fliesen kamen. Nun konnte der Handwerker nicht, da er erst krank war, dann in Urlaub flog, und danach baute er erst selbst seine Küche um. Im März kam er dann. Wir stellten fest, daß der Spiegelschrank drei Zentimeter zu breit war, so daß die Duschkabinenwand nicht aufgestellt werden konnte. So haben wir erst einmal einen neuen Spiegelschrank montiert. Ich sagte schon, es wird wieder einen Monat dauern, bis wir die Duschkabine aufstellen. Er meinte, nein, nun sei ER ja da, da würde so etwas nicht passieren. Aber als ich an der Dialyse war, kam mein Mitpatient und teilte mir mit, daß der Handwerker ihn soeben angerufen hatte, weil etwas mit der Duschwand nicht stimmte. ICh war total verzweifelt, aber alle redeten mir wieder mal ein, das sei ganz n ormal, das würde jedem so gehen. Es stellte sich nach Rückfragen mit dem Handwerker heraus, daß die Duschkabine zwar richtig ausgesucht war, daß aber diese Kabine einen Werksfehler aufwies, so daß eine Wand schief war. Wir mußten sie wieder umtauschen. Da dies wieder einen Monat Wartezeit bedeuten würde, hat der Baumarkt dem Handwerker das Geld herausgegeben. Nun sucht er woanders eine. In einem anderen Baumarkt, in welchem wir wegen dem Spiegelschrank waren, hat er genau so eine Kabine gesehen. Ich bin gespannt, ob die dann auch hinsichtlich der Maße paßt. Nun ist auch noch eine der neu angebrachten Fliesen gesprungen. Er muß nun wieder eine neue hinkleben, einen Tag warten, und dann kann er mit der Arbeit beginnen. Ich weiß nicht, wann er eine Duschkabine findet, ob die Fliese dann hält, und ob er dann die neue Duschkabine problemlos anbringen kann. Falls dies nicht möglich ist, kann er die 200 Euro behalten, die er für die Kabine rausbekommen hat, denn soviel Zeit hat er mittlerweile schon gearbeitet, und ich verzichte auf die Duschkabine und kaufe mir wieder einen neuen Duschvorhang. Da sieht man doch, daß auch der beste Handwerker diesen Fluch nicht brechen kann, daß sich alles so hinzieht, un ddaß jeder einzelne Schritt einen Monat dauert.

Nasen-OP

Als ich im Rahmen der Voruntersuchungen zum Schlaflabor meinen HNO-Arzt nicht erreichte wegen eines Termins, bin ich zum meinem zweiten HNO-ARzt gegangen (deren habe ich drei: Phoniaterin, HNO und eben dieser), der auch plastischer Chirurg ist, was ich zufällig herausfand. Ich sprach ihn gleich auf meine große breite Nase an, ob man da etwas machen könnte. Er meinte, da ich ja auch medizinische Probleme hätte, könne man diesen Teil von der Kasse zahlenlassen, und den Schönheitsteil übernehme ich dann, der sich nur noch auf 500-600 Euro belaufe. So habe ich nach einiger Bedenkzeit und -- auf Anraten meines Nephrologen --auch noch eine Zweitmeinung meines Stamm-HNOs eingeholt. Der meinte, es sei ein guter Operateur, es sei zwar ein Wahleingriff, aber irgendwann muß die Nasenscheidewand ja eh mal begradigt werden, da könne ich das gleich machen lassen. Ich ging also wieder zu dem HNO mit der Zusatzausbildung zum plastischen Chirurgen und machte den 1. April als OP-Termin aus. Ich mußte für die drei Einzeleingriffe: Nasenmuschelverkleinerung, Nasenscheidewandbegradigung und Nasenverkleinerung) drei eigene Einverständniserklärungen ausfüllen. Die Aufklärungsformulare der OPs waren aber gespickt mit Horrorvisionen wie Knorpelentzündungen oder die Notwendigkeit, für die Nasenmodellierung aus dem eigenen Körper Material herausnehmen zu müssen. Daher stellte ich die notwendigen Fragen auf dem Formular. Es kam lange Zeit nichts. Dann rief ich an. Es wurde mir mitgeteilt, daß die OP-Aufklärung nur telefonisch ginge. Der ARzt rief ausgerechnet an einem Dialysetag an. Daraufhin machte ich in der Praxis einen Termin aus. Bei diesem Termin wurde ich leider versetzt. Ich rief nochmal an, gab meine Handy-Nummer auch noch durch, aber nichts geschah. Mein Dialysearzt bot an, daß der HNO auch während der Dialyse anrufen könne, und daß sie mir das Schnurlose dann eben ans Bett bringen. Auch das half nichts. So schrieb ich mehrere E-Mails an den HNO-Arzt. Die Helferinnen meinten laufend, er sei nicht da, er ginge nun in Urlaub. Dann hieß es, unterm Urlaub sei er auch manchmal da, aber wenn ich anrief, hieß es doch jedesmal, er sei im Urlaub. Dann rief sie wieder aus der Praxis an, man habe nun den Termin für die OP seitens des Belegkrankenhauses gestrichen. Da war ich total fertig. Denn zunächst mußte ich mir erkämpfen, daß ich die Dialyse und die OP separat von der Kasse gezahlt bekomme. Das Krankenhaus nahm keine Dialysepatienten, da sie selbst keine Dialyse haben, und die Durchführung einer Dialyse anderswo von ihrem Budget abgegangen wäre. Daher verhandelte ich mit der Kasse und erklärte ihnen, daß ich ja während der OP-Zeit auch Dialyse brauche, und daß ich in kein anderes Krankenhaus gehen könne, das eine Dialyse hat, da dieser HNO-Arzt, zu dem ich gehen wollte, nur Belegbetten in genau diesem Krankenhaus hat. So hat die Kasse, mit der sich bisher immer reden ließ, genehmigt, die Dialyse weiterhin an meinem Zentrum zu bezahlen, so als käme ich ambulant, und die OP in dem Krankenhaus extra zu bezahleln, so daß das Krankenhaus nichts von seinem Budget abgezogen bekommen würde. Daher war ich eben sehr aufgebracht, daß nun doch noch der Termin gestrichen worden war. Außerdem hatte ich für die Präop-Untersuchungen einen Haufen Streß. Sie brauchten EKG und Blutbild. Das EKG an der Dialyse war kaputt. So mußte ich extra deswegen zum Hausarzt. Hätten wir verschoben, hätte ich alles der Aktualität wegen nochmals anfertigen lassen müssen. So schrieb ich in meiner Verzweiflung ans Krankenhaus, und dort saß eine Dame, die Verständnis für meine Situation hatte, und sie sprach mit dem OP-Manager. Alsbald rief auch schon der HNO-Arzt an, die OP würde am 1. April durchgeführt, und er erklärte mich auch endlich zu meinen noch verbleibenden Fragen auf. Nun fand auch das Narkosegespräch statt. Am Dienstag geht es los. Ich soll den neuesten Erkenntnissen entsprechend eine Tasse Tee vor der Narkose trinken, um die Magensäure zu neutralisieren. Ich bin schon sehr aufgeregt, freue mich aber schon auf meine veränderte Nase.

Donnerstag, 13. März 2008

Leserbrief über aggressive Alte (von heute)

Ist es nur die "Jugend von Heute"?

Ich bin fast blind, und mir sind folgende Begebenheiten passiert:

Ich stand mit einigen Leuten auf dem Gehsteig, eine alte Frau kam vorbei,
stieß mir ihren Ellenbogen in die Rippen und keifte: "Geh weg da!"

Ich stieg in eine Straßenbahn und stieß versehentlich gegen eine Tasche
einer alten Frau. Sie haute mir mit der flachen Hand gegen das Schienbein
und keifte: "Geh weg, die Dasch'n g'hert mir!" Ich war so entsetzt, daß
ich heulend weiter vor in die Bahn gerannt bin. Jeder, der sich künftig
neben den Platz dieser alten Frau setzte, wurde mit ""weg da, Du Ausländer!"
beschimpft und geschlagen.

Am selben Tag ging ich von der U-Bahn am Plärrer in Richtung Straßenbahnen.
Da ich aufgrund meiner schweren Sehbehinderung und schweren Nierenerkrankung
unter starken Blutdruckmedikamenten stand, konnte ich nicht so schnell
laufen. Auf einmal stieß mich eine alte Frau in den Rücken: "SCHNELLER!"

Um Weihnachten herum stand ich in einem Kaufhaus und war gerade dabei, eine
Verkäuferin nach dem Weg zu fragen. Eine alte Frau schob einen Rollstuhl
und boxte mir in die Seite, weil sie an mir vorbei wollte. Einen Mund hatte
sie offensichtlich nicht.

Am Mittwoch den 11. März mußte ich trotz meiner Behinderung in der
Straßenbahn stehen. Ein alter Mann stieg ein, sagte nicht etwa höflich:
"Lassen Sie mich vorbei", sondern stieß mich in die Seite, schubste mich mit
dem Ellenbogen beiseite und drückte sich vorbei.

Ich rede hier nicht von versehentlichen Rempeleien oder von Drängeleien in
Eile, wo sich mal jemand schnell vorbeimogelt. Ich möchte hier nicht
angesehen werden wie ein Blümchen-Rühr-Mich-Nicht-An. Aber ich werde
behandelt wie ein Stück Dreck. Es sind hauptsächlich ältere Menschen, die
sich mir gegenüber so benehmen. Auch habe ich schon beobachtet, daß, wenn
man nicht schnell genug aus der U-Bahn aussteigt, ältere Leute oft
hintendran schieben und schimpfen. Ich wirke aufgrund meines Äußeren und
der Behinderung auf andere offenbar etwas "Zwielichtig" oder aufreizend, da
ich einerseits so hilflos bin, daß es andere aggressiv macht, andererseits
aber dennoch für mich ein gewisses normales Selbstbewußtsein beanspruche und
nicht nur dankbar und unterwürfig bin. Mein Aussehen wirkt auf andere
befremdlich und macht sie unsicher. Außerdem strahle ich auf andere, ohne
auch überhaupt nur den Mund aufgemacht zu haben, etwas Freches oder gar
Aggressives aus, was nicht meine Absicht ist, aber eben meine äußere Wirkung
auf andere darstellt. Dies ist aber noch lange kein Grund, mich mit meinen
40 Jahren (die man mir aufgrund meiner starken Behinderung nicht ansieht)
und wegen meiner geringen Größe wie ein schmutziges, junges Gassengör zu
behandeln.

Die Alten wollen, daß die Jugend Respekt und Anstand ihnen gegenüber zeigt.
Ich bin gerne dazu bereit, auch wenn mein Auftreten, ohne daß ich das
beeinflussen kann, auf andere überrumpelnd, irritierend oder provozierend
wirkt, wofür ich gar nichts kann. Ich wünsche mir, daß ich respektvoll
behandelt werde, so wie auch die älteren Menschen es für sich beanspruchen.
Wenn Sie also eine zu klein geratene blinde Frau mit langen etwas wilden
Haaren sehen, das bin ich, und ich tu niemandem etwas, ich möchte einfach
nur mit Menschenwürde und Respekt behandelt werden. DANKE!

Dienstag, 11. März 2008

Fridolin, mein Sorgenkind, ist überfahren!

Mit dem Kater Fridolin hatte ich ja immer schon meine liebe Not. Er hat mich fast zur Verzweiflung gebracht, weil er seine Medikamente nicht nehmen wollte, die er wegen seiner Eosinophilie gebraucht hat, damit er nicht auf der Seite und an den Beinen noch mehr offene Stellen bekommt. Wir haben es geschafft, ihm einmal pro Woche Gestagene in Form von Tabletten einzuflößen, die ich ihm tags zuvor immer in etwas Wasser aufgelöst und dann am Morgen heimlich ins Futter untergemischt habe. Er nahm tüchtig zu durch die weiblichen Hormone. Dann kam die tierärztliche Kontrolle, und die Tierärztin entdeckte zwei Knoten in der Leiste. Man wußte nicht, ob es Tumoren oder nur Fettansammlungen waren, da er so schnell zugenommen hatte. Am siebten Februar nachmittags habe ich ihn beim Füttern vermißt. Ich hatte zuvor ziemlich laut geschimpft, weil ich mich über etwas geärgert hatte, und er ist wohl rausgerannt, weil er das nicht hören wollte. Vielleicht war er sowieso schon draußen, wer weiß. Am Abend war er auch nicht mehr da. Das bereitete mir dann schon Sorgen, da er zwar mal eine Mahlzeit ausfallen ließ, aber er kam ja doch sonst immer irgendwann wieder nach Hause. Als er dann am nächsten Tag zum Frühstück auch nicht da war, befürchtete ich, daß er wohl nicht mehr heimkommen würde. Am 9. Februar habe ich dann an TASSO eine Mail abgeschickt, sowie an das Nürnberger Tierheim. Auch beim Radio habe ich angerufen. Aber es war kein Fridolin gefunden worden. Später stellte sich heraus, daß ich damals, als er gechippt wurde, vergessen hatte, an TASSO die Chip-Nummer zur Registrierung weiter zu geben. Ich habe bei der Tierärztin angerufen, und die holte dieses Versäumbis sogleich nach. Daher konnte die Chipnummer bei der Identifizierung der Katze auch nicht verglichen werden. Ich habe mit der E-Mail an TASSO zusammen mit der Vermißtenmeldung auch ein BIld von Fridolin mitgesendet, damit sie, wie auch damals bei Lissy, wieder Suchplakate drucken können. Diese kamen dann auch gleich am nächsten Tag. Als ich bei der Bäckerei eines der Plakate aufhängen wollte, meinte die Bäckerin, sie wolle ja nicht vorgreifen, aber sie habe in der Volkmannstraße 30 eine Katze gesehen, die von einem N-ERGIE-Auto überfahren wurde. Sie könne aber nicht sagen, ob es meine Katze gewesen sei. Ich rief bei der Straßenreinigung an, aber die meinten, daß das Tattoo N02 L53 nicht stimme, und daß die dort überfahrene Katze weder Halsband noch Glöckchen gehabt hatte, was Fridolin ja extra umgebunden bekam, um ihn einerseits als Katze einer Besitzerin zu kennzeichnen, und um durch das Gebimmel die Vögel zu warnen. Da alle Merkmale offenbar laut Straßenreinigung nicht übereinstimmten, dachte ich, es sei dann wohl eine andere Katze. Die Bäckerin, die selbst Tierhalterin war und daher mein Anliegen verstand,, ließ aber keine Ruhe und war so nett, bei der Stadt anzurufen. Sie teilte denen die Chipnummer mit, die auf dem Plakat zu lesen war. Die verglichen das mit der Katze von der Volkmannstraße, und tatsächlich, es war Fridolin. Die Bäckerin rief dann bei TASSO an, die mich wiederum ihrerseits umgehend verständigten. Als ich dann die Bäckerin anrief, erklärte sie mir, sie habe bereits mit der Straßenreinigung gesprochen, die wußten, worum es geht. Der Mann am Telefon war aber recht unfreundlich, und er meinte, es könne ja sein, daß das Tattoo L53 lautete, und möglicherweise habe er sich damals verlesen. Es war also Fridolin, der überfahren war. Irgendwie war ich auch erleichtert, denn ich hatte mir laufend falsche Hoffnungen gemacht, daß er wieder kommt. Immer wieder hatte ich die Hoffnung, sein langgezogenes EEEEEIAAAAAAUUUUUU zu hören, sobald ich zur Tür hereinkam. Aber das war nicht der Fall. Nun brauche ich darauf nicht mehr vergeblich zu warten die Bäckerin meinte, sie habe ihn oft an der Volkmannstraße gesehen, wußte aber nicht, daß es mein Kater war. Fridolin war immer ein Sorgenkind, von Klein auf hatte er öfter Krankheiten, sein eosinophiles Granulom, oder daß er laufend vom Schrank purzelte. Außerdem hatte er nun diese zwei Knoten. Wer weiß, ob er nicht auch so an einer dieser Erkrankungen gestorben wäre. So hatte er noch ein schönes Leblen. Ich habe so dafür gekämpft, daß er sich behandeln läßt, aber der Kleine wollte nicht, und als wir ihn jüngst so weit hatten, seine Medizin zu schlucken, und als es nun endlich besser wurde, ist er dann doch überfahren worden. Ich hoffe, es geht ihm gut, da wo er nun ist, im Tierhimmel.
Wer seinen Gedenkstein im virtuellen Tierfriedhof besuchen will, kann auf
http://zergportal.de/baseportal/Tierfriedhof/detail&Id==2001
klicken.

Und wieder Shuntprobleme

Im Januar, nachdem ich von der Nachtdialyse, in der ich mir zweimal den Shunt durchbohrt hatte, wieder in mein altes Dialyse-Regime mit HDF zurück gegangen war, fühlte ich mich eine Weile besser. Dann entstand am Unterarm wieder eine Ausbeulung mit einer Engstelle darüber. Wieder glaubte mir keiner, daß etwas mit dem Shunt nicht stimmte. Als ich der Schwester erklärte, daß es mir wieder so schlecht geht, und daß das letzte Mal auch alle Werte gut waren, und trotzdem eine Engstelle bestand, meinte sie auch noch: "Man kann sich auch etwas einreden." Da ich nun bald wieder bei meinem alten Nephrologen im Nachbarort vier Dialysen bekommen werde, habe ich ihm sofort meine Shuntprobleme geschildert. Er empfahl mir einen Radiologen im Klinikum, und er sagte, es gäbe hier vor Ort mittlerweile auch einen guten Shunt-Chirurgen. Ich habe wieder probiert, bei meinen Ärzten eine Überweisung zu bekommen, aber mit dem Argument, erst Ultraschall, denn da habe man es ja das letzte Mal auch gesehen, wollten sie mich nicht überweisen. Ich habe aber gleich drauf hingewiesen, daß man es das letzte Mal eben im Ultraschall NICHT sehen konnte, und daß ich ja deshalb so lange Probleme damit hatte, weil es keiner sah. Das wurde aber abgestritten. Die Engstelle habe sich sehr wohl damals im Ultraschall abgezeichnet. Damals mußte ich auch erst einen Termin beim Radiologen erstreiten, da man im Ultraschall eben nichts gesehen hatte, und erst die Angiographie die hochgradige Engstelle gezeigt hatte. Auch beim zweiten Mal, als der Shunt sogar total verschlossen war, hat man im Ultraschall nichts sehen können, erst in Neckargemünd hat man im Röntgenbild den totalen Verschluß, den die Ärzte im Ultraschall nicht mal als Engstelle erkannt hatten, gesehen. Und da wollten die sich wieder nur auf Ultraaschall verlassen und behaupteten, sie hätten das das letzte Mal ja schließlich auch gesehen. Hnterher wird immer alles verdreht. Jedenfalls mußte ich dann bei Dr. Nikolay eine Einweisung ins Fürther Klinikum beantragen, da die Fürther von meinem Zentrum keine Einweisung annahmen. Erst bekam ich keinen Termin in Fürth. Dann vertröstete man mich wieder, obwohl ich am Telefon hörte, wie sie einer Privatpatientin sofort einen Termin gaben. Als es mir zu bunt wurde, fuhr ich mit einem Bekannten nach Fürth und kündigte über Handy mein Kommen an, und daß ich nicht eher ginge, als bis ich einen Termin für eine Angiographie hätte. Als ich dort ankam, wollte mich der Arzt sofort sehen, was ein gutes Zeichen war. Er machte auch einen Röntgentermin mit mir aus, aber er schien von meinen Beschwerden nicht so überzeugt. Am Freitag den 29. Februar war es dann soweit. Er fand über dieser Ausbeulung tatsächlich eine kleine Engstelle, nur fünfzig Prozent, aber immerhin, und in der Nähe der Anastomose war ein Segel, also ein Häutchen, das er mit dem Ballon wegsprengen mußte. Außerdem wurde sicherheitshalber noch am oberen Ende des Shunts, wo die Vene anfängt, gedehnt. Insgesamt lag ich zweieinhalb Stunden auf dem Tisch. Er meinte, wenn es nicht besser würde, könnte ich auch ein Goretex-Interponat bekommen. Aber das bringt wieder Probleme an den Stellen, wo das Goretex an die Naturvene angenäht ist. Außerdem könne man auch einen Oberarm-Shunt legen, diese Shunts liefen ganz gut. Ich habe dafür plädiert, am anderen Arm einen Shunt zu legen. Aber da ich ja noch so jung sei und noch so viele Jahre Dialyse hätte, und das Problem am anderen Arm auch auftreten könne, daß die Veneninnenvwände sich verdicken anstatt sich ordnungsgemäß auszuweiten, müsse man den anderen Arm noch schonen, sonst hätte ich am Ende keine Venen mehr zum Punktieren. Mir ist das egal, ich lebe jetzt, und mir ist so schlecht, daß ich alles tun würde, um dem zu entrinnen. Es kann sein, daß es mir so elend wird, daß ich, um diese Übelkeit und das Augenflimmern loszuwerden, mich umbringe, oder daß ich wegen der schlechten Shuntverhältnisse langsam so vergifte, daß ich von alleine sterbe. Dann ist die Patientin zwar tot, aber man hat die Venen am rechten Arm geschont. Mir ist egal, ob der Arm dann auch hinüber ist, und ich in zehn Jahren dann keine Venen mehr zum Punktieren habe, da ich dann wahrscheilich eh schon transplantiert bin. Wenn ich wirklich mal keine Venen mehr habe, dann kann ich dann immer noch ins Gras beißen. Ich lebe jetzt, und mir ist schlecht, und mir ist egal, was in zehn Jahren ist, ich will, daß es mir JETZT endlich besser geht, und da würde ich alles tun, notfalls auch aus dem Leben scheiden, damit es endlich aufhört, daß mir so schlecht ist. Wenn nicht endlich ein Wunder geschieht, und jemand die Ursche findet oder mir glaubt, daß es am Shunt liegt, kann ich für nichts mehr garantieren. Ich werde so lange kämpfen, bis ich Hilfe bekomme, auch wenn ich verhext bin, und es nicht sein darf, daß mir geholfen wird, und Gott es verhindert, warum auch immer. Wer immer das liest, bitte sucht mir jemanden, der mir helfen kann, daß es mir endlich besser geht!!!!!

Finn, der Führhund

Im Januar habe ich das erste Mal meinen zukünftigen Führhund Finn bei seiner Patenfamilie besucht. Ich habe wenig Hundeerfahrung und war viel zu stürmisch. Ich habe ihn gleich umarmt, und er war etwas verdattert. Um mich, wie mir der Trainer später sagte, zu beschwichtigen ("Tu mir nix!"), leckte er mich dann im Gesicht ab, wie es die Rangniedrigeren bei den Ranghöheren im Rudel machen, wohl um sie milde zu stimmen. Da ich ihm klarmachen wollte, daß ich das nicht will, habe ich ihm die Schnauze zugehalten und energisch "nein" gesagt. Der Trainer meinte hinterher: "Erst bedrohen Sie ihn aus seiner Sicht, dann leckt er sie ab, um Sie zu beschwichtigen, und dann halten Sie ihm auch noch den Mund zu." Da habe ich erst gemerkt, wie blöd mein Verhalten aus Hundesicht war. Ich wollte ihm halt gleich zeigen, daß ich ihn total süß finde, ihn halt gleich "erziehen", damit er "lernt", mich nicht abzuschlecken. Außerdem habe ich gleich mit Sitz und Platz ausprobiert, ob er auf mich hört. Das sollte ich auch nicht tun, meinte der Trainer, denn der Hund kennt mich ja gar nicht, und ich hatte ja kein Leckerle für ihn, das ich ihm dann zur Belohnun hätte geben können. Ich muß noch viel lernen, wie man mit einem Hund umgeht. Mit einer Katze ist es so viel einfacher: wenn sie einen leckt, dann mag sie diesen Menschen, wenn sie weggeht, dann kann sie ihn nicht leiden. Die Katze sucht sich ihren Besiitzher aktiv (mit) aus, beim Hund ist das nicht ganz so. Ich dachte, er wird mir gleich zeigen, ob er mich sympathisch findet oder nicht, dabei hängt das eher von meinem Verhalten ab, welchen Eindruck der Hund von mir bekommt. Der Trainer meinte, "Wenn Sie das noch weiter so machen, wird er Sie dann aber nicht mehr mögen." Es ist wie bei Kleinkindern, deren Tanten sie einfach abknutschen, und Kinder dies aber überhaupt nicht leiden können. Genauso empfindet der Hund, wenn man so von oben herunter auf ihn zugeht. Er will vorsichtig von unten auf gleicher Höhe gestreichelt werden.

Das zweite Mal fand die Begegnung in meiner Wohnung statt. Zunächst kam der ja noch sehr junge Hund nicht die Stiegen vor meiner Wohnung hoch, da er so glatten Marmor wie in Treppenhäusern üblich nicht kennt. In der Patenfamilie hat er es mit normalen Holztreppen zu tun. Außerdem hallt ein Treppenhaus, was für den kleinen Welpen noch ganz neu war. Er ist zwar schon fast ausgewachsen, aber er ist halt doch erst ein halbes Jahr alt. Mit gutem Zureden seitens der Trainerin kam er dann doch die fünf Stufen heraufgesprungen. In der Wohnung war auch Jakob, Fridlin war nicht da. Jakob schaute den Hund intensiv von der Seite an, drehte sich ohne Fauchen und Knurren langsam und souverän um und stiefelte nach draußen. Als der Hund weg war, kam er hereingerannt und machte: "gegegegge!" ("Ist der blde Hund jetzt endlich weg?!") Aber er hielt sich gut für das erste Mal. Finn hat gleich den Teppich vor meinem Sideboard als seinen Platz auserkoren, wobei die Trainer meinten, das könnte mal sein Lieblingsplatz werden. Außerdem legte er sich gleich auf den Teppich unterm Tisch, der für ihn eine Art Höhle bot. Der Hund ließ sich gut streicheln, ich machte es diesmal vorsichtiger, fest aber langsam, und die Trainerin meldete mir auch zurück, daß es so richtig war. Der Hund blieb nur eine Viertelstunde, dann meinten die Trainer, daß das erst mal reicht für's Erste. Insgesamt machte die Begegnung einen guten Eindruck auf mich, es wird wohl hoffentlich werden, es sei denn, mein wieder durch Shuntprobleme ausgelöstes schlechtes Befinden geht nicht mehr weg. Eigentlich habe ich den Trainern nun gesagt, es könne nun gar nichts mehr dazwischen kommen, aber nun ist mir wieder so oft schlecht, weil es wieder eine Engsteelle im Shunt gegeben hat. Davon dann in einem anderen Post.